Namibia – Land der Kontraste

Reisezeit: Januar 2006  |  von Anke Schlingemann

Sesriem - Sossusvlei

Samstag, 14.01.2006 Sesriem - Sossusvlei - Sesriem Canyon

Um fünf Uhr werden wir geweckt, denn wir wollen pünktlich am Sossusvlei sein, wenn das Tor um 6:00 h geöffnet wird. Nachdem wir unser "Packed Breakfast" (Frühstücks-Box) in Empfang genommen haben, geht es los. Ein neues Erlebnis, die Schotterpisten im Dunkeln zu befahren. Um kurz vor 6:00 h erreichen wir den gut 30 km entfernt liegenden Eingang in Sesriem. Nur ein Auto ist vor uns, doch hinter uns bildet sich eine kleine Schlange, in der auch Colin mit Gästen aus der Lodge wartet. Inzwischen ist es schon heller geworden. Wir kaufen eine Permit (170 N$ für 2 Erw. + Auto) und schon kann es losgehen. Colins Empfehlung folgend fahren wir an der Elimdüne, die kurz hinter der Einfahrt liegt, zunächst vorbei. Nach ca. 20 km erreichen wir Sossuspoort, wo wir den ersten tollen Ausblick auf die von der Sonne angestrahlten roten Dünen haben. Nun geht es weiter zur Düne 45 - inzwischen sind wir von roten Sanddünen umgeben.

Sossusvlei - Düne 45

Sossusvlei - Düne 45

Auf einer Baumwurzel sitzend plündern wir erst einmal unsere Frühstücksbox. Gestärkt machen wir uns an den Dünenaufstieg. Die Düne 45 ist nur etwa 100 Meter hoch und einigermaßen leicht zu bewältigen. Von oben hat man einen sehr schönen Ausblick auf die unendliche Dünenlandschaft. Der Abstieg durch den tiefen Sand macht besonders viel Spaß.

Anschließend fahren wir weiter zum 60 km vom Eingang entfernt liegenden Sossusvlei, die eigentliche Hauptattraktion. Auf dem 2x4-Parkplatz, fünf Kilometer vor dem Vlei, schalten wir den Allradantrieb zu. Ohne ist die Strecke definitiv nicht befahrbar, wie wir schnell feststellen müssen, als wir "schwimmend" durch den weichen Sand fahren. Für normale Pkw steht ein Shuttle zum Vlei zur Verfügung.

Sossusvlei

Sossusvlei

Am Sossusvlei angekommen sind wir rundherum von roten Sanddünen umgeben, die bis zu 350 Metern hoch sind - die höchsten der Welt. Das Farbspiel ist spektakulär und wir sind sehr beeindruckt von dieser atemberaubenden Sandwelt. Wir wandern tiefer in die Dünen hinein und erreichen einige Stellen mit versteinertem, weißen Sand. Die letzten Zeugen einiger Flutwellen, aus den Jahren 1997 und 2000, die das gesamte Tal, 2,5 m hoch unter Wasser setzten. Der Sand ist so trocken, dass das Wasser kaum abfließen kann und verdunstet. Übrig geblieben ist eine weiße, dünne, versteinerte Salzschicht.

Sossusvlei

Sossusvlei

Nachdem wir eine weitere kleine Düne überwunden haben, werden wir mit einem spektakulären Blick auf das "Dead Vlei" belohnt. 500 Jahre alte, vertrocknete Kameldornbäume, die wie verbrannt wirken, ragen aus einer weißen Fläche auf und kontrastieren wunderschön mit den hohen Sanddünen, die das Schauspiel einrahmen. Angesichts der heißen Temperaturen und der inzwischen gnadenlos brennenden Sonne ist uns dies zu anstrengend. Statt dessen wollen wir zum nahe gelegenen Naravlei fahren, wo es die endemische Nara-Pflanze, ein Kürbisgewächs, gibt.

Dead Vlei

Dead Vlei

Die Strecke wird noch zusätzlich als sandig angegeben, so dass wir den Allradantrieb mit der Einstellung 4L noch verstärken. Über den weichen Sand fährt es sich nur sehr langsam und es ist teilweise schon sehr schwierig, den eingefahrenen Fahrspuren zu folgen. Immerhin kommt uns ein Fahrzeug entgegen. Als unser Auto beim Überwinden einer kleinen, sandigen Anhöhe zum Stillstand kommt, brechen wir die Aktion ab und fahren rückwärts zurück. Beim anschließenden Wendemanöver müssen wir unweigerlich die Fahrspur verlassen und durch ziemlich tiefen Sand fahren. Leider kommt das Fahrzeug beim Hochschalten erneut zum Stillstand. Die zusätzlich eingeschaltete Traktionskontrolle hilft nun auch nichts mehr - wir sitzen im tiefen Sand fest.

ohne Worte

ohne Worte

Weit und breit ist leider kein anderes Auto zu sehen, das uns helfen könnte. Aber immerhin haben wir eine Schaufel dabei. Mühsam buddelt Anke (Detlef fällt wegen der Armverletzung aus) die Reifen wieder aus - offensichtlich nicht ausreichend, denn der Befreiungsversuch scheitert kläglich. Wieder ist Schaufeln angesagt, diesmal auch unterhalb des Fahrzeugs, das nun schon fast aufliegt. Wir legen zwei zur Fahrzeugausstattung gehörende Holzbretter unter die Vorderreifen. Beim erneuten Startversuch sieht es für einen Moment so aus, als hätte das Fahrzeug mit den Vorderreifen wieder Halt. Doch die Hinterreifen buddeln sich schneller als man gucken kann tief in den Sand ein. Jetzt wird klar: ohne Hilfe kommen wir hier nicht wieder raus! Während Anke weiter buddelt, versucht Detlef Hilfe zu holen. Der Sand nimmt kein Ende! Endlich ein Motorengeräusch aus Richtung des Naravlei. Zu Ankes großer Freude ist es Colin mit den Lodgegästen, der nun über den Sandhügel kommt. Colin erfasst das Dilemma sofort, bringt jedoch erst sein eigenes Fahrzeug auf festen Untergrund. Natürlich weiß er genau, was zu tun ist. Freischaufeln war in diesem Fall falsch, das Fahrzeug muss auf einer halbwegs ebenen Sandfläche stehen. Glücklicherweise haben wir als Sonderzubehör einen High Lift Jack geordert, der uns nun hilfreiche Dienste leistet. Das Auto wird aufgebockt, so dass wieder Sand unter die Reifen geschaufelt werden kann. Nachdem dies vollbracht ist und ebenfalls etwas Luft aus den Reifen gelassen wurde, taucht endlich auch Detlef in Begleitung eines Shuttle-Fahrzeugs auf. Der Shuttle-Service kennt das Problem, hat er doch am Vortag gleich vier Fahrzeuge aus gleicher Lage befreit. Bevor nun jedoch auch noch unser Abschleppseil zum Einsatz kommt, versucht erst einmal Colin sein Glück, das frei gelegte Fahrzeuge heraus zu fahren und wird von vielen starken Händen mit Anschieben unterstützt. Der Versuch glückt.

Sesriem Canyon

Sesriem Canyon

Heilfroh über die gelungene Rettungsaktion fehlt uns dennoch die Muße, das Naravlei zu Fuß zu besichtigen, obwohl es nicht mehr sehr weit sein kann. Wir möchten nur noch schnell zum 2x4-Parkplatz zurück. Kurz bevor wir diesen erreichen treffen wir auf ein weiteres Fahrzeug, das allerdings bereits auf der Fahrspur festsitzt. Kein Wunder, denn es ist ein Pkw mit Zweiradantrieb, der sich hierher verirrt hat. Hilfe ist bereits da.

Wir treten den Rückweg an. Inzwischen brennt die Sonne so heiß, dass überall die Luft flimmert und die roten Sanddünen in diffuses Licht getaucht sind. Einen letzten Halt legen wir an der Elimdüne ein und stärken uns bei einem kleinen Picknick unter einem Kameldornbaum. Das Besondere an dieser Düne ist ihr Bewuchs mit teils endemischen Gräsern und Pflanzen.

Zurück in Sesriem tanken wir und lassen Luft in die Reifen nachfüllen. Ganz in der Nähe liegt der Sesriem Canyon. Vom Rand hat man einen sehr schönen Blick in den ca. 3 m tiefen Canyon. Auf dem Boden ist er teilweise bewachsen und führt in kleinen Tümpeln ein wenig grün leuchtendes Wasser des Tsamchab-Flusses, der sich hier in einem langen Erosionsprozess eingegraben hat. Es reizt uns zwar sehr, in den Canyon hinab zu steigen, was auch problemlos möglich ist. Doch angesichts der brennenden Sonne lassen wir davon ab. Wieder zurück in der Lodge ist Relaxen angesagt.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Foto-Reisebericht eine Namibia-Rundreise von Anke Schlingemann & Detlef Hälker. Stationen: Windhoek, Kalahari, Fish River Canyon, Kolmanskop, Lüderitz, Aus, Sossusvlei, Namib Naukluft Park, Swakopmund,Twyfelfontein, Etosha National Park, Otjiwarongo, Waterberg Plateau
Details:
Aufbruch: 08.01.2006
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 27.01.2006
Reiseziele: Namibia
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Anke sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!