Ägypten mit dem 4x4-Wohnmobil 2007-2008

Reisezeit: Oktober 2007 - April 2008  |  von Rainer Hiller

Ägypten 2

Ägypten, Mitte Dezember 2007-12-10

Die Grenzformalitäten gestalteten sich sowohl auf der libyschen als auch auf der ägyptischen Seite problemlos. Libysche Nummerschilder abgeben (mit Geld zurück!), ägyptische Schilder dran montieren, neue Versicherung, Visumstempel, ... Alles ohne Aufpasser und viel billiger als bei der Einreise nach Libyen: "Welcome, welcome in Egypt!"

Ägypten empfing uns mit einer vierspurigen Küstenautobahn mit extrem wenig Verkehr (ca. 10 Autos pro Stunde), so dass wir in kürzester Zeit unser erstes Ziel Marsa Martruh errreichten. Hier wollte wir uns an einem besonders schönen Mittelmeerstrand erholen: "Ageeba"-Strand (ageeba = wunderbar). Und so war es auch: Toller Stellplatz auf einer kleinen Anhöhe, darunter der wunderbare Strand in einer kleinen Bucht.

Wie überall an den ägyptischen Küsten von Soldaten bewacht. Sie gaben uns zu verstehen, dass das übernachten hier "No problem" sei. Doch wir haben die Rechnung ohne den Offizieren gemacht: Um halb Zehn abends kam ein Jeep und ein Offizier ("Welcome") hat uns sehr freundlich klar gemacht, das das im Sommer geduldet sei, aber jetzt im Winter gehe das "Sorry" nicht. Wir können überall in M. Matruh stehen nur hier ("Sorry") nicht. Da half nichts, wir musste umziehen: Nebenan in eine Ferienhaussiedlung.

Nach Einkaufen und Internetbesuch haben wir dann auf ein Bad im Meer verzichtet und uns am nächsten Tag auf die Fahrt entlang der "Oasenroute" nach Süden gemacht. Auf sehr guter Strasse ging es flott die 320km nach Siwa, wo wir dann bei einbrechender Dunkelheit ankamen und uns für die Nacht in der Wüste "versteckten".
Siwa hat uns sehr gut gefallen. Es ist eine sehr abwechslungsreiche Oase: Natürlich grosse Palmenhaine mit den angeblich besten Datteln Ägyptens, viele ergiebige Quellen in denen man sogar baden kann, eine verfallene "Altstadt" (Shali = Alt-Siwa), die man durchstreifen kann uns vor allem viel orientalisches Leben, das kam von Touristen beeinflusst ist.

Auch die Umgebung ist vielfältig: So beginnt in Sichtweite die grosse westliche (libysche) Sandwüste. Da die Oase bis zu 26m unter dem Meeresspiegel liegt, haben sich durch das "Abwasser" der Quellen grosse Seen (Birket) gebildet, in denen das überschüssige Wasser verdunsten muss. Dieser Kontrast (Seen - Palmen - grosse Sanddünen und die Berge des nördlichen Steilabfalls) geben der Oase einen besonderen Flair. Am zweiten Tag haben wir uns an einem der Seen ein paar Kilometer ausserhalb zum Sonnenuntergang eingefunden und beschlossen, da auch über Nacht zu bleiben. Prompt wurden wir von einem Polizisten, halb in Uniform, halb in Zivil, nach dem woher und wohin befragt und nach der Kontrolle der Pässe durften wir diesmal ("Welcome") stehen bleiben.

Inzwischen haben wir uns an die vielen Polizei und Militärkontrollen schon gewöhnt. Man ist immer sehr freundlich und überwiegend auf ein "Schwätzchen" aus. Der Pass wird selten kontrolliert, nach dem Heimatland aber immer gefragt: "Ah, GERMANY, very good!", die Autonummer wird fast immer notiert.

Nachdem wir uns Siwa und Umgebung ausgiebig angeschaut hatten, konnte es nach Bahariya weitergehen. Dazu muss man durch militärisches Sperrgebiet fahren, wozu man besondere Genehmigungen (getrennt für Personen und Fahrzeug) braucht: 5 Dollar auf einer Bank einzahlen und an einer anderen Stelle ein paar äg. Pfund. Aber die Arbeit hat ein freundlicher Mitarbeiter des Tourist-Office für uns erledigt, der sich sogar weigerte Bakschisch anzunehmen: "Is my Job, welcome!". Zur Abfahrt mussten wir uns früh morgens bei einer Kaserne einfinden, um dann mit Offiziersbegleitung zusammen mit weiteren 3 Touristen-Jeeps über 300km z.T. über übelste Piste zu fahren. Es war schlimmer als im Reiseführer beschrieben! Zwar waren ca.40% neueste Strasse und weitere 50% Rumpelpiste mit Schlaglöchern und Wellblech, aber die restlichen 10% hatten es wirklich in sich: Unser Auto kam mehrfach an den Rand der Fahrfähigkeit, selbst die Jeeps fuhren z.T. langsamer als Schrittgeschwindigkeit! Einmal mussten wir uns mit Schaufeln aus dem Sand befreien, aber da hatten wir uns in Tunesien ja schon eingeübt ...
Bilanz einer Fahrzeuginspektion am nächsten Tag: Einige Schrauben am Getriebe locker, ein Druckluftbehälter lose - mit gerissener Halterung (Bild) und der Scheibenwaschwasserbehälter war ganz aus der Halterung gerissen und verschwunden

Nach einer kurzen Erholungspause in der Oase Bahariya gab es den nächsten Höhepunkt auf dieser Route: Die "Weisse Wüste". Hier sprechen Bilder mehr als Worte:

User Fahrt führte uns weiter durch die Wüste, jetzt aber auf überwiegend gut bis sehr gut ausgebauten Strassen zu den Oasen Farfra, Dakhla und Kharga, die aber geprägt durch das "New-Valley-Projekt" (Bewässerungs-Grossprojekt) schon fast städtisch anmuteten. Oasenflair kam nur ab und zu auf. Erlebnis am Rande: Innerhalb kurzer Zeit sind wir sowohl an Paris vorbei als auch durch Bagdad gefahren.

Nach gut 1700km Wüstenfahrt, sowohl sehr abwechslungsreich (s.o.) als auch oft gleichförmig, kamen wir in Luxor (Theben) an, das uns durch die vollkommen andersartige Nillandschaft und vor allem seine altägyptischen Ausgrabungsstätten begeisterte. Wir blieben drei Tage, also bedeutend länger als der Durchschnitts-Pauschal-Tourist, konnten jedoch auch nur wenige Teile der Sehenswürdigkeiten anschauen: U.a. Karnak- und Luxor-Tempel, das Tal der Könige, den Hatschepsut-Totentempel.

Beim Abendspaziergang am Nil boten die vielen Nil-Kreuzfahrtschiffe ein weiteres Schauspiel.

Seit dem Anschlag an den Pyramiden bei Giseh ist das Befahren der Nilstrecke nach Kairo für Ausländer praktisch verboten. Man muss in einem Konvoi in Polizei- und Militärbegleitung nach einem festen Fahrplan nach Hurgada an das Rote Meer und dann von dort nach Kairo. Das ist alles perfekt organisiert: Polizeieskorte, alle Kreuzungen für die anderen gesperrt, an den Seitenstrassen Soldaten mit schussbereitem Gewehr, Gegenverkehr wird angehalten usw.
Wir hatten das schon einkalkuliert und haben deshalb in Safaga für ein paar Tage einen Bade- und Schnorchelstopp eingelegt. Mit etwas "tricksen" konnten wir den zweiten Teil nach Kairo ohne Konvoi fahren und so einen interessanten Zwischenstopp am Antoniuskloster und auch an den verschiedenen Pyramiden (u.a. Stufenpyramide des Djoser bei Sakkara) vor Giseh einlegen.

Heute waren wir mit unserem Truck direkt auf dem Gelände der Pyramiden von Giseh, das ist schon super zwischen den über 3000 Jahre alten Gebäuden zu stehen... Mehr beim nächsten mal.

Grüsse an alle aus Kairo.

© Rainer Hiller, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Reise um das östliche Mittelmeer herum: ... Fähre Genua-Tunis, Tunesien, Libyen, Ägypten, Jordeanien, Syrien, Türkei, Griechenland ...
Details:
Aufbruch: 16.10.2007
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: April 2008
Reiseziele: Tunesien
Libyen / Libysch-Arabische Dschamahirija
Ägypten
Jordanien
Syrien
Türkei
Der Autor
 
Rainer Hiller berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.