Im 2CV-Sahara Nachbau über die Anden

Reisezeit: November 2005  |  von Joachim Schäffer

Offroad pur in Paraguay

Wieder in Paraguay angekommen, war es dann eine lustige Fahrerei, ein riesiges Sumpfgebiet und weil es in der letzten Zeit wohl viel geregnet hatte, stand das Wasser wirklich bis zum Straßenrand, wenn es eine Strasse gewesen wäre......., es stand so hoch das man seinem Hund nicht erlaubt hätte an den Wegrand zu pinkeln aus Angst, das könnte der berühmte Tropfen sein, der den Sumpf zum überlaufen bringt!

Immerhin war es auch so matschig genug das wir das eine oder andere Mal den 2. Motor und damit den Allradantrieb ausprobieren mussten.
Und das alleine war schon ein Erlebnis, wer schon mal Ente gefahren ist, zumal eine schwer beladene, weiß das es sich einfach um eine gemütliche Art der Fortbewegung handelt. Aber mit zwei Motoren..., erstmal sitzt man wie hinter bzw., vor einem Kachelofen, angenehm warm und dann geht es wirklich gut voran, das Leistungsgewicht des Wagens ist erstaunlich niedrig - kein Wunder, da sich ja die Pferde vor und hinter dem Wagen verdoppelt haben, genau genommen sogar mehr als das, denn der hintere Motor muss keine Lichtmaschine mit antreiben.... , da zählt jedes zehntel PS....

Nein Spass beiseite, was die Ente mit zwei Motoren macht ist sehr beeindruckend: Sie ist leicht, sie hat einen tiefen Schwerpunkt, sie hat riesige Federwege und durch die weiche Federung, werden diese auch voll ausgenutzt. Und wenn sie einmal aufsitzt, was schon vorkommt, dann ist es auch kein Drama, weil sie einen fast völlig glatten Unterboden hat und solange eine Achse noch Traktion hat, schiebt sich der Wagen wieder von dem Hindernis herunter!!! Aber erstmal hatten wir Schlamm und der Wagen, mit zwei Motoren, hatte wahrscheinlich auch seinen Spaß, mal wieder richtig im Dreck spielen zu können!
Die Übernachtung mitten im "nichts", war eine recht einfache und ich habe meinen ersten, ich glaube, Ochsenfrosch gesehen, der hockte direkt neben meinem Fuß und ich war ehrlich erstaunt, ich hatte zwar schon Bilder gesehen aber so, ganz in echt und wenn man sonst die Fröschelchen bei uns gewohnt ist, ein ganz nettes Tier, Tierchen sagt man in der Größe wohl nicht mehr. Und ich war froh das solche Brocken bei uns nicht heimisch sind, wobei die Gegend um Karlsruhe ja schon seine Last mit den eingeschleppten Ochsenfröschen hat, angeblich sollen dort die erwachsenen Frösche mit Pfeil und Bogen gejagt werden weil sie mit dem heimischen Tieren, die in der Uferzone des Rheins leben kurzen Prozess machen. Da bekommt auch, die eigentlich perverse Spezialität, Froschschenkel eine ganz neue Bedeutung - wer kann schon sagen das er sich an einem paar Froschschenkel einmal satt gegessen hat....

Am nächsten Morgen ging es weiter und wir hatten uns schon gewundert das uns kein einziges Auto entgegen kam, der einzige der kam, war ein Opa auf einem klapprigen Rad, mit Ronaldo Trikot, Sporthose, Badeschlappen und....... einem tiefhängenden Revolvergurt... auch das für einen Mitteleuropäer ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Aber immerhin konnte er uns sagen, dass an einem Fluss die Furt überspült war und deswegen keine Autos rüberkommen.
Aber was sollten wir tun, wir sind eben weiter gefahren und haben uns schon mal darauf gefasst gemacht eine längere Pause am Fluss zu machen. Aber dazu kam es erstmal gar nicht, denn ein Wasserloch hatte etwas dagegen. Wir hatten schon das eine oder andere Wasserloch hinter uns gebracht und vor diesem nicht mehr so richtigen Respekt. Und was passierte da, wer kann es erraten? Es war eine richtig tiefe Ecke im Wasserloch und die haben wir, natürlich, getroffen: Die Vorderachse hüpfte noch durch aber für die Hinterachse hat es nicht mehr gereicht....... Wir hingen fest und das Wasser, dem das vollkommen wurscht war, strömte erst in den Rahmen, wir hörten es gluckern und dann in den Innenraum!

Zum Glück war Walters Koffer hoch genug und meine Tasche wasserdicht! Nach ein paar Minuten überlegen stieg Walter aus und hat sich das mal von außen angesehen. Auch wenn die Situation nicht komisch war, das Bild das Walter von der Ente gemacht hat, war beeindruckend!!!!
Nach einigen weiteren Minuten und dem Entschluss, wenn jetzt nix passiert, müssen wir graben, kam, oh Wunder, das erste Auto am heutigen Tag entgegen!!!! Ein Nissan Pick Up, der hat uns dann auch recht locker aus dem Loch gezogen und nachdem wir uns bedankt hatten konnten wir dann weiterfahren, bis, ja bis wir an den Fluss kamen, dessen Furt überspült war. Da war nichts mehr mit Abschleppen lassen, sondern warten war die Devise. Mittlerweile hatte ich mir aber auch den Europäischen oder Deutschen Termindruck abgewöhnt und wir haben uns dann erst mal die Ente angeschaut, ob ihr das Bad vorher nicht so gut bekommen sein könnte.
War es auch nicht, denn vom vorderen Kühlerventilator hatte es sämtliche Blätter abgerissen, der Ventilator musste ausgetauscht werden und hinten der Zündverteiler, verteilte keine Zündung mehr, sondern war eher ein, kleiner, Wasserbehälter geworden.
Was für ein Glück das wir nicht in einem, modernen, Wagen unterwegs waren, dessen Elektronik bei einem solchen Fall unweigerlich die ganze Kiste lahm gelegt hätte! Unsere Ente sprang nach den nötigen Handgriffen wieder an und schnatterte als sei nix gewesen!
Nach runden 5 Stunden war das Wasser so weit gefallen, das sich ein Herr vom anderen Ufer, im wörtlichen und nicht übertragendem Sinn, im Toyota an die Durchquerung wagte und obwohl das Wasser bis über die Stossstange ragte, schaffte er es recht souverän, nicht einmal die Zigarre brauchte er dafür aus dem Mund zu nehmen!!! Bei uns angekommen, machte seine Frau die Wagentür auf und man sah, dass auch ein Toyota nicht ganz dicht ist....

Dann wurden unter großem Hallo mehrere Motorräder durch die Furt geschoben und getragen und dann kamen wir, zum fahren war es zu tief für die Ente, deshalb wurden wir auch, wie die Motorräder geschoben. Ich glaube das war für die Buben und jungen Männer die das gemacht haben ein einziger großer Spaß!!! Schließlich waren wir drüben und haben dann unser Nachtlager vorgezogen und im Dorf gleich bei der Furt übernachtet.

Der Abend war noch nicht ganz gelaufen, denn es mussten noch die Flügel des Ventilators aus den Kühlrippen der beiden Zylinder gefummelt werden, das es schon dunkel war und wir im Schein einer Lampe bastelten, gehörte, eigentlich schon, dazu.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Im 2CV Sahara Nachbau (Allrad) Offroad durch Paraguay und dann über Bolivien nach Chile. Überquerung der Anden im 2CV.
Details:
Aufbruch: 04.11.2005
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 30.11.2005
Reiseziele: Paraguay
Brasilien
Bolivien
Argentinien
Chile
Der Autor
 
Joachim Schäffer berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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