USA - Kanada 2015 - Teil 4

Reisezeit: Mai - Juli 2015  |  von Uschi Agboka

Teil 4-Streckenverlauf Minnesota/N.Dakota/Montana: 23.06.2015 - Teil 2 - Little Missoure Grasslands

23.06.2015 - Teil 2 - Little Missouri Grasslands - Glendive - Miles City

Wir verlassen den Park und fahren den HW 85, wo immer noch viel Verkehr herrscht, nach Watford City zurück. Von dort folgen wir dem HW 200, später HW 68.

Bald kommen wir zu einer riesigen Tankstelle. An den Preisen in dem Laden an der Tankstelle erkennt man sofort, dass auch hier die Ölarbeiter abgezockt werden – alles ist völlig überteuert. Eigentlich wollten wir dort frühstücken, aber uns hat das integrierte Lokal überhaupt gefallen, also fahren wir weiter.

Der HW führt nun durch das Little Missouri Grassland. Es ist die größte Grünfläche im Land – 1.028.784 Acres (416.334 ha). Früher war das Grassland ein Teil des Custer National Forest. Hervorragende Merkmale der schönen und bunten Land-schaft sind die Badlads, zerklüftes Gelände durch Wind und Wasser erodiert und das Misch-Grass-Land, Grass-Prärie mit langem und kurzem Grass. In diesem Teil des Little Missouri Grassland ist die Natur geschützt. Olböhrungen sind dort nicht erlaubt. Das ist eine herrliche fast menschenleere Landschaft, wir sind begeistert.

National Grasslands sind Grünlandgebiete von nationaler Bedeutung, die als Schutzgebiete ausgewiesen sind. Der Kern der heutigen Schutzgebiete entstand aus Farmen, die während der Great Depression der 1930er Jahre in den Prairiegebieten des Mittleren Westens aufgrund anhaltender Dürre – Dust Bowl - aufgegeben werden mussten. Die Regierung kaufte die Farmen an, wies sie als National Grasslands aus und renaturierte die ursprüngliche Prairie. Die verbliebenen Rancher leben im Einklang mit der Natur. In den Schutzgebieten ist Jagd, Viehweide, Rohstoffförderung, Erholung und andere Nutzung möglich, muss aber genehmigt werden. Der Schutz ist vergleichbar mit dem eines Naturparks oder Landschaftsschutzgebietes in Deutschland.

Fast alle National Grasslands befinden sich im Bereich oder am Rande der Great Plains, nur drei liegen woanders, nämlich im Südosten von Idaho, im Nordosten von Kalifornien und im mittleren Oregon.

Eine Prärie (Wiese/Weide) ist die nordamerikanische Ausprägung einer Steppe, eine Vegetationszone im Mittleren Westen der USA und in den Prärie-Provinzen Kanadas.

Die begrenzte Vegetation (Baumarmut, wenig dichte Gras- und Strauchlandschaft) geht auf die kontinentale Lage und den Regenschatten der Rocky Mountains und die damit verbundenen Klimabedingungen (Wassermangel) zurück. Vor allem in den Kaltzeiten des Eiszeitalters wurde Löss aufgeweht, was sich heute im Rahmen der Wüstenbildung durch landwirtschaftliche Übernutzung – Dust Bowl - wiederholt.

Dust Bowl wurden in der Zeit der Weltwirtschaftskrise (Great Depression) in den USA und Kanada große Teile der Great Plains genannt, die in den 1930er Jahren – besonders in den Jahren 1935 bis 1938 – von verheerenden Staubstürmen betroffen waren. Nach Rodung des Präriegrases zur Urbarmachung für landwirtschaftliche Nutzung (hauptsächlich Weizenanbau) hatten jahrelange Dürren fatale Auswirkungen.

Heute bilden die Prärien eine riesige landwirtschaftlich genutzte, teilweise auch verödete und weiter verödende, oft künstlich bewässerte Anbaufläche für Weizen, Mais und andere Produkte. Seit etwa 2010 werden die durch weiße Siedler im 19. Jh. fast ausgerotteten Bisons auf diesen Vegetationsflächen wieder verstärkt angesiedelt - Buffalo Commons.

Mit dem englischen Begriff Buffalo Commons wird ein Projekt in den Great Plains in der Mitte der USA bezeichnet. Als Reaktion auf den massiven Bevölkerungsrückgang seit den 1960er Jahren und verstärkt ab dem späten 20. Jh. soll die Entwicklung und der Zustand der Zeit vor dem Einströmen weißer Siedler in der zweiten Hälfte des 19. Jh. wiederhergestellt werden. Jene sind nach den großen, verheerenden Staubstürmen der 1930er-Jahre (Dust Bowl) zu großen Teilen in fruchtbarere Küstenstriche weiter westlich der Rocky Mountains weitergezogen.

Der Plan wurde von dem Landnutzungsplaner Frank Popper sowie seiner Frau, der Geographin Deborah Popper entworfen. Sein Ziel ist, dass erneut große Flächen des Landes in öffentlichen Besitz gelangen, auf denen wieder große Büffelherden über die weiten Ebenen der Prärie ziehen können. Diese lebten hier vor der Beinahe-Ausrottung durch die weißen Siedler zu Hunderttausenden in einem von extensiver Nutzung geprägten Nebeneinander mit den hier ebenfalls ansässigen Prärie-Indianern. Durch die Vermarktung des Büffelfleischs und insbesondere den Einnahmen aus dem Tourismus soll eine dauerhafte wirtschaftliche Basis für die abnehmende Bevölkerung der Great Plains geschaffen werden.

Die Great Plains – Große Ebenen – sind ein trockenes Gebiet östlich der Rocky Mountains. Lange waren sie kaum bewohnt und wurden nur von teilnomadischen Indianern auf der Jagd nach Bisons und Gabelböcken durchstreift. Die von den Europäern nach Amerika gebrachten Pferde veränderten alles. Die bislang schwachen Lakota und Comanche entwickelten sich zu einem bedeutenden Machtfaktor im Mittleren Westen. Mitte des 19. Jh. zogen weiße Siedler durch die Great Plains nach Westen. Da die Great Plains als unbewohnbare Wüste galt, ließen sich erst um 1865 erste Weiße dort nieder. Die Bisons wurden stark dezimiert und die Indianer bis 1890 in Reservate verdrängt. Heute werden hier rund 60 % des Rindfleisches und etwas die Hälfte des Weizens der USA von Farmern erzeugt. Um 2007 lebten ca. 10 Mio. Menschen im Gebiet der Great Plains, doch sie verlieren durch Überalterung und Landflucht stark an Einwohnern.

Zunehmende Dürre erschwert die Land-wirtschaft und die Technisierung lässt Arbeitskräfte überflüssig werden. Die tiefe Grundwasserschicht ist durch die Nutzung zur künstlichen Bewässerung fast erschöpft. Heute verwandelt sich kultiviertes Land wieder zurück in Graslandschaft, auf der wieder Bisonzucht betrieben wird. Man überlegt, Menschen abzusiedeln, die Flächen in Prairie rückzuwandeln und Flächen für wildlebende Bisons zu öffnen. Jagd und Tourismus könnten eine neue wirtschaftliche Grundlage sein. Auch die Windkraftgewinnung nimmt an Bedeutung zu – siehe Buffalo Commons.

Kaum ist das Schild zu sehen – Ende Little Missouri Grassland – da sind auch schon die ersten Ölbohrungen wieder am Werk. Schrecklich, wie die das Land verschandeln.

Gegen 11 Uhr überqueren wir die Grenze zu Montana.

Wir kommen nach Sidney, überqueren den Yellowstone River, der braun vom Schlamm ist. In Sunny’s Cafe wollen wir frühstücken. Die Bedienung ist unfreundlich und unhöflich, völlig ungewöhnlich in den USA. So macht man kein Geschäft und erhält kein gutes Trinkgeld. Bevor wir gehen, zahle ausnahmsweise ich und sage der Bedienung, wie unmöglich wir ihr Verhalten empfunden haben und dass wir aus diesem Grund kein Trinkgeld geben. Das Gesicht der Bedienung hättet Ihr sehen sollen. Leider konnte ich es nicht fotografieren. Rolf ist leider schon gegangen. Ihm sind solche Situationen peinlich.

Weiter 11.45 Uhr, Richtung Miles City. Bis Glendive HW 16, dann Interstate 94 West. Es ist heute mal wieder sehr heiß, mehr als 30 Grad. Die Fahrt geht durch „Big Sky Land“, unendlich der Horizont. Es gibt hier viele große Farmen und Ran-ches. Die Rinder und Pferde auf den Weiden haben sehr viel Platz. Alles ist sehr grün. Die Rehe sind in dem hohen Gras kaum zu sehen. Manchmal sehen wir den schmutzigbraunen Yellowstone River, der hier sehr viel Wasser führt.

Der Yellowstone River ist ein rechter Nebenfluss des Missouri River. Er ist 1.114 Kilometer lang und fließt durch den Westen der USA. Die Hidatsa Indiander nannten den Fluss wegen der gelben Färbung des Gesteins an seinen Ufern Mi tse a-da-zi, was die frühen französischen Trapper mit Rivière des Roches Jaunes übersetzten und Rene Jessaune im Jahre 1798 mit Yellow Stone.

Der Yellowstone River entspringt im Nordwesten Wyomings, bei der nordamerikanischen Wasserscheide in den Rocky Mountains. Er fließt nordwärts durch den Yellowstone Nationalpark, durchfliesst den Yellowstone Lake, fällt drei Wasserfälle hinunter und formt den Grand Canyon of the Yellowstone.

Weiter im Norden in Montana durchfließt er die Absoraka-Bergkette und wird bei Livingston vom Wasser der Berge gespeist, wo er abdreht und sich durch die nördlichen Plains nach Billings windet.

Östlich von Billings erhält er Zuwachs vom Bighorn River, bei Miles City vom Tongue River und im östlichen Montana vom Powder River. Unmittelbar nach der Grenze zu North Dakota mündet er in den Missouri. Der Yellowstone ist an dieser Stelle breiter als der Missouri.

Gegen 13.20 Uhr machen wir Halt an einer Raststätte. Leider haben wir dort keinen Empfang, so können wir nicht nach Hotels schauen.

Weiter durch eine herrliche Landschaft, bis Miles City. Ankunft um 15 Uhr. Wir stoppen an einem McDonald, um dort ins Internet zu gehen. Sprite schmeckt dort ekelhaft süß. Rolf findet einige Hotels, alle sauteuer.
Unterwegs haben wir eine Reklame gesehen, Red Rock Motel, 60 Dollar. Also machen wir uns auf den Weg dorthin. Das Hotel sieht nicht sehr verlockend aus und wir erfahren vor Ort, dass es geschlossen sei. Also zurück – downtown. Hier sehen wir prächtige Häuser mit schönen Gärten.

Wir fahren zum Super 8 Motel, etwas außerhalb gelegen, sehr groß, sehr alt, doch trotzdem kosten die Zimmer noch 80 Dollar. Völlig überteuert. Doch wir bekommen ein Behindertenzimmer, was angenehm ist wegen der hohen Toilette und der Haltestangen im Bad.

Einchecken, abladen, dann fahren wir zum Albertson einkaufen. Kirschen, Trauben – sehr günstig. Avocado und Bier sehr teuer. Wir finden ein frisch gegrilltes Lemon Pepper Hähnchen und fahren dann schnell zurück ins Hotel. Es regnet. Doch das erwartete Unwetter hat sich verzogen.

Um 16.30 Uhr sind wir zurück im Hotel, können essen, duschen und relaxen. Rolf macht sich daran, unsere weitere Route zu planen. Ich bin ziemlich fertig, mein Rücken macht Probleme. Es waren heute 256 Meilen = 412 km.

Das Hotel ist wirklich sein Geld nicht wert, alles etwas unsauber im Zimmer. Aber wir sind froh, dass wir ein Dach über dem Kopf haben. Wir befinden uns in der Hauptreisezeit der Amerikaner, da ziehen überall die Preise stark an. Das Super 8 gehört noch zu den „günstigen“ Hotels, die anderen lagen bei 130 Dollar und mehr.

Das heutige Miles City, ca. 9.000 Einwohner, entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jh., als in dem Militärstützpunkt Tongue River Cantonment der Alkohol verboten wurde. In der Folge zogen die dort stationierten Soldaten in die Siedlung, um dort Alkohol zu konsumieren, was die Entwicklung der dortigen Gastronomie begünstigte. Der Ort wurde damals nach dem Befehlshaber des Stützpunkts Nelson Appleton Miles zunächst nur Miles oder Milestown genannt und 1877 zum Verwaltungssitz des Custer County bestimmt.

Durch die Hinzunahme weiteren Landes zur Besiedlung entstand neben dem dann sogenannten Old Miles ein weiterer, als New Miles bezeichneter Ort, der 1878 offiziell als Gemeinde registriert wurde. Später wurden die Gemeinden als Miles City zu einer einheitlichen Stadt zusammengefasst. Um 1880 hatte der Ort bei 550 Einwohnern 23 Gaststätten, aber noch keine Kirche.

Bald siedelten sich jedoch auch andere Dienstleistungen wie etwa Einzelhändler, Sattlereien und Wäschereien an und im Umland ließen sich Schaf- und Rinderzüchter nieder. Gegenwärtig ist die Landwirtschaft der bestimmende Wirtschaftszweig in Miles City.

Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.USA.Canada

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reise durch folgende Staaten (USA und Kanada): Colorado / New Mexico / Arizona / Nevada / Arizona / New Mexico / Texas / Oklahoma / Kansas / Missouri / Illinois / Wisconsin / Michigan / CANADA – Ontario / Minnesota / North Dakota / Montana / Idaho / Utah / Wyoming / Utah / Colorado Motorrad-Tour-Verlauf – 10.250 Meilen = 16.503 km
Details:
Aufbruch: 13.05.2015
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 08.07.2015
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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