Freude am Fahren – Meine Mittelgebirgsrunde im Oktober 2024
4. Schwarzwald
4. Schwarzwald
Nun gab es nur noch zwei Dinge. Erst einmal im geplanten Quartier anrufen, daß es wohl deutlich nach sechs werden würde, bevor ich mein Ziel erreiche. Ja und das Zweite war – durchhalten und schön ruhig bleiben. Die Autobahn verlassen und durch die anbrechende Nacht auf den Schwarzwaldstraßen herumkurven erschien mir auch keine sinnvolle Lösung. In Lahr habe ich dann die A5 verlassen und meine Fahrt über Biberach und Zell nach Oppenau fortgesetzt. Von dort ging es dann auf einer wirklich kleinen Waldstraße Richtung B500, schließlich hatte ich von meinem Navi die kürzeste Wegstrecke durch die Dunkelheit gefordert. Kurz vor dieser Schwarzwaldhochstraße sah ich bei Zuflucht auf der rechten Seite einige parkende Fahrzeuge und meine Neugier war sofort putzmunter. Ich war ein wenig zufällig an dem bekannten Aussichtspunkt „Roßbühl mit Himmelsliegen“ (ich habe es gesucht, sind einfache Holzliegen wie bei uns in der Sauna) gelandet. Hier, dazu komme ich später noch, ist auch ein Gleitschirmstartplatz vorhanden. Von diesem Punkt hat man vielleicht eine tolle Aussicht über Oppenau, das Renchtal, hinab in die Rheinebene und bis nach Straßburg. Außerdem ist am Roßbühl der Zielpunkt des einzigen Stoppomaten für verrückte Radler im Schwarzwald, was aber für mich uninteressant ist, da ich viel zu lange zum Aussteigen brauche. Nun, ja, schließlich war ich heute 440 Kilometer unterwegs.
Trotz meines ausgiebigen spätabendlichen Rundblickes habe ich noch vor der von mir von unterwegs abgesprochenen Zeit das Wellnesshotel auf dem Kniebis erreicht und mir einen längeren Saunagang mit ausgiebiger anschließenden Schwimmrunde gegönnt. Wegen dem tagelangen Herumsitzen im Auto war Bewegen wieder einmal notwendig.
Nach dem ganz ruhigen Frühstück am Sonnabendmorgen ging es natürlich erst einmal zum Roßbühl, aber das Sichterlebnis im Westen war leider undurchsichtig. Ich hatte schon auf der Hochstraße erkannt, nach Westen über dem Rheintal hängt die Suppe und nur die Ostseite ist sonnig. Ich wollte nach einer Spaßrunde hinunter nach Oppenau und über Bad Peterstal hinauf vor Ladenschluß noch nach Musbach zu Wein um Schinken zu kaufen. Eine wunderbare Kombination, nicht wahr! Wein heißen und Schwarzwälder Schinken machen, aber ich liebe Beides.
Von dort ging es -über Baiersbronn durch das Marg – Tal, Mitteltal nach Obertal, heißt zwar alles Tal, geht aber schon schön hinauf zur Schwarzwaldhochstraße. Auf den letzten acht Kilometern hoch zum Ruhestein (915 m) fand im Juli 1946 wieder das erste Bergrennen nach dem Ende des 2. Weltkrieges statt. Nach langjähriger Pause gibt es seit 2013 die „Baiersbronn – Classic“ als dreitägige Veranstaltung mit vielen Wertungsprüfungen. Man sollte einmal darüber nachdenken.
Am Ruhestein überquerte ich die B500 und es ging über Allerheiligen wieder hinunter nach Oppenau und dann hoch nach Zuflucht. Die Sichtverhältnisse am Roßbühl hatten sich nicht gebessert, also weiter zur Hochstraße, jetzt nach Baden Baden. Im Bereich Mummelsee und Bühlerhöhe war der übliche Wochenendbetrieb, aber insgesamt ließ es sich gut unterwegs sein. Bei der Anfahrt auf Baden sollte ein Jeder vorsichtig sein, es gibt eine Radarzone, auch mit Doppelblitz für Zweiradfahrer. Kurz danach geht es rechts ab in Richtung Pforzheim und schon nach 2,5 km nochmals rechts, nach Forbach zu meinem nächsten Ziel, der Roten Lache. Hier über den Paß war früher ein Pfad, dann ein Karrenweg und ab 1906 eine Straße. Im Jahr 2003 war ich bei einer von zwei Rallyes mit meiner Frau als Beifahrerin zum 100jährigen Geburtstag des ADAC mit einer DB Pagode unterwegs. Im Anschluß daran ging es von Stuttgart zum ersten Mal in den Schwarzwald mit Übernachtung in eben diesem Gasthaus. Später war es viele Jahre geschlossen, ist aber für mich immer noch ein deutlicher Erinnerungsplatz, der ab 2024 in altem und neuem Glanz dasteht. Dann also wieder hinunter ins Murg – Tal. Dann gibt es zwei Möglichkeiten. Einmal am Schwarzenbach – Stausee hoch nach Sand zur B500 oder weiter im Tal bis Baiersbronn und wieder die Rennstrecke hoch zum Ruhestein. Ich habe mich für letzteres entschieden und natürlich noch einmal den Roßbühl aufgesucht, aber das Rheintal war weiter uneinsichtig.
Für den Sonntag hatte ich mir dann nach der täglich am Morgen absolvierten Schwimmrunde und dem anschließenden hervorragenden Frühstück den südlichen Schwarzwald vorgenommen. Los ging es mit einer Spaßrunde, schließlich war ja Sonntag und wer weiß, wann sich wieder die Gelegenheit bietet, runter über Bad Rippoldsau und wieder hoch bis vor der B28, um dort wieder in den Wald über Heilenberg nach Schenkenzell einzutauchen. Dann Schiltach, Sankt Georgen und weiter nach Niedereschach. Dort hat ein Bekannter seine Garage, der den Überrollbügel aus meinem früheren Rallye – Trabant in sein Auto einbaut. Er hatte einige allgemeine Fragen und ich einige spezielle Tipps zu Verstärkungen an der Karosserie. Nach ausgiebigem Technikfachsimpeln ging es dann weiter nach Vohrenbach und Hammereisenbach wieder auf die B500, die zentrale Schwarzwald – Hochstraße.
Bevor ich meinen persönlichen Wünschen folgen konnte, mußte ich noch eine Gelegenheit nutzen. Herr Schatzhauser, das Glasmännlein von Wilhelm Hauff, empfängt an sich keine Leute mehr. Weil aber Sonntag ist und ich als Glasbläser ein Berufskollege bin, überlegt er eine Ausnahme. In einem dunklen Nadelwald werde ich tatsächlich zur Audienz vorgelassen. Wir haben wirklich schöne, interessante Minuten. Hoffnung auf viele Bessere kann er mir aber auch für die Zukunft nicht machen. Holländermichel mit dem kalten Steinherzen findet so viele Abnehmer, vor allem unter den angehenden Politikern, daß er mit dem Einsetzen kaum nachkommt. Kohlenmunk-Peter hat am Ende zwar Glück und kommt wieder zu seinem eigenen, guten Herz, aber das ist heute nicht mehr möglich. Märchen gibt es leider nicht mehr so richtige, sie werden nur noch zum eigenen Nutzen erzählt und verwendet. Also weiter in der Jetztzeit.
Nach einigen Kilometern biege ich rechts ab nach Kirchzarten und von dort nach Süden hoch zum Schauinsland. Auf dem Schauinsland (1.284 m) hat man früher über Jahrhunderte Silber, Blei und Zink abgebaut. Meine Studentenzeit an der Bergakademie in Freiberg / Sa. und die dortige Geschichte ist ein weiterer Grund, besser eine ergänzende Ausrede, um zu diesem Berg zu kommen.
Ich will auf die Freiburger Bergrennstrecke, dabei die Stadt vermeiden und bei der Bergabfahrt gleich nach Kontrollen Ausschau halten. Die Piste ist hervorragend ganz neu asphaltiert. Man könnte so richtig-, wenn nicht gefühlt alle dreihundert Meter ein Schild mit der 30 stehen würde. Auch wenn ich die freie Fahrt überprüft hatte, es ist beim Gasgeben ein mulmiges Gefühl. Aber, ich habe entgegen zu vielmaligen früheren Fahrten die Zeit gehabt, Turm, Hotel und Seilbahn zum Berg Schauinsland zu sehen.
Die ursprüngliche Rennstrecke war 12 km lang und wies bei 780 Höhenmetern 173 Kurven auf. Ich genieße jede Einzelne, auch weit ohne den Anspruch mit Hans Stuck oder Rudolf Caracciola und Gerhard Mitter konkurrieren zu wollen. Ich brauche sicher mehr als die doppelte Zeit, aber meine Frau ist vor Jahren schon ausgestiegen und hat lieber auf meine Wiederkehr gewartet.
Zwei weitere Runden habe ich mir noch gegönnt und mich dann an die Rückfahrt gemacht. Erst wieder nach Kirchzarten, dann über Stegen, Sankt Peter und Sankt Märgen zur B500. Auf dieser dann weiter über Triberg, die Stadt der Kuckucksuhren, nach Hausach (wo ich mir einen Verfahrer in den Tunnel leistete und dann erst eine Stelle zum Wenden finden mußte), um dann nach Wolfach abzubiegen. In diesem Ort fuhren wir wegen eines Stadtfestes eine Umleitung auf kleinsten Straßen und nicht durch die eigentlich schönere Hauptstraße in Ortsmitte: Dann weiter schön sorgsam durch die Kurorte bergan nach Bad Rippoldsau und dann steil hoch nach Kniebis. Genug für den Sonntag.
Da im Schwarzwald selbst kurz vor Ende Oktober noch herrliches Offenfahrwetter war, habe ich meine Runde noch um einen Tag verlängert. Am Dienstag mußte ich spätestens die Rückfahrt antreten, da für Donnerstag, den 31.10.24, auch für mich die Teilnahme an der jährlichen Saisonabschlußtour angesetzt war, die wenigstens noch einen Vorbereitungstag und das heimische Rückmelden bedurfte.
Also habe ich mir für den Montag nur noch in der näheren Umgebung Schmankerl vorgenommen. Angefangen habe ich mit der Gefällestrecke auf der B28 hinunter nach Bad Peterstal und natürlich wieder hoch zur B500. Dann geht es nochmals auf der B wieder hinunter, nach Oppenau und hoch nach Zuflucht. Am Roßbühl gelingt mir endlich ein Foto ohne völlige Nebelei sowie darüber hinaus nutze ich die Gelegenheit, ein wenig auf einer der Himmelsliegen sitzend, den sich bemühenden Gleitschirmfliegern zuzuschauen. Ein junges, sehr professionell wirkendes Pärchen kämpfte sich bei einem böigen Wind redlich um einen Starterfolg. Aber immer, wenn sie keinen Boden mehr unter den Füßen hatten, war es mit dem tragenden Wind auch vorbei. Da bin ich dann doch lieber auf dem Boden geblieben und weiter gezogen. Noch einmal hinunter in Richtung Oppenau, diesmal auf der kleinen Straße und über Allerheiligen hoch zum Ruhestein. Noch einmal kurz auf die Bergstrecke runter und hoch und weiter auf der Hochstraße am Mummelsee vorbei und dann links ab. Ich will noch nach Sasbachswalden zum Weinhandel mit dem Ziel, für zu Hause Schmiermittel zur leichteren Freigabe der nächsten Ausflüge zu erstehen. Es geht dabei nicht um ein Genehmigen, aber um das mir verhaßte Vorbereiten des textilen Reisegepäcks. Weißwein habe ich schon aus den Vogesen und der rote soll hier dazukommen. Leider habe ich wegen des noch anstehenden Rückweges zum Quartier nicht die Möglichkeit das Angebot zu nutzen, eine genügende Auswahl zu kosten. Dafür nehme ich mir noch die Zeit für ein Abschiedsfoto am Roßbühl. Ein wenig heller als am Ankunftstag, aber schließlich ist es noch 30 Minuten früher am Tag. Und – die Gleitschirmflieger sind weg.
Natürlich habe ich auf meiner diesjährigen Runde eine Auswahl meiner Wunschziele dem jeweiligen Zeitfenster anpassen müssen. Dabei sind viele schöne und sehenswerte aber auch ernsthafte Dinge zu kurz gekommen. Dazu gehören Orte wie Heidelberg, Rosheim oder Ribeauville, technische Museen wie die Bugattis - Sammlungen in Molsheim.
Auch wenn ich mich gern davor drücke, die Gedenkstätten an unsinnige Kriege sollte man immer wieder einmal auf sich einwirken lassen. Speziell in den Vogesen ist es auch nicht möglich, diese zu übersehen. In meinem Bericht habe ich die Fotos weggelassen, aber ich wollte dies aus den aktuellen Gegebenheiten an vielen Brennpunkten der Welt nicht unerwähnt lassen. Mir ist dies auch deshalb wichtig, weil ich in den letzten dreieinhalb Jahrzehnten eine Weltoffenheit zwischen China und Spanien sehr nutzen gelernt habe. Die inzwischen fehlenden Reisemöglichkeiten in meine jahrelangen „Arbeitsländer“ sind sehr bedauerlich.
Darüber hinaus schätze ich die gemeinsame Währung sehr, die mir als Sprachmuffel einiges erleichtert. In dieser Hinsicht birgt eine Tour nach Böhmen mehr Probleme.
Eine andere Sache ist mir im Schwarzwald noch aufgefallen. Es ist sehr schwierig geworden, ein altes typisches Schwarzwälder Bauernhaus zu finden. Die meisten haben durch Isolieren und sonstige Umbauten viel von ihrem Charakter verloren. Es mag finanziell und wichtig und umweltschonend sein, aber Solaranlagen auf diesen Häusern schrecken mich ab.
Auch die jeweils dazu gehörenden teilweise schilfgedeckten Nebengebäude waren sehenswert. Ich habe jedenfalls mehrfach eine Kehre gemacht und manchmal auch eine Fotografiererlaubnis eingeholt. Diese Bilder erfreuen mich auch Wochen später immer wieder.
Am Dienstag habe ich dann mein beliebtes Morgenprogramm abgespult und mich dann über Freudenstadt und Horb auf den Weg zur A81 gemacht. Natürlich wurde vor dem Betonband noch vollgetankt, für Auto und Fahrer. Mit dem älteren Fahrzeug versuche ich immer so wenig wie möglich anzuhalten, da ich sonst die LKWs, an denen ich meinen SL gerade vorbeigezwängt habe, wieder vor mir habe. Dann sind bei einer Reisedrehzahl von 3.500 U/min die knapp siebenhundert Kilometer auch in weniger als acht Stunden zu schaffen.
62 nach 4.160 Kilometern wieder derheeme: gebraucht: Benzin; 3 Ltr. Öl für das Auto und .......... 2 Ltr. Bier für den Fahrer
Aufbruch: | 16.10.2024 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 29.10.2024 |