Main-Radferntour 2023
3. Tag und Heimreise am 20.6.2023
Der dritte Tag ist angebrochen und die folgenden Bilder vermitteln wieder eine versöhnliche Wetterstimmung, denn in aller Frühe, so zwischen 4 und 5 Uhr gab eine ausgeprägte WetterVERstimmung ihren Senf in Form eines mächtig blitzezuckenden, donnerkrachenden und regenplätschernden Gewitters dazu.
Aber die ganze Vorstellung löste sich nach einiger Zeit wieder in gründliches Wohlgefallen auf, so daß nach dem stärkenden Frühstück kaum mehr Spuren der nassen Himmelsausfälligkeiten zu bemerken waren.
Zoom-Spielereien
Bevor wieder ernsthaft die Pedale traktiert wurden, wobei man eigentlich ja sich selbst traktiert, hab ich die Türme der Pfarrkirche mal mit verschiedenen Zoomstufen solange ins Visier genommen, bis der Uhrenvergleich mit meiner Armbanduhr abgehakt werden konnte.
Die denkmalgeschützte Pfarrkirche mit ihren je 65 m hohen Türmen geht in ihren Wurzeln auf das 14. Jahrhundert zurück.
Durch Bombenangriffe wurde sie 1944 völlig zerstört, konnte aber beim Wiederaufbau in den Nachkriegsjahren rekonstruiert werden.
Blick auf die ja mittlerweile am 16. August 2024 gesprengten Kühltürme auf der Mainbrücke vom linksmainischen Grafenrheinfeld zum rechtsmainischen Bergrheinfeld. Beide Nachbarorte sind direkte Anlieger am Main mit nur wenig Abstand zum jeweiligen Uferbereich.
In der Vergrößerung sieht man den hinteren Turm etwas nach links gewandt herausstehen.
Von links gesehen der schlanke Abluftkamin des Reaktorgebäudes, das kuppelförmige Reaktorgebäude selbst, das dunkelgraue, rechteckige Maschinenhaus mit einer Hochdruck- und zwei Niederdruckturbinen, sowie dem Generator.
Zuletzt die nicht mehr bestehenden Kühltürme.
Der Schatten meinesgleichen kommt schon wieder zeitvergeuderisch zum Halten, damit die Brückenarchitektur auf die Speicherkarte gebannt werden kann.
Aber Fotos sind ja bei Reiseberichten doch entscheidend, um Erlebnisse näher zu bringen:
Die grazil und filigran wirkende, in Stabbogenform konstruierte Mainbrücke wurde in dieser Ausführung in den Jahren 2008 und 2009 als Ersatz für die altersschwache Vorgängerin neu gebaut.
Sie ist 183 m lang, mit einer größten Spannweite von 109,5 m und hat eine Bogenhöhe von 17 m über der Fahrbahn.
Kleiner Schilderwald in Bergrheinfeld:
(stinkende) Mopeds frei, gilt auch für normale Pedelecs, die bis 25 km/h
vom E-Antrieb unterstützt werden.
Reine E-Bikes und Speed-Pedelecs, die jeweils 45 km/h erreichen können, sind von Haus aus auf die normale Straße verbannt, wobei auch Helmpflicht gilt.
Übliche Fahrradhelme reichen da nicht aus. Vom Gesetz aus wären sogar Motorradhelme nötig, aber die produzierende Industrie hat da einen gewissen Freiraum für besondere Ausführungen.
Für mich bis dato (beim Verfassen des Berichts Sept./Okt. '24) als altmodisch, konservativer Nicht-E-Radler bzw. Nur-Muskel-Kurbler sind diese Einschränkungen sowieso nicht relevant. Ich trage grundsätzlich schon seit vielen Jahren aus Überzeugung auch bei nur kurzen Radfahrten einen (nicht vorgeschriebenen) üblichen Fahrradhelm. Denn wenn die "Birne" Schaden nimmt, sind die Folgen oft drastisch schlimmer, als bei anderen Körperteilen. Da braucht auch niemand Hitzestau anführen, da die heutigen modernen Helme eine sehr gute Luftzirkulation ermöglichen.
Und als aufmerksamer Schilderleser, der auf zwei Radferntouren bereits in früheren Zeiten zweimal von Norddeutschland in die Heimat die Teilstrecke von Gemünden nach Würzburg am Main entlang zurückgelegt hat, ein drittes mal dieses Jahr 2024 in entgegengesetzter Richtung (siehe "Main-Radferntour 2024", zu einem späteren Zeitpunkt folgend), kann ich nur davon ausgehen, daß da die kürzeste Verbindung über die Prärie gemeint sein kann und nicht der Fahrweg über das von hier aus fast komplette Maindreieck entlang.
Egal, was soll's, weiter fahren ist angesagt...
.
Nach max. 2 km nochmals ein letzter Blick auf das Stahlbeton-Ensemble. Besonders die Wolke über dem linken Kühlturm finde ich witzig, da man auf einen noch laufenden Betrieb schließen könnte (Betriebsende jedoch in 2015).
Hinter der landwirtschaftlichen Anbaufläche zwischen der Baum-, Busch- und Strauchreihe fließt verdeckt mein Begleiter, der Main, gemächlich von links nach rechts.
Nach viel technischen Beschreibungen und verkehrlichen Belehrungen wird es endlich mal wieder Zeit für floristische Auflockerungen vom geschätzten Wegesrand.
Wiesen-Storchschnabel, auch Blaues Schnabelkraut.
Uneingeschränkt essbar, Verwendung z.B. Salaten und Pestos.
Bunte Kronwicke, Giftwicki oder Schaflinse.
Für den Menschen giftig, als Heilpflanze verwendbar, u.a. wird sie als Herzmittel getestet, aber bitte keine Selbstmedikamentation !!!
Für manche Tiere nicht giftig, daher auch als Futtermittel angebaut.
Orientalisches Zackenschötchen mit Hainschwebfliege und zwei Käferchen, ist, verwandt zu Raps und Senf. Auch Wurzeln und Blätter können gegessen werden, junge Blätter sogar roh.
Könnte eine Schafgarbe (nicht giftig) sein, man bräuchte aber Fotos der Blätter für eine eindeutige Identifizierung.
Urtica dioica, auf gut deutsch "Große Brennnessel"
Für Hunde und Katzen mäßig giftig, beim Menschen sind bei Kontakt Hautirritationen möglich. Steigert jedoch die Durchblutung etc.
Viele Anwendungsmöglichkeiten.
Um 9:20 Uhr erscheint doch tatsächlich noch der letzte feucht-nasse Überrest des so frühmorgendlichen Gewittertreibens. Am Glänzen der Reifenlauffläche und der schmalen, feuchten Spur sieht man, daß ich nach "Reifenkühlung" etwas zurückschob.
Im Bild die Fähre Wipfeld mit dem Kloster St. Ludwig im Hintergrund.
Im von den Benediktinern gegründeten Kloster befindet sich eine heilpädagogische Jugendhilfeeinrichtung für Mädchen und junge Frauen unter der Trägerschaft der Oberzeller Schwestern.
Ich erwarte auf Seite der Ortschaft Wipfeld die gerade übersetzende Fähre, um dann auf der östlichen Mainseite auf dem offiziellen Mainradweg fortzufahren.
Gleich geht's rauf auf die Fähre.
Fahrrad incl. Radler kostet € 1,--. Da lege ich als Fähren-Fan gerne etwas drauf.
Rückblickend die Ortschaft Wipfeld mit der Kirche St. Johannes der Täufer.
Beim Recherchieren des Berichts werde ich darauf aufmerksam, daß es gleich in der Nähe des Wipfelder Fähranlegers einen 24/7-Eis-Automaten gegeben hätte !!!
Man stelle sich vor, man würde in Wipfeld nächtigen, wache um 2 Uhr in der Früh auf und bekommt Anwandlungen auf ein Eis: Die Ortschaft ist klein, der Weg zur
"Rettung" ein kleiner Spaziergang. Soviel zu meiner "Eis-Sucht"
Schon bald auf der anderen Mainseite ein Weinhang mit einem Rosenstöckchen.
Nur eine ästhetische Verzierung?
NEIN, da geht es um viel Ertrag von den Weinreben !
Die sensible Schönheit dient dem Winzer als Indikator für Pflanzenkrankheiten, wie etwa Mehltau. Die im Gegensatz zur Rebe anfälligere Rose wird etwa zwei Wochen früher von Schadpilzen befallen, so daß der Winzer rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten kann. Durch gezielten Pflanzenschutz geriet diese Methode vorübergehend in Vergessenheit. Neuerdings findet sie im ökologischen Weinbau jedoch wieder mehr an Bedeutung, um unnötiges Ausbringen von Fungiziden einzudämmen.
Na ja, es ist erst der 20. Juni und die Weintrauben selbst sind noch in einem winzigen Anfangsstadium, das noch gar keine Öchsle-Grade am Öchsle-Messgerät, sprich "Refraktometer", erwarten läßt.
Kurz vor Volkach erscheint auf der Anhöhe des Volkacher Kirchbergs über dem Weinhang die Kirche "Maria im Weingarten".
Die spätgotische Kirche aus der Zeit um 1370 wird von Kunstinteressierten in Scharen wegen ihrer inneren Erscheinung besucht.
Mittlerweile in Volkach an der Mainschleife selbst angekommen, heißt es den Weg nach rechts in Richtung Kitzingen zu nehmen.
Im Nachhinein bereue ich es, aus momentaner Lustlosigkeit nicht den Aussichtspunkt mit einer schönen Aussicht auf die Mainschleife und die sie umgebenden Weinberge angesteuert zu haben.
Eine gemütliche Rudergemeinschaft in Form eines Achters mit zwei Steuermännern in nicht-olympischer Sitzanordnung zieht gemächlich seine Bahn flußabwärts bei Volkach.
Die Strompolizei auf Trockendock bei Volkach. Wird von einem Honda-Außenborder angetrieben. Das Blaulicht ist nicht zu sehen, wird wahrscheinlich erst im Einsatzfall aufgesteckt und aktiviert. Für heute übernehme ich noch die Streifenfahrt auf dem Radl-Landweg.
Am Kleintraktor sind an den beiden Auslegern sogenannte Laubschneider montiert.
Über den Laubschnitt ist zu erfahren, daß etwa 8-13 Blätter pro Traube vorhanden sein sollten. Demnach überflüssige Blätter saugt ein Laubsauger an (da konnte ich kurze Zeit einen großen Ventilator am Traktorheck sehen) und schneidet sie ab.
Als qualitätsfördernde Laubarbeit gilt auch das (Teil-)Entblättern der Traubenzone. Denn die besser belüfteten Trauben trocknen nach Niederschlägen schneller ab und sind dadurch weniger anfällig für gewisse Krankheiten. Wegen Sonnenbrandgefahr für die Trauben empfehlen manche Fachleute eine Entblätterung nur auf der der Sonne abgewandten Seite.
Die "Fink" ist ein Standardaufsichtsschiff des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Schweinfurt mit vielfältigen Funktionen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit auf dem Main von Schweinfurt bis Kitzingen. Es wurde Anfang August 2018 in Dienst gestellt, ist 15 m lang, 4 m breit, hat 1 m Tiefgang und wird von einem 270 PS starken Motor angetrieben.
Auch als (Fern-)radler wird man immer wieder mit Umleitungen konfrontiert, die aber in der Regel gut ausgeschildert und in den Online-Portalen der Fernradwege immer schon im Voraus ersichtlich sind. Hier in Sommerach zwischen Volkach und Kitzingen.
Der Marktturm von Kitzingen.
Er ist 39 m hoch, stammt aus dem 13.-14. Jahrhundert und war Teil der inneren Stadtbefestigung des 1280 erstmals als Stadt erwähnten Kitzingen.
Hier rechts vom Turm schließt sich das Rathaus an.
Die "Catwalk", das Bayern 3 - Partyschiff für max. 700 Passagiere, 45,8 m lang, 9,3 m breit, 0,8 m Tiefgang und 2 x 300 PS Maschinenleistung pausiert an der
Neuen Mainlände in Kitzingen.
Die Catwalk fährt jährlich die schiffbaren Flüsse Bayerns ab und bietet den Passagieren genügend Möglichkeiten zum Abfeiern bis zum geht nicht mehr.
Mindestens 5 Versuche unternahm ich, um diese Flagge eines vermutlichen Catwalk-Sponsors am Bug des Party-Kreuzers in vollem Winde abzulichten.
Es sollte nicht sein, aber ich fand heraus, daß es sich um einen Lieferanten von Kraftstoffen, Schmiermitteln und Schiffsmaterialien für alle Rhein- und Binnenschiffer handelt und 6 Bunkerstandorte in Deutschland betreibt:
REINPLUS FIWADO (schon wieder unbezahlte Werbung von meiner Seite ...)
Die eigentliche Mainradtour für das Jahr 2023 nähert sich in Marktbreit, an der südlichsten Position des Maindreiecks, seinem Ende zu.
Durch das Maintor hindurch und anschließend noch einen kurzen, steilen Anstieg zum hochgelegenen Bahnhof Marktbreit. Wegen der herrschenden Hitze hatte ich bereits die letzten Kilometer wieder einige Performance-Probleme, die dieser Schlußanstieg nochmals forcierte.
Als Belohnung gab es Eis von der Truhe im Bahnhofskiosk und zusätzlich traf ich noch Annabell.
Wer ist Annabell?
Das ist diese Lok der mittlerweile Altbaureihe 111 vom privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) "Rail Bavaria Logistik", gehalten in wunderschönen kobaltblau/grau, wie schon bei der Vorgängerbaureihe 110 der damaligen Deutschen Bundesbahn.
Kurz vor der Abfahrt in Richtung Würzburg wirft der Lokführer (neumodern: Triebfahrzeugführer) einen kontrollierenden Blick in Richtung Zugende, ob keine Personen mehr im letzten Moment auf den Zug aufspringen wollen.
Das aus dem Jahre 1864 stammende Bahnhofsgebäude von Marktbreit wurde in 2007 im Internet zur Möglichkeit der Wohnnutzung feil geboten. Leider konnte ich über den Käufer keine Infos ausfindig machen.
Mit dem RE 80 ging es dann für mich bis Treuchtlingen.
Blick während der Fahrt durch die Trenntür vom ersten Wagen zum hinteren Führerstand mit dem Zielanzeiger rechts oben.
Nach dem Umstieg in Treuchtlingen ging es ohne weiteren Umstieg nicht über Augsburg, sondern über das Altmühltal und Ingolstadt weiter nach München Hbf.
Hier der bekannte Burgstein bei Dollnstein im Altmühltal, direkt am
Altmühltal-Radweg gelegen und von vielen Kletterern benutzt.
Auf Altmühltal-Radtour hatte ich vor langer Zeit schon mal auf der Ruhebank am Fuße des Felsens pausiert.
Von dieser Tour gibt es jedoch keinen Reisebericht.
Für Bahn-Fans eine TRAXX3 (Baureihe 187) vom Hersteller Bombardier in Ingolstadt.
EVU ist "Rhein Cargo".
Nach dem Umstieg in München Hbf geht es nun mit Bein nach oben in einem Dieseltriebzug der Bayerischen Regiobahn nach Holzkirchen.
Da es im Juni gegen 18:30 Uhr noch lange hell und an diesem Tage auch noch ein schöner Abend zur Sonnwendzeit ist, steige ich nicht mehr in den Anschlusszug in Richtung Rosenheim mit Ausstieg am heimatlichen Haltepunkt in Feldolling um, sondern absolviere diesen letzten Streckenabteil nochmals auf der Straße rollend über Weyarn, Holzolling und Westerham.
Anschließend noch einige Bilder des letzten Abschnitts.
Bayerischen Regiobahn
Wenn ich nur zusehe, wie diese austrainierte Kletterin (ja es war eine "Sie") locker und lässig an der Wand nach oben strebt, wird mir von Haus aus schon schwindelig.
Also gleich weiter kurbeln und schnell nach Hause.
Nachfolgend noch kurz die Fahrdaten für den dritten und letzten Tag und somit ist diese Ferntour beendet.
Aufbruch: | 18.06.2023 |
Dauer: | 3 Tage |
Heimkehr: | 20.06.2023 |