Spanien-Reise 2017
Santiago de Compostela - Ribeira - Cabo Fisterra
Bei der Abreise von Barreiros war das Wetter schon bedeckt. Auf der Weiterfahrt nach Santiago d. C. wurden wir durch die Polizei von der Autobahn abgeleitet auf die Nationalstraße N 634. Von dort aus konnten wir sehen, daß die weit oben in den Bergen verlaufende Autobahn komplett in den Wolken verschwunden war. Das war wohl der Grund der Ableitung. Später wurden wir auf die Autobahn zurückgeführt.
Kurz nach der Mittagszeit erreichten wir den Campingplatz
Camping Ria de Arosa 2 Rural
Balteiro-Oleiros
15993 Ribeira
N 42°37´14´´
W 8°59´13´´
der etwa 68 Km von Santiago d. C. entfernt in den Bergen liegt. Die Zufahrt ist ein Abenteuer. Von der Hauptstraße geht es die letzten etwa 3 Km über eine sehr schmale, kurvenreiche, Landstraße zum Campingplatz. Auf dieser Straße gibt es Gegenverkehr, und es können auch Busse entgegenkommen, und es kommen Busse!! Aber irgendwie passt es dann schon.
Der Campingplatz selbst liegt malerisch eingebettet in den Bergen, einige Kilometer von der Küste entfernt. Die Einrichtungen sind einfach aber OK. Auf dem Platz befindet sich ein großes Schwimmbad, welches offensichtlich auch durch Schulklassen genutzt wird, deshalb auch die Busse! Desweiteren befinden sich auf dem Platz ein gut sortiertes Geschäft, das für uns eine besondere Bedeutung bekam, und ein großes Restaurant. Die Stellplätze sind gut angelegt. Auf dem Platz haben wir ein niederländisches Paar aus Laredo und eine finnische Familie aus Ruiloba wiedergetroffen.
Da das Wetter mittlerweile wieder sehr schön geworden war, haben wir zu Fuß noch eine Runde über den schön angelegten Platz und die nähere Umgebung gemacht. Ich habe auch noch das Geschäft auf dem Platz besucht und bei den Campingartikeln gestöbert. Gesucht habe ich für uns einen neuen Einstiegstritt. Gleich zu Beginn unserer Reise schon in Bordeaux zeigte die Trittfläche unseres Trittes einen Riß, der immer größer wurde. Während der ganzen bisherigen Reise haben wir unterwegs Ausschau gehalten nach einem Campinggeschäft oder einem Wohnwagenhändler und auch auf jedem Platz Nachfrage gehalten. Leider immer ohne Erfolg. Der junge Mann, der das Geschäft auf dem Campingplatz betrieb, sprach mich natürlich an, und jetzt hatten wir wieder die Sprachprobleme. Der ideenreiche junge Mann zückte sein Smartphone, öffnete den Google-Übersetzer. Jetzt konnten wir uns austauschen, ich mein Problem schildern. Der junge Mann versprach Abhilfe, ein Campinggeschäft oder einen Wohnwagenhändler gab es hier allerdings in der Nähe auch nicht.
Am nächsten Tag lieferte der junge Mann ein dünnes Holzbrett. Ich habe die Umrisse der Trittfläche unseres Einstiegtrittes aufgezeichnet. Einen Tag später kam das passend ausgesägte Brett an, auf den Tritt aufgeklebt, wunderbar, alles wieder stabil. Das Ganze sollte nichts kosten, weder Brett noch Sägearbeiten, der junge Mann freute sich, uns geholfen zu haben, alles mit Google-Übersetzer. OK, dann mußten also aus unserem Proviant ein paar Dosen Deutsches Bier überreicht werden. Die Freude auf beiden Seiten war groß!
Nach dieser eingeschobenen Geschichte über Kontakte mit Einheimischen zurück zu unserer Reise.
Santiago d. C. stand natürlich ganz oben auf dem Plan. Da wir mittlerweile gelernt hatten, daß das Parken in den engen spanischen Altstädten ein großes Problem darstellt, habe ich das Navi mit den Koordinaten des Stadtcampings in Santiago programmiert. Nach der Anreise von ca. 60 Km konnten wir unser Auto dort gut und sicher abstellen. Und dann…., dann ging es tatsächlich zu Fuß die letzten 2 Km den Jakobsweg entlang, immer der Muschel und den Menschenströmen hinterher. Ich muß zugeben, es war schon ein eigenartiges Gefühl, irgendwie gehörten wir jetzt dazu (wobei wir die Frischesten waren!), es war ein besonderes Erlebnis. Zu Fuß erreichten wir die Kathedrale.
Wir wußten, daß täglich um 12.00 Uhr in der Kathedrale ein Hochamt für die angereisten Pilger stattfindet. Uns wurde angeraten spätestens um 11.15 Uhr in der nicht gerade kleinen Kathedrale zu sein, um einen Platz zu erwischen. Das war uns natürlich nicht gelungen, wir erreichten gegen 11.30 Uhr die Kathedrale, rappelvoll. In der letzten Ecke gelang es uns noch einen Stehplatz zu ergattern.
Das Hochamt mit Schwenken des riesigen Weihrauchbehälters zu Beginn (dieses Procedere stammt angeblich aus hygienischen Gründen aus dem Mittelalter um den Geruch der versammelten Pilger zu „überdecken“) war schon eine sehr gut durchorganisierte, professionelle Show, sehr gut gemacht. Ergriffenheit konnten aber auch wir nicht abstreifen. Allerdings gestaltete sich das Anzünden einer Kerze anders als wir es bisher kennengelernt hatten.
In einem Automaten befanden sich LED-Lichter. Nach Einwurf von einem Euro ging für eine gewisse Zeit eine LED Kerze an. Geschäftstüchtig.
Wir hatten jetzt allerdings ein kleines „Problem“, wir haben ja auf unserer bisherigen Reise den Jakobsweg immer wieder gekreuzt, teilweise sind wir parallel gefahren, die letzten 2 Km sind wir wirklich gelaufen. Dafür bekommt man natürlich keinen Stempel!! Wir haben uns deshalb, wie es früher mal üblich war, in Santiago eine Postkarte gekauft und an uns selbst adressiert nach Hause geschickt. Jetzt sind wir glückliche Besitzer einer Postkarte aus Santiago d. C. mit einem Poststempel aus Santiago (kein Pilderstempel, aber egal!).
Nachdem wir noch durch die sehr schöne Altstadt, alles voller Pilger, gebummelt sind, ging es die 60 Km zurück zum Platz.
Mit den vielen Eindrücken war es ein sehr schöner Tag, Santiago mit allem drum und dran hat uns sehr gut gefallen.
Nach den Erlebnissen in Santiago d. C. war am nächsten Tag das Schwimmbad auf dem Platz unser Aufenthaltsort, wir durften wieder ein „spanisches“ Wochenende erleben. Nachmittags haben wir uns dann zum Einkaufen doch noch einmal auf den Weg zum 5 Km entfernten Ribeiro gemacht. Danach machten wir noch einen kleinen Ausflug zur Costa da Morte, „Todesküste“, zum Leuchtturm Corrubedo, sehenswert mit einer sich anschließenden schönen Badebucht. Das sollte unser Ziel für den kommenden Tag sein.
Am nächsten Tag sind wir wieder zu der Bucht am Leuchtturm Corrubedo gefahren. Schilder am Strand wiesen auf die Gefährlichkeit hin, starke Strömungen, eben die „Todesküste“. Obwohl es Sonntag und sehr schönes Wetter war, war ausser uns nur noch ein toter Delfin am Strand. Wir haben die Sonne genossen, ins Wasser haben wir uns nicht getraut. Auf dem Rückweg sind wir am Hafen in Corrubedo in eine kleine Bar eingekehrt. Leckere belegte „Brötchen“, Bocadillos, waren unsere Wegzehrung für den Rückweg.
Zurück auf dem Platz kehrten wir zum Essen in das Platzrestaurant ein. Jetzt verstanden wir auch, warum es so groß war. Wir gerieten in zwei Kommunionsfeiern mit der spanischen Mentalität, wonach leise sprechen nicht schicklich ist. Es gab viel zu sehen und zu hören.
Der Jakobsweg endet nicht in Santiago de Compostela, sondern es gibt eine Fortsetzung bis zum „Ende der Welt“, zum Cabo Fisterra, dem westlichsten Zipfel Spaniens. Dort werden von den Pilgern zum Teil die sowieso abgelaufenen Schuhe verbrannt. Das war unser Ausflugsziel am nächsten Tag. Über die Schnellstraße hätten wir 87 Km zu fahren gehabt. Das wollten wir aber nicht. Wir sind entlang der „Todesküste“ mit fantastischen Aussichten gefahren. So waren es 100 Km, aber es hat sich gelohnt. Oft haben wir unterwegs angehalten um die Aussicht zu genießen. Die teilweise schroffe felsige Küste dazwischen mit kleinen Sandbuchten hat uns stark an die Bretagne erinnert.
Am Kap Fisterra haben wir natürlich wieder das Muschelzeichen und auch viele Pilger angetroffen. Die Aussicht von dort auf das vermeintliche Ende der Welt und das tief unten liegende Meer hat sich wirklich gelohnt.
Bevor es zurückging besuchten wir noch den Hafen von Fisterra mit der leider geschlossenen, berühmten Fischhalle. Gesehen haben wir die Auswanderer-Statue, die zum Gedenken der vielen spanischen Auswanderer, die sich von Fisterra auf den Weg in eine neue Welt gemacht hatten.
Auf dem weiteren Rückweg waren wir wohl etwas unachtsam, haben offensichtlich eine Abzweigung verpasst, denn plötzlich waren wir weg vom Meer, es ging nur noch bergauf, bergauf, bis zum Gipfel, wir fanden uns in einem Park von Windrädern wieder. Unser Navi hat uns dann aber zum Glück von dort oben über viele kleine und enge Serpentinenstraßen zurück zur Küste und auch zum Campingplatz geführt, allerdings waren wir auf unserem seltsamen Weg jetzt 140 Km gefahren.
Am Abend haben wir unsere Erlebnisse noch mit den niederländischen Nachbarn, die wir schon in Laredo getroffen hatten, ausgetauscht.
Aufbruch: | 01.06.2017 |
Dauer: | 7 Wochen |
Heimkehr: | 16.07.2017 |