Eine Münchnerin in Kairo
Higalgo
Liebe Leute, heute (Samstag) war ein richtig schöner Tag. Die deutsche Fraktion der Europa-Lehrer musste heute zur Mogamma (Hauptverwaltungssitz) um sich um diversen Visakram zu kümmern. Ich durfte erst mal ausschlafen...jedenfalls so lange, bis die Schüler der neben uns liegenden Schule eintrudelten. Die haben ab heute wieder Schule...6 Tage die Woche. Und lautstark wie die ägyptischen Kids nun mal sind, ist da ganz schön wat los. Nach dem Frühstück haben mich dann die Mädels informiert, dass sie noch zu den Pyramiden fahren wollen und wir verabredeten uns im Mena House. Das war dann auch die erste Gelegenheit für mich, alleine Taxi zu fahren. Aber der Fahrer war ok, hat mich verstanden, meinen Preis akzeptiert und wusste auch noch, wo er hinfahren sollte. Eine todsichere Sache. Leider ging es bei den anderen nicht so schnell, und ich "musste" mich für einen Wartezeiten-Tee niederlassen. Da saß ich nun, im berühmten Mena House, in der Lounge bei einem Tässchen Tee mit Keks...Preislich war es akzeptabel, vielleicht nicht ganz so billig wie in einer Straßenspelunke, aber durchaus zumutbar für das edle Ambiente. Kaum hatte ich eine Stunde gewartet, kamen Iv und Katja auch schon an und wir konnten uns auf den Weg zu den Pyramiden machen...Katja wollte unbedingt reiten, die Schlepper waren uns sofort wie die Schmeißfliegen auf den Fersen und nach einigem Hin und Her, einem Marsch durch ein tiefarabisches Viertel und mehreren Anläufen waren wir doch an der richtigen Seite angelangt. Also haben wir uns noch mal mit einem Getränk erfrischt und machten uns auf die Suche nach dem Stall, den uns Muriel empfohlen hatte. Das war auch gut so, denn viele Pferde sind knochendürr, haben offene Wunden (die sollten wohl auch mal von Dr. Weisel behandelt werden) und ihre Besitzer behandeln sie seeehr schlecht. Wir wollten schon fast aufgeben, als wir endlich den Reitstall gefunden hatten. Schnell waren wir uns mit dem Besitzer über den Preis einig und dann gings schon los. Und ja ihr habt recht, ich habe keinen blassen Schimmer vom Reiten!! Das habe ich den Mädels auch gesagt, aber die meinten, dass das schon geht. Ich war wirklich skeptisch, denn was soll ich auf dem Pferd, aber zu meiner Erleichterung hat sich dann ein Führer auch noch in den Sattel geschwungen! Und los gings. Ich hatte wirklich wirklich Schiss und Respekt vor meinem Pferd "It is really quiet"...aber durch sein andauerndes Schnalzen ermunterte Salama unsre Hüh-Hotts auch noch zum Laufen. Und dann hatte ich auch nur Schlappen an! Wirklich abenteuerlich. Aber schon nach kurzer Zeit hab sogar ich ein Gefühl für Dahab (mein Pferd) bekommen. Und was soll ich sagen? Ich denke, ich hatte heute eines der schönsten Erlebnisse jeeemaaals!! Es ist einfach unbeschreiblich und nicht in Worte zu fassen, auf einem Pferd so unglaublich nahe an die Pyramiden heranzukommen, durch die Wüste zu peesen und den Wind durchs Haar pfeifen zu lassen! Und ich hab mich sogar getraut, nicht nur zu schleichen sondern genau wie die anderen ordentlich zu traben usw. Ihr hättet mich sehen sollen! Wie in Hidalgo gings spritzig rasant durch die Wüste...hab nur darauf gewartet, dass Omar Sharif plötzlich in nem Zelt vor uns auftaucht! Ach war das fein!! Das kann hier gar nicht so rüberkommen, wie wir es erlebt haben. Unser Führer war supernett - ein Teenager-Junge - und hat uns alle Zeit gelassen um Fotos zu machen. Mir fiel da sofort der Spruch ein "Auf dem Rücken der Pferde.....", für den Pyramidenritt gilt das allemal. Nach dem ganzen Stress in der Schule ging uns allen Dreien dort richtig das Herz auf. Ich muss was gestehen: mein Hintern tut mir sauweh. Kurz nach dem Absteigen konnt ich nur ganz schief und breitbeinig gehen Davon gibt's aber keine Beweisfotos. Ich sitz jetzt auf dem Sofa und schreibe den tollen Event auf...aber ich habe Angst davor, wie ich morgen wohl die Schule überstehen soll. Da geht's meinem Popo bestimmt noch schlechter. Genau zum Iftar saßen wir dann im Taxi, Glück gehabt, denn der Fahrer war Christ und wir konnten die Armenspeisungen am Straßenrand beobachten. Außerdem haben wir die nette Seite der Ägypter zu sehen bekommen, es standen nämlich einige am Straßenrand und haben Datteln und Wasser an die vorbeifahrenden Autos verteilt. Ramadan karim! Und Muddi: wir sind auch an dem Hotel vorbei gefahren, in dem wir vor Jahren in Kairo übernachtet haben. War irgendwie komisch, das nach so langer Zeit nohmal zu sehen.
Aufbruch: | 31.08.2007 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 02.02.2008 |