Im Gebirge ein neues e-bike testen

Reisezeit: Oktober 2017  |  von Manfred Sürig

Lieber im Tal bleiben.....

Der Wetterbericht verspricht allenfalls zum Wochenende keine Regenwahrscheinlichkeit mehr. Von Sonne ist morgens nichts zu sehen. Einzig Positives ist das umfangreiche Frühstücksbuffet - für 3 Gäste. Richtung Nitra müsste ich erneut bergauf, dazu langt mein Ehrgeiz heute nicht, also fahre ich erst einmal flussaufwärts im Tal des Waag.
Auf dem Uferweg geht das abseits des Verkehrs ganz gut, an den Schotterweg mit vielen Pfützen und Matschgruben gewöhne ich mich. Aber als es von oben Nachschub für die Pfützen gibt, geht die Stimmung doch in den Keller. In grüner Landschaft gibt's zum Unterstellen nämlich keine Gelegenheiten. Also erneuter Test des Regenzeugs, die nächsten Kilometer werden abgestrampelt, die Batterie schiebt.
Die Waag ist hier kanalisiert und zwischen hohen Deichen eingeklemmt, manchmal ist der Wasserspiegel im Kanal weitaus höher als die Umgebung, immer nach einer Staustufe. Nach ein paar Kilometern ist der Kanal neben dem Radweg tief unten, dann kommt die nächste Staustufe. Das geht so ein paar mal, bis ich eine Brücke bei Nove Mesto nad Vahom erreiche. Am Kanal entlang weiter, komme ich in Sportanlagen und Freizeitgebiet, nur leider ist das eine große Sackgasse zwischen Kanal und der restlichen Waag.
Der notwendige Rückweg drückt meine Stimmung weiter.
Da bleibt nur eins, links über die Brücke! Das Stück ist dann der fahrradfeindlichste Weg, den ich je gefahren bin! Rechts geht kein Weg, also links rüber durch tosenden Autoverkehr, auf der linken Seite nach einer hohen Stufe nur ein schmaler Fußpfad zwischen Fahrbahn und Geländer, mein Lenker ist zu breit dafür! Bleibt nur, oben auf dem Fußweg zu gehen und rechts neben sich auf der Fahrbahn das Rad zu schieben und zu versuchen, dabei nicht auf die Fahrbahn zu kippen. Jeder entgegenkommende Lastzug schleudert mir eine Ladung Dreck entgegen. Nach 200 Metern bin ich an einer Ampel, an der ich mich erst einmal auf die rechte Fahrbahnseite rette. Geradeaus führt die Straße nach Brünn, von hier wäre es gerade mal 39 Kilometer bis zu meinem Startbahnhof für die Rückreise am kommenden Montag, dem 16.Oktober,Uhersky Brod.
Sollte ich nicht besser heute noch zurückfahren ?
Nur der starke Verkehr hält mich davon ab, die Rückfahrt anzutreten, lieber rechts eine Nebenstraße nehmen, wohin auch immer die führen mag.
Mein Kurs ist wieder waagaufwärts, nur in deutlichem Abstand. Als sich nach wenigen Kilometern die Chance bietet, wieder an den Waagdeich heranzuradeln, nutze ich die Chance.
Dieser Seitensprung lohnt sich ! ich bin wieder im Grünen, kein Verkehr und etwas, was ich noch nicht hatte : Sonnenschein ! An einer windstillen Stelle genieße ich die Ruhe, lege mich auf meinen Rucksack und halte ein Mittagsschläfchen!

Links Hauptverkehrsstraße, rechts Bahntrecke und Autobahn, dazwischen ein Naturidyll, wenn auch künstlich!

Links Hauptverkehrsstraße, rechts Bahntrecke und Autobahn, dazwischen ein Naturidyll, wenn auch künstlich!

Selbst im Oktober kann die Sonne noch wärmen, auch wenn man sich nicht bewegt. Eine volle Stunde habe ich fest geschlafen, da werde ich von einem vorbeifahrenden Radler geweckt, der mich nach dem Weg fragt. Als ich ihm keine Auskunft geben kann, schüttelt er den Kopf und fragt mich, wohin ich denn fahren will. Da gebe ich spontan "Trencin" zur Antwort und erhalte einen guten Tipp: Auf der linken Wasserseite bleiben und erst von diesem Weg abfahren, wenn von links die Straße über den Waag führt. So kann ich gemütlich bis Trencin radeln, als ich dort eintreffe, zeigt der Tacho 63 km und die Batterie schwächelt noch nicht.
Ein Quartier finde ich schnell und habe abends noch Zeit für eine Stadtbesichtigung im Dämmerlicht. Leider ist die Innenstadt eine einzige Baustelle, man erneuert den gesamten Marktplatz, wobei die alten Bäume aber stehen gelassen werden. Wenn das mal fertig ist, wird Trencin sicher zu einem lohnenswerten Ziel. Heute bleiben nur ein paar Bilder mit schwacher Beleuchtung:

Die Burg überwachte einst sehr gut den Eingang zum Waag-Tal, außerdem hat man von oben einen weiten Blick nach Süden

Die Burg überwachte einst sehr gut den Eingang zum Waag-Tal, außerdem hat man von oben einen weiten Blick nach Süden

Kneipen und Cafes gibt es heute schon, und trotz der Baustelle finden sie ihre Kunden.

Kneipen und Cafes gibt es heute schon, und trotz der Baustelle finden sie ihre Kunden.

Dass jeder Tag wieder mit Nieselregen anfängt, kenne ich nun schon. Heute aber habe ich mich darauf verlassen, dass der Regen auch mal aufhört.

Wetter wie gestern, Route am Waag aufwärts
wie gestern, nur der Regen hält stundenlang durch.

Wetter wie gestern, Route am Waag aufwärts
wie gestern, nur der Regen hält stundenlang durch.

Frühstücken kann ich unterwegs in einem überdachten Sommergarten, Mittagessen wird gestrichen, nach 40 Kilometern komme ich an einem Sanatorium am hoch aufgestauten Waag vorbei. Wie schön die Gegend hier sein muss, sehe ich auf den Fotos in der Empfangshalle. Für mich ist erfreulich, dass man ein Zimmer für Gäste von Besuchern hat, die Patienten im Sanatorium besuchen. Für 35 Euro mit Frühstück bekomme ich ein Dreibettzimmer mit allem Komfort, insbesondere 3 Heizkörpern zum Trocknen meiner nassen Sachen. Zeit für ein Schläfchen nach einer warmen Dusche habe ich auch, man stellt ja keine Ansprüche. Abends wird mir dann angeboten, ab 19 Uhr die Wellnesseinrichtungen zu nutzen, die tagsüber für die Patienten reserviert sind. So kann ich sogar noch sportlich schwimmen und alle Saunen durchprobieren. Den Wetterbericht für morgen sehe ich mir im Fernseher lieber gar nicht erst an...

Am nächsten Morgen muß ich mich mit den Fakten abfinden: Regenklamotten am besten sofort anziehen. Bergfahren bei so einem Wetter kommt nicht infrage, bleibt also nur weiter im Tal aufwärts zu fahren - hierbleiben geht nicht, mein Zimmer wird gebraucht. Ohne Ziel strampele ich voran, die Freude ist allenfalls meine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 18 km/Std, die ich locker halten kann. In Bytka endet meine Karte. Entweder brauche ich die anschließende Fahrradkarte oder ich muß meine Fahrtrichtung ändern, die dann aber zwangsläufig in die Berge führt.
Also eine Buchhandlung suchen, und nach einer Cyclo-map fragen. Dort verweist man mich an den gegenüberliegenden Fahrradladen. In dem werde ich freundlich auf die Buchhandlung verwiesen. Bin ich also in einer Sackgasse ?

© Manfred Sürig, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Dass man in der Ebene deutlich schneller fahren kann, war die erste Erfahrung mit dem neuen e-bike. Nach 60 Kilometern war die Batterie leer. Wie würde das wohl auf Bergtouren aussehen, wenn die Batterie das leisten muß, was ich in den letzten 16 Jahren trampeln mußte ?
Details:
Aufbruch: 05.10.2017
Dauer: 13 Tage
Heimkehr: 17.10.2017
Reiseziele: Tschechische Republik
Slowakei
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.