Ladakh 2005
Übers Nubratal zur Seidenstraße
Nach ein paar Tagen möchte ich noch meinen Traum verwirklichen und über die höchste befahrbare Straße der Welt zur sagenumwobenen Seidenstraße fahren. Ich treffe David und Kathy aus England wieder, die ich in Zanskar kennen gelernt hatte. Welch ein Glück! Wir buchen einen Jeep und los geht's.
Ist mal wieder eine irre Tour durch die Berge. Da wir aber einen wirklich modernen, ständig geputzten Jeep einschl. ebenso geputztem (!) Fahrer haben, kann ich die 3-tägige Fahrt sogar richtig genießen.
Unser ständig putzender und geputzter Jeepfahrer
Wir nehmen einen der alten Karawanenwege, heute eine Militärstraße, die höchste befahrbare Straße der Welt zum Khardung La, dem höchsten Punkt: 5.602 m hoch, Superwetter, tolle Aussicht, um uns herum Schnee. Ich will unbedingt die Gebetsfahnen auf einem Hügel fotografieren. Also klettere ich trotz aller Warnungen hoch, kann natürlich mindestens 10 Minuten nicht mehr atmen, aber - die Sicht auf die Berge mit den Gebetsfahnen und den Mani-Walls ist alles Wert. Und David rettet mich beim Abstieg vor mindestens 14 Tagen Krankenhausaufenthalt, ist ja auch was!
Gebetsfahnen flattern im Wind
Auf dem Dach der Welt
David, Kathy und ich stolz wie Oskar, dass wir auf solch einer Höhe sind: 5.602 m
Wir erreichen mit der vorher beantragten Sondergenehmigung das Nubra-Tal, das Tal der Blumen, Äpfel und Aprikosen, eine wieder andere Landschaft im großen Himalayaraum. Wir sehen hoch oben vom Pass aus, wie sich langsam eine wüstenähnliche Landschaft mehr und mehr ausbreitet, umgeben vom höchsten Gebirgszug der Welt, dem Karakorum.
Nubratal von oben
Kleiner See auf einem Berg, den wir hochkraxeln
Schwer vorstellbar, dass dieses Tal im äußersten Dreiländereck zwischen Pakistan, China und Indien liegt. Keine der Grenzen ist vom jeweils anderen Land anerkannt. Pakistan und Indien sind von der so genannten UNO Waffenstillstandslinie getrennt und zwischen China und Indien gibt es einen umstrittenen Grenzstreifen, den die chinesische Armee bei der Besetzung Tibets gleich mitgehen ließ. Ich habe mich selten geographisch und politisch so isoliert gefühlt.
Abends erreichen wir Hunder (sozusagen das Ende von Indien, weil man als Tourist nicht weiter darf) mit viel grün, viele Wasserläufe, hohe Berge auf der einen, Wüste mit Sanddünen und wilden Kamelen auf der anderen Seite, supernettes Guesthouse, hier kann man bleiben. Am Abend unternehmen wir einen gemeinsamen Kamelritt (auf 3 Kamelen, die man vorher erst langwierig einfangen muss, eine witzige Angelegenheit) bei Sonnenuntergang mit dem Ergebnis, dass ich nach dem 15-minütigen Ritt komplett seekrank bin. Aber ich bin glücklich und zufrieden in Anbetracht dieses abendlichen Erlebnisses.
Wer ist jetzt das Kamel?
Sunset in Hunder
Am nächsten Tag noch mal auf zur "richtigen alten Seidenstraße", wenn auch nur für einen kurzen Streifzug. Allein der Name ist Legende! Wer denkt dabei nicht an die in der Hitze flimmernden Silhouetten der Kamelkarawanen; die lautlos am Horizont vorüberziehen, einer Fata-Morgana gleich, an die Strapazen und Entbehrungen, und an die vielen Märchen, die an den Nachtfeuern der Karawansereien erzählt wurden? Erwarten uns nun die Räuber, die unsere Habe ergattern wollen? Ne, passiert nix, nur stachelige Büsche säumen den Wegesrand und laden zu keinem weiteren Erkundungsgang ein.
Ich werde die ganze Seidenstraße sowie den Karakorum Highway auf einer weiteren Reise von Pakistan bis nach China später bereisen.
Seidenstraße
Nubra mit Sandwüste und Kamelen sowie unserem Jeep im Hintergrund
Wir fahren zurück nach Leh. Da die Straße bekannt ist für die vielen Erdrutsche, trifft es uns auch und es ist mal wieder soweit. Nix geht mehr. Ich steige aus unserem Jeep aus und schaue bei den beschwerlichen Räumarbeiten zu. Der Bagger schiebt schwere Gesteinsbrocken von der Straße in eine Schlucht. Eine Stunde ist vergangen bis die ersten Jeeps wieder losfahren können.
Erdrutsch auf dem Highway
Aufbruch: | August 2005 |
Dauer: | circa 5 Wochen |
Heimkehr: | September 2005 |