@Home in Nairobi!

Hach ja, was wäre das Leben hier ohne Handwerker im Haus. Laaaangweilig!
Eines Samstag Nachmittages liege ich also auf meinem Küchensofa, surfe durchs Internet und höre Türenknallen. In letzter Zeit ist es recht windig (die Regenzeit ist viel zu spät eingetroffen) und ich laufe also nach oben, um alle Türen und Fenster zu schließen.
zurück auf meinem Sofa, knallt es immer noch. Hmmm, seltsam. Ich geh Richtung Küche und schaue auf dem Hof, plötzlich erneuter Knall und Rauchschwaden steigen vorm Küchenfenster auf.

Das erscheint mir doch etwas seltsam, denn dort befindet sich der Vorgarten. Wo also kommt der Rauch her??

Erste Erkenntnisse

Da stehe ich also nichtserkennend in meinem Vorgarten und starre die Blechvögel an bis die freundliche Stimme des Wachmanns meiner Nachbarin ruft: "There is something wrong Madam. Shall I come over?"

YES PLEASE!

Na, wenigstens mal nicht alleine auf Spurensuche. Beide stehen wir also in meinem Vorgarten und Patrick erklärt mir, dass er Blitze und Rauch gesehen hat. Aha...

Und während wir beide so vor uns hin starren, blitzt es erneut, Rauchschwaden steigen auf.
Der Vorgarten ist tatsächlich unschuldig - es ist.....

Die Hauswand itself!

Ja wer hätte das denn gedacht: Ich habe ein Haus mit Special effects!
Wir stehen also da und beobachten, wie aus dem kleinen Kästchen da oben Elektroblitze rauskommen und ab und zu auch mehr oder weniger dicke Rauchwolken.

Spannend dabei: Der Strom im Haus blieb weiter an! Wieder im Haus versuche ich also, eine Sicherung nach der anderen auszuschalten, um zu sehen, welcher Stromkreis betroffen ist.

Patrick steht weiter draußen und egal welche Sicherung ich löse, es blitzt weiter fröhlich vor sich hin.
Dabei rieche ich auch noch in meiner Speisekammer irgendwas verkokeltes...

Da wir nichts entdecken können, einigen wir uns darauf, dass ich besser mal einen Elektriker rufe. Super Idee, damit hatte ich ja so ganz hervorragende Erfahrungen gemacht.

Immer wieder sonntags

Natürlich erreiche ich am Samstag Nachmittag niemanden mehr, der noch vorbeikommen kann. Damit das ganze auch für die Nachwelt festgehalten werden kann, gehe ich nach draußen und will das Spektakel filmen. Und siehe da - wie immer: drei Videos und 7:30min später gebe ich auf, kein einziger Blitz ist mehr zu sehen.
Gut, dann ist es ja auch egal, dass keiner Zeit hat. Ignoriere ich das Problem eben erstmal.

Muahhaahaaaa.... So ein Problem löst sich natürlich NICHT durch ignorieren. Sonntag morgen schüttet es (ich erwähnte die Regenzeit) und der Generator springt an. An sich nun nichts Neues, das passiert hier aktuell mindestens 2 mal pro Woche. Neu ist, dass der Generator aber das Haus nicht mit Strom versorgt.
Ich also raus aus dem Bett und nach draußen, sehen was los ist.

Hatte ich erwähnt, dass es 07:13Uhr war?? Genau das, was man Sonntag morgens am liebsten macht. Gummistiefel an und im Vorgarten im Dieselgeruch den Generator checken und danach die super gesicherte Strombox. Für diejenigen, die sich nicht erinnern: So sieht sie aus:

Der Stromkasten, mein Generator und ich

Wie ihr euch vorstellen könnt, hatte ich richtig viel Lust, den Metallkasten anzufassen, um den Generator abzudrehen, der ja nichts brachte, weil keine Strom im Haus ankam.
Der Generator selbst stand schon auf "off" und ließ leider kein Abschalten selbst zu. Also erstmal den Kasten mit nem Besenstiel geöffnet. Wenigstens kam da kein Rauch raus! Immerhin habe ich es dann gewagt im rechten Kasten den Schalter umzudrehen, der den Stromkreis von Generator zurück auf Kenya Power umstellt.
Das blieb aber leider ebenfalls ohne Erfolg. Also zurück zum Generator. Nur was nun tun, leerlaufen lassen (natürlich hatte ich ihne gerade voll mit Diesel aufgefüllt) wollte ich auch nicht. Dann zurück zum Generator und nochmal alles näher betrachtet und kleinen Minidrehknopf entdeckt, auf dem FUSE stand. Na gut, das sollte funktionieren. Also raus mit dem Ding und siehe da: Aus isser! Wenigstens das.

Bilderrätsel - Für alle zum Mitraten!

Der gut geschulte Elektriker

Tatsächlich habe ich dann am Sonntag morgen gegen 08 Uhr einen Elektriker erreicht, der versprach in einer Stunde da zu sein. Überraschenderweise war er das dann auch. Seine erste Tätigkeit: Er fährt mit einem Auto auf den Hof, das bei uns statt TÜV eigentlich nur noch den Schrottplatz sehen würde. Dann klappt er die Motorhaube hoch und klemmt erstmal irgendein Kabel ab. Ok - ich frage nicht weiter nach.

Ich beschreibe ihm das Problem, er schaut ich die Lücke an und sagt, dass es sich um die Hauptleitung zum Haus handelt und ob ich eine SCHAUFEL habe.
Daraufhin buddelt er erstmal um das kleine schwarze Kästchen ein Loch. Kommentar von ihm: Hier hätte eigentlich ein Schacht mit Deckel betoniert werden müssen. Man hat wohl auch schon angefangen, dann aber nicht weitergemacht.
Klar Leute, warum ein Schacht machen, wenn man einfach Erden aufschütten kann.
Dann holte er Hammer und Meißell raus und hat erstmal Steine aus der Außenmauer weg geklopft. Nun endlich näher am Problem zieht er zwei Kabel und ne zerbrochene Plastikhülse aus der Mauer und zeigt mir die durchtrennte Leitung. (Leider habe ich kein Foto gemacht - ich ärgere mich sehr).

Erklärung: Regenzeit, Schlamm, offener Kabelschacht, Kupferdraht = Kurzschluss.

Ok, dann mach mal weiter, ich will lieber keine Details. Nachdem er also eine ganze Weile rumwerkelte, kam er rein und fragte nach Isolierband. Hab ich leider nicht.
Er wieder raus, 10min später kommt er wieder rein, hält mir irgendeine Plastikkappe vor die Nase und fragt, ob ich sowas habe.

Hmm, warte: Ich ich habe eine PLASTIKTÜLLE meines Einweg- Sahnespritzbeutel.
Ja, nimmt er.
Weitere 10min später fragt er nach einer Plastiktüte. Die sind hier verboten. Ich hätte einen MÜLLBEUTEL?!
Ja, nimmt er.

Was genau hat er da gemacht? Leider habe ich auch hier verpasst, es zu fotografieren. Er hat also die beiden Kupferdrähte der Hauptstromleitung zusammengedreht, mit der Plastiktülle "isoliert" und das ganze dann in eine kleine Plastikbox und diese in den Müllsack gepackt als Regenschutz. Is doch logisch, oder?
Danach hat er das in der ausgeklöppelten Wand wieder "eingeführt" und mit Zement (den hatte er zufällig dabei - im Gegensatz zum Isolierband) wieder zugespachtelt.
Danach riet er mir noch, einen Personenschutz (ich bezweifel, dass das ansatzweie mit dem deutschen Standard vergleichbar ist) am Stromkasten anzubringen, damit beim nächsten Kurzschluss besser mal der Strom im Hausweg ist. Gut, klingt logisch, mach mal, Junge!

90 min später war er fertig - mit dem Hinweis, es wäre alllerdings nur eine provisorische Lösung (ach echt, der Müllsack und die Spritztülle sind keine Standard?) und ich sollte das besser nicht länger als 2 Monate so lassen.

Kostenpunkt: 29 Euro. Und das am Sonntag. Inklusive "Material"

KARIBU KENYA! (Welcome to Kenya)