Namibia – Land der Kontraste
Etosha National Park
Sonntag, 22.01.2006 Palmwag - Etosha National Park
Noch müssen wir die Hoffnung nicht aufgeben, doch noch Elefanten und Nashörner zu sehen, denn unser Tagesziel ist der Etosha National Park. Zunächst fahren wir die C40 bis Kamanjab. Über den steilen Grootbergpass verlassen wir das Damaraland. Hier muss es bereits einiges an Regen gegeben haben. Die Natur erscheint in einem satten Grün. Auch die Straßen deuten auf Regen hin, sind aber gut befahrbar. Schon wieder ändert sich das Landschaftsbild und erfreulicherweise lichten sich die Wolken, die morgens über der Lodge hingen.
Kurz hinter Kamanjab müssen wir uns entscheiden, ob wir der hier geteerten Straße nach Outjo weiter folgen wollen, oder die 80 km kürzere Farmroute über D-Straßen nehmen wollen, die landschaftlich reizvoller ist. Wir entscheiden uns für letztere. Rechts und links der Straße fahren wir an bunt blühenden Sträuchern vorbei - überall hat der Regen die Natur grün eingefärbt. Auch auf der Straße hat das Wasser deutliche Spuren hinterlassen. Doch der Regen muss schon einige Tage zurück liegen, die Strecke ist problemlos zu meistern. Im bzw. direkt nach einem Regen wollten wir hier allerdings ungern unterwegs sein.
Die Route führt an mehreren Farmen vorbei und wir passieren einige Tore. Die letzten 43 km auf der C38 sind wieder geteert. Gegen Mittag erreichen wir das Anderson Gate, die südliche Zufahrt zum Etosha National Park. Hier erhalten wir, nachdem wir bestätigt haben, kein Gewehr (Fire arm) dabei zu haben, eine Permit ausgestellt, die im Okaukuejo Restcamp zu bezahlen ist. Dieses 1999 privatisierte, ehemals staatliche Restcamp liegt ca. 20 km hinter der Parkeinfahrt und ist das größte im Park. Wir beziehen unseren "Luxusbungalo" und sind hoch erfreut, dass wir einen direkt an der Wasserstelle erhalten haben. Die Bungalows sehen allerdings von Außen vielversprechender aus, als sie es tatsächlich sind. Die Einrichtung ist für Selbstversorger zweckmäßig, aber dringend renovierungsbedürftig und strahlt eher den Charme eine Jugendherberge aus. Um so netter ist es vor dem Bungalow.
Toko - Nashornvogel
Vom Picknickplatz blicken wir direkt auf das Wasserloch. In den Bäumen haben Siedelweber Nester geschafften, in denen ein reges Treiben herrscht. Am Boden tummeln sich viele Erdhörnchen und nähern sich - immer auf Futtersuche - wagemutig. Doch schon bei der kleinsten Bewegung ziehen sie sich blitzschnell zurück und verschwinden in ihren Erdlöchern. Aus der Nähe können wir einen Toko (Hornbill) beobachten, ein farbenfroher Vogel, der aufgrund seines großen, gebogenen Schnabels auch Nashornvogel genannt wird.
Etosha-Pfanne
Nachmittags starten wir unsere erste Etosha-Safari. Der Etosha National Park umfasst eine Fläche von über 22.000 qkm. Mitten im Park liegt eine etwa 4.750 qkm große Salzpfanne, die eine Länge von 129 km und eine Breite von 72 km umfasst. Geologen vermuten, dass die Salzpfanne aus einem eingetrockneten See entstanden ist. Am Rande der Pfanne stehend ist das Ausmaß mit eigenen Augen gar nicht zu erfassen. Auf dem Hinflug hatten wir jedoch das große Glück, die riesige Salzpfanne aus der Luft zu betrachten.
Auf der Safari haben wir zunächst den Eindruck, dass es nur massenhaft Springböcke gibt, von denen wir inzwischen schon Hunderte gesehen haben. Am Gemsbokvlakte-Wasserloch sehen wir wenigsten ein paar schöne Vögel. Später sehen wir noch Gnu-Herden, einige Zebras und Giraffen, Impalas und Oryx-Antilopen. Viele Arten gebären während der Regenzeit, so dass wir besonders viele Jungtiere sehen - wenigstens ein Vorteil der ansonsten spärlichen Tierbeobachtungen in der Regenzeit.
Doch das absolute Highlight erleben wir als wir uns schon wieder auf dem Rückweg zum Camp befinden. Direkt auf der Hauptdurchfahrtsstraße, unweit der Etosha-Pfanne, auf der stehen bereits zwei Autos. Als wir uns langsam nähern sehen wir einen Löwen, nur zehn Meter von der Straße entfernt. Der Ansatz einer Mähne weist darauf hin, dass es sich um ein männliches Jungtier handelt. Wir sind ganz begeistert. 50 Meter weiter liegen zwei Löwenweibchen im Sand. Wenig später steht eine Löwin auf und kommt geradewegs auf unser Auto zu (Detlef schließt vorsichtshalber das Fenster) um dann am Auto vorbeizulaufen und sich mitten auf die Straße zu legen. Die andere Löwin folgt dem Beispiel. Nun wird die Straße von zwei Löwinnen blockiert, was uns verständlicherweise wenig stört. Löwen in freier Wildbahn zu sehen ist schon etwas ganz Besonderes.
Löwin
Zurück im Camp picknicken wir mit Blick auf das Wasserloch. Zum Sonnenuntergang wählen wir uns eine Bank direkt am (eingezäunten) Wasserloch. Dirk, den wir auf der gestrigen Himba-Tour kennengelernt haben, gesellt sich zu uns und prophezeit eine 95 prozentige Nashörner-Wahrscheinlichkeit für den heutigen Abend. Quasi auf Ansage erscheinen selbige kurz darauf und nähern sich in der Abenddämmerung langsam dem Wasserloch. Wow!!!
Nashorn in der Abenddämmerung am Wasserloch
Wir hoffen, dass uns wenigstens ein Foto gelingen wird, was bei den Lichtverhältnissen ohne Stativ nicht ganz einfach ist. Aber das Life-Erlebnis ist kaum zu übertreffen. Langsam ziehen die Nashörner am Wasser vorbei, ihre Schatten spiegeln sich in der Wasseroberfläche. Nachdem sie etwas getrunken haben trotten sie ebenso langsam wieder ab. Was für ein Erlebnis! Auf soviel Glück hatten wir gerade in der Regenzeit kaum zu hoffen gewagt.
Montag, 23.01.2006 Etosha National Park
Heute haben wir den ganzen Tag für den Etosha eingeplant. Da Tierbeobachtungen aus 80 % Glück und 20 % Strategie bestehen, gehen wir strategisch vor und sind bereits kurz vor sieben auf Safari. Die Strategie bringt uns zunächst Glück, denn schon bald entdecken wir im Busch, weniger als 50 Meter von der Straße entfernt, das Hinterteil eines Nashorns. So schnell können wir das Auto gar nicht stoppen, doch als wir zurück gesetzt haben, ist das Nashorn immer noch da und dreht sich erfreulicherweise zu uns um, guckt uns wenige Sekunden an und verschwindet im Busch.
Auf dem weiteren Weg nach Halali sehen wir wieder einige Zebras, Giraffen, Kuh-Antilopen, Kudus, Impalas, Oryx, viele bunte Vögel, aber leider keinen Elefanten.
Das Restcamp in Halali ist in einem ziemlich schlechten Zustand und wirkt wenig einladend. Langsam wird es zu heiß, womit auch die Chance auf Tierbeobachtungen sinkt. Auf dem Rückwegn nach Okaukuejo werden wir von einem entgegen kommenden Fahrzeug angehalten und auf einen Leoparden verwiesen, der ein paar Kilometer weiter an der Straße liegen soll. Als wir dort ankamen, war aber leider keine Spur davon zu entdecken. Den Nachmittag verbringen wir auf leider wenig komfortablen Liegen am Pool.
Am späten Nachmittag brechen wir erneut auf, diesmal in westliche Richtung. Wie es scheint ein beliebtes Gebiet für Zebras, denn hier treffen wir Hunderte. Es hat hier zwar seit acht Tagen nicht mehr geregnet, aber einige Streckenabschnitte sind immer noch ziemlich matschig, aber noch befahrbar. Leider sind einige Verbindungsstraßen aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse gesperrt.
Mystisch ist der Ghost Tree Forest (Märchenwald), den wir bald erreichen. Es sieht so aus, als hätten hier Elefanten ihr Unwesen getrieben. Einige Bäume sind entwurzelt, die verbliebenen sind vollkommen ohne Blattwerk. Von Tieren weit und breit keine Spur.
Am heutigen Abend bleibt das Wasserloch verwaist - von Nashörnern keine Spur. Wir hatten gestern also wirklich riesiges Glück.
Dienstag, 24.01.2006 Etosha National Park
Durch das östlich gelegene Von Lindequist Gate (direkter Weg 120 km) wollen wir den Nationalpark heute wieder verlassen. Wir sind zwar noch nicht übersättigt von den Tierbeobachtungen, mussten jedoch feststellen, dass eine Safari ganz schön anstrengend ist, da man ständig konzentriert in die Landschaft starrt und hinter jedem Busch etwas Besonderes erwartet. Nicht selten kam es vor, dass wir in einem großen Stein oder Baumstumpf zunächst Tiere zu erkennen glaubten. Da wir schon genug verwaiste Wasserlöcher gesehen haben, steuern wir nicht mehr jedes an, sondern fahren auf ziemlich direktem Weg zum Ostausgang. Kurz vor Namutoni biegen wir ab zur Fisher's Pan. Diese etwa 30 km lange Strecke hat einen ganz besonderen Reiz.
Fisher's Pan
Durch den vielen Regen ist die Pfanne voll Wasser und sieht aus wie ein kleiner See. Unzählige Vögel können wir beobachten, u.a. Stelzenläufer, den schwarzweißen Waffenkiebitz, den bunten Kronenkiebitz mit orangen Stelzenbeinen, Silberreiher und viele andere Vögel, die wir mit unserem Bildmaterial nicht eindeutig benennen können. Besonders schön ist die Strecke, auf der die Straße über einen schmalen Steg durch die Pfanne führt und wir rechts und links vom Wasser umgeben sind.
Nachdem wir das Von Lindequist Gate passiert haben ist es nicht mehr weit bis zur Etosha Aoba Lodge, wo wir unser Quartier beziehen. Allerdings liegt die Lodge so versteckt, dass wir erst 10 km über das Gelände fahren müssen. Hier hat es schon eine Menge Regen gegeben. Es ist so grün, dass es uns fast so vorkommt, als wären wir im Urwald.
Mit einem Willkommensdrink werden wir freundlich von Eva, einer Deutschen vom Chiemsee, begrüßt. Wir sind die einzigen Gäste, die für heute erwartet werden. Doch wenig später kommt noch ein Auto vorgefahren. Die Ankömmlinge hatten offensichtlich zu spät gesehen, dass die Anfahrt zur Lodge 10 km beträgt, doch da absolute Nebensaison ist, ist auch ein weiteres Zimmer frei.
Im Gespräch mit Eva erfahren wir nun auch endlich, warum wir keine Elefanten gesehen haben. Diese machen sich mit Beginn der Regenzeit - in dieser Saison bereits im Oktober - auf den Weg in den Norden. Nur wenige Tiere - hauptsächlich alte Bullen - bleiben zurück. Nun wundern wir uns nicht mehr, dass wir keinen einzigen Elefanten gesehen haben.
Nachmittags ist relaxen angesagt - der Pool ist dafür wunderbar geeignet.
Der Fahrerei auf Schotterstraßen überdrüssig, nehmen wir nicht an der angebotenen Sundowner-Tour teil, wobei diese schon lohnenswert sein soll. Das Farmgelände grenzt direkt an die Fisher's Pan des Etosha. Die beiden anderen Gäste berichten später, dass sie hier mehr Tiere gesehen haben, als auf ihrer Fahrt durch den Etosha.
Abends genießen wir gemeinsam mit den beiden anderen Gästen ein ausgezeichnetes Abendessen - bislang unser bestes, obwohl wir natürlich nicht in Erwartung kulinarischer Hochgenüsse Namibia bereisen.
Beim Austauschen von Reiseerlebnissen geht es schnell auf Mitternacht zu und wir haben fast ein schlechtes Gewissen, dass wir das Personal so lange aufhalten.
Aufbruch: | 08.01.2006 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 27.01.2006 |