Big in Japan
Day 5 - Kyoto
Good Bye Tokio and hello Kyoto
Zuerst mal wieder ein paar neu gewonnene Weisheiten über Japan:
1) Japaner sind Technikaffin. Selbst die älteste Oma packt hier noch Ihr Smartphone aus der Handtasche um Ihre E-Mails zu checken oder den Busfahrplan zu studieren. Meine Oma hat dagegen schon Probleme den Fernseher einzuschalten, geschweige den eine Uhr auf Sommerzeit einzustellen.
2) Japaner sind Rudeltiere und tretten am liebsten in Massen auf. Während andere Menschen geziehlt Orte suchen, in denen sich möglichst wenig Touristen befinden, macht es der Japaner offenbar genau umgekehrt. Je mehr desto besser.
3) Japaner kommen schon höfflich auf die Welt. Anders kann man sich nicht erklären wie diese Menschen so dermaßen zuvorkommend sein können. Während ich schon in vielen Ländern das Gefühl hatte eher als Sparschwein auf zwei Beinen betrachtet zu werden, dass möglichst schnell geschlachtet werden sollte, hat man hier -wirklich immer- das Gefühl ernsthaft als Gast willkommen geheißen zu werden. Egal wohin man auch geht werden Nettigkeiten ausgetauscht und sich verbeugt.
Z.B. wurden wir heute Zeuge eines kleineren Verkehrsunfalls, bei dem ein Auto einen Rollerfahrer angefahren hatte und dessen Roller auf die Strasse fiel. Während ich in Deutschland darauf gewettet hätte das wenigstens eine Partei Ausfällig wird, habe ich hier nur darauf gewartet, dass sich beide erst einmal voreinander verbeugen und sich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen.
4) Die Länge des Rockes deuted auf die Intelligenz der Japanerinen. Zumindest sagt meine Frau, sie hätte das mal irgendwo gelesen. Je kürzer der Rock, desto dümmer. Nach dieser Formel würden hier in Japan extrem viele Intelligenzverweigerer rumrennen.
Gut, dass hab ich jetzt eher frei interpretiert - eigentlich hat sie mir nur gesagt, das die Röcke der Uniformen auf teuren Privatschulen meist länger sind als die von staatlichen Schulen, da diese strengere Kleidervorschriften haben. Aber dass Japanerinen allgemein auf kurze Röcke stehen,stimmt meiner Beobachtung nach auf jeden Fall. Und ich habe genau beobachtet. (Anm. Ira: Ich kann es bestätigen...)
So, zurück zum eigentlichen Thema. Was haben wir denn heute eigentlich so getrieben?
Morgens mussten wir jedenfalls früh raus, da wir bereits um 8:03 Uhr den Zug nach Kyoto nehmen wollten. Da wir aber noch umpacken mussten (wir wollten die Koffer im Hotel lassen und nur unseren Handgepäck nach Kyoto mitnehmen) waren wir etwas knapp mit der Zeit und entschieden uns den 8:56 Uhr Zug zu nehmen. An der Rezeption wollten wir nur noch schnell auschecken und ab die Post - hatten die Rechnung aber ohne den Azubi gemacht, der ausser "Check Out" offensichtlich kein weiteres englisches Wort in seiner Ausbildung gelernt hatte. Allerdings zeigte er souveränes Auftreten bei vollständiger Ahnungslosigkeit und lächelte und nickte eifrig. Mit Händen und Füßen konnten wir Ihm dann klar machen, dass wir wieder kommen, und nur 2 Tage in Kyoto verbringen. Hoffen wir mal, dass er es einigermaßen verstanden hat, und die Koffer dann auch noch da sind.
Mit der Metro gings zur Tokio Station und dort zügig zum Gleis 19, von dem unser Shingkansen starten sollte. Leider mussten wir dann feststellen, dass dieser Shinkansen um 8:56 Uhr nicht fuhr, sondern erst wieder um 9:33 Uhr. Na gut, dann halt doch noch ein wenig warten und die anderen Shinkansen bestaunen. Und ja, der Shinkansen ist ein geiler Zug - von außen und von innen. Eigentlich erinnert er schon eher an eine Rakete als einen Zug und bietet Kompfort erster Güte. Der Sitzabstand ist beachtlich, am Platz gibt es Steckdosen zum Aufladen des Handys oder Tablets und von den 300 km/h und mehr Spitzengeschwindigkeit merkt man praktisch nichts. Als Special lassen sich die Sitzreihen je nach Fahrtrichtung drehen - damit der Gast auch immer schön nach vorne schaut und niemand seinem Nachbarn in den Schoß kotzen muss, weil ihm schlecht wird. Geil! Kein Wunder, dass die Japaner Ihren Shinkansen lieben.
In Kyoto angekommen (nach weniger als 3 Stunden) zeigte sich, dass das schlechte Wetter und hinterher gereist war. Es regnete zwar nicht, war aber sehr kühl und windig. Also Rucksack auf und doch wieder die neu erworbene Zweitjacke angezogen.
Unser Hotel (Sakura Terrace "The ") befindet sich nur knappe 5 Minuten Fußmarsch von der Kyoto-Station entfernt und ist eigentlich ein schickeres Hostel mit Gemeinschaftsbad und -dusche. Das Zimmer ist tatsächlich noch kleiner als in Tokio (7 m2), aber dennoch geräumiger, da es einen besseren Raumzuschnitt hat und ohne schmalen Flur auskommt. Dafür scheinen die Wände aus Papier zu sein. Hier hört man tatsächlich jeden noch so kleinen Ton. Laut einen fahren lassen - hallo Herr Nachbar, mal ordentlich die Geliebte nageln - hallo Herr Nachbar, mit dem Stuhl 25mal vor und zurückrutschen - hallo Herr Nachbar. Letzteres trifft natürlich auf unseren Nachbarn zu - Ira ist schon jetzt entzückt, die Ohrenstöpsel liegen bereit (wärend ich die Zeilen schreibe haben wir bereits 1:00 Uhr nachts).
Auch das Baden gehen ist hier eine richtig spannende Angelegenheit. Man macht sich am besten bereits auf dem Zimmer nackig, zieht dann eine Art legere Hauskleidung a la nordkoreanische Straflager-Bekleidung (bestehend aus Oberteil und Hose) an die auf dem Zimmer liegt und geht runter ins Erdgeschoss, wo sich die Bäder (Frauen und Männer getrennt) befinden. Dort kann man dann ganz normal duschen, oder man geht danach zum Entspannen noch ins dort befindliche Onsen (vergleichbar mit heißer Badewanne in XXL).
Da wir bereits um 13:00 Uhr vorm Hotel standen, aber erst gegen 15:00 Uhr einchecken durften und es nach Ira-Zeit längst überfällig war etwas zu essen, gingen wir zur Tokyo Station, in der es von Restaurants nur so wimmelte. Wir entschieden uns für einen Sushi-Laden, den Ira bereits im Vorfeld ausgesucht hatte - beim Essen wird schließlich nichts dem Zufall überlassen. Das Sushi war toll, und verglichen mit Deutschland auch noch richtig günstig. Außerdem konnte man den Köchen zuschauen wie sie im Akkord frischen Sushi zubereiteten. Danach schauten wir uns noch etwas die riesige Kyotostation an und gingen zu einem Tempel (Higashi Hongan-Ji) der in fußläufiger Nähe war. Die Anlage war gigantisch groß, ebenso wie das Dach des Hauptgebäudes, das zu einer der größten Holzbauwerke der Welt zählt und über 650 Jahre alt ist. Im Inneren fand gerade eine Zeremonie/Konzert? statt, die man über Monitore verfolgen konnte. Der Gesang war so geil - eine Mischung aus Braveheart und The Last Samurai - Gänsehaut pur!
Das Dach ist eine reine Holzkonstruktion und tatsächlich gigantisch. Wie dort zu lesen war, eine der größten Holzkonstruktionen der Welt.
Um 15:30 Uhr checkten wir dann ein, machten uns etwas frisch (was sich bei mir aufs Deo beschränkte) und fuhren mit dem Bus Richtung Gion, dem Altstadtviertel von Kyoto. Wir wollten uns dort mit einem Freund treffen, der zufällig auch gerade in Kyoto unterwegs ist. Leider war es zu diesem Zeitpunkt schon wieder bibberkalt, so dass wir beide schon nach kurzer Zeit froren. Zuerst bestatteten wir dem Yasaka-Shrine im Maruyama-Park einen Besuch ab (Achtung riesig), holten uns einen kleinen Snack und gingen dann Richtung vereinbarten Treffpunkt. Nenad kam tatsächlich Pünktlich und so machten wir uns kurze Zeit später auf den Weg Richtung Restaurant. Das Essen war toll dort, wir aßen im Schneidersitz hockend auf dem Boden (traditionell Japanisch) und hatten eine Menge zu bequatschen. Danach gingen wir noch gemeinsam durchs Altstadtviertel von Gion. MEGA! Tokio kann man mögen, muss man aber nicht. Kyoto MUSS man einfach lieben. Eine hammergeile Stadt! Das Altstadtviertel Gion wirkt ein wenig wie das Themenland Japan im Europapark, nur mit dem Unterschied, dass hier alles authentisch ist. Wir hatten sogar noch das Glück zwei echte Geishas auf der Strasse zu treffen. Ich könnte noch so viel mehr schreiben, aber ich bin zu müde...morgen ist schließlich auch noch ein Tag.
Ich glaube der Fluss heißt Kamo, bin mir aber nicht mehr ganz sicher. Auf jeden Fall schön anzuschauen.
Unser Restaurant, den Namen habe ich vergessen, bzw. konnte ich eh nicht lesen. Das Ambiente war auf jeden Fall super und sehr japanisch...voll oldschool
Aufbruch: | 07.04.2017 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 17.04.2017 |