Im Gebirge ein neues e-bike testen

Reisezeit: Oktober 2017  |  von Manfred Sürig

Tagestrip über die Kleinen Karpaten und zurück

Im Morgendunst geht es von Brumov aus auf tschechischer Seite eine Nebenstraße bergauf nach Nordosten, von Dorf zu Dorf nimmt der Verkehr immer mehr ab, Nedasov heißt der Bach und jedes Dorf. Am Ende eine kurze Steigung von 15 %, bei der die Batterie wieder einiges leisten muss. Inzwischen weiß ich schon, wann ich rechtzeitig zurückschalten muss und meine Trittfrequenz beibehalte, aber die Puste darf dabei nicht ausgehen! Das schaffe ich gerade eben noch, aber nur, weil es etwa 200 Höhenmeter sind, dann bin ich schon auf der Passhöhe von 650 Metern.

Die slowakische Karte bezeichnet diesen Weg als "Erholungsroute". Da bin ich doch etwas erstaunt. Dennoch stimmt's: Der Pass ist mit Aufstieg und steilstem Abstieg auf tschechischer Seite, nach einer Kehre geht's dann runter in die Slowakei -und das ist in der Tat eine Traumfahrt mit leichtem Gefälle -16 km bis ins Tal des Waag bei Pruske

Die slowakische Karte bezeichnet diesen Weg als "Erholungsroute". Da bin ich doch etwas erstaunt. Dennoch stimmt's: Der Pass ist mit Aufstieg und steilstem Abstieg auf tschechischer Seite, nach einer Kehre geht's dann runter in die Slowakei -und das ist in der Tat eine Traumfahrt mit leichtem Gefälle -16 km bis ins Tal des Waag bei Pruske

Hier komme ich auf den Weg, auf dem ich vor wenigen Tagen bei 6 Grad und Dauernieseln gekommen bin ! Heute lohnt sich ein Abstecher in Seitenwege, einmal eine alte Kirche, dann ein Landsitz und hier, ein Cafe, das leider noch geschlossen hat.

Beim Aufsteigen bemerke ich schon wieder ein leichtes Eiern des Hinterrades. Und tatsächlich, schon wieder mindestens zwei gerissene Speichen ! Wie es passiert ist, könnte ich nicht sagen, vielleicht war es allein die schnelle Abfahrt mit bis zu 46 km/h auf glatter Fahrbahn. Da hatte ich mal ein Knacken hinten gehört, ohne über ein Hindernis gefahren zu sein.
Nächster größerer Ort ist Nemsova, noch 12 km. Leider werden unterwegs gerade Kanalanschlüsse an viele Häuser gelegt und ich muss durch die Querrinnen! Hoffentlich halten die restlichen Speichen das aus! Sie halten zwar, aber in Nemzova hat der Fahrradservice keine passenden Speichen vorrätig, Lieferfrist übers kommende Wochenende 4 Tage!
Ich sollte es mal in Bolesov versuchen, 8 km zurück in die Richtung, aus der ich gerade gekommen bin.
Also ebenso vorsichtig durch alle Baustellen zurück, in Bolesov finde ich den Service und werde wie ein alter Bekannter empfangen. Ich bin wohl telefonisch avisiert worden, Reservespeichen liegen schon auf dem Tisch! Und weil man sich so schlecht verständigen kann, drückt mir der Chef ein Handy in die Hand mit der Bitte, deutsch zu sprechen. Dort meldet sich seine Frau in fließendem Deutsch und fragt nicht nur nach meinem Problem, sondern lässt sich ausführlich über alle meine Radtouren in der Slowakei informieren, fragt nach Orten, die ich möglicherweise noch nicht kenne und gibt mir zahlreiche Tipps. Am Ende des Gesprächs sind 4 neue Speichen fertig eingebaut, und zwar kostenlos ! Er freut sich riesig, mir eine Freude bereitet zu haben und wünscht mir gute Rückfahrt!
Noch vorsichtiger trete ich nun den Rückweg an, konzentriere mich dabei ganz auf die Fahrbahn, um jede Unebenheit zu umfahren. So bemerke ich das Ende eines Radweges erst in letzter Minute......

Nichts ist vorher angezeigt, Radfahrer, sieh zu, wo du bleibst.....

Nichts ist vorher angezeigt, Radfahrer, sieh zu, wo du bleibst.....

Diese Furt bleibt mir erspart, weil ich nicht durchs Dorf gefahren bin, sondern mich auf dem Radweg der Umgehungsstraße gehalten hatte.....

Diese Furt bleibt mir erspart, weil ich nicht durchs Dorf gefahren bin, sondern mich auf dem Radweg der Umgehungsstraße gehalten hatte.....

Im Hochsommer vielleicht mal ganz reizvoll, durch eine Furt zu radeln, aber heute ? Ich bleibe lieber auf der Hauptstraße zurück nach Tschechien, zwar ohne Radweg, dafür aber bildschön asphaltiert zum Wohle meiner Speichen.

Im Hochsommer vielleicht mal ganz reizvoll, durch eine Furt zu radeln, aber heute ? Ich bleibe lieber auf der Hauptstraße zurück nach Tschechien, zwar ohne Radweg, dafür aber bildschön asphaltiert zum Wohle meiner Speichen.

Auf slowakischer Seite frage ich vergeblich nach einer Übernachtung, man verweist mich nur auf hinter der Grenze. Ein Bahngleis führt parallel zur Straße, aber es scheint stillgelegt zu sein. Der Grenzübergang, den man nach der Trennung von Tschechien und der Slowakei sofort sehr aufwändig gebaut hatte, ist verfallen und überflüssig geworden.
Wieder komme ich über einen Pass, genau an der Grenze, Zeit für eine kleine Rast mit Bier aus dem Tante-Emma Laden. freundlicherweise bietet mir die Inhaberin an, ein Porträt von mir zu machen:

Gleich hinter der Grenze ein Hinweis zu einem Bahnhof: Vlasky Prumyk. Und tatsächlich: ein fein ausgebauter Bahnhof, von dem im Stundentakt Verbindungen nach Norden bestehen.

Ein Triebwagen mit Fahrradbeförderung steht sogar abfahrbereit!

Ein Triebwagen mit Fahrradbeförderung steht sogar abfahrbereit!

Aber soll ich die Passhöhe,die ich gerade erklommen habe nicht besser mit dem Rad herunterfahren ?
Meine Bedenken wegen der Speichen stelle ich zurück, so eine Talfahrt muß man doch genießen ! Zumal die Batterie doch noch nicht leer ist. Ich lasse mich bergab rollen bis zu der Abzweigung, an der ich heute morgen meine Tour begonnen hatte, dabei gibt es noch eine Gelegenheit, den regen Bahnverkehr im Bild festzuhalten

In Tschechien hat man bis heute noch jedes Gleis, das einmal verlegt wurde, in Betrieb gehalten. Für den Radler ideal: er kommt in die entlegensten Winkel, besonders, wenn sie an einem Pass liegen, ganz bequem und kann sich von dort bergab rollen lassen.

In Tschechien hat man bis heute noch jedes Gleis, das einmal verlegt wurde, in Betrieb gehalten. Für den Radler ideal: er kommt in die entlegensten Winkel, besonders, wenn sie an einem Pass liegen, ganz bequem und kann sich von dort bergab rollen lassen.

In Brumov suche ich mir eine Unterkunft und finde in der Bar und Penzion Snehurka genau das Richtige: Ein sonniges Doppelzimmer für 13 € und ein 3-Gänge-Menü zum Abschluß, das alles bisherige in den Schatten stellt.
Es wird wohl seinen Grund gehabt haben, dass das Speiselokal ("die Bar") proppevoll von Einheimischen ist.

© Manfred Sürig, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Dass man in der Ebene deutlich schneller fahren kann, war die erste Erfahrung mit dem neuen e-bike. Nach 60 Kilometern war die Batterie leer. Wie würde das wohl auf Bergtouren aussehen, wenn die Batterie das leisten muß, was ich in den letzten 16 Jahren trampeln mußte ?
Details:
Aufbruch: 05.10.2017
Dauer: 13 Tage
Heimkehr: 17.10.2017
Reiseziele: Tschechische Republik
Slowakei
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.