Ägypten mit dem 4x4-Wohnmobil 2007-2008
Syrien
Syrien, Mitte Februar 2008
Auf der syrischen Seite wurden wir freundlich empfangen. Da an diesem Grenzübergang wohl wenige Touristen mit eigenem Auto einreisen, begleitete uns der Diensthabende Offizier ("Deutschland guter Fussball") durch alle Stationen (Bank: Geldwechsel, Kfz-Versicherung: 40 US$, Dieselsteuer: 120 US$, Strassengebühr: 10 US$ - das Geld vom Erzfeind ist allemal gut!), so dass wir flott nach Syrien einreisen konnten.
Unser erstes Ziel war Damaskus, die älteste durchgehend bewohnte Stadt der Welt, von der der Prophet Mohamed gesagt haben soll, sie sei "das Paradies auf Erden". Zunächst galt es den Campingplatz am Stadtrand zu finden, von dem es die wildesten Gerüchte gab: verlegt oder sogar ganz geschlossen. Aber mit GPS-Koordinaten aus dem Internet haben wir ihn auf Anhieb gefunden. Der Besitzer war sehr hilfsbereit und hat uns neben Hinweisen zum Altstadtbesuch auch Diesel auf dem Schwarzmarkt besorgt, da es wegen der Nähe zum Libanon (Tank-Grenz-Tourismus, da das Diesel in Syrien nur 10 Eurocent kostet, Schwarzmarkt: 14 Eurocent) an den Tankstellen ab und zu ausverkauft ist.
Am folgenden Tag haben wir die Altstadt von Damaskus besucht. Die sehenswerten Souks und andere Sehenswürdigkeiten sind alle in der Nähe der Zitadelle und der berühmten Umayyaden-Moschee, so dass man in einem gemütlichen Spaziergang viel vom arabischen Flair mitbekommt.
Die Moschee, die als bauliches Vorbild vieler anderer Moscheen gilt, haben wir natürlich ohne Schuhe besucht und Ingrid musste mit einer geliehenen Kutte den ganzen Körper einschliesslich Kopf bedecken. Neben der weitläufigen Architektur mit schönem Brunnen und einem "Schatzhaus", sowie den wunderschönen Mosaiken, hat uns besonders die tiefe Religiosität der arabischen Besucher berührt, was wir selbstverständlich mit dem notwendigen Abstand und Respekt, beobachten konnten. Dies war besonders am Grab von Johannes dem Täufer, dessen Gebeine hier ruhen sollen, zu beobachten.Neben den Medresen (Koranschulen) und Palästen fielen uns in der engen Altstadt besonders die grosszügigen Kahns (Karawanenherbergen) auf, die jetzt mangels Karawanen teilweise leer stehen und deshalb zu besichtigen sind.
Bei strahlendem Sonnenschein, aber gedämpften Temperaturen, machten wir uns Tags drauf mal wieder Richtung Osten, Richtung Wüste und Palmyra. Die Fahrt dahin war nicht besonders spektakulär. Dafür entschädigte uns ein schöner Sonnenuntergang über Palmyra mit einem tollen Blick auf die grossartige Ausgrabungsstätte vom Burgberg:
Unser Stellplatz am Zenobia-Hotel befand sich unmittelbar am Ausgrabungsgelände, so dass wir noch am Abend den ersten Gang durch das Gelände unternehmen konnten.
Am folgenden und übernächsten Tag haben wir in ausführlichen Spaziergängen/Wanderungen das schöne Gelände erkundet. Vom Baaltempel über die Säulenstrasse und die römische Kaserne bis zu den aussergewöhnlichen Grabhäusern hat uns die Anlage gut gefallen.
Kurz vor der Abfahrt sind wir noch einmal in den Ort zum Einkaufen gegangen. Wie wir später gemerkt haben, wurden wir dabei in ganz normalen Geschäften, wo wir dachten dass es nur Festpreise gibt, ganz schön übers Ohr gehauen: Bis zum dreifache Preis wurden wir abgezockt. Es war nach europäischen Verhältnissen zwar immer noch preiswert, aber geärgert hat es uns doch. Man hat es später an anderer Stelle auch versucht, aber wir waren jetzt vorgewarnt!
Wir verliessen Palmyra Richtung Dair az-Zour, um an unser östlichstes Reiseziel, den Euphrat zu gelangen. Die Fahrt dahin war wenig interessant und wir wunderten uns wieder einmal über die ungenauen, übertrieben positiven und zum grössten Teil veralteten (Impressum: "... komplett überarbeitete und erweiterte Auflage 2006") Angaben in unserem Reiseführer. Die Dame, Islamwissenschaftlerin, ist wohl noch nie selbst am Steuer durch Syrien gefahren und das war auch wohl schon vor langer Zeit. Den Euphrat kann man allerdings auch ohne Reiseführer finden und so machten wir Halt in der schön gelegenen Burgruine Halabiya (Zenobia) direkt am Fluss. Wir übernachteten dort und erkundeten die recht grosse Burgruine am nächsten Tag.
Die Rückfahrt auf einer schmalen Strasse entlang dem Euphrat war durch die abwechslungsreiche Landschaft und durch das archaische Treiben ihrer Bewohner sehr kurzweilig. Nach einem Abstecher zum syrischen Vorzeigeprojekt dem Asad-Stausee und dem dort malerisch gelegenen Qala´at Djabr (vorislamische Burg), sind wir einmal mehr in die Wüste gefahren, um die Ruinenstadt Rusafa zu besichtigen. Hier schwärmte unsere Reiseführerautorin einmal zu Recht: "Wer vor Rusafa steht, glaubt eine lebendige Stadt vor sich zu haben ...". Die grosse Anlage aus byzantinischer Zeit ist wirklich sehenswert!
Trotz einiger Kinder, die sich hartnäckig an unsere Fersen hefteten ("Bakschisch, Bakschisch ..."), konnten wir das Innere in der Abenddämmerung geniessen.
Auf der anschliessenden Fahrt nach Aleppo haben wir wieder einmal zu spüren bekommen, dass es in Syrien entweder schlechte oder ganz schlechte Strasse gibt: Auf den schlechten Strassen ist zwar ein fast durchgehender Teerbelag, aber der Unterbau ist so wenig tragfähig, dass ständige Quer- und Längswellen das Gefühl erzeugen, wie bei einer Schifffahrt bei Windstärke 8 (Die ganz schlechten Strassen sind wegen tiefer Schlaglöcher oft noch schlechter zu befahren als eine Wüstenpiste).
Aleppo hat uns nicht so begeistert. Die "Graue Stadt" wie sie auch heisst, war wirklich grau und der Souk auch nicht orientalischer wie die in Damaskus oder Kairo. Dafür war die Fahrt ins Hinterland zum Simonskloster umso interessanter. Der heilige Simon (Simeon) soll hier die letzten 30 (!) Jahre seines Lebens auf einer 19m hohen Säule verbracht haben. Nicht besonders gemütlich, aber auf jeden Fall hat er sich einen schönen Ort in einer schönen Gegend ausgesucht.
Auf der Rückfahrt zum Campingplatz hat uns mal wieder Muriel (unsere Reiseführerautorin) gefoppt. Im Text hiess es: "Km 23 - Links geht ein Abzweig nach Kafr Ame (Campingplatz) ab." Liest sich ganz einfach, gestaltete sich aber überaus kompliziert: Die "Strasse in einem sehr schlechten Zustand, Abzweigungen und Kreuzungen ohne Beschilderung, die Einheimischen kannten den Ort nicht, ein Teilstück wurde neu trassiert und endete plötzlich ohne Vorwarnung in einem Acker - komplizierte Umleitung über einen Feldweg immer hinter einem einheimischen Pkw her usw. usf. Für die ca. 15 km haben wir dann 1,5 Stunden gebraucht!
Mit solchen Erfahrungen sind wir dann am nächsten Tag nicht "über die Dörfer" sonder auf den Hauptstrassen weiter zur grössten und am besten erhaltenen Kreuzritterburg Syriens gefahren. Ein Abstecher unterwegs führte uns nochmals zu einer griechisch/römischen Ausgrabungsstätte, Apamea. Wie schon Palmyra beeindruckte sie durch ihre schiere Grösse: Allein die mit Säulen gesäumte Hauptstrasse ist fast zwei Kilometer lang! Mit Genehmigung der Aufseher konnten wir Mitten in der Anlage übernachten.
Nach einem weiteren Zwischenstopp in Hama (imposante Wasserräder) erreichten wir den Krak des Chevaliers. Die Burg liegt hoch auf einem steilen Berg, sodass wir die Strasse oft im zweiten Gang hinauf schleichen mussten. Die Burg selbst ist sehr weitläufig und in einem guten Zustand. Auffallend sind die sehr grossen Rittersäle, bis zu 120 m lang, die noch vollständig erhalten sind.
Nach einer Übernachtung auf dem Burgparkplatz führte unsere Route auf abenteuerlichen Strassen durch schöne mediterrane Landschaft zum Mittelmeer. Das Wetter war ebenfalls mediterran schön, aber die Küste für einen ungestörten Halt zu sehr zugebaut. Kurz vor der türkischen Grenze haben wir dann doch noch ein schönes Plätzchen zum Übernachten gefunden. Der Grenzübertritt gestaltete sich, entgegen aller Berichte von früheren Reisenden, sehr unproblematisch. Wir mussten nur für die zweite Woche die Dieselsteuer nachbezahlen, allerdings dieses Mal nur 100 US$, statt der 120 bei der Einreise (Preisfrage: In welche Tasche sind die 20 $ gewandert?).
Aufbruch: | 16.10.2007 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | April 2008 |
Libyen / Libysch-Arabische Dschamahirija
Ägypten
Jordanien
Syrien
Türkei