ein paar Tage am Niederrhein

Reisezeit: Juni 2018  |  von Herbert S.

Kleve

letzte Station unserer Reise an den Niederrhein ist Kleve. Die Stadt ist direkt eine ganze Portion größer und hektischer als die anderen besuchten Städtchen.
Uns zieht es zunächst zu den Gartenanlagen.

Im ehemaligen Kurhaus der Stadt Kleve ist heute ein Museum untergebracht

Im ehemaligen Kurhaus der Stadt Kleve ist heute ein Museum untergebracht

Johann Moritz begründete den Ruhm Kleves als Gartenstadt. Der Brandenburgische Statthalter, der viele Jahre im Dienste Hollands stand und Gouverneur in Niederländisch-Brasilien war, fand in Kleve noch einmal eine ihn faszinierende Aufgabe: die Stadt mit Parks zu umgeben.
Vieles von den Schöpfungen des Statthalters ist verschwunden oder nur noch teilweise erhalten. Vor allem das Amphitheater - an der B 9 - ist heute noch eindrucksvoll. Antike Kunst und Gartenlandschaft waren als Einheit gedacht. Eine künstliche Felsenlandschaft sollte entstehen. Dabei diente die Villa d'Esté in Tivoli als Vorbild. Den Entwurf für den Terrassengarten lieferte der niederländische Architekt Jakob van Campen, der Baumeister des Amsterdamer Rathauses. Findlinge, Kriegstrophäen, antike Funde waren in die Landschaft komponiert. An die Zeit als Gouverneur in Niederländisch-Brasilien sollten die Araukarien erinnern. Von der einstigen manieristischen Anlage ist freilich viel verschwunden. Mittelpunkt des Amphitheaters ist bis heute die überlebensgroße Marmorfigur der Minerva Tritonia.

Blick vom Amphitheater über den (neuen) Eisernen Mann und den Prinz-Moritz-Kanal, der den Tiergarten Kleve vom Forstgarten Kleve trennt.

Blick vom Amphitheater über den (neuen) Eisernen Mann und den Prinz-Moritz-Kanal, der den Tiergarten Kleve vom Forstgarten Kleve trennt.

Kurhaus Kleve

Kurhaus Kleve

im Forstgarten

im Forstgarten

Kleve
Clive, d. h. Kliff, bezeichnet einen steil zum Altrhein abfallenden Hügel, der sich wegen seines Fernblicks zur Befestigung förmlich anbot. Diesem Hügel verdankt das Geschlecht der Grafen seinen Namen, das dort seit der Mitte des 11. Jh. herrschte. Der Siedlung, die sie im Schatten ihrer Burg gründeten, verliehen sie am 25. April 1242 Stadtrechte. Das Wahrzeichen Kleves ist noch heute die Schwanenburg Sie ist - ganz im Gegensatz zu den meisten Schlössern und Burgen am Niederrhein - eine Höhenburg, und eine eindrucksvolle dazu. Der Name Schwanenburg stammt allerdings erst aus dem 19. Jh. In früheren Tagen sprach man nur von >het Slot van Cleef< oder dem >Hof van Cleef«.
Urkunden zur älteren Baugeschichte sind nicht erhalten. Durch Grabungen ist aber ermittelt, daß die älteste Anlage im 11. bis 12. Jh. eine aus Basalt und Tuff errichtete Ringmauer umfaßte. Sie paßte sich der Hügelkuppe so an, daß sie an der Ostseite parallel zum Altrhein in gerader Linie von Norden nach Süden verlief, nach Westen aber halbkreisförmig ausbog. Von der späteren Oberstadt im Südwesten trennte sie ein künstlicher tiefer Graben. Alle späteren Umbauten gehen von diesem ältesten Mauerring aus.
Unter Herzog Adolf I. (1394-1448), dem Gemahl der Maria von Burgund, Tochter Herzogs Johann ohne Furcht, erfolgte der großzügige spätgotische Umbau der Burg. Der 1439 eingestürzte Bergfried wurde durch den schwanenturm ersetzt. Daran er-

Grundriss der Schwanenburg, 1785
Die Burg Kleve hatte sich bereits bis 1200 zu einer bedeutenden Anlage entwickelt ein großes Oval auf dem Burgberg umfasste zwei Innenhöfe mit einem Brunnen. Diese Anlage wurde ab ca. 1340 zum Kern der landesherrlichen Residenz Kleve. Nach einer gotischen Umgestaltung im 15. Jh. standen sich der Schwanenturm und der Johannisturm sowie der Spiegelturm und ein turmartiger Anbau über dem Ker-
misdahl jeweils paarweise gegenüber. Ein Vortor aus 1470771 hieß seit einer 1560 zu datierenden lAodemisierung Herzog-Wilhelm-Tor. Ein Kanz-leigebäude (1558/59) wurde von einer Galerie (1569/70) mit der Burg verbunden. Der Grundriss zeigt noch den Hfl eingestürzten Lange Saal. Noch 1785 wurde der Johannisturm abgerissen und weitere Teile der Anlage sollten bald folgen.

Der untere Innenhof
Der untere Innenhof der Schwanenburg, 1745
Nach dem Erlöschen des Wetschen Herzogshauses (1609) entstand ein Erbfolgestreit. Die Länder Kleve und Mark fielen mitsamt der alten klevischen Stammburg an Brandenburg-Preußen. Der Große Kurfürst ließ die Burg 1663*1666 von seinem Statthalter Johann Moritz von Nassau-Siegen nach Plänen des niederländischen Architekten Pieter Post modernisieren. Die Türme, wie der Spiegelturm (IL) und der Schwanenturm (re.), behielten weitgehend ihr gotisches Gepräge, aber die beiden Innenhofe wurden mit barocken Arkaden versehen. Auch wurden die Fenster und Portale durchweg erneuert. Im vorderen Innenhof befand sich nach wie vor ein Brunnen, dessen Reste 1999 freigelegt wurden und heute unter einem Glasdach sichtbar sind.

Zugang zum oberen Innenhof - heute der Weg zuum Amtsgericht

Zugang zum oberen Innenhof - heute der Weg zuum Amtsgericht

In staufischer Zeit besaß die Burg ein prachtvolles Portal. Heute sind nur noch Bruchstücke vorhanden, aber sie sind eindrucksvoll genug. Sie zeugen von dem Einfallsreichtum und der Phantasie der Bildhauer. Das Rankenwerk des staufischen Ornaments umschließt Szenen handwerklicher Tätigkeit und Fabelwesen. Die Fragmente sind zu zwei Türfassungen in der östlichen und nordwestlichen Galerie im Innenhof zusammengefaßt .

Leider läuft uns die Zeit davon, wir müssen die Strecke zurück nach Aachen noch bewältigen. Daher muß der ansonsten obligatorische Stadtrundgang ersatzklos gestrichen werden.

© Herbert S., 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Kunst und Archäologie reizten uns - Grund genug sich in die Römerzeit zu begeben und dabei das Mittelalter nicht zu vergessen.
Details:
Aufbruch: 12.06.2018
Dauer: 4 Tage
Heimkehr: 15.06.2018
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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