Big in Japan
Day 8 - Akihabara
Akihabara - willkommen im Gamer-Himmel
Tokio hat uns wieder. Irgendwie schön - weil unglaublich spannend - aber auch irgendwie schade, weil es in Kyoto noch soviele Dinge zu sehen gegeben hätte.
Bevor ich über den heutigen Tag schreibe - an dem ich tatsächlich auch noch Geburtstag habe (Glückwünsche werden also gerne entgegen genommen) - hab ich mal wieder 5 Fakten über Japan zusammengetragen, die mir die Tage so ins Auge gefallen sind.
1) In Japan gibt es offensichtlich Jobs für alles: In-den-Zug-Schubser, Fahrplanerklärer, Baustellenabsicherer, Warteschlangeneinweiser, Schilderhochhalter, Aufzugsknopfdrücker usw. Und so ein Aufzugsknopfdrücker macht dann auch den ganzen Tag nichts anderes, als eben diesen Knopf des Fahrstuhls zu drücken und rauf und runter zu fahren. Würde mich doch einmal interessieren, nach welchen Kriterien da beim Vorstellungsgespräch ausgesucht wird:
"Haben Sie einen belastbaren Zeigefinger?" "Ja!"
"Haben Sie besonderen Fähigkeiten?" "Ich kann lange stehen"
"OK, Sie haben den Job"
2) Japaner lieben Ihren Mundschutz. Während das Gesichtskondom in Deutschland nur Ärzten vorbehalten ist, ist es in Japan so normal wie Kaugummi kauen. Das Verhältnis von Japanern in der U-Bahn mit und ohne Mundschutz ist wohl annähernd 50/50. Deshalb haben diese auch keine Hemmungen bei uns in Deutschland das kleine weiße Häubchen überzustülpen - was in unseren Breitengraden oftmals zu etwas verwunderten Blicken führt.
3) Japaner stehen auf verpixelte Pornos. Wobei dies eher als Frage, denn als Aussage zu verstehen ist. Tatsache ist jedenfalls, das bei Japanischen Pornos das eigentlich Wesentliche verpixelt wird. Nach meinen Beobachtungen (und wir haben im Sexshop über 5 Etagen genau hingeschaut) so gut wie immer. Der Sinn erschließt sich mir allerdings nicht dabei. Vielleicht soll so ein Rest Fantasie erhalten bleiben?! Die Zensur geht sogar so weit, das selbst Mangapornohefte (ja, das gibt es tatsächlich und dort wird der Akt auch sehr explizit dargestellt) einen schwarzen Balken erhalten. Dieser ist allerdings lächerlich klein und kann nicht Ansatzweise das verdecken, was er vermutlich verdecken soll. Ein 3mm breiter Balken reicht halt nicht, um einen 30cm Pferdeprügel zu verstecken
4) Japaner wedeln sich gerne mal einen von der Palme. Zumindest scheint dies so, wenn man sieht, dass es in normalen Kaufhäusern (also keinen expleziten Sexshops) eigene Showrooms zum Thema Masturbatoren (dem männlichen Pendant zu Dildo & Co.) gibt, incl. Mercandising wie z.B. T-Shirts, Anhänger, Tassen etc.. Das ganze dann noch schön beworben mit entsprechenden Werbevideos und vielen lachenden jungen Japanerinnen. Es gibt sogar Ganzkörperkostüme als Masturbator. Schon ein bischen GaGa - die Japaner!
5) Japaner können so ziemlich alles, außer Mülleimer. In Tokio einen öffentlichen Mülleimer auf der Straße zu finden, ist in ungefähr so wahrscheinlich wie in Deutschland rosa Elefanten über den Weg zu laufen. Es passiert also eher selten. Woran dies liegt, konnten wir bisher noch nicht wirklich herausfinden. Trotz allem sind die Staßen Tokios blitzsauber, was wohl wieder auf die allgegenwärtige Disziplin der Japaner zurück zu führen ist.
So, jetzt zum heutigen Tag. Wir hatten uns für heute Akihabara vorgenommen, dem Gaming- und Mangafiguren-Viertel schlechthin. Es gibt dort etliche Daddel-Center, Manga-Stores, Figuren-Läden (teilweise auch recht günstige Second-Hand-Läden), Shoppingstores aller Art, unzähligen Maidcafes und, und , und. Laut, bunt, durchgeknallt.
Meine Frau war voll in Ihrem Element. Wir besuchten mehrere Manga-Läden, gingen in den Sexshop, zockten eine Runde Mario-Cart, ballerten feindliche Transformers ab, versuchten unser Glück noch einmal am Greifarmautomaten (lasst es lieber, ihr könnt nur verlieren) und gingen in mehrere Figuren-Läden, wo wir auch fündig wurden. Für meinen Neffen gabs eine tolle Transformersfigur für weniger als 10€.
Und dann standen wir endlich davor. Don Quijote - das MEGAkaufhaus schlechthin. 7 Etagen, randvoll gepackt mit allem denkbaren und undenkbaren Zeug, eine Oase für Shopping-Nerds. Nachdem wir Etage 1 erreichten und Ira die süßen Bärchensachen sah, wurde mir klar das wir länger in diesem Kaufhaus bleiben würden, als mir lieb war; nach weiteren 5 Minuten und der Sichtung der "näheren Umgebung" war ich mir sicher, nicht unter 2-3 Stunden wieder ans Tageslicht zu kommen. Nachdem Etage 1 dann nach knapp einer Stunde "abgearbeitet" war, spielte ich mit dem Gedanken mir in der Zeltabteilung schon einmal den passenden Schlafsack zu suchen und mir mein Nachtlager einzurichten. Die Öffnungszeiten stellten leider auch kein Hindernis dar, da das Don Quijote erst um 5 Uhr morgens schließt und dann bereits um 9:00 Uhr wieder öffnet. Ein Megakaufhaus also in jeglicher Hinsicht. Ich zähle jetzt besser nicht auf, was wir alles gekauft haben, aber gewichtstechnisch hätte ich einen kleinen Kipplaster zum Abtransport bestellen können. So hatte ich mir meinen Geburtstag vorgestellt.
Da eine weitere Besichtigungstour mit den Tüten unmöglich war, gingen wir zurück zur Metrostation und mieteten uns dort ein Schließfach um den Shoppingkram dort einzuschließen.
Danach gingen wir zum Kanda Myojin Shrine, einem kleinen Tempel, umringt von Hochhäusern. Die dortigen Wunschtafeln waren vielfach mit kunstvollen Mangas bemalt.
Um 20:00 Uhr hatten wir uns dann noch einmal mit Nenad verabredet, denn wir ja bereits in Kyoto getroffen hatten. Wir trafen uns am verabredeten Treffpunkt und gingen gemeinsam ins Golden Gai Viertel, ein Vergnügungsviertel das über mehr als 150 Bars verfügt. Das besondere daran ist, dass jede dieser Bars maximal Platz für 10 Gäste bietet. Vermutlich nirgends in Tokio ist es einfacher, andere nette Menschen kennen zu lernen als hier. Die Bars sind wie gesagt alle winzig und unterscheiden sich neben der Einrichtung und deren Bedienungen (von normal bis Cosplay ist alles dabei) auch durch ihre Cover Carge- eine Art Gedeckgebühr. Während manche Bars vollständig darauf verzichten, erheben andere eine Gebühr von 250 bis 1000 Yen. Daneben wird oftmals noch ein gewisser Mindestverzehr gefordert. Klingt im ersten Moment etwas befremdlich, ist aber verständlich, wenn man sich überlegt, das eine Bar pro Abend aufgrund Ihrer Größe kaum mehr als 100 Gäste bewirten kann. Das Viertel bietet jedenfalls seine ganz eigene Atmosphäre und ist Samstag abends stark besucht (dies gilt aber für fast ganz Tokio). Wir hatten definitiv unseren Spaß - in der Bar in der wir saßen standen übrigens zwei der zuvor beschriebenen Masturbatoren auf dem Tresen, als wäre es das normalste der Welt. Sehr lustig.
Leider hatten wir dann das Pech, dass wir zwar noch die letzte JR-Line Richtung Ningyocho nehmen konnten, die Metro aber bereits dicht gemacht hatte. Somit durften wir die letzten 1,7 km laufen - meine Begeisterung hilt sich stark in Grenzen. Für morgen hab ich mir dann doch noch was wünschen dürfen: Kamakura, das Naherholungsgebiet der Tokioer direkt am Meer. Ich freu mich...
Solche "Maids" die Werbung für Ihre Maidcafes machen, sind vielfach auf den Straßen in Akihabara zu finden
Sehr viele Holzplätchen (keine Ahnung was die richtige Bezeichnung hierfür ist) waren mit Mangas bemalt
Dieser süße, kleine Pinguin ist das Zeichen des Don Quijote. Also Achtung Jungs, haltet eure Mädels fest, sonst kann der Tag sehr lange werden.
Links im Bild das berühmte Robot-Restaurant mit der wohl verrücktesten Show Tokios (leider sind die Eintrittspreise recht hoch)
Aufbruch: | 07.04.2017 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 17.04.2017 |