Red Rock Crazy - Abenteuer im Südweste der USA
03.05. Canyonlands NP - Potash Rd - Arches NP
Warum kann man nur nie richtig einschlafen, wenn man es am aller dringendsten müsste? Gestern Abend habe ich ziemlich lange wach gelegen und schaffe es daher auch gegen 4:30 nicht so recht aus dem Bett, als sich mein Wecker zu Wort meldet. Draußen auf dem Hof hört man einen Hahn krähen. Scheinbar konnte wenigstens er die Nacht schlafen. Oder ist das Krähen eines Hahns etwa ein lautes fluchen? "Verdammt, wer macht da schon wieder Tag, ich will doch schlafen!"
Ich bin mal wieder als erster aufgestanden, habe mir dadurch aber das Recht erworben, zum Canyonlands Nationalpark gefahren zu werden, so dass ich also im Auto weiter schlafen kann. Horst in der Rolle des Fahrers dagegen muss die von mir im Badezimmer vertrödelte Zeit wieder rein holen. Laut seinen Aussagen ist er mit etwa 100 Meilen in Richtung Park unterwegs gewesen.
Warum nun die ganze Eile? Wir wollen den Mesa Arch leuchten sehen. Das dauert nur wenige Augenblicke, kurz nachdem die Sonne aufgegangen ist. Als wir den Parkplatz erreichen, schnappt sich Horst sein Stativ und rennt los in Richtung Bogen. Ich lasse es etwas gemütlicher angehen, suche mir erstmal passende Pullover für die Morgenfrische, etwas Frühstück und schlendere hinterher. Am Bogen angekommen, wartet schon eine gierige Meute auf den Hauptakteur, die Sonne. Ich wusste doch, dass alle Eile unnötig war. Ich bin noch mehr als rechtzeitig.
Zuerst blitz die Sonne nur leicht zwischen den zackigen Felsspitzen im Hintergrund. Der bis dahin tiefschwarze Bogen färbt sich allmählich braun. Nun steigt die Sonne über die Berge und beleuchtet den Arch von unten. Ein traumhaftes Motiv. Wurde zuvor noch um den besten Fotostandpunkt gekämpft, so entspannt es sich jetzt absolut. Jeder will noch aus anderen Winkeln fotografieren, so dass jeder Standort auch mal frei wird.
Etwa eine halbe Stunde später ist alles vorbei und die Besucher ziehen sich zurück. Große, schwere Koffer werden mit den Einzelteilen eines Stativs gefüllt, dass sicher mehr als meine gesamte Reise gekostet hat. Ich bewundere ja Horst, wohin er sein Stativ mit Leichtigkeit schleppt, aber was andere so herumtragen, die können von Beruf doch nur Möbelpacker sein.
Auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Herrn fahren wir noch tiefer in den Park hinein zum Grand View Point. Ich war vor dieser Reise nun schon zwei mal durch Moab gekommen, aber nicht einmal im Canyonlands Nationalpark gewesen, was wir hiermit nachholen, indem wir die beiden wichtigsten und schönsten Viewpoints anfahren, neben dem Grand Viewpoint und als zweites den Green River Overlook.
Nun wollen wir unserem Backroad Repertoire eine weitere hinzufügen, den Shafer Trail, der vom Nordende des Parks hinunter zum Abzweig der Potash Road vom White Rim Trail führt. Ein Aussichtspunkt oberhalb der Serpentinen lässt Vorfreude aufkommen.
Ein paar Serpentinen und wir befinden uns auf einem steilen Hang, der auf einer schmalen, sehr holprigen Straße hinab gestiegen wird. Die Talfahrt ist zwar sehr schön, aber irgendwie vermissen wir beide das Spektakuläre. Die Straße selbst ist nichts besonderes, im Gegenteil, sie ist in einem schlechten Zustand und die Aussicht, naja, wird mit jeder Kurve wird es weniger, weil wir uns dem Talboden nähern.
Bevor wir auf die Potash Road abbiegen, machen wir einen kurzen Abstecher auf der White Rim Road zum Musselmann Arch. Wahrscheinlich hieß sein Entdecker so, anders können wir uns den eigenartigen Namen nicht erklären. Der Bogen ist in der Tat sehenswert. Es ist, als ob jemand zwei Felsvorsprünge durch eine bequeme Brücke miteinander verbinden wollte.
Die Potash Road reißt uns auch nicht sehr vom Hocker. Wieder schaukelt es sehr, viele Autos kommen uns entgegen, was das Flair einer richtigen Back Road ins Hinterland stört. Einzig ein paar nette Ausblicke auf den Colorado, wie er unterhalb des Dead Horse Point State Park seine Schleifen durch den Canyon zieht, sind sehenswert.
Irgendwann endet auch die Back Road und wir fahren weiter auf Asphalt. Wir hatten ehrlich gesagt was Spannenderes erwartet. Tiefe Felseinschnitte, enge Passagen, wo ein Begegnen unmöglich wäre, hoch aufragende, senkrechte Wände usw.
Nächster Programmpunkt: Jug Handle Arch. Der in einem anderen Reisebericht beschriebene Parkplatz haben wir auch schnell gefunden, nur den passenden Arch dazu noch nicht. Unser Blick wandert die Felsen entlang, bis wir bei einem kleinen Schlitz verharren: Da ist er. Übrigens: Wer von Moab kommt, hat es leichter und kommt an einem beschilderten Parkplatz mit besserer Aussicht vorbei.
Im Vordergrund verläuft eine eingleisige Bahnstrecke, wo mehrmals die Woche auch noch Züge fahren. Das wäre doch mal ein Motiv. Ein Zug mit einem Steinbogen dahinter. Wenn doch jetzt ein Zug käme.
Vielleicht haben wir am Corona Arch mehr Glück. Hier verläuft die Bahnlinie in einer lang gezogenen Rechtskurve malerisch oberhalb des Colorados und danach durch einen tiefen Felseinschnitt. Wenn doch jetzt ein Zug käme.
Die Wanderung zum Corona Arch kostet die ersten Körnerchen des Tages, wie Horst es immer so süß formuliert. Der Ausdruck sei aus der Sportwelt, wo die Athleten nach einem harten Rennen auch stets behaupten, das hätte wieder Körner gekostet.
Wir steigen über Leitern, hangeln uns an Seilen entlang und passieren einen Felsen mit einem Loch in der Decke, darunter befindet sich eine Delle im Boden. Wer gestern gut aufgepasst hat, kann sicher erklären, wie so eine Delle im Laufe der Jahrhunderte entsteht. Genau, durch Wasserfälle, die bei starken Regen auftreten können. Außerdem hinterlassen solche Wasserläufe auch die überall sichtbaren schwarzen Spuren an den Wänden.
Der Bogen ist nun nicht mehr weit und füllt den Sucher der Kamera schon zur Gänze aus, doch erst wenn man darunter steht, werden einem dieser Koloss und seine Ausmaße erst richtig bewusst. Um dies ohne Halsstarre richtig zu genießen, lege ich mich einfach kurzerhand unter den Bogen. Dies ist jedenfalls die offizielle Geschichte, die Inoffizielle lautet eher: Ich bin müde.
Unten im Tal kann man noch immer die Gleise erkennen. Wenn doch jetzt nur ein Zug käme.
Der Rückweg fällt mir leichter, da es bergab geht, auch wenn nun meine Knie aufschreien, ich solle mal ein bisschen abnehmen, sie wollen nicht so viel Ballast bremsen.
In Moab denken wir ausnahmsweise daran, Briefmarken zu kaufen und schon sind wir wieder in die Natur verschwunden, diesmal im Arches Nationalpark. Ich bin immer wieder erstaunt, wie lange sich die Parkstraße Richtung Devil's Garden zieht. Wir diskutieren noch eifrig darüber, wie herum wir die Schleife in den Klondike Bluffs fahren wollen und entscheiden uns wir gegen den Uhrzeigersinn, weil die Straße am Eye of the Whale Arch vorbei laut Parkbroschüre ziemlich sandig an Anstiegen sein soll und daher empfohlen wird, diese nur von Nord nach Süd zu befahren.
Die Straße im Salt Valley ist ungeheuer gut befahrbar und auch für jeden normalen PKW machbar. Trennt uns nur noch die kurze 1,7 Meilen lange Verbindung in den Klondike Bluffs und die anschließend 1,4 Meilen lange Sackgasse vom Parkplatz, der uns den Tower Arch auf recht kurzer Wanderung näher bringen soll.
Große Warnschilder mahnen, diese Straße nur mit Allradfahrzeugen und hoher Bodenfreiheit zu befahren. Dass die immer so übertreiben müssen.
Die ersten Meter lassen sich wirklich gut fahren. Wie ein handelsüblicher Treckerweg. Am Ende der Geraden kommen dann eine leichte Kurve und große Probleme auf uns zu. Die Straße gleicht einer einzigen Treppe.
Wir laufen den haarigen Abschnitt zu Fuß ab und beraten uns über den optimalen Weg. Horst klemmt sich hinter das Lenkrad und setzt nicht nur einmal zum Duell Auto gegen Steine an, das meist mit einem unangenehmen Krachen begleitet wird. Endlich haben wir es geschafft und sehen uns hinter der nächsten Kurve der nächsten Herausforderung gegenüber. Und so geht das Spielchen weiter, bis wir auf einer Bergkuppe ankommen. Zu beider Seiten führen Treppenstufen hinab und wir dürfen uns nun für ein Treppenhaus entscheiden. Wir nehmen das, wo wir hergekommen sind, denn wer weiß, ob wir das andere jemals hochgekommen wären, wenn wir später umkehren müssten.
Die Wanderung zum Tower Arch fällt aus dieser Richtung natürlich um einiges länger aus. Um uns die Zeit zu vertreiben, schmieden wir Pläne, wem wir diese Straße so richtig gönnen würden und ich meine so richtig aus vollstem Herzen. "Nehmt euch einen kleinen Mietwagen und probiert die Strecke. Am besten mit viel Anlauf." Ach, das würde schön scheppern.
Der Weg ist durch kleine Steinhaufen gekennzeichnet, wobei wir schon lange keine mehr gesehen haben. Mitten im Gespräch halte ich inne: "Sag mal, siehst du noch Fußspuren?" Wir sind minutenlang durch einen Wash durch schönsten Sand in die falsche Richtung gelaufen. Und natürlich wieder, weil wir uns beim Quatschen haben ablenken lassen.
Also zurück. Horst läuft schon mal vor, um den Weg zu suchen. Ich keuche in der Hitze hinterher. Irgendwann kann ich nicht mehr. Ich setze mich neben einen Busch und mache erstmal Pause. Dann höre ich von irgendwo Horst rufen, aber wegen dem Echo kann ich nicht zuordnen, wo er ist. Ich mache mich auf, ihm zu folgen und zu unserer Überraschung stellen wir fest, wir waren nur durch einen Busch getrennt. Und da sage noch mal jemand etwas gegen Abrodungen.
Endlich sind wir raus aus dem sandigen Wash und zurück auf dem eigentlichen Weg, der nun auch sandig wird und dazu noch bergauf führt. 3 Schritte vor, 2 zurück. Manchmal auch umgekehrt. Oben am Bogen angekommen, sind wir beide ziemlich fertig. Auch diese Wanderung hat mal wieder Körner gekostet.
Den Arches Nationalpark verlassen wir Richtung Norden zur I-70 und suchen uns ein kleines Motel in Green River. Auf die Frage, ob sie im Ort einen Fotoladen hätten, damit sich Horst eine neue Videokassette kaufen kann, bekommen wir nur zur Antwort, dass wir dafür nach Moab fahren müssten. Auch einen Supermarkt hätten sie nicht, am besten, wir fahren dafür nach Moab. Als letztes lassen wir uns noch den Weg zu unseren Zimmern erklären und beten inständig, dass diese nicht auch in Moab liegen.
Übernachtung: Budget Inn - Green River, UT
Bewertung: durchschnittlich
Aufbruch: | 24.04.2006 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 11.05.2006 |