Namibia – Land der Kontraste
Namib Naukluft Park - Swakopmund - Walvis Bay
Montag, 16.01.2006 Namib Naukluft Park - Swakopmund
Am Morgen werden wir vom Farmer mit einem zufriedenen Lächeln begrüßt, nachts gab es immerhin 1,1 mm Niederschlag. Nach dem gemeinsamen Frühstück verabschieden wir uns. Das interessante Farm-Erlebnis möchten wir nicht missen.
Hoch erfreut sind wir darüber, dass Herr Ahlert uns eine Permit für die Namib Section des Namib Naukluft Parks überlassen hat und wir so schon einige der von Swakopmund aus geplanten Aktivitäten auf der Hinfahrt absolvieren können. Ebenfalls wurden uns eine Menge hilfreicher Tipps mit auf den Weg gegeben und natürlich eine Karte, in der die Route eingezeichnet und alles Sehenswerte beschrieben ist.
Zunächst müssen wir 30 km bis zum Abzweig der D1985 zurück fahren, der wir wiederum bis zu C28 folgen. Ein paar Warzenschweine kreuzen unseren Weg. Die Giraffen, die man hier ab und zu sehen können soll, sehen wir leider nicht. Dafür laufen uns auf der Permit-Straße nach Tinkas (nur 4x4) schon bald einige Springböcke über den Weg. Ein Bock scheint sich mit uns Kräfte messen zu wollen und läuft eine Zeit lang immer wieder die Straßenseite wechselnd vor unserem Auto her - und das bei knapp 70 km/h. Auch einige Oryx-Antilopen, diesmal in Herden mit einigen Jungtieren, sind zu sehen.
Bewaffnet mit Ferngläsern fühlen wir uns wie auf einer Safari und sind hoch erfreut, als wir wenig später auch ein paar wilde Zebras erspähen. Auch ein paar Strauße lassen sich blicken. In der Luft kreisen Geier und drei weitere sehen wir neben einem bereits abgenagten Antilopen-Skelett sitzen. Ganz niedlich sind ein paar Erdmännchen, die uns neugierig aber scheu ansehen, vom Untergrund heben sie sich farblich kaum ab.
Erstes Ziel ist der Tinkas Damm. Hier gibt es zur Abwechslung etwas grün in der ansonsten sandgelben Geröllwüste - allerdings kein Wasser. Der Boden des Stausees ist von tiefen Rissen durchzogen aber noch feucht vom letzten Regen. Wir wandern etwas über die Felsen und sehen eine Vielzahl schöner weiß- bis apricotfarben schimmernde Mineralien, die für eine ungewöhnliche Abwechslung sorgen. Einige Kilometer weiter erreichen wir skurril wirkende Grabstätten zweier deutscher Soldaten, die 1896 hier ums Leben kamen.
Kurz darauf fahren wir an ungewöhnlichen Gesteinsformationen - eine erinnert uns an eine Käseglocke - vorbei. Nun sehen wir bereits die Blutkuppe, ein ca. 100 m hoher Monolith, der aus der Landschaft ragt. Die blutrote Farbe, die der Fels bei Sonnenauf- und untergang annimmt, verleiht ihm seinen Namen. Hier finden wir ein schönes, schattiges Picknickplätzchen.
Blutkuppe
Nun erreichen wir wieder die C28, wo wir etwas "Strecke" machen können, um nach 56 km den Welwitschia Drive von hinten aufzuzäumen. Der Höhepunkt dieser Tour ist die Welwitschia, insbesondere die am Ende der Route liegende 1.500 Jahre alte Pflanze. Die Pflanze ist diözisch, d.h. männliche und weibliche Fortpflanzungsorgane werden auf unterschiedichen Pflanzen getragen. Wir haben Glück und können die unterschiedlichen Blüten (von Dezember bis Mai) sehen.
endemische Welwitschia
Auf der Route gibt es insgesamt 13 Markierungen, mit wissenswerten Infos zur Strecke, insbesondere zur Vegetation. Witzig sind einige verrostete Teile von Kettenraupenfahrzeugen, die 1915 bei der Verfolgung der deutschen Schutztruppen durch die südafrikanischen Truppen zurückgelassen wurden.
Leider müssen wir feststellen, dass der Vorderreifen merklich Luft verloren hat, was ganz nach einem Loch im Reifen aussieht. Noch ist es unbedenklich, weiter zu fahren, aber als wir wenige Kilometer später zur Kontrolle anhalten, sieht es nicht gut aus. Natürlich haben wir keine Lust, den Reifen zu wechseln. Als Sonderzubehör haben wir ebenfalls eine Kompressor-Luftpumpe geordert, die nun zum Einsatz kommt. Bei der nächsten Kontrolle, wenige Kilometer später, sind wir zuversichtlich, auf diese Art und Weise nach Swakopmund zu kommen. So nutzen wir den Ausblick in die Mondlandschaft, um gleichzeitig den Reifen aufzupumpen.
Mondlandschaft
Allerdings entscheiden wir uns für den kürzesten Weg und fahren nicht durch den Swakop-Flusslauf. Bei Meikes Guesthouse, unserem nächsten Quartier, angekommen werden wir zur nächsten Reifenreparaturwerkstatt gelotst. Hier lassen wir den defekten Reifen zum Flicken abnehmen und vorübergehend einen unserer (ziemlich profillosen) Ersatzreifen aufziehen.
Nun beziehen wir unser Quartier. Für das Auto gibt es sogar eine Garage und das gesamte Gelände ist mit hohen Mauern abgesichert. Natürlich hatten wir schon gehört, dass es in Swakopmund mehr Kriminalität gibt, hätten aber nicht erwartet, dass derartige Sicherungsmaßnahmen erforderlich sind. Beim späteren Bummel durch das Städtchen sehen wir, dass die Nachbarhäuser ähnlich geschützt sind. In der um 18:00 h völlig ausgestorben wirkenden Innenstadt treffen wir immer wieder auf Sicherheitspersonal.
Swakopmund macht auf uns einen ziemlichen künstlichen Eindruck. Einige Häuser im deutschen Baustil wirken fast wie für Disneyland aufgebaut, doch insgesamt werden wir eher an eine amerikaniche Kleinstadt erinnert. Richtig deutsch wird es allerdings im Brauhaus, wo wir bei deutscher Musik zu Abend essen. Eine Spezialität ist der grüne Spargel, der in der Nähe angebaut wird - und natürlich genau so schmeckt wie in Deutschland.
Dienstag, 17.01.2006 Swakopmund - Walvis Bay
Heute lassen wir es etwas ruhiger angehen. Swakopmund ist - wie wohl üblich - am Morgen von einer Wolkendecke überzogen. Zunächst holen wir den inzwischen reparierten Reifen ab. Dieser hatte sogar zwei Löcher, die Reparatur (60 N$) war spottbillig.
Als wir noch ein paar Einkäufe erledigen, lassen wir das Auto von sogenannten "Car Watchern" bewachen. Meike erzählt uns später, dass man dem Autodiebstahl und - einbruch mit Einführung dieser offiziellen und registrierten Bewacher Einhalt geboten hat. Es ist angemessen fürs Aufpassen 1 - 2 N$ pro Stunde zu geben.
Nun holen wir erst einmal die Besichtigung der kurz vor Swakopmund an der B2 stationierten Dampflok Martin Luther nach.
Dampflok Martin Luther
Die 1892 importierte, mit Dampf betriebene Straßenlokomotive sollte die Transportprobleme lösen. Mit 1,4 Tonnen Gewicht blieb die Lok jedoch ständig im Sand stecken. Zudem wurden für den Antrieb enorme Mengen an Süßwasser benötigt, die von weit her geholt werden mussten. Ferner konnte die Lok nur zwei Waggons ziehen, der Verbrauch an Feuerholz bis nach Jakelswater betrug jedoch ebenfalls zwei Waggons. So ließ man 1897 die Lok trostlos liegen und taufte sie nach dem Motto "Hier stehe ich, ich kann nicht anders" Martin Luther. Nach aufwändigen Restaurierungsarbeiten wurde sie in einem Gebäude untergebracht und geschützt. Dieses ist leider geschlossen, doch durch die Glasscheiben kann man einen Blick auf das Ungetüm werfen.
Später besichtigen wir die Kristall-Galerie. Eine sehr interessante und gut aufbereitete Ausstellung. Sehenswert ist insbesondere der mit 3 Meter Durchmesser und 3,5 Meter Höhe sowie 14.100 kg Gewicht größte Kristall der Welt, der etwas 520 Mio. Jahre alt sein soll.
Wahrzeichen der Stadt ist die Jetty aus dem Jahre 1912, eine 262 m lange Landungsbrücke, die als solche nie genutzt wurde, da sie den widrigen Bedingungen kaum standhält. Die Brandung kracht mit bis zu 50 Tonnen/Quadratmeter auf die Pfeiler. Nachdem die Jetty 1985 restauriert wurde, musste sie bereits 1998 wieder geschlossen werden und die Finanzierung einer erneuten Restaurierung ist ungewiss. Derzeit ist diese Gegend etwas trostlos.
Woermann-Haus
Zu den schönsten Beispiele deutscher Architektur in Swakopmund gehört das Woermann-Haus, das Bahnhofsgebäude (heute Hotel und Casino), das Alte Amtsgericht oder das Gebäude der Post. Das Hansa Hotel soll von innen sehr schön sein und bietet für verhältnismäßig wenig Geld ein feudales Essen, wobei man von livriertem Personal bedient wird. Die erste Bierbrauerei gab es bereits 1900 in Swakopmund. Seit 1929 braut die Hansa Brauerei nach deutschem Reinheitsgebot.
Gegen Mittag haben sich die Wolken verzogen. Durch die Sandwüste, die direkt hinter der Stadt beginnt, fahren wir nach Walvis Bay, 30 km südlich. Die hohen Sanddünen werden für viele Aktivitäten wie Quad biking, Paragliding oder Fallschirmspringen genutzt.
Das Besondere an Walvis Bay ist die große Bucht, die früher Walen Schutz bot. Der Tiefseehafen (der einzige Namibias) wurde 1994 von Südafrika übergeben. Pro Jahr legen etwas 1.000 Schiffe im Hafen an - vor der Küste sehen wir bereits einige Schiffe vor Anker liegen, die auf die Einfahrterlaubnis warten. Walvis Bay ist eine reine Industriestadt, die am Reißbrett mit geometrisch angeordneten Straßen entworfen wurde.
Die Lagune ist ein wahres Vogelparadies, tausende von Zugvögeln überwintern hier. Es ist die größte Brutstätte für See- und Landvögel weltweit. Morgens (leider sind wir dafür zu spät dran) werden Rundfahrten durch die Lagune angeboten. Doch schon von der Esplanade aus kann man einige Tiere beobachten. Insbesondere viele Flamingos, eine weiße und eine etwas kleinere pinkfarbene Art, sind zu beobachten.
Flamingos in Walvis Bay
Lohnenswert ist es, bis zum Pelikan Point zu fahren. Auf dem Weg dorthin leuchten uns bereits weiße Salzberge entgegen und mit Salz beladene Lkws fahren an uns vorbei. Später können wir beobachten, wie die Lkws über eine lange Förderbrücke beladen werden. Am Küstenstreifen gibt es große Flächen, die der Salzgewinnung dienen und sich leuchtend weiß von der Sandwüste abheben. Die Fahrt zum Pelikan Point ist interessant. Man fährt über einen schmalen Landstreifen, der rechts und links von Wasser umgeben ist. Unterwegs sieht man viele Vogelschwärme und durchs Wasser watende Flamingos.
Saline auf dem Weg zum Pelican Point
Ansonsten gibt es in Walvis Bay nicht viel zu sehen. Auf dem Rückweg halten wir am Bird Rock, einer künstlich angelegten Plattform, die als Brut- und Nistplatz dient. Der eigentliche Zweck ist jedoch die Guano-Gewinnung, der durch die Vögel produziert wird. Sämtliche Guano-Vorkommen auf den vorgelagerten Inseln wurden bereits ausgeschöpft.
Den Tag lassen wir bei einem kleinen Picknick im Garten des Gästehauses ausklingen. Im Schutze des Sonnenschirms lassen wir uns von dem später eintretenden Regen nicht vertreiben und bewundern einen Regenbogen. Der Schauer erscheint uns aufgrund der stetigen Wolkenbildung hier an der Küste ganz normal. Meike lehrt uns später eines bessern. In Swakopmund gibt es so gut wie nie Regen. Die Wolkenbildung und das etwas frischere Klima entsteht dadurch, dass an der Küste die heiße Wüstenluft auf den kalten Benguela-Strom trifft.
Aufbruch: | 08.01.2006 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 27.01.2006 |