Freude am Fahren – Meine Mittelgebirgsrunde im Oktober 2024
2. Spessart, Odenwald und Pfälzer Wald
2.Spessart, Odenwald und Pfälzerwald
Ich entschied mich für eine mir völlig neue Runde. Los ging es über Waldensberg mit einem interessanten Weiher am Waldrand und weiter in Richtung Gelnhausen. Auf dem Weg gab es dann die für mich normale „Sichtänderung“. Ein Hinweisschild zu einer Bergkirche erinnerte mich an meine Thüringer Heimat und die gleichnamige Kirche in Schleiz. Schon war ich nach Gründau abgebogen. Natürlich mit etwas Suchen der richtigen Anfahrt wurde das Schmuckstück gefunden und ausgiebig umrundet, sogar fußlahm mit Stock, es war sehr interessant zu sehen und zur vollen Stunde zu hören. Ich gehöre zwar nicht zu den Zahlern der Kirchensteuer, aber deutlich zu den an Kultur interessierten, wenn diese wenigsten annähernd in meiner Altersklasse liegt.
Dann ging es weiter durch den Spessart zum Main nach Karlstein und zurück zu einer Runde um Mömbris. Weiter nach Schöllkrippen, durch Wiesen auf der Spessart-Höhenstraße nach Lettgenbrunn. Da noch genügend Zeit war und auch die Strecke locker unter dem Auto lief, entschloß ich mich zu einem Abstecher nach Jossgrund und dann über Burgjoß und Bad Orp zurück nach Wächtersbach. Ich hatte mich vorher gedanklich im Jossatal nach einem Quartier umgesehen und wollte diesen Gasthof wenigstens einmal gesehen haben. Manchmal treffe ich meine Entscheidung nach dem Luftbild und bin dann eben neugierig. Natürlich gibt es auf so einer Strecke auch Verfahrer und Leerlauf, dafür aber keine größere Pause so lange es hell ist, dafür gibt es dann ruhige Zeit am Abend.
Für den nächsten Tag, Sonnabend, den 19. Oktober, hatte ich noch den Spessart und dann die Weiterfahrt in den Odenwald angedacht. Dafür gab es noch drei Ziele, zu denen in diesem Jahr nicht direkt das sehr sehenswerte Wasserschloß Mespelbrunn gehörte. Aber hier wenigstens zwei Fotos aus den letzten Jahren.
Ich wollte wieder einmal in Partenstein vorbeischauen, wo ich 1990 einen Arbeitsgeber hatte, der mir damals meine ersten Runden auf der Nordschleife des Nürburgrings ermöglichte. Reine Nostalgie also! Nun und dann lasse ich keine Gelegenheit aus, den Fürstlich Löwensteinschen Park zu durchqueren – und weiter sind mir immer auch die Märchen wichtig gewesen, nicht nur die selbst erzählten. Auf meiner jetzigen Runde spielt mir Wilhelm Hauff in die Karten. Zuerst einmal hier, mit dem „Das Wirtshaus im Spessart“, zu dem anderen komme ich später. Früher habe ich mehrfach nach dem historischen Wirtshaus gesucht, einige alte Leute gefragt und manchmal auch den Hinweis auf Weibersbrunn bekommen. Dort kann man jetzt aber um eine Autobahnraststätte an der A3 kreiseln.
Inzwischen habe ich gelesen, daß der Film mit den Außenaufnahmen auf dem Marktplatz von Miltenberg startete, einiges in Mespelbrunn gedreht wurde und das Wirtshaus bei der Bavaria in München stand. Übrigens – Frau Lilo Pulver feierte am 11. Oktober 2024 ihren 95. Geburtstag. -
Also, dann los auf den kleinen Nebenstraßen, erst nach Wiesen, über Biebergemünd, Heinrichsthal und Heigenbrücken immer im Talgrund nach Partenstein. Das war dann ganz schnell abgehakt und weiter auf der Straße im Tal wieder zurück bis Neuhütten, dann noch ein wenig zickzack bis Rothenbuch. Dort fand ich dann meinen gewohnten Einstieg auf die Waldstraße am Hafenlohrbach. Es ist zwar eine Privatstraße durch den Fürstlichen Park, aber Seine Durchlaucht hält die Schranken offen. In Hafenlohr ging es dann parallel zur A3 wieder nach Nordwesten bis kurz vor Heimbuchenthal und wieder durch den Wald zurück bis Hasloch am Main.
Unterwegs sah ich an einem Waldparkplatz bei Schollbrunn einen großen Steinbrocken mit einer Metalltafel. Die sofort erwachte Neugier brachte mich zum Einlenken.
Jetzt mußte ich in mein Denkvermögen und die bisherige Bildung eingreifen: Es gibt einen zweiten Äquator, den der Äppel, gedacht und gelebt als Dialektgrenze. Im nördlichen, rheinfrankischen Teil gibt es Äppelwoi und Worscht im südöstlichen Mainfranken Oepfelmoust und Wurscht.
Als in Thüringen aufgewachsener und in Sachsen lebender Bürger kenne ich zwar viele Dialekte, aber jetzt habe ich das Problem, wie sich hier die Äquatorüberquerer kennzeichnen. Mit einem Ohrring wie die Seefahrer am echten Äquator will ich nicht mehr anfangen.
Von Hasloch dann am Main entlang bis Miltenberg und weiter nach Amorbach. Wer etwas Zeit hat, sollte wie ich die Durchgangsstraßen verlassen und damit wesentlich schönere Ausblicke und Bauwerke sehen.
14 Hetzbach - Eisenbahnviadukt
Nachdem ich Amorbach in Richtung Kirchzell passiert hatte, war ich wieder mitten in einem meiner Wunschgebiete, im Odenwald. Seit ich zu Beginn meines beruflichen Unruhestandes 2013 eher zufällig hier die ersten Straßenkontakte knüpfte, war ich in jedem Jahr einige kurvige Tage in diesem Mittelgebirge unterwegs. Mit maximal 626,8 m ü NN gar nicht so wild, aber von einer Vielzahl herrlicher Kurvenstrecken durchzogen. Dazu gehört auch eine ganze Reihe von Bergrennstrecken, die jedes Jahr noch offiziell gleichmäßig oder auch schneller genutzt werden. Es gibt aber einen deutlichen Wermutstropfen, denn einige Abschnitte sind an den Wochenenden von Freitagabend bis Sonntag für Motorräder verboten. Der Platz für Gedenkkreuze wurde leider zu knapp.
Ich hatte mir für meine Ankunft den kurvigen Berg zwischen Ernsttal und Kailbach vorgenommen, den ich zum Einstimmen doppelt befahren habe. Dann ging es, dem römischen Limes folgend, nach Hesselbach und über eine einspurige, schmale Waldstraße hinunter nach Schöllenbach. Hier beginnt am bergseitigen Ortsausgang die Krähbergstrecke bis hoch zum Reußenkreuz und von der anderen Bergseite als Pendant von Hetzbach bis auch zum Reußenkreuz. In der dortigen ehemaligen Gaststätte hatte ich mehrere Jahre mein Quartier, war also auf sehr gut bekanntem Terrain. Heute befindet sich darin eine Jagdschule. Bei halbwegs passendem Wetter treffen sich Donnerstagabend viele Motorradfahrer, nicht nur zum Schwatzen. Wer möchte, kann bei YouTube z.B. unter Krähberg im Odenwald und dann in der Folge Videos finden. Ich fahre aber ohne so viel Gerede!-
In diesem Jahr hatte ich mich zu spät um meine Lieblingsquartiere gekümmert, also hieß es etwas weiter suchen, bis ich in Gammelsbach fündig wurde. Für den Odenwald hatte ich nach meinen Erfahrungen ein gedankliches Paket geschnürt. Da ein Wetterwechsel nördlich des Neckars zu befürchten war, wurde das Mindestprogramm für den Sonntag zusammengedrängt und ein konzentrierter Ritt noch mit offenem Verdeck angegangen. Sollte das Wetter länger halten, käme noch ein weiterer Tag dazu. Das erste Ziel sollte natürlich eine weitere Bergrennstrecke sein – Zotzenbach. Das war 2013 mein erster Eindruck vom Odenwald und ist dem Krähberg dicht auf den Fersen. Also zuerst nach Beerfelden und hinunter in Richtung Hirschhorn, doch vorher abbiegen nach Brombach. Die Straße war zwar gesperrt, aber wer arbeitet schon am Sonntag auf einer kleinen Waldstraße. Gut durchgekommen ging es dann nach Norden bis Waldmichelbach, um im folgenden Kreisverkehr unter der Sommerrodelbahn nach Rimbach zu lenken. Jetzt hieß es schön die Ordnung überprüfen, um dann bei der folgenden zügigen Bergfahrt nicht in eine Falle zu tapsen. Es war noch zeitig am Vormittag und alles sauber. Also zweimal abgespult und dann weiter über Abtsteinach und Wilhelmsfeld nach Hirschhorn an den Neckar. Für kleine, schöne Seitentäler sollte man sich immer Zeit nehmen, auch wenn es ein Stück auf dem gleichen Weg zurückgehen muß. In Hirschhorn war ich so mit gucken beschäftigt, daß ich in der falschen Spur fast in den Straßentunnel an der Neckarschleife gefahren wäre. Glücklicherweise gab es aber vorher noch einen Abzweig, der mich zur sehr sehenswerten Ersheimer Kapelle führte. Hätte ich sonst sicher nicht beachtet.
Für mein nächstes Ziel mußte ich dann erst weiter den Neckar aufwärts nach Eberbach fahren. Dort gab es erst einen Blick auf die dortige Burgruine und dann nach dem Überqueren des Neckars die Stecke nach Schwanheim im Kleinen Odenwald. Hier gab es in den in den Jahren 1959 bis 1970 zur Deutschen Meisterschaft gehörende Bergrennen. Hans Stuck hält noch den Streckenrekord. Der große Vorteil der Eberbacher Strecke war die ständig offene paralelle Rückfahrmöglichkeit, so konnte ein kontinuierlicher Ablauf ohne größere Pausen stattfinden.
Zurück nach Ebernach nochmals ein Blick zur Burg und dann auf den Abzweig der Straße nach Amorbach, der ich bis Gaimühle folgte , um dort nach rechts im Wald zu verschwinden. Ich hatte aber nur wieder das Bedürfnis nach kleinsten Straßen, die von dieser Stelle eigentlich alle zur höchsten Erhebung des Odenwaldes, dem Katzenbuckel führen. Also erst einmal den direkten Weg nach Waldkatzenbach, um einen Blick zum Berg mit Aussichtsturm zu haben. Soweit es erlaubt ist, fahre ich hinauf, dann geht es aber ordentlich zurück. Weiter bis Oberscheidental und durch den Reisenbacher Grund wieder nach Gaimühle. Vor der Bahmlinie biege ich wieder links ab und durch den Höllgrund wieder nach oben. Hier sollte man aber keine Angst davor haben, bei Gegenverkehr auch einmal ein Stück rückwärts fahren zu müssen. Da es im Oberhöllgrund ein gut besuchtes Landgasthaus gibt, muß man schon mit anderen Verkehrsteilnehmern rechnen. Dann biege ich schon vor dem höchsten Punkt links ab und nochmals durch den Reisenbacher Grund zurück nach Gaimühle. Diese talwärts führende Waldstraße hat zwar nur leichte Kurven, ist aber ein landschaftlicher Genuß.
Nach dem Unterqueren der Bahn fahre ich weiter bis Kirchzell in Richtung Amorbach. Kurz vor dem Ort heißt es links abbiegen um am Campingplatz und der Forellenzucht vorbei nach Wattenbach zu kommen. Auch hier gibt es wieder feine Kurven und viel Spaß bergan. Doch es heißt aufpassen, nicht weit vor Würzberg (hat ein sehr nettes Cafe und mit Glück auch schön durchgematschtem Kuchen vom Vortag) wird in einer scharfen Rechtskurve links abgebogen, in Richtung Römerbad. Hier trifft man wieder auf die Limesstraße und kann dann im Wald auf der linken Seite das ehemalige Römerbad finden. Für Sauna- und Badefreunde wie mich eine interesante Sache.
Ab Hesselbach (meine beiden Wunschübernachtungen waren wie gestern noch richtig voll) ging es dann wieder nach Schöllenbach zur Krähbergstrecke. Heute dreimal bis zum Einbruch der Dunkelheit geschafft, ich weiß ja nicht, was der Montag bringt.
Am nächsten Morgen wußte ich es, Nebel so weit das Auge nicht reicht. Also Wettervorhersagen für Odenwald und Pfälzer Wald gehört und gelesen, um mich dann für die Weiterfahrt zu entscheiden, nachdem ich das nächste Quartier gebucht hatte. Hier aber noch ein paar Tipps, was bei einem weiteren Tag im Odenwald die Ziele gewesen wären. Der Götzenturm steht als Foto schon weiter oben, die Bergrennstrecke von Eichenbühl bei Miltenberg nach Umpfenbach, der Marktplatz von Miltenberg, die Festung Dilsberg und wieder einmal ein Blick auf Stadtbrücke und Schloß in Heidelberg. Also wenigstens einige Bilder vorheriger Touren.
Auf Grund des Nebels habe ich mich bei meiner Weiterfahrt am Montag, dem 21. Oktober 2024 zu einer ungewöhnlichen Route entschlossen. Ich fuhr nach Beerfelden, dann Richtung Hirschhorn und Gorxheimertal, um dann auf die A65 nach Neustadt an der Weinstraße zu kommen, bevor ich dann nach Bad Dürkheim und Wachenheim abbiegen konnte. Hier geht mit dem Pferchtal wieder eine als landschaftlich besonders hervorgehobene Straße los, die über Lamprecht und Elmstein zum Johanniskreuz führt. Von dort fuhr ich erst einmal eine kurze Runde über Heltersberg und Schmalenberg zurück zum Kreuz. Ich hatte ja genügend Zeit und das Quartier noch im Pfälzer Wald gebucht. Schließlich soll dies das größte zusammenhängende Waldgebiet in Deutschland sein.
Als Nächstes hatte ich mir den Luitpoldturm vorgenommen. Vom Johanniskreuz drei Kilometer nach Süden, dann rechts abbiegen und an einem Waldparkplatz links ab zum Hermersberger Hof und dann immer dem schmalen, asphaltierten Waldweg folgen, bis zu einem schönen Park- und Wanderrastplatz. Der Wetterunterschied zwischen Oden- und Pfälzer Wald war sehr deutlich.
Der Weg hoch ist dann nur zu Fuß möglich. Aber vom Turm soll man bei guter Sicht 457 verschiedene Ziele erkennen können. Ich habe diese Zahl nicht gekannt, hätte es aber auch niemals mit dem Zählen versucht. Vom Parkplatz wollte ich wie früher nach Wilgartswiesen weiterfahren. Doch diesmal kam nach einigen Kilometern das vollständige Fahrverbot für Kraftfahrzeuge und ich habe kehrt gemacht, da ich nicht wußte, ob es jetzt eine Einbahnstraßenregelung oder ähnliches zur B10 gibt. Ich fuhr zurück zur Hauptstraße und dort ging es links ab nach Leimen und Münchweiler zur stark ausgebauten B10. Die habe ich auf dem Weg nach Annweiler über Hauenstein und Lug so schnell wie möglich wieder verlassen. Mein nächstes Ziel war die Burg Trifels. Eine Burg und zwei benachbarte Ruinen, die letzteren Festungsreste sieht man aber nur bei großer Aufmerksamkeit an kurzen Lichtblicken. Für mich ist aber eigentlich nur die Hauptburg von Interesse. Einmal wegen der monumentalen Felslage, vor allem aber wegen der Zugehörigkeit zu Kaiser Friedrich I., auch Barbarossa oder Rotbart genannt. Er lebte im 12. Jahrhundert und schläft jetzt in seiner Höhle im Kyffhäuser. Wenn die Raben nicht mehr um diesen Berg fliegen, kommt er wieder und bittet vielleicht andere Leute, seinen Schlafplatz einzunehmen. Bis dahin kann ich sicher noch lange die Sprintstrecke von Bad Frankenhausen nach Kelbra genießen. In Kelbra, am nördlichen Fuß des Kyffhäusergebirges, gibt es übrigens ein ebenso reges Motorradfahrertreffen wie am Krähberg im Odenwald.
Die noch bei Tageslicht verbleibende Zeit bin ich dann kreuz und quer durch das Dahner Felsenland gefahren. Die verstreut an den dicht bewaldeten Berghängen liegenden Sandsteinfelsen sind beeindruckend und erinnern ein wenig an Touren durch die sächsische und böhmische Schweiz. Mein Nachtquartier hatte ich mir in Bundenthal gesichert, da ich am nächsten Morgen neben dem Saarbaches weiter nach Westen wollte.
Aufbruch: | 16.10.2024 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 29.10.2024 |