Auf Achse: 5 Monate Goa, Western Himalaya, Thailand
Indian Way of Live
Die meiste Zeit haben wir auch dieses Jahr wieder in unserem Dorf Benaulim verbracht. Täglich laufe ich die Strecke vom Apartment zum Strand bzw. umgekehrt (2.2 km) 4mal. Dabei treffe ich stets die gleichen Familien in ihren Gärten oder Häusern an, sodaß sich ein ständiges Grüßen und oftmals auch ein Gespräch ergeben. Von allen werde ich aufgrund meines Walkings als healthy bezeichnet, nur keiner tut es mir nach. In Indien ist zu Fuß gehen nur was für ganz arme Leute, der Rest nimmt den Roller, das Bike, Auto oder gelegentlich ein Fahrrad. Da frage ich mich natürlich: warum? Ja klar, die Hitze spielt dabei eine entscheidende Rolle. Allerdings, wenn ich mir so manches Schwergewicht hier auf seinem Roller liegend ansehe, denke ich schon, bei Hitze bewegen, da verlierst du schnell dein Übergewicht. Aber der Inder ist auch stolz auf seinen Bauch, jedenfalls trägt er ihn so. Es ist schon so etwas wie ein Statussymbol: dicker Bauch bedeutet reicher Mann, immer Geld zum guten Essen. Essen ist dem Inder besonders wichtig. 3 Mahlzeiten am Tag ist das Mindeste und das wird nicht kurz bestellt. Nein, sind Inder in unserem Lieblingsrestaurant Fine Food, benötigt unser Freund Rahul die 3fache Zeit bis die Bestellung steht. Jedes Gericht wird auf seine Bestandteile ausdiskutiert. Anschließend wird noch 3mal umbestellt und während des Essens wird das ein oder andere nachbestellt. Sind die Teller leer, wird aber auch gleich aufgestanden, Hände gewaschen, bezahlt und ab.
Die indischen Frauen erlebe ich ständig beim Fegen, der Gartenarbeit, Wäsche waschen, Kochen usw. die Männer sehr häufig beim Pause machen: Karten spielen (das praktizieren sie auch auf dem Roller), Quatschen, Frauen hinterherschauen usw. Natürlich gibt es auch hier fleißige Männer. Meine netten Gesprächspartner fast täglich. Sie versuchen Touren zu verkaufen und haben relativ schnell geschnallt, daß da bei mir nix zu verkaufen ist. Dennoch plaudern wir gerne, z.B. ob ich ihnen nicht helfen könnte, eine englische Website zu gestalten. Na, da bin ich ja genau die Richtige. Meinen Laptop soll ich auch mitbringen, da sie keinen haben. Ja, das ist schon ein hartes Männerleben, täglich am Straßenrand sitzen, jeden anquatschen, um Touren in die Umgebung zu verkaufen. Sie sprechen sehr gut russisch, da sind noch die besten Geschäfte zu machen.
Das mit dem Quatschen, Tratschen oder Informationen austauschen ist hier wirklich sehr ausgeprägt. Auch schon in Kaschmir und Ladakh ist uns das aufgefallen. Und es sind meistens die Männer, die man reden und lamentieren sieht und hört. Das liegt natürlich auch daran, daß sie die Macher sind in fast allen Bereichen, während die Frauen im Hintergrund schuften und natürlich auch quatschen, tratschen und Infos tauschen. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, daß hier jeder jedem alles erzählt, somit die komplette Info täglich verbreitet wird und im Grunde auf Fernseher und Zeitung verzichtet werden kann. Natürlich nicht ganz: der Fernseher muß laufen. In jedem Hotel stellen sie uns vor dem Ventilator erstmal das TV an. Wozu? Wir haben es nicht rausgefunden.
Alles wird in Indien sehr gemächlich gemacht, verständlicherweise schon wegen der Hitze. Allerdings ändert sich das sofort, wenn sie einen fahrbaren Untersatz haben. Da haben sie es dermaßen eilig und es wird auch verdammt laut. Hier wird immer gehupt: zum Grüßen, zum Richtungswechsel, zum Überholen, jede Interaktion wird durch Hupen zunächst angekündigt und anschießend bestätigt. Und gerast wird hier, als wenn sie alle vom Teufel geritten wären. Da bin ich täglich froh, wenn ich heil ankomme, denn die Straße ist recht schmal, sodaß für Fußgänger eigentlich kein Platz ist. Wozu auch!!!
Auf unserer Bustour von Dharamsala nach Delhi habe ich mich fast indisch gefühlt. Nachdem wir aus den Bergen waren, ging es auf die Autobahn und ab, da bin ich, wie die indischen Mitfahrer, in einen Dämmerschlaf gefallen. Aufgewacht bin ich nur bei den Stops. Schnell was schnabulieren und wieder rein in den Bus und Augen zu. Habe kaum noch etwas mitbekommen und ehe ich mich versah, waren wir in Delhi. Und bei dem ganzen Geschaukle hatte ich den Eindruck, daß mir sogar dieses locker leichte Kopfwackeln manchmal gelungen ist. Man muß sich nur den Bewegungen des Busses völlig hingeben!!!
Aufbruch: | 07.10.2017 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 24.03.2018 |
Thailand