Ladakh 2005
Ein besonderer Autor
Ich möchte euch noch einen Autor der besonderen Art empfehlen:
A n d r e a s A l t m a n n
Er schreibt Reisebücher der etwas anderen Art, sehr empfindsam, sehr philosophisch und seine Worte regen zum Nachdenken an:
Ich stelle euch 2 seiner insgesamt 8 Bücher vor:
Der Preis der Leichtigkeit (2006)
Gerade hab ich in einem Lese-Marathon von 2 Tagen das 236-seitige Buch von Andreas Altmann beendet: Der Preis der Leichtigkeit, sein neuestes Buch. Ich denke, sein bestes Buch. Es ist einfach unglaublich. Ergebnis: Ich bin berauscht, es hat mich ein Stückchen glücklicher gemacht, ein bisschen zufriedener, ein bisschen nachdenklicher. Sprache ist ein wahrhaftiger Reichtum und wenn solch eine beschriebene Reaktion wie bei mir, Bücher bewirken, dann ist dieses Stückchen Karton so wertvoll wie in Diamant! Ich kann nur sagen: Lest es, lest es sorgfältig, überlest es nicht, überdenkt viele seiner Worte und versucht, so empfindsam zu reisen. Wenn auch seine früheren Bücher gut sind, dieses ist sein Meisterwerk.
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Zitate:
Ich gehe nicht über Leichen, aber über Leichtverletzte, das schon....
Mir graut vor der Wohlfühlgesellschaft, ich fordere noch immer vehemente Gefühle, will noch immer zittern vor Glück, wenn eine Aufregung hinter mir liegt. Das gnädige Schicksal des Frühgeborenen, der vor der Erfindung der Virtualität auf die Welt kam, das ist das meine. Und all jener, die ihr Recht auf ein eigenständiges, eigenwilliges Leben nicht verraten haben.
Meditation: Die vielen Stunden, in denen man still dasaß und versuchte, seine tobenden Hirnströme u beruhigen, sprich, die Lava jagender Gedanken in seinem Kopf zu bändigen, sie sollten vor allem zur mindfulness beitragen. Diese Achtsamkeit, die als Filter dient gegen die Anwürfe des Stumpfsinns, der Lügen und Infamien, denen wir Tag für Tag ausgeliefert sind. Meditation als eine Art firewall gegen die Viren der Verblödung, der Zerstreuung und Beschlagnahme unserer Sehnsüchte.
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Als intelligenter, humorvoller, reisender, philosophisch-nachdenklicher Mensch ist es ein Muss, dieses Buch von Andreas Altmann zu lesen. Der Mann spricht das Innerste eines Menschen an, wenn er/sie sich darauf einläßt. Ein Mensch mit einer Frechheit und manchmal auch Dreistigkeit, die mir gefällt, mit kritischer Distanz, Gefühl, Herz - manchmal denkt man an die Weisheit des Buddhas - und mit einer wärmenden Intelligenz, die einen erschauern lässt. Er lädt den interessierten Leser ein, Schicksale so manch eines kleinen Menschleins in Asien (Thailand, Kambodscha, Vietnam) kennen zu lernen. Man überdenkt seine eigene Art des Reisens und nimmt sich vor, zukünftig noch wacher und vor allem sensibler durch die Welt zu reisen. Und noch dazu lernt man Politik aus einer anderen Perspektive kennen, beschrieben mit einer schnoddrigen Art, höchst-intelligent und manchmal mit einer buddhistischen Sichtweise. Sehenswürdigkeiten sind nicht das, was ein Land ausmachen, sondern die Menschen sind es, die ein Land bereichern. (Und nebenbei überdenkt man auch mal seine eigene Fernseh-Möbelstück -Betrachtungsweise). Dieser Mann hat die Gabe des Mitgefühls, die es nachzuahmen gilt. Für mich jedenfalls.
Ach und eins noch: dieser Mann hat die Fähigkeit des "Auch-mal-Bleibens" an einem Ort ( "Reisen ist schön, aber mittendrin anhalten ist auch schön" ), nicht nur immer die rastlose Unbeständigkeit, dem Alter hinterher hetzenden "Angst vor Verpassen- Reisendens" , der alles meint sehen zu müssen und doch ach so wenig mit dem Herzen betrachtet und eigentlich wenig von der Welt kennt und im Herzen leer ist. Ich bewundere des Autors Gelassenheit und Toleranz, mit Reisenden aller Couleur umgehen zu können. Mit entspanntem Desinteresse kann er sowohl mit obigen Beschriebenen als auch mit langhaarigen Dumpfbacken auf der Kao-San-Road in Bangkok umgehen. Er ist nicht belehrend oder überheblich. (Mir persönlich bereitet es auf Reisen immer Schwierigkeiten, mit obigen Zeitgenossen umzugehen).
Beim Lesen dieses Buches habe ich oft das Gefühl, als drücke er eben genau das so präzise aus, wofür mir selbst die Worte fehlen. Die von ihm geschaffenen Bilder werden somit mit meinen eigenen, inneren Gedanken verknüpft (kommt noch hinzu, dass ich Asien sehr gut kenne, ich weiß also, wovon er spricht), wodurch die Lektüre zu einem außerordentlich kreativen Prozess wird.
Diese Rezension habe ich mit einem überquellenden und reichen Gefühl nach Lektüre des Buches geschrieben und ich möchte das an euch weitergeben und würde mich freuen, wenn es den ein oder anderen dazu animiert, es zu lesen.
Getrieben (2005)
Ich schließe mich dem Vorwort des Autors an: Ich rate von dem Buch ab. Der gut-bürgerliche Deutsche wäre nur entsetzt in Anbetracht der erotisch-kriminell- geprägten Persönlichkeit des Autors und würde solche "Subjekte" nur ablehnen.
Aber die kleine Minderheit - egal welchen Alters - die das Kribbeln des Abenteuers in sich spüren, die auch einen Brechreiz bekommen bei den Worten "Wohlfühl- und Comedygesellschaft sowie Wellnessoase Deutschland", die trotz Flimmerkasten-Dauerberieselung von Soaps des untersten Niveaus noch nicht ganz aufgehört haben, selbstständig zu denken, für sie ist dieses Werk ein Labsal.
Es gibt ihn also noch, den aktuellen, zum Denken anstachelnden, unkonventionellen Reiseautor (ein bisschen erinnert er mich an den Revoluzzer Kinski), nicht nur den in der deutschen Wohlfühlsoße mitschwabbernden Schreiber, der die Leserquote treffen will - nur um bei der spaßsüchtigen Masse anzukommen. Wer es schafft, mit solch einer präzisen intelligenten, provozierenden Wortwahl zu schreiben, setzt auch mal ein Stopp-Schild in der ein oder anderen Hirnmasse. Nach einer rührenden Liebesgeschichte kommen in anderen Stories die Lüste, Ängste, Feigheiten, Hysterien, aber auch die menschliche Wärme und die Begeisterung am Leben zum Vorschein.
An alle unkonventionell Denkende dieser Welt: Nehmt teil an den wundervollen, fesselnden Erlebnissen des Andreas Altmann. "Getrieben" appelliert an die eigene Wachsamkeit, regt zum Nachdenken an und holt begrabene und vergessene Träume wieder hervor.
Mit Erstaunen habe ich mein persönliches, bis jetzt teilweise gelebtes, aber noch nicht in Worte gekleidetes Lebensmotto entdeckt: Wer die Gefahr sucht, erwacht darin mit all seinen Sinnen!
Aufbruch: | August 2005 |
Dauer: | circa 5 Wochen |
Heimkehr: | September 2005 |