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Abbaye Fontevraud
L'Abbaye Fontevraud
Die Abbaye de Fontevraud ist eine der weltweit weitläufigsten mittelalterlichen Klosteranlagen - ihre Geschichte reicht von einer prachtvollen königlichen Abtei und einem düsteren Gefängnis bis zu einer vielversprechenden Zukunft.
Die Abtei Fontevraud wurde 1101 vom bedeutenden Wanderprediger Robert d'Arbrisset gegründet. Das Kloster bestand aus einer religiösen Gemeinschaft von Frauen und Männern und wurde von einer Äbtissin geleitet. Männer und Frauen, Arme und Reiche, Adlige und Ausgestossene führten hier ein Leben der Stille, Abstinenz und Armut, das Gott, dem Gebet und der Arbeit geweiht war.
Die Abtei entwickelte sich zu einer Klosterstadt mit 4 Prioraten, drei für Nonnen, eins für Mönche ausserhalb der Klostermauern. Die Klosteranlage war 14 ha gross, angrenzend an ein Lehen von Eleonore von Aquitanien und ihrem zweiten Mann Heinrich II, König von England. Eleonore von Aquitanien verbrachte hier ihre letzten Tage und liess hier auch ihre Angehörigen begraben.
Absolut sehenswert ist die zwischen 1105 und 1165 erbaute Abteikirche mit einem schlichten Chor und dem Kirchenschiff mit ca. hundert verzierten Kapitellen. Hier befinden sich die liegenden Grabfiguren von König Heinrich II, Eleonore von Aquitanien, ihrem Sohn Richard Löwenherz und der Ehegattin des jüngsten Sohns.
Der Kreuzgang ist 59 m lang, und von hier gelangt man in die Abteikirche, den Speisesaal, die Küchen, die Schlafsäle usw. Im Kapitelsaal befinden sich Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert mit Szenen der Passion.
Sehenswert ist auch ein im byzantinischen Stil erbautes Gebäude in achteckiger Form. Das 28 m hohe Dach in Fischschuppentechnik hat 21 Kamine. Hier waren die Küchen untergebracht sowie die Räucherkammern.
Das Kloster Fontevraud unterstand direkt dem Papst und genoss auch immer den besonderen Schutz der Könige. Im Laufe von 700 Jahren wurde der Orden von 36 Äbtissinen geleitet, und diese hatte eine uneingeschränkte und sehr weit gehende weltliche Macht, während die spirituelle Macht den Männern vorbehalten war. Die Äbtissen stammten aus dem hohen Adel und waren auch bisweilen königlicher Abstammung.
Nach der Französischen Revolution wurde die Abtei vom Staat beansprucht und 1804 von Napoleon in ein Zentralgefängnis umgewandelt, und deshalb auch wahrscheinlich vor der Zerstörung gerettet.
Nach umfangreichen Umbauarbeiten wurden hier 1000 - später bis 2000 - Häftlinge untergebracht. 1814 trafen die ersten Häftlinge hier ein - Männer, Frauen und auch Kinder. Es galt als eines der härtesten Gefängnisse von Frankreich. Die Kritzeleien der Häftlingen drückten ihre Verzweiflung, Einsamkeit und Wut aus. Es gelangen nur wenige Fluchtversuche.
Der umstrittene Schriftsteller Jean Genet hat in seinem Buch "Miracle de la Rose" über das düstere Leben der Häftlinge im 19. und 20 Jahrhundert berichtet.
Nach zehn Jahrhunderten als Kloster- und Gefängnisstadt möchte man jetzt eine zeitgenössische Stadt werden.
Man ermöglicht künstlicherische Aktivitäten, Diskussionsveranstaltungen, historische Vorträge, Konzerte u.v.m. Auch ein Besuch der Galerie der Grafikkunst ist empfehlenswert. Wir hatten das Vergnügen, im grossen Schlafsaal ein Werk von Claude Levêque "Tode im Sommer" sehen zu können - eine Inspiration von Nacht und Schlaf mit rötlich schimmerndem Polarlicht.
Es gibt auch einen Buchladen, ein Cafè und die Orangerie-Bar. Das vor 30 Jahren eröffnete 4-Sterne-Hotel in einem Priorat mitten im Herzen der Abtei wird gerade neu gestaltet.
Aufbruch: | 15.06.2014 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 02.07.2014 |