Reha in der Karibik, Teil Nord

Reisezeit: Januar / Februar 2017  |  von Manfred Sürig

Sommergenuß im Februar

Eingewöhnen ohne Winterbekleidung

Start in Le Marin auf Martinique, eine riesige flache Meeresbucht im Süden der Insel, in der sich mehrere Marinas angesiedelt haben und die im übrigen übersät ist mit tausenden ankernden Booten und Booten an vermieteten Muringbojen. Sigi hatte tags zuvor mit Mühe einen Ankerplatz finden können, der ideal zum Ankunftsanleger lag und zur Anlegestelle bei Leaderprice, dem französichen Aldi, wo wir unsere Getränke einkaufen wollten.

Und ich war nun also der Patient an Bord, auf den Rücksicht genommen werden musste:
Beim Umsteigen von der Badeplattform ins Dinghy bei Landgängen, bei allen möglichen Drehbewegungen der Hüfte beim Dichtholen der Genua und selbst beim Kriechen in die Koje.

Sigi schlug vor, im ersten Teil der Reise auf Nordkurs bis Guadeloupe zu gehen, weil der Wind zunächst aus 100 Grad, also Ostsüdost kommen würde, dann aber in der Woche darauf eher in den nördlichen Ostquadranten drehen und zunehmen sollte. Das würde uns ein Gegenankreuzen sowohl hin wie auch zurück ersparen. Und es würde Axel und Wolfgang das Tauchen in den Riffs ermöglichen, die Cousteau bereits westlich von Gouadeloupe gepriesen hatte.

Start am 1.Februar 2017.
Frisch aufgetankt mit allen Vorräten genießen wir einen Kurs leicht vor dem Wind bei herrlicher Sonne zunächst in Richtung Le Diamant, ein schroffer Felsenberg vor der Südwestküste Martiniques.
Die Anse d‘Arlet ist unser erster Ankerplatz – man muss früh genug ankommen, um noch eine ruhige Ecke zu erwischen. Gleich ein Einstieg ins kristallklare Wasser, in dem auch Schildkröten den Boden in 6 Meter Tiefe abgrasen.
Kurz nach 18 Uhr versammelt sich die Crew zum gemeinsamen Fotografieren des ersten Sonnenuntergangs – mit einer Wolke davor, die die Qualität beeinträchtigt. Nach dem leckeren Abendessen ein Schluck Rotwein und um 20.15 Uhr liegen wir in der Koje, nur zugedeckt mit einem Leinentuch, denn auch nachts sinkt die Temperatur kaum unter 25 Grad.
Die Akklimatisierung an Bord ist schon gelungen.

Den nächste Tag beginnt mit dem gewohnten Ritual: Sigi lässt Beiboot und Badeplattform zu Wasser, die Gästecrew geht baden, während Annemarie uns das Frühstück zubereitet.
Bevor die Sonne richtig zu stechen beginnt, cremen wir uns gegenseitig ein, eine Vorsichtsmaßnahme, die sich auf allen bisherigen Reisen bewährt hat. So haben wir uns noch nie einen Sonnenbrand geholt trotz Segeln mit nacktem Oberkörper und Spiegelungen der Sonne vom Wasser.
Sigi liest am PC den Wetterbericht, der - für uns ungewohnt – für mehrere Tage im Voraus eine Schwellwarnung nennt.
Da kann sich irgendwo auf dem Atlantik ein Tief austoben, die Wellen breiten sich in alle Richtungen schneller aus als der zugehörige Wind und das Tief kann obendrein eine andere Zugrichtung nehmen als der Schwell.

Auf der Südwestseite von Martinique segelt man in Wind- und Wellenschatten, weil normalerweise immer der Ostpassat weht

Auf der Südwestseite von Martinique segelt man in Wind- und Wellenschatten, weil normalerweise immer der Ostpassat weht

Im Schwellschatten auf der Westseite von Martinique zu bleiben und mit dem ablandigen Wind heute nur bis St. Pierre segeln, so Sigis Empfehlung, der wir gerne folgen. Das sind knappe 4 Stunden mit wechselnden Winden – durch die Abdeckung der Insel, eine Herausforderung für den Rudergänger. Denn der muß auf der Wasseroberfläche voraus die Kräuselung richtig einschätzen und seinen Kurs darauf einstellen können. Für die Zuschauer, die nicht am Ruder stehen eine Gelegenheit, immer wieder den Rudergänger zu kritisieren. Ich komme nicht in die Schußlinie, weil ich wegen meiner Hüfte noch keine Ruderwache im Stehen riskieren wollte.

Dicht vor dem Ufer finden wir in St. Pierre noch einen freien Ankerplatz 800 m südlich der Anlegebrücke.
Der erste Landgang ist angesagt.
Ich versuche mitzugehen, und es klappt auch leidlich.

St. Pierre wurde vor 115 Jahren beim Ausbruch des Vulkans Mt. Pele von Lava und Asche vollständig verschüttet, einige freigegrabene Gebäuderuinen kann man heute besichtigen, sie sind inzwischen touristisch gut vermarktet.

St. Pierre wurde vor 115 Jahren beim Ausbruch des Vulkans Mt. Pele von Lava und Asche vollständig verschüttet, einige freigegrabene Gebäuderuinen kann man heute besichtigen, sie sind inzwischen touristisch gut vermarktet.

Auf der Durchgangsstraße spielt sich karibischer Übermut ab: Ein Motorradfahrer, laut hupend und schreiend nur auf den Hinterrrädern seiner Maschine fahrend, verfolgt von einem Dutzend Nachahmer!
Bald sind wir bei normalem Schallpegel wieder an Bord, Annemarie fotografiert den zweiten Sonenuntergang, ist aber wieder nicht ganz zufrieden. Demnach müßte das Wetter also noch steigerungsfähig sein.......

Die ausgegrabenen Reste des Theaters, damals dem kulturellen Zentrum von St.Pierre

Die ausgegrabenen Reste des Theaters, damals dem kulturellen Zentrum von St.Pierre

© Manfred Sürig, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ehrgeizig nannte der behandelnde Arzt meine Absicht, nach einem Oberschenkelhalsbruch nach weniger als 3 Monaten einen geplanten Segeltörn in der Karibik nicht abzusagen. Nur, wenn ich beide Oberschenkel wieder voll belasten dürfe, sei ein solches Vorhaben zu vertreten. Noch 14 Tage vorher humpelte ich mit Krücken zur Bushaltestelle, um keinen Termin zu einer therapeutischen Behandlung auszulassen.
Details:
Aufbruch: 31.01.2017
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 28.02.2017
Reiseziele: Martinique
Dominica
Guadeloupe
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.