Malediven wir kommen :-)
Kandy
Als wir den kleinen Bahnhof in Kandy verließen, wurden wir umgehend von einem unnachgiebigem Taxifahrer begrüßt, der anbot uns für 150 Rupies, ca. 1,50 Dollar verschiedene Gästezimmer zu zeigen. Kurz zögerten wir, da die Fahrer meist eine Provision für sich aushandeln und man letztendlich mehr für das Zimmer zahlt. Zu erschöpft zum Laufen entschlossen wir uns schließlich doch dafür.
Das zweite Zimmer war in der Nähe eines märchenhaften Sees gelegen, ein wenig abseits des Trubels und auch der Preis war mit 20 Dollar akzeptabel. Täglich beginnend mit dem Sonnenuntergang kann man ein wunderbares Schauspiel am Himmel über dem See beobachten. Die beginnende Nacht wird erfüllt von lautem Flügelschlagen, tausende von Flughunden begeben sich auf ihren Weg über den See hinweg und färben den Himmel schwarz. Ein faszinierender Anblick, besonders wenn sich ein leuchtender Vollmond am dunklen, sternenbesetzten Abendhimmel zeigt und die unzähligen Flughunde an ihm vorbei gleiten!
Kandy ist ein Städtchen mit Charme, eingebettet zwischen mehreren Bergen. Bei einem abendlichen Stadtbummel waren wir schwer damit beschäftigt einen hartnäckigen Touristenschlepper abzuschütteln, der die Deutsche Sprache erstaunlich gut beherrschte. Geschickt lotste er uns zu seinem Freund dem Souvenirverkäufer, der mit allerlei exotischen Gewürzen und Tee auf uns wartete. Er zeigte uns ein Buch mit Postkarten aus aller Welt von all seinen zufriedenen Kunden, nur besaß nicht eine der Karten einen Poststempel. Als ich ihn darauf aufmerksam machte, reagierte er gereizt und meinte, ich würde ihn einen Lügner schimpfen...
Beim passieren einheimischer Restaurants dringen immer wieder laute, schnelle Klopfgeräusche bis hinaus auf die Strasse. Dieses Geräusch entsteht bei der Zubereitung von Koththu einem ursprünglich Indischem Essen, bei dem die Zutaten mit zwei handlich kleinen Blechen zerhackt werden. Bei der Fleisch-Version wird keine Rücksicht auf die Knochen genommen. Auch diese werden zerkleinert und sie finden sich später im Essen wieder.
Der nächste Tag war verregnet, was uns die Entscheidung leicht machte. Endlich gönnten wir uns die berühmte Ayurveda-Behandlung, in Form mehrerer Öl-Massagen, eines Kräuterdampfbades und einer anschließenden Dusche, bei der man mit Kräutern abgerieben wurde. Ayurveda ist eine uralte Behandlungsmethode aus Indien, die heute auch Anerkennung in der westlichen Medizin findet.
An unserem zweiten Tag in Kandy nahmen wir uns einen Tourguide, der uns für zwanzig Dollar einen Tag in seinem gemütlichen Minibus in einem angenehmen Tempo umherkutschierte und uns dabei die umliegenden Sehenswürdigkeiten präsentierte. Auf den Strassen Sri Lankas herrscht "Krieg". Wem ein privater Touristenführer zu teuer ist, der kann sich auch mit öffentlichen Bussen rumschlagen, er braucht allerdings extremstarke Nerven, aber dazu später mehr. Die erste Station war der Botanische Garten, ein wunderschöner, grüner Ruhepool, in dem man gut und gerne einen halben Tag verbringen kann! Die Bäume hängen voll mit Flughunden und eine Affenbande schwingt sich von Ast zu Ast oder sie laufen über die Wege, wie zu einem Sonntagsspaziergang.
Bambus...
Diese Orchidee wird von den Singhalesen als Kandydancer bezeichnet
Die nächste Station war Elephant Orphanage, eine staatlich organisierte Waisenstation für eine riesige Herde Elefanten, von "kleinen" Babys bis zu riesengroßen Dickhäutern. Die mittägliche Fütterung fanden wir weniger spannend. Sehr schön anzusehen war das Schlammbad, das die grauen Riesen täglich nehmen, um ihre Insektenstiche zu kühlen! Nach diesem Schlammbad werden sie zu einem nahe gelegenen Fluss getrieben, in dem sie ihren unbändigen Durst stillen und sich zum Teil von den Tierpflegern ordentlich den Rücken schruppen lassen.
Viele Singhalesen pilgern nach Kandy, um den berühmten Zahntempel zu besuchen, der seit einem Bombenanschlag im Jahre 1997 bewacht wird wie ein Staatsgefängnis. Um auf das Tempelgelände zu gelangen, muss man schwer bewaffnetes Militär passieren, danach wird man in für Männer und Frauen getrennten Kabinen abgetastet und Taschen werden auf ihren Inhalt kontrolliert. Das ganze wiederholt sich am Tempeleingang. In dem Tempel soll sich ein echter Zahn Buddhas befinden, er wird als das heiligste Relikt der Buddhisten bezeichnet. Seinetwegen wurden Kriege ausgefochten. Den Zahn selbst bekommt man jedoch nicht zu Gesicht. Alle sieben Jahre findet eine berauschende Zeremonie statt, bei der der Zahn seinen Weg ans Tageslicht findet, die restliche Zeit befindet er sich schwer bewacht hinter Schloss und Riegel. Die Eintrittspreise in ganz Sri Lanka sind ziemlich gesalzen, selbst für Tempel. Und meist müssen für Kameras extra Eintrittspreise gezahlt werden. Abends ist die schönste Zeit den Zahntempel zu besuchen. Gegen sieben Uhr beginnen die Kandydancer auf ihren Trommeln die traditionelle Musik zu spielen und rufen dadurch eine ganz besondere Atmosphäre hervor.
Kandydancer - sie führen Tänze zu Ehren des Gottes Kohomba auf. Eine Tradition, die seit über zweitausend Jahren lebt. Es gibt verschiedene Tänze, die unterschiedliche Zwecke erfüllen sollen. So wird ein Tanz selbst heutzutage noch zur Teufelsaustreibung ausgeübt, ein anderer zur Erbetung einer reichen Ernte. Ursprünglich wurde der Tanz nur von Männern vollzogen. Heutzutage tanzen ihn auch die Frauen, hauptsächlich um Touristen zu beeindrucken.
Den dritten und letzten Tag in Kandy verbrachten wir ganz entspannt mit einem ausgedehnten Spatziergang durch Udawattekeke, einem Wald im Norden der Stadt. Leider hatte unser Tourbuch ein wenig zu viel versprochen. Anstatt der artenreichen Flora und Fauna, fanden wir unzählige Liebespärchen, die Händchen haltend auf dem "Lovers Walk", wie ein Pfad durch den Wald treffend genannt wird, spazierten oder sich hinter den Bäumen versteckten, um sich heimlich zu küssen. In Sri Lanka ist es noch immer verpönt sich als unverheiratetes Liebespaar öffentlich zu zeigen, so verkriechen sie sich meistens unter einem Sonnenschirm, der bei keinem Ausflug fehlen darf.
In Kandy haben wir unsere ersten roten Bananen gesehen. Wegen ihrer angeblich aphrodisierenden Wirkung ist es nur verheirateten Menschen erlaubt, diese zu verspeisen. Nun versuchen Jugendliche aus Neugierde sich diese Bananen zu beschaffen, um die Wirkung zu testen. Was Verbote nicht alles ausrichten können...
Aufbruch: | 22.06.2006 |
Dauer: | 13 Monate |
Heimkehr: | Juli 2007 |
Sri Lanka