Reisebericht Marokko 2023
Wendepunkt - zurück nach Norden: Erg Chegaga
Der Plan ist, den Erg von Ost nach West von Mhamid nach Foum Zguid auf seiner Nordseite zu durchqueren, doch bereits auf der Fahrt von Zagora nach Mhamid merken wir, dass dafür eventuell nicht der beste Tag sein könnte. Es herrscht starker Wind, der den Sand aufwirbelt, die Sicht verschlechtert und teilweise sogar die Straße bedeckt.
Die letzte Tankstelle befindet sich in Tagounite, in Mhamid selbst gibt es außer einem kleinen Supermarkt keine weiteren Versorgungsmöglichkeiten. In Mhamid haben wir uns nicht wohl gefühlt. Es ist einer dieser Orte, an dem Armut auf Tourismus trifft – eine Mischung, die schon mal zur Geduldsprobe werden kann. Viele europäische Geländefahrer starten von dort ihre Durchquerung des Ergs, entsprechend gibt es viele bettelnde Kinder und Tour Anbieter, die auf Kundenfang gehen. Deren Taktik ist immer die Gleiche: Zuerst wird versucht, einem eine Tour mit dem üblichen Gerede aufzuschwatzen, und wenn das nicht funktioniert, werden die Horrorstorys ausgepackt, die von Verlust der Orientierung im Erg, über die Gefahr des ungefähr in der Mitte zu querenden Salzsees „Lac Iriki“ bis hin zu festgefahrenen Touristen die tagelang auf Hilfe warten müssen, reichen. Der wahre Kern ist sicherlich, dass man nicht alleine in den Erg hineinfahren sollte, wenn man keine Bergeausrüstung und kein ordentliches GPS besitzt, da im Dünenfeld tatsächlich sehr schnell die Orientierung verloren gehen kann, jedoch ist die Darstellung maßlos übertrieben.
Wir lassen den Reifendruck auf ca. 1,2 Bar (20PSI) ab und fahren in den Erg hinein. Hierfür benötigt man wirklich einen Geländewagen mit Bodenfreiheit und Untersetzungsgetriebe. Der Eingang in den Erg ist abenteuerlich: Es müssen mehrere Dünen überfahren werden, es gibt tiefe Fahrspuren, der Sand trägt jedoch ziemlich gut. Wir entscheiden uns aufgrund der immer noch sehr windigen Bedingungen und dem aufgewirbelten Sand dazu, den Erg diesmal nicht zu durchfahren. Die Benutzung des Kochers und Zubereitung eines Abendessens wäre unter diesen Bedingungen unmöglich gewesen, und das Dachzelt komplett versandet, wenn der Wind auch die Nacht über nicht nachgelassen hätte.
Wir folgen trotzdem einige Zeit dem Track und merken relativ schnell, dass die Durchfahrt durchaus ihre Challenges bereithält. Man kann sich nicht zu 100% auf sein GPS und die Route verlassen, die andere zuvor genommen haben. Da der Sand ständig in Bewegung ist, ist die Piste, der man folgt, immer wieder mit größeren Dünen zugeweht, die wir nicht einfach überfahren können. Man muss sich einen alternativen Weg außenherum suchen. Zudem ist es notwendig, immer wieder auszusteigen und zunächst zu untersuchen, was sich auf der anderen Seite der Sanddüne befindet – denn nur, weil man diese erklimmen kann, bedeutet das nicht, dass man auf der anderen, vom Wind angewehten, weicheren und steileren Seite, wieder hinunterfahren kann.
Wir spielen ein paar Stunden im Sandkasten und verlassen am späten Nachmittag den Erg wieder Richtung Mhamid. Auch beim Herausfahren versucht uns wieder eine Schar Kinder aufzuhalten. Wir winken freundlich, halten jedoch nicht an. Für zukünftige Reisen in diese Gegend würden wir die Piste auf jeden Fall vom anderen Ende in Foum Zguid starten. Der Ort ist viel weniger touristisch, man hat seine Ruhe.
Für die kommende Nacht fahren wir zurück nach Zagora, da Mhamid eine Sackgasse ist, die Teerstraße endet dort. Wir fahren kurz hinter Zagora in den Campingplatz „Camping Oued Draa“ (N 30.407430°, W 5.869550°). Die Besitzer (eine Familie) sind sehr freundlich, es gibt ein gutes Frühstück. Der Campingplatz liegt etwas versteckt, ist ausreichend weit weg von der Straße. Wir waren die Einzigen dort, was etwas schade ist, da der Platz sehr gut instandgehalten wird und die Besitzer sich wirklich Mühe geben. Eine Klare Empfehlung von uns, wir würden jederzeit wieder kommen.
Leider konnten wir aufgrund der widrigen Bedingungen nicht weit in den Erg hineinfahren und die wirklich großen Dünen bestaunen - das muss bis zum nächsten Mal warten. Die Fotos sind in den wenigen Momenten entstanden, in denen eine einigermaßen gute Sicht hatte
Aufbruch: | 15.12.2023 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 09.01.2024 |