Im Gebirge ein neues e-bike testen
Sonniger Abschluß
Die Kontrolle meiner Speichen gibt keine Beanstandung, aber ich fühle, dass sie sehr unterschiedlich stramm gespannt sind. Angesichts des bevorstehenden Wochenendes werde ich da keine Experimente machen. Meinen Abfahrtsbahnhof verlege ich von Uhersky Brod nach Luhakovice, 13 km näher, so dass mir heute noch 24 km bevorstehen, und die gehe ich ganz vorsichtig an.
Was ich nicht berücksichtigt habe, sind die dazwischenliegenden Berge. Die sind mit der Batterie zwar locker zu schaffen, aber auf den Gefällestrecken habe ich nicht mehr den Mut, mich einfach rollen zu lassen. Denn schon beim ersten Berg, knallt es unter mir fuchterregend, aber das Rad eiert anschließend nicht. Die Kontrolle ergibt aber wieder eine gerissene Speiche, mit der ich nun weiterfahre. Von nun an beobachte ich genau, ob das Hinterrad so ausgewuchtet bleibt - nur keine Experimente! Denn wenn der Reifen erst irgendwo am Rahmen schleift, kann selbst das Schieben zum Problem werden.
In diesem Haus setzt man auf alternative Energien: Nicht nur jede freie Ecke des Dachs ist mit Solarpanelen bepflastert, der Bach wird auch über ein Mühlenrad umgeleitet und treibt im Haus einen Generator an.
So schön kann es Mitte Oktober sein ! Meine Route führt mich heute nicht talauf, sondern auf kürzestem Wege quer durchs Mittelgebirge, weil dort die glatteste Straße entlangführt.
Mein Ziel Luhakovice ist ein in Tschechien ganz bekannter Kurort, das mährische Karlsbad. Malerische Holz-und Steinhäuser im Jugendstil, die Zeit scheint hier stehengeblieben zu sein. Am Wochenende wimmelt es von Besuchern.
Der ganze Ort ist vor 120 Jahren von einem Archtitekten gestaltet worden, im Stil ähneln sich alle Häuser
Auch der Bahnhof - Endstation für Züge,die viermal täglich von Prag hierher fahren- passt sich dem Stil an !
Erich schicke ich jeden abend eine SMS mit meiner Position und den Plänen für den nächsten Tag. Als ich ihm Luhakovice avisiere, mailt er sofort zurück, er werde extra dorthin kommen, mir noch was Besonderes in Luhakovice zeigen und mich verabschieden. Denn in Luhakovice leistet er sich des öfteren mit Mirka ein Wellness-Wochenende, an das er sich jedes mal gern erinnert.
Bis zum Abschied am Montag liegt nun nur noch der Sonntag vor mir.
Das Wetter ist verlockend, man könnte sogar im T-Shirt radeln. Wenigstens eine Spazierfahrt auf der Straße nach Zlin, also talaufwärts ohne Gepäck könnte ich meinem e-bike ja zutrauen. Der starke Feiertagsverkehr treibt mich schnell in eine Nebenstraße, nicht minder gut ausgebaut, 14 Kilometer fahre ich dort bis Loucka bergauf. Das Hinterrad machts mit. Links sehe ich auf einem Berg einen Aussichtsturm, dem ich immer näher gekommen bin, Doubrava 676 m steht in der Karte.
Bergauf bis hier hat es die Batterie und ich gebracht, noch 60 Höhenmeter zu Fuß und ich stehe unten an einem Aussichtsturm
Nun muß nur noch die Rückfahrt nach Luhakovice klappen, dann war der heutige Tag ein weiterer Höhepunkt. Behutsam fahre ich die Talstrecken herunter und über die Hauptstraße von Zlin nach Luhakovice zurück. Ohne Probleme bei herrlich fischer Luft und Sonne.
Sogar mit einem weiteren slowakischen Zlaty Bazant (Goldfasan), dieses Mal vom Faß, kann ich den Tag beschließen! Schöner gehts nimmer!
Erich trifft am nächsten Morgen ein, wir machen noch einen Spaziergang durchs Kurviertel, dann führt er mich zu einem Museum durch eine Gartenpforte. Kein Eintritt, wir sind schon mitten drin: Ein Miniaturmuseum sämtlicher tschechischen und slowakischen Aussichtstürme! Ob ich da einiges wiedererkenne ?
das ist doch -genau, der Aussichsturm beim Radhost, den wir im Frühjahr mit Eiszapfen behängt erlebt hatten und den ich nicht hatte fotografieren können !
von jedem Bezirk sind alle Aussichtstürme vorgestellt mit genauer Angabe der Position, Meereshöhe, aus welchem Material wann erbaut. Ein Muss für jeden Fußwanderer, sich hier noch neue Anregungen zu holen. Ob auch der Turm dabei ist, auf dem ich gestern war ?
Interessant wäre es zu erfahren, welche der vorgestellten Türme auch per Fahrrad erreichbar sind. Ich stelle jedenfalls fest, dass ich Tschechien und die Slowakei noch längst nicht überall kenne. Dabei sind hier nur Türme vorgestellt, die man auch betreten kann. Die Berggipfel mit Fernsehtürmen, die nicht zugänglich sind, sind nicht dabei, so der Praded im Altvatergebirge oder der Kra'hola Vola am Ostrand der niederen Tatra.
Eine tolle Idee des Museumsbetreibers, sein schönes Heimatland auf diese Weise zu zeigen und jeden Besucher neugierig zu machen auf mehr Erlebnisse in Bohemia - dem Land, das schon die alten Römer "die Schöne" nannten.
Nun gilt es Abschied zu nehmen am schönsten und wärmsten aller bisherigen Herbsttage - bei 24 Grad im Schatten! Mit Erich erörtern wir schon die Reisepläne für 2018 im Zug von Luhakovice bis Uherske Hradiste, dann muß er zurück nach Hodonin.
Im Zug habe ich Zeit, meinen Tacho auszuwerten. Das waren also in 9 Tagen insgesamt 504 km, also täglich etwa 56 km. Gefahrene Zeit:30 Stunden, macht eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 16,8 km/h. Darin sind alle Strecken, in denen sich das Vorderrad bewegt hatte, enthalten. Nicht schlecht, verglichen mit früheren Touren ohne elektrische Verstärkung, bei denen ich auf einen Schnitt zwischen 9 und 12 km/h kam, allerdings bei höheren Tagesleistungen mit bedeutend mehr Anstrengung.
Das Beruhigenste dabei jedoch: Solche Touren werde ich noch länger machen können, vielleicht hält mich die begrenzte Ladekapazität der Batterie von Gewalttouren ab, auch das ein positiver Effekt.
Zuhause angekommen, führt mein erster Weg zur Fahrradwerkstatt: Alle Speichen des Hinterrades erneuern und verstärken. Dabei bekommt das Hinterrad auch eine neue Felge, in die die 2,5 mm starken neuen Speichen in kleine verstärkte Ösen eingelassen sind und sich der Zug der Speiche im Bohrloch der Speiche auf eine größere Fläche verteilen kann.
Wann nun kann die neue Felge getestet werden ? Im Frühjahr 2018 zum Frühlingserwachen, dann in Rust am Neusiedler See!
Aufbruch: | 05.10.2017 |
Dauer: | 13 Tage |
Heimkehr: | 17.10.2017 |
Slowakei