Main-Radferntour 2023
1. Tag und Anreise am 18.6.2023
Nun denn !
Nachdem vortags die Probebepackung der Radl-Packtaschen schon einen guten Verlauf genommen hatte, hieß es gegen 6 Uhr zeitig aufzustehen und die letzten Pack-Feinheiten vorzunehmen (bei jeder Tour immer das gleiche Vorbereitungschaos ...).
Schließlich sollte der Zug um 7:05 Uhr mit ersten Umstieg in Holzkirchen nach München Hbf erreicht werden. Auch die folgenden Umstiege in Nürnberg Hbf und Bayreuth konnte ich planmäßig erreichen und sogar mein Fahrrad konnte ich in den jeweiligen Nahverkehrszügen (in den nicht reservierbaren Fahrradbereichen) ohne weitere Probleme mit anderen Radlern unterbringen.
Dieser erste planmäßige Ablauf bis zum Tourbeginn in Neuenmarkt-Wirsberg war von großem Vorteil, da ich die erste Unterkunft in der Nähe von Lichtenfels bereits von zu Hause aus gebucht hatte.
Dabei konnte ich überhaupts froh sein, die Tour überhaupts in diesem Zeitraum beginnen zu können !
Denn etwa 2 Wochen vor dem Start hatte ich einen Sturz mit dem Rad, wenn auch bei rel. geringer Geschwindigkeit, aber die hintere Seite des linken Oberschenkels war fast gänzlich ein mächtiger Bluterguss. Dieser war beim Liegen je nach Lage unangenehm schmerzhaft, aber bei kleinen Einkaufsfahrten mit dem Rad traten schon mal keine Probleme beim Treten auf - wohlbemerkt während der ganzen folgenden Mainradtour in diesem Jahr 2023 auch nicht - außer in den Nächten. Glück gehabt !
Übrigens bin ich weder zur Rot- bzw. Weißmainquelle als offiziellen Startpunkt geradelt, sondern habe praktischerweise in Neuenmarkt-Wirsberg begonnen, weil der Weiße Main etwas unterhalb vom Stadtgebiet vorbeifließt, ich keine wertvolle Zeit bei der Anfahrt zu einer der Quellgebiete an diesem Tag mit Vorbuchung der ersten Unterkunft verlor UND ich gleich bei der Abfahrt vom Bahnhof am Freigelände des Deutschen Dampflokomotiv Museums entlang radeln konnte - mein Status als Hobby-Eisenbahner ist ja vielen bekannt und natürlich gibt es auch einige Tourenfotos mit Bahnbezug.
Voranzeige:
Im zweiten Teil dieser Tour vom aktuellen Jahre 2024 gibt es dann zusätzlich auch noch flugtechnische Einstreuungen. Aber ich denke, daß ich niemanden damit so überfordern werde, daß die Lektüre abgebrochen werden müsste.
Da steht der Reise-Drahtesel wieder mal gut bepackt am heimatlichen Haltepunkt und sein "User" hofft auf eine pünktliche Abfahrt des Zugs, sowie der Anschlusszüge, damit der weitere Tagesablauf plangemäß ablaufen kann.
Nach störungsfreier Anfahrt mit Umstiegen in Holzkirchen, München und Nürnberg wird pünktlich gegen Mittag Neuenmarkt-Wirsberg erreicht, wo mir am Deutschen Dampflokomotiv Museum ein Vorsignal "Vr 0", also "Halt erwarten" anzeigt.
Dann aber folgt das Hauptsignal "Hp 1" FREiE FAHRT und der Hobby-Eisenbahner auf dem Reiserad beginnt offiziell mit einem wohligen Lächeln die Main-Radtour.
Noch schnell eine teilverdeckte Dampflok der Baureihe 38 (P8) im Bereich des Schlepptenders im Außenbereich des Museums einsehbar.
Nach kurzer Strecke wird mir mittig unter der Richtungstafel der Zusatz:"mainRadweg" angezeigt, der mir künftig bei mehreren Radwegverzweigungen den gewollten Wegeverlauf anzeigt.
Geht man von der Sattelmiite nach oben, erscheint in der Ferne auf der Anhöhe die Silhouette eines Wahrzeichens einer sich nähernden Stadt.
Es handelt sich um die Plassenburg, hoch über der bestbekannten Bierstadt Kulmbach thronend.
Die Plasenburg ist ein ehemaliges Residenzschloss in Oberfranken, entstanden um 1135 als sogenannte "Höhenburg".
Zwischenzeitlich in 1554 zerstört, wurde sie später als imposante Festung und großes Schloss im Renaissancestil wieder aufgebaut.
Als 1810 Kulmbach an Bayern fiel, wurde die Burg in der Folgezeit als Zwangsarbeiterhaus, Zuchthaus und Kriegsgefangenenlager verwendet.
Ab 1929 begann dann die museale Nutzung und mittlerweile sind vier Museen Bestandteil dieer Burg.
Von Kulmbach selbst ist eine Kleinsiedlung aus der Zeit um 900 n. Chr. bekannt.
Der Name Kulmbach stammt vom Begriff "kulma" ab, der zwischen 1028 und 1040 in einer Schenkungsurkunde erwähnt wurde.
Am Ortseingang von Kulmbach strömt vom Bildhintergrund der Weiße Main heran und gibt mir die Ehre der ersten optischen Kontaktaufnahme.
Alles fängt mal klein an...
Am Ortsende von Kulmbach geht die Fahrt über die Brücke des Weißen Mains, dann gleich weiter auf dem Weg unter der Brücke durch in Flußrichtung links weiter.
Noch mind. 34 km sind heute abzustrampeln, denn in Romansthal südlich von Lichtenfels liegt meine vorgebuchte Unterkunft. Das nächste Nahziel ist jedoch der unweit von Kulmbach bei Steinenhausen gelegene Mainzusammenfluss, ab wo Weißer und Roter Main nur noch als MAIN verbleiben.
Vom Brückengeländer verdeckt, fließen Roter Main (vom rechten Hintergrund) und Weißer Main (von links) heran. Die Brücke selbst befindet sich bereits auf dem vereinigten MAIN.
Mit "abgesenkten" Brückengeländer nochmals Roter Main von rechts und Weißer Main von links (leider vom Schattenwurf optisch beeinträchtigt).
Die schmucke in 2008 für ca. € 400.000 errichtete Fußgänger- und Radlerbrücke am Mainzusammenfluss. Die Flussrichtung verläuft von dieser Position aus von rechts nach links.
Man ist mit eigener Kraft unterwegs
Man könnte jetzt bissigerweise bemerken, daß man selbst schuld ist, wenn man sich, wie ich zu sagen pflege, "altmodisch konservativ" ohne zusätzliche e-Power, nur mit dem eigenen biologischen Krafteinsatz fortbewegt.
Wenn ich auch erst gegen 12:30 Uhr von Neuenmarkt-Wirsberg losfuhr:
Es war doch recht warm, was sich lange Zeit auf dem ebenen Streckenprofil nicht sonders bemerkbar machte.
Jedoch verlagerte sich mein benötigter Wegeverlauf in Richtung Quartier in Romansthal ab Lichtenfels schon mal in die östliche Hanglage des Maintals, was noch vertretbar war.
Dann erschienen aber nochmals weiter oben an der Anhöhe die Zwillingstürme der Basilika Vierzehnheiligen, so daß ich einem Kurzbesuch dieses Bauwerks nicht widerstehen konnte, hatte ich die Basilika doch auch schon mehrere Male auf Bahntour vom Zugfenster aus erspäht.
Also früher Abend gegen 18 Uhr, volle Sonnenklatsche wenige Tage vor der Sonnwende, zwei schwere Packtaschen am Fahrradheck und eine doch recht unpassende Schaltung eines eigentlich für die Stadt konziperten "Urban-Bikes".
Da wird man zum Looser..
Optiken täuschen öfters, aber am folgenden Bild wird die große Steigung am letzten Teil der Strecke dennoch ersichtlich.
Schon ein gutes Stück unterhalb dieser Fotoposition war ich in den abgesessenen Schubbetrieb gewechselt und konnte mich mit letzter Anstrengung zum Parkplatz gegenüber der Basilika retten.
Wäre hier im letzten Teilstück kein Schattenwurf vorhanden gewesen, hätte mein momentanes Unwohlsein auch in einen kleinen Kollaps führen können.
Nach dem substanzraubenden Anstieg (lt. Radlerportal "quaeldich.de" 14,5 % im Schlussanstieg von Lichtenfels-Grundfeld aus), folgen noch 8 unkommentierte Bilder vom Inneren der Basilika Vierzehnheiligen.
Die Vorgeschichte dieses Prunkbaus beginnt in etwa der Mitte des 14. Jahrhunderts, als ein Schäfer Erscheinungen des Jesukindes und einer Kinderschar, den 14 Nothelfern hatte und bald darauf eine Kapelle an dem Ort gebaut wurde.
Das auf 390 m Höhe gelegene Franziskanerkloster mit den 75 m hohen Türmen wurde dann 1744/45 im Stile des Rokoko erbaut.
Heute leben dort sechs im Konvent lebende Klosterbrüder.
Zahlenmäßig kann man von 500.000 bis 800.000 Besuchern jährlich ausgehen.
Jetzt wäre es natürlich zu schön gewesen, auf gleicher Höhenlage verweilend, meinen ca. 3 km Luftlinie entfernten Quartiersort Romansthal ansteuern zu können.
Das war ein schöner Tagtraum ...
Am Anfang der Abfahrt der Blick zurück zur teils verdeckten Basilika.
Bäume können auch stören - mal ganz provokativ zum Ausdruck gebracht ...
Freue mich schon auf den Kommentar-Shitstorm , möchte aber ansonsten bei einem neutralen Fernradler- Reiseberichtsstil verweilen. Nix für Ungut !
In Mitte der Anhöhe der letzte Rückblick auf Vierzehnheiligen.
Wenn es sich abwärts auch passabel leicht rollt, ich muß noch weiter runter, fast bis zur Talebene.
Jetzt wieder (fast) zu Tale, etwa 100 hm (Höhenmeter) tiefer als die visitierte Basilika Vierzehnheiligen, erscheint wieder eine auffällige Immobilie, allerdings auf der Anhöhe der anderen Seite des Maintals und noch dazu bei ungünstigen Lichtverhältnissen. Die Auflösung des Rätsels folgt bald am Anfang des zweiten Tages.
Die Quälerei setzt sich fort.
Befinde mich jetzt in Wolfsdorf, 100 hm (Höhenmeter) unterhalb Vierzehnheiligen und zum Quartiersort Romansthal muß ich wieder über 90 hm aufwärts hinter mich bringen und dies an einem immer noch "sonnenverseuchten" nur mit wenigen Schattenbäumen bzw. -sträuchern versehenen langgezogenen Anstieg.
So kam ich wiederum in den roten Anstrengungsbereich, musste wieder frühzeitig absteigen, das Rad lange Zeit schieben und mich von Schattenbaum zu Schattenstrauch retten, um dort kurze Verschnaufpausen einzulegen, die das wiederkehrende Unwohlgefühl etwas milderten.
Da denkt man sich dann:
"Junge, mit 59 bist nicht mehr der Jüngste !!! Übertreib es nicht zu sehr !!!
Zuguterletzt habe ich dann glücklich, wenn auch so gut wie völlig erschöpft den Traditionsgasthof "Zur schönen Schnitterin" in Romansthal, etwa 2,5 km östlich von Bad Staffelstein an einer Anhöhe am Fuß des Staffelbergs gelegen und erstmals zwischen 1326 und 1328 erwähnt, erreicht.
Nach einem ausgiebigen Abendessen hatte ich recht zügig wieder eine gut ausreichende Grundkonstitution erlangt, die mich in Verbindung mit dem schönen und weitläufigen Ausblick vom Zimmerbalkon hinunter ins Maintal für den folgenden Rolltag wieder recht positiv für das Vorankommen entlang des Mainradwegs stimmte.
Aber noch ist, wie bei meinen Radferntouren so üblich, keine frühe Bettruhe angesagt, so daß bei weitest fortgeschrittener Dämmerung, es gab noch leicht erhellte Stellen am Himmel und das gegen 22:40 Uhr, wieder diese vorher schon mal gezeigte ominöse Immobilie, in gleißender Kunstlichtbeleuchtung in auffällige Erscheinung gesetzt.
Auflösung folgt, wie schon weiter oben im Bericht angeklungen, gleich am Anfang des folgenden Tags.
Aufbruch: | 18.06.2023 |
Dauer: | 3 Tage |
Heimkehr: | 20.06.2023 |