Namibia – Land der Kontraste
Kaokoveld/Himba-Dorf / Seisfontein
Samstag, 21.01.2006 Palmwag - Kaokoveld / Himba-Dorf - Seisfontein - Ongongo Wasserfall
Wake up call um 6:00 h. Für heute haben wir eine Tour zu einem Himba-Dorf gebucht. Wir genießen es, mal nicht selber fahren zu müssen, werden in dem alten Landrover jedoch ziemlich durchgeschaukelt. An der Tour nehmen noch vier weitere Lodge-Gäste teil. Mit Dirk, einem unterhaltsamen Landschaftsgärtner aus Aachen, kommen wir näher ins Gespräch. Er hat Afrika schon mehrfach bereits und ist ein wahrer Naturkenner.
Zunächst fahren wir Richtung Sesfontein, biegen jedoch kurz vorher in Richtung Opuwo ab. Das Dorf Otjihorovara erreichen wir über einen Abzweig, der nach weiteren 80 km von der C43 abgeht. Die Himba, eins der wenigen noch existenten Naturvölker, leben als Halbnomaden im Kaokoveld im Nordwesten Namibias in Clans von bis zu 50 Personen zusammen.
Kaokoveld
Der Stamm, den wir besuchen, gehört mit 200 Rindern zu den reicheren. Als wir die Hütten erreichen werden wir freundlich von einigen Kindern begrüßt. Ein beklemmendes Gefühl stellt sich ein, weil wir in die Privatsphäre eindringen - auch wenn die Himbas daran gewöhnt zu sein scheinen. Emanuel, unser Reiseleiter, erzählt uns eine Menge über das Leben der Himba und dolmetscht für uns.
Die Hütten bestehen aus gestampften, mit Kuhdung vermischtem Lehm, was einen entsprechenden Geruch verströmt. Männer sind keine zu sehen, da sie mit dem Vieh auf der Suche nach Weidegründen sind. Die Frauen kochen Maisbrei oder zerstoßen roten Stein, den sie mit tierischen Fetten mischen und so eine Paste herstellen, die als Schmuck und Schutz auf die Haut auftragen wird. Die Himba-Frauen lieben es, sich zu schmücken uns sind reich mit selbstgefertigten Ketten und Bändern behangen.
Himba-Frau beim Maisbrei kochen
Unterschiedliche Haartrachten lassen die sozialen Stufen erkennen. Lange Zöpfe werden zusammen mit Gras und anderen füllenden Substanzen eingeflochten. Eine verheiratete Frau ist an ihrer Kopfbedeckung - erembe - zu erkennen. Jungen haben zunächst einen Tonsurhaarschnitt und erhalten später Zöpfe eingeflochten. Nur wenige Himba-Kinder besuchen jemals eine Schule, hier sind nur gerade mal zwei an der westlichen Kleidung zu erkennen. Nach Beendigung der Schule verlassen sie in der Regel den Clan um anderweitig Geld zu verdienen.
Himba-Frau
Inzwischen haben die Frauen eine Decke ausgebreitet und bieten den selbst hergestellten Schmuck zum Kauf an. Als Erinnerung und um ein wenig unser Gewissen zu beruhigen, kaufen wir ein Armband. Emanuel gibt den Himba kein Geld, sondern Lebensmittel. Er schätzt, dass in fünf Jahren keine Himba in dieser Form mehr leben werden.
Himbas
Wir verlassen das Dorf. Während Emanuel den Reifen wechselt (was uns bei seinem Fahrstil nicht wirklich verwundert) steht für uns ein feudales Picknick unter einem Akazienbaum bereit. Anschließend geht es weiter nach Seisfontein. 1889 kam die erste deutsche Schutztruppe nach Namibia, die den Frieden zwischen den Stämmen sicherstellen sollte. Eine Station der Schutztruppe gab es in Seisfontein, wo 1902 ein Stationsgebäude entstand, dass später als Fort ausgebaut wurde. Aufgrund der "sechs Quellen", die es hier gab, waren die Bedingungen gut, um eigene Gärten zur Selbstversorgung anlegen zu können. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde die Station aufgegeben und das Fort verfiel. Doch wurde es inzwischen restauriert und wird seit 1995 als Lodge betrieben (als solche aus unserer Sicht nicht empfehlenswert).
Ford / Seisfontein
25 km südlich von Seisfontein ist der Ongongo Wasserfall, den wir ursprünglich am Vortag besichtigen wollten. (Von der angeblich schlechten Straßenqualität keine Spur). Emanuel bietet uns an, dort einen Zwischenhalt einzulegen, was wir erwartungsvoll annehmen. Nach ein paar Hundert Metern müssen wir feststellen, das wir den Wasserfall wahrscheinlich alleine nicht gefunden hätten, selbst Emanuel scheint auf Afrikaans nach dem Weg zu fragen. Am Wegesrand stehen immer wieder Kinder und bieten uns ihre Waren an oder halten einfach bettelnd die Hand auf. Der Tourismus scheint hier merkliche Spuren durch spendable Touristen hinterlassen zu haben, obwohl wir uns nicht vorstellen können, dass viele hierher kommen.
Nach etwa fünf Kilometern erreichen wir den Ongongo Wasserfall. Auch hier hat man sich dem Tourismus verschrien und verlangt 10 N$ Eintritt pro Person, um im natürlichen Pool unterhalb des Wasserfalls zu baden - woran wir kein Interesse haben. Doch auch für einen Blick auf den Wasserfall wird der Preis verlangt. Emanuel verhandelt hart und scheint selber etwas beschämt über das Gebaren. Auch wenn der Eintritt für uns nicht wirklich hoch ist, sind sich alle Teilnehmer einig, das Verhalten, überall Touristen zu schröpfen, nicht zu unterstützen und bitten Emanuel zurückzufahren. Doch er startet einen letzten Versuch und scheint seinen Landsmann klar zu machen, dass sein Verhalten nicht richtig ist, womit er schlussendlich doch erreicht, dass wir kostenlos den Wasserfall sehen dürfen. Wer nun einen gigantischen Wasserfall erwartet, den müssen wir leider enttäuschen. Ein kleines Rinnsal fällt etwa 10 m tief in ein Wasserloch - spektakulär ist anders und dafür haben wir fast eine zusätzliche Stunde Zeitaufwand in Kauf genommen.
Nun geht es zurück zur Lodge. Dem alten Landrover wird ganz schön etwas abverlangt. Bodenwellen werden grundsätzlich ungebremst durchfahren, nur bei besonders tiefen Furchen oder Steinen wird kurz abgebremst. Kein Wunder, dass der Motor fast zu heiß wird und wir einen kurzen Kühlstopp einlegen müssen. Nachdem ganzen Geschüttele freuen wir uns auf eine Dusche und einen Rockshandy, ein hier typisches Erfrischungsgetränk, halb Soda / halb Limonade auf Eiswürfeln mit ein paar Spritzern Angostura-Bitter versetzt. Von der Veranda geniessen wir den Sonnenuntergang mit einem phantastischen Blick über das Etendeka-Plateau.
Aufbruch: | 08.01.2006 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 27.01.2006 |