Von Lindau über die Bielerhöhe und den Fernpaß nach Feldolling in 2017
2. Etappe von Bregenz nach St. Gallenkirch
Am Mittwoch, den 14. Juni geht es richtig los. Kein leichtes Eintreten mehr wie am Vortag von Lindau nach Bregenz, denn auch für heute habe ich "taktischerweise" in St. Gallenkirch im Montafon vorgebucht, um dann wiederum anderntags ohne zuviel Vorleistung auf der nur leicht ansteigenden Straße mein Kernstück dieser Radferntour in Angriff nehmen zu können. Mehr dazu aber dann auf der morgigen 3. Etappe.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Abfahrt von der Unterkunft aufgrund meines momentan nicht reagierenden Tachos, was mich eine knappe Viertelstunde an Zeit kostete, kam schon bald am Stadtrand von Bregenz die Überquerung der Bregenzerach, die hier im Hintergrund in den Bodensee mündet. Dieser knapp 70 km lange Fluß entspringt oberhalb von Schröcken (Gebiet bei Lech am Arlberg) auf 2400 m Höhe ü.A. (über Adria), entwässert fast den kompletten Bregenzerwald und ist besonders im Oberlauf durch seine starke Wildwasserführung für versierte Sportler sehr interessant. Nach 2005 m Höhendifferenz mündet die Ach auf 395 m ü. A. wie gesagt in den Bodensee.
Eine gute Viertelstunde weiter steht die Überquerung des Alpenrheins an, der wiederum nach kurzer Reststrecke im Hintergrund in den Bodensee mündet und diesen durchfließt. Bei Konstanz verläßt er den Bodensee wieder und dort beginnt auch erst die eigentliche Flußkilometrierung des Rheins.
Auf der Brücke nach Süden gewendet, bildet der Rhein ab Liechtenstein bis etwa 2 km südlich dieser Brücke die gemeinsame Grenze zwischen der Schweiz und Österreich.
Kurz bevor der Rhein stromaufwärts seine Rolle als Grenzfluß wahrnimmt, wechselt der Radweg auf die österreichische Seite und verläuft großteils am Fuße des Damms dahin. Aber der wenige Blickkontakt zum Rhein stört nicht so richtig, da er ja sowieso nur ein zwischen zwei Dämme eingezwängtes und langweilig phlegmatisch dahinfließendes Gewässer darstellt. Da zwängt sich auch direkt ein Vergleich zur letztjährigen Inn-Tour auf, als der Inn ab Innsbruck flußabwärts bis kurz vor Wasserburg dasselbe jämmerliche und emotionslose Bild von sich gab.
Gut, daß jeweils zumindest die Umgebung entlang dieser Gewässertrassen noch eine optische Entschädigung darbot !
Zum Begriff "Neuer Rhein": Es gibt auch noch den "Alten Rhein", der bei St. Margrethen, also auf Schweizer Gebiet, weiter westlich als der Neue Rhein in den Bodensee mündet und vor St. Margrethen als Nebenkanal des (Neuen) Rheins aus südlicher Richtung anfließt.
Interessant sind immer wieder entlang des Radweges postierte Kunstgegenstände, wie etwa diese Art von Holzxylophon in Form von an Schnüren aufgehängter Holzprügeln, die, wenn man das Gebilde genügend in Schwingung bringt, interessante "rustikale" Tonversionen hervorbringen.
Über diese Rheinbrücke verläuft der internationale Eisenbahn-Fernverkehr zwischen Bregenz / Österreich und St. Margrethen / Schweiz und wird von den Eurocitys der Strecke München - Zürich befahren.
Endlich mal Blümekens zur Berichts-Auflockerung... (der helle Bereich um den oberen Teil des Zweigs war nicht gewollt und die Entstehung kann ich mir auch nicht erklären - es ist auf jeden Fall kein Blitz oder Wolkenauflockerung.
Die Stahlfachwerk-Grenzbrücke von Lustenau hinüber ins schweizerische Widnau, genannt "Schmitter Brücke".
Etwas weiter südlich konnte ich der Versuchung nicht mehr widerstehen und überquerte mit meinem Gefährt auf einer weiteren Brücke die Grenze ins EU-Ausland Schweiz in Form der anliegenden Ortschaft Diepoldsau, um jedoch umgehend wieder umzukehren und meiner eigentlichen Streckenführung zu folgen. So wurde kurzerhand aus der eigentlichen Zwei-Länder-Tour eine, wenn auch etwas verkappte, Drei-Nationen-Tour. Und teure (verzollungspflichtige) Warenanschaffungen tätigte ich beim kurzen Besuch bei den Eidgenossen auch nicht... Spaß muß sein !!!
Das Wagenmaterial in Form von Kipploren und Gleisrost-Aufliegern gehört allem Anschein nach zum im Hintergrund sichtbaren Steinbruch.
Ein kurzes Stück weiter vor Meiningen (A). Nicht weit von hier mündet im spitzen Winkel im sog. "Illspitz" der Fluß Ill in den Rhein. Hier heißt es für mich ohne Wehmut den Alpenrhein zu verlassen und fortan der Ill zu folgen.
Befand ich mich bisher auf dem "Rheintal-Radweg", finde ich mich jetzt auf dem "Walgau-Radweg" wieder, der bis Lorüns führt. Zusammen bilden sie den überregionalen "Walgau-Rheintal-Radweg".
Blöderweise hab ich kein Foto vom Illspitz. Somit bin ich hier schon auf einer Illbrücke postiert. Im Hintergrund nicht erkennbar der Illspitz, sprich die Mündung der Ill in den Alpenrhein.
Amüsanter Schnappschuß am Rande: Der Spruch auf der Seitenscheibe hat's in sich:
Achtung ! Bus- und Radfahren kann zu Entspannungszuständen führen.
Weiter nach Feldkirch !
Beim Verfassen dieses Berichts und nachträglichen Recherchieren des Tourverlaufs mußte ich leider bei Google Maps und dem im Bild nach rechts weisenden Schild "Mauren FL" (Fürstentum Liechtenstein) feststellen, daß das Fürstentum Liechtenstein eigentlich nur wirklich einen Steinwurf von Feldkirch entfernt gelegen hätte. So wäre also auch ohne große Umstände im Rahmen einer kurzen Stippvisite, wie in Diepoldsau (weiter oben in dieser 2. Etappe) eine Vier-Länder-Radtour (davon drei an einem Tag) möglich gewesen.
Die Feldkircher Schattenburg, eine sog. Höhenburg, d.h. sie wurde auf einer natürlichen Anhöhe errichtet. Diese hochmittelalterliche Burg, die um das Jahr 1200 erbaut wurde, ist durch die ehemalige Stadtmauer mit der Stadt Feldkirch verbunden und beinhaltet ein Restaurant, sowie ein Museum mit einer der bedeutendsten historischen Waffensammlung Österreichs.
Am Stadtende von Feldkirch in Richtung der bald folgenden Gemeinde Frastanz passiert man diese Radzählanlage, die mittels einer im Radweg eingelassenen Leiterschleife die täglich, sowie jährlich vorbeifahrenden Radler numerisch erfasst - also keine Tempomessung bzw. (Video-)Maut.
Allerdings wurde ich bei der ersten Passage nicht registriert, erst beim zweiten Versuch nach der Rückkehr über die Straße, um die Zählung nicht unnötig auszulösen, rückte die Zählung um einen Schritt weiter, um mich als Tages-Nr. 189 bzw. Jahres-Nr. 52213 zu registrieren. Bis ich jedoch mein Foto-Handy aktiviert hatte, schlug das Zählwerk wiederum durch den Rennradler mit dem roten Trikot um.
Wieder mal eine Aktion, die mich eine gute Minute Zeit kostete, aber wie schon an früherer Stelle gesagt: Spaß muß sein und kurz vor 11 Uhr war ich überschlagsmäßig gut in der Zeit für diese kurze Pauseneinlage.
Eine Großbaustelle ? Nein, hier bei Nenzing handelt es sich um das Freilager des Kranherstellers Liebherr aus Deutschland, der hier ein Produktionswerk betreibt.
Kurz hinter der Stadt Bludenz bei Lorüns, dem in meinem Fall Schlußort des Walgau-Radwegs, überquere ich auf der Alfenzbrücke den gleichnamigen 26 km langen Hauptfluß des Klostertales, das im Bildhintergrund vor der Bergkette nach rechts verläuft. Dort verläuft auch die Arlberg-Schnellstraße, sowie die Arlberg-Eisenbahnstrecke über St. Anton am Arlberg in Richtung Landeck / Tirol. Im kombinierten Arlberg-Eisenbahn und Straßentunnel verläuft die Grenze von Vorarlberg und Tirol, für manche Bewohner dies und jenseits so etwas wie eine Staatsgrenze, wenn man den Erzählungen Glauben schenken will. Ich registriere sowas für einen "Schmäh" und konzentriere mich als Rad-Fernreise-Tourist weiterhin auf die landschaftlichen Aspekte dieser überaus beeindruckenden Tour.
Die Alfenz fließt ja aus Richtung Bildhintergrund unter mir durch, um kurz hinter mir in die Ill zu münden, die von rechterhand aus dem Montafon, einem 39 km langen Tal, das von der Bielerhöhe (meinem Tour-Hauptziel) bis Bludenz reicht und von der Ill durchflossen wird, die ich ja schon seit ihrer Mündung in den Alpenrhein gegen ihren Lauf per Rad erkunde.
Für mich als (Ober-)Bayern ist auch sehr interessant, daß das Montafon ("Muntafu") von 1805 bis 1814 zum Königreich Bayern gehörte, dann wieder zu Österreich.
Da hat ja seinerzeit die große Politik ganz schön hin- und hergeschoben...
Übrigens eine spezielle Tourenbekanntschaft (ohne Bild und Namen), die zeigt, was für ein relativ kleines Unterfangen eigentlich meine Ferntour darstellt:
Etwa vom ersten weiter oben gezeigten Baggersee bis Bludenz war ich mit einem frisch absolvierten Bachelor aus dem westlichen Kölner Raum unterwegs, der, bevor er mit dem Master weitermachen wollte, seine überhaupts erste Radferntour unternahm. Von Stuttgart aus losgeradelt wollte er für's Erste bis Rom radeln und dann je nach Verfassung entweder mit dem Zug oder weiterhin per Fahrrad nach Sizilien gelangen und dort einen vorübergehenden Job suchen, bis es wie schon gesagt mit dem Master-Studium weitergehen sollte.
Allergrößten RESPEKT für dieses Tourvorhaben, noch dazu als Novize bei einer Radferntour.
In St. Gallenkirch befindet sich meine vorgebuchte Unterkunft, aber immer die Augen offen halten, denn an der Rechtskurve erscheint ein Warnschild vor Steinschlag.
Unterhalb des Radwegs strömt mir in einer Kurvenlage die Ill entgegen.
Übrigens gab es in dieser Gebietslage kurze Nieselregeneinlagen, die aber weder auf der Straße, noch auf der Haut Nässe hinterließen - war eher angenehm kühlend.
Spezial-Bekanntschaft Nr. 2: Stephan, ein überaus rüstiger Pensionär aus der Schweiz, der in Bern gestartet ist und Ostdeutschland als Ziel hat, aber erst einmal eine Umwegschleife über das Hochgebirge auf sich nimmt. Auf der "Ebene" (es geht ja die ganze Zeit schon, wenn auch nur geschmeidig, aufwärts) ist ihm kaum nachzukommen mit seinen 67 Lenzen. Auch ein e-Bike kann ich ihm nach besten optischen Studiums seines klassischen Reiserads nicht abwertend unterstellen. Er kurbelt wie ich ohne jegliche Fremdkraft-Unterstützung und ist einfach fit wie eine Breze !
Schnappschuß bzgl. meines Eisenbahn-Hobbys:
Ein Triebwagenzug der Montafonerbahn, der mir kurz nach seiner Abfahrt aus dem Bahnhof Tschagguns bei Schruns in Richtung Bludenz begegnet. Mit dieser Bahn wollte ich schon ewige Zeit mal fahren, jetzt ist sie mir zumindest schon mal live begegnet.
... deshalb geht's am 556 m langen Maurentobeltunnel links am Lkw vorbei am "Open Air"-Radlweg weiter.
Umgebungsbild bei der Ortschaft Mauren. Sogar ein (graues) Telefonhäuschen haben die schräg gegenüber an der Straße stehen.
Prädikat: Historisch - schön, daß es sowas noch gibt !
Aufgrund von Umbaumaßnahmen durfte mein Rad im Restaurant postieren und im links anschließenden Nebenraum die Nacht verbringen.
Blick vom Speiserestaurant in Richtung St. Gallenkirch. Das dunkle Gebäude links gegenüber der Tankstelle ist meine Unterkunft.
Aber jetzt dann zurück zur Unterkunft und ab in die Heia, denn morgen geht's ins Eingemachte, wird's heftig ...
Gute Nacht !
Aufbruch: | 13.06.2017 |
Dauer: | 5 Tage |
Heimkehr: | 17.06.2017 |
Österreich