Reha in der Karibik, Teil Nord

Reisezeit: Januar / Februar 2017  |  von Manfred Sürig

Highlights in Dominica

Auf den Wetterbericht war doch Verlaß !

Petrus hat uns den Gefallen getan und zum nächsten Morgen den Wind auf Ost gedreht. Endlich stimmt die Vorhersage wieder, auf die wir uns verlassen hatten.
Hoch am Wind können wir auf Südsüddostkurs gehen und sogar ganz gut vorankommen. Die Saintes werden wir erst gar nicht mehr anlaufen, sondern heute direkt auf die St. Ruperts Bay auf Dominica zuhalten. Unterwegs dreht der Wind sogar noch etwas mehr auf Nordost, so dass wir mit halbem Wind einen tollen Segeltag genießen können.

Kahnfahrt auf dem Indian River

Die St. Ruperts Bay begrüßt uns bei verläßlichem Sonnenschein, wir haben sogar noch reichlich Zeit, hier etwas zu unternehmen. Nur der Markt bietet nur noch Restposten an.

Die Attraktion der Insel ist der Indian River, eine sumpfige Flußmündung, die man mit Ruderbooten für die Touristen zugänglich gemacht hat. 4mal war ich schon hier, aber noch nie sind wir dem Touristenrummel gefolgt.
Heute ist fast gar kein Andrang, dafür umso mehr Angebote der Einheimischen an die Spaziergänger. Also machen wirs mal.
Mr. Ravioli bietet sich uns als Kahnfahrer und Reiseführer an, und sofort hinter der Brücke am Küstenstreifen versinken wir in einer anderen Welt.

Die Hauptstadt der Insel, so erzählt er uns, war ursprünglich St. Rupert, aber wegen der unerträglichen Malariaepedemien, die durch das Sumpfgebiet immer wieder ausgelöst wurden, hat man später Roseau zur Hauptstadt der Insel gemacht. Ich besprühe mir vorsorglich alle Körperteile mit Autan, aber am Nachmittag sehen und spüren wir keine einzige Mücke, obwohl die Luftfeuchte bei 100 % liegt.
Wir gleiten unter tropischen Bäumen mit Blattwurzeln entlang und am Ende gibt es sogar einen Landgang über schlüpfrige Holzplatten zu einer Urwaldbar! Klar, das unsere Fotoausbeute alles viel besser zeigt:

Wir sind uns am Ende einig, der Ausflug hat sich gelohnt. Nur bei der Bezahlung hatten wir uns nicht richtig koordiniert: Man nimmt uns erstens vor Beginn einen Eintritt zum Naturpark ab, danach geben wir dem Kahnfahrer unser Trinkgeld und zum Schluß fordert er sein Entgelt für die Bootfahrt ein. Besser hätten wir alle Preisverhandlungen von vorn herein Sigi oder Annemarie überlassen. So waren wir die dummen Touristen, und Dummheit muß geahndet werden. Seis drum......

Vor dem Start am nächsten Morgen wollen Sigi und Annemarie auf dem Markt noch einkaufen. Da sind wir auch dabei, denn wir wollen Muskatnüsse als Mitbringsel mitbringen und vielleicht gibt es auch frische grüne Kokosnüsse mit Kokosmilch frisch aus der Frucht.
Unsere Erwartungen werden voll erfüllt. Nirgends wo werden wir die Nutmegs wieder so preiswert bekommen und die Kokosnuß für 2 ec$ (=0.70 €) wird mir als tropischer Genuß immer in Erinnerung bleiben.
Schließlich kauft Sigi noch einen Mahi-Mahi frisch vom Fang ein, der uns am Abend einen besonderen Genuß liefern wird. Annemarie sucht inzwischen für uns die besten Avocados aus, erst an Bord werden wir entdecken, welche gute Wahl sie da getroffen hat.
Auch mit meinen gekauften Pampelmusen kann ich sehr zufrieden sein. Wolfgang wird heute Abend frischen Salat mit steirischer Kürbiskernsoße zubereiten. Uns fehlt es mal wieder an nichts.
Wir müssen nur noch ein paar Meilen zurück bis Roseau segeln, trotz Landabdeckung spielt der Wind dazu mit.
In Roseau ist am Samstagnachmittag nichts los. Kein Musikdampfer liegt an der Pier, da haben die meisten Läden einfach geschlossen, unser nachmittäglicher Landgang bringt nicht viel, zum Schluß landen wir in der Bar mit dem Steg zu unserem Dinghy, um erschöpft noch ein Kubuli und ein weiteres zu genießen.
Da bietet uns ein Einheimischer für morgen eine Rundfahrt im Taxi mit Führung und Erläuterung durch den Süden von Dominica an. Für US$ 20 each. Das könnten wir eigentlich auch noch machen, den Süden kennen wir bisher ja nur vom Wasser aus.

Gesagt, getan. Statt Sontagssegeln nun also eine heiße Landpartie. Und heiß wird es.

Erst einmal geht es zum äußersten Südwestzipfel der Insel mit einem herausragenden Fels aus Vulkangestein. Der Aufstieg dorthin verlangt mir einiges ab, aber laufen soll ich ja auch wieder lernen. Die Ausblicke aus halber Höhe sind gewaltig und eindruckvoll, alle Kameras und Handys klicken. Zum Schnorcheln sind uns die Wege zu weit.

Blick nach Süden von Dominica. Zum schräg aufsteigenden Südkap werden wir fahren.

Blick nach Süden von Dominica. Zum schräg aufsteigenden Südkap werden wir fahren.

die Natur wird immer wilder

Dann besichtigen wir genau zum Gottesdienst eine Kirche der Einheimischen, in der inbrünstig mitgesungen wird, wie wir es nur noch selten kennen.
Um uns die Füße zu vertreten, gehen wir noch in Nachbars Garten, der wieder an die Küste grenzt, sogar mit einem Stück Sandstrand. Da trieft etwas Wasser aus dem Sand und sucht sich einen Weg zur Meeresbrandung. Na prima, ich trete mal in das Süßwasser, als hinter mir einer brüllt: bloß da nicht reintreten. Inzwischen spüre ich auch, warum: es ist eine heiße Quelle! Aber wohin so schnell anderswo hintreten ? Mit jedem Schritt werden meine Fußsohlen heißer, erst der Schritt in die Meeresbrandung schafft Erleichterung.
Am liebsten würde ich mich erst einmal hinsetzen, um Wunden zu lecken. Ob meine Fußsohle abblättert oder nur mal desinfiziert ist, weiß ich nicht, ich spüre nur Schmerzen, als hätte ich mich gehäutet. Mit heißer Sohle werden wir den Ausflug also fortsetzen.

Nicht zum Spielen im Sand geeignet: Heiße Quellen direkt am Strand!

Nicht zum Spielen im Sand geeignet: Heiße Quellen direkt am Strand!

Auf stellenweise steilen Strecken mit bis zu 32 % Steigung oder Gefälle geht es ins Innere der Insel. Immer neue großartige Ausblicke auf eine wilde, tropische Natur und dann wieder Blicke abgrundtief auf das karibische Meer oder den Atlantik ! Entlang an Rinnsalen, die nach einem kräftigen Regenguss zu reißenden Bächen werden können und Straßen und Wege unpassierbar machen. Dazu Linksverkehr, mit dem unser Fahrer zwar souverän fertig wird, mich als Beifahrer aber manchen Schweißtropfen kostet.

In einem großartigen Tal setzt uns unser Fahrer zu einem Imbiss in einem Lokal ab, wo wir, extra frisch zubereitet, einen Mahi-Mahi (Golddorade) mit viel Beilagen genießen.

In einem großartigen Tal setzt uns unser Fahrer zu einem Imbiss in einem Lokal ab, wo wir, extra frisch zubereitet, einen Mahi-Mahi (Golddorade) mit viel Beilagen genießen.

Anschließend testen wir die Badestelle unterhalb an einem reißenden Gebirgsbach und sind erstaunt, erneut warmes statt eiskaltem Gebrigswasser vorzufinden.

Anschließend testen wir die Badestelle unterhalb an einem reißenden Gebirgsbach und sind erstaunt, erneut warmes statt eiskaltem Gebrigswasser vorzufinden.

Überall quillt aus rostigen Spalten heißes Wasser auf die Felsen und speist den Bach, der so wohl immer wärmer wird.

Auf Nebenwegen zeigt uns der Fahrer dann noch den Schlund zur Hölle: Mit 30 % Gefälle auf eine Brücke, von der aus man links einen brodelnden Felsenkessel dampfen sieht. Mit 120 Grad kommt hier das Wasser herausgezischt. Wenige Kilometer weiter wird heißes Wasser in Badebecken aufgesammelt, in das die Touristen ihre Füße stecken können. Wahlweise auch den ganzen Körper.
Mir hatte der Sandmatsch an der Küste genügt.
Wir begnügen uns jetzt mit dem Anblick von oben.
Dann geht es zurück durch eine wilde tropische Natur mit einer unglaublichen Vielfalt an Pflanzen und Bäumen. Alle Wohnbauten dazwischen auf Pfählen am Hang errichtet.
Am Ende noch führt uns die Fahrt auf flacheren Gefällestrecken durch die Siedlungsgebiete der Besserverdienenden auf Dominica. Nach Aussage des Fahrers sollen dort die „retired people“ wohnen, die sich diese Wohnsitze im Laufe ihres Lebens verdient haben sollen. Wir vergessen leider zu fragen, ob es sich dabei um Einheimische oder ehemalige Kolonialherren handelt. Oder um Ferienwohnungen für Touristen.

Der botanische Freiluftpark von Roseau ist eine weitere Attraktion. Hier werden Pflanzen gezüchtet, die nur auf Dominica wachsen und der Nachwelt unbedingt erhalten bleiben sollen. Hier lebt auch noch der grüne Papagei, der die Flagge von Dominica ziert.
Vor 20 Jahren war ein Hurricane über Dominica gerast und hatte den Botanischen Park total platt gemacht, dabei hatte ein Baum einen Linienbus unter sich begraben, der noch heute unter dem Baum liegt.
Die Inselrundfahrt war noch ein neuer Höhepunkt der Reise. Leider war Sonntag, so dass wir die Farm, auf der Muskatnüsse gezüchtet werden, nicht besuchen konnten. Unsere Reisemitbringsel werden wir dann also anderswo ergänzen müssen.

© Manfred Sürig, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ehrgeizig nannte der behandelnde Arzt meine Absicht, nach einem Oberschenkelhalsbruch nach weniger als 3 Monaten einen geplanten Segeltörn in der Karibik nicht abzusagen. Nur, wenn ich beide Oberschenkel wieder voll belasten dürfe, sei ein solches Vorhaben zu vertreten. Noch 14 Tage vorher humpelte ich mit Krücken zur Bushaltestelle, um keinen Termin zu einer therapeutischen Behandlung auszulassen.
Details:
Aufbruch: 31.01.2017
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 28.02.2017
Reiseziele: Martinique
Dominica
Guadeloupe
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.