Eine Münchnerin in Kairo

Reisezeit: August 2007 - Februar 2008  |  von Isabel Rabe

Arabischkurs

Am Montag und Dienstag hatten wir nun also unseren eigens für uns organisierten Arabischkurs in kleinem Kreis. Anwesend waren Muriel und wir Mädels, eine Frau von der deutschen Botschaft und einige Lehrer der Beverly Hills Schule. Unsere Lehrerin war sehr nett, wollte uns wirklich zum Sprechen bringen und ließ freundlich aber bestimmt jeden aus heiterem Himmel Zahlen nennen oder die Wochentage. Die kleine Runde war aber in guter Stimmung und so konnten wir bei Sandwiches und Keksen gelassen unser Wissen beweisen. ... jedenfalls ansatzweise Da ich ja in der Uni schon ein wenig Arabisch gelernt hatte, waren mir die Begriffe nicht so fremd und die Lehrerin bedauerte, dass es für mich wohl langweilig sei, aber das war es gar nicht. Hatte ich doch sonst nie Gelegenheit zu sprechen, und es gibt große Unterschiede zwischen dem ägyptischen Dialekt und dem universitären Althocharabisch für Semitisten
Am Ende waren wir uns einig, dass wir doch noch gerne weitere Stunden hätten, und nicht nur die Crashkurs-Variante. Also mal schauen, ob sich da noch etwas ergibt.
Am Mittwoch war dann endlich der Termin für das Angestellten.Iftar in der Schule. Das habe ich aber ausfallen lassen. An dem Abend gings mir nämlich nicht so gut und ich wollte mich vorbeugend schonen. Hier sind nämlich fast alle zur Zeit krank. Jedenfalls die meisten Deutschen. So war unser Arabischkurs die Tage davor schon im kleineren Rahmen, weil einige wegen Krankheit fernbleiben mussten. In der Schule wird immer noch geschnieft, gehustet....Katja und Iv wechselten sich mit ihren Kranktagen ab, das ist alles gar nicht schön! Die Woche war also durchzogen von Terminen und diversen Krankheiten.

In der Schule hatte ich diese Woche zwei schöne Erlebnisse. Zuerst kam ein Schüler aus der ersten Klasse spontan im Sportunterricht auf mich zugerannt, klammerte sich an mich und meinte "Isch liebe disch!" und zwei Tage später - ich hatte gerade eine schreckliche Sportstunde mit meinen Monstern - haben sich anscheinend die Mädels der 2c dazu entschlossen, mich ein wenig für das Affenverhalten einiger Klassenkameraden zu entschädigen und zwar indem sie alle auf mich zustürmten und mir unter der Beteuerung "Wir lieben disch!" ganz viele Schmatzer auf die Wange drückten. So kann man ihnen einfach nicht böse sein!!
Ob ich mich jemals an den alltäglichen Stau hier gewöhnen werde, weiss ich nicht. Für so was bin ich einfach zu ungeduldig. Aber etwas Gutes hat es dann doch: Ich könnte jeden Tag aufs Neue eigens eine Staukolumne schreiben. Da erlebt und sieht man Dinge, die hätte man nicht für möglich gehalten. Und so amüsiere ich mich still und freue mich, wenigstens in einem klimatisierten Kleinbus sitzen zu können, während sich mal wieder 5 Autos um eine Spur streiten. Mein Highlight war ein Motorrad, dem statt einem "Beifahrersitz" ein einfacher Küchenstuhl, der an ein paar lausigen Schnüren befestigt war, zum Personentransport diente.
Fotos gibt's keine dazu.
Übrigens bin ich als Lehrerin nicht nur für die Vermittlung der Bildung zuständig. Nene, weit gefehlt. Zusätzlich bin ich Trösterin bei kleineren und größeren Verletzungen, Verbündete, Ermahnerin, ein Ersatzgewissen (für diejenigen, die ihres zu Hause gelassen haben), Therapeutin, Schwätzpartnerin, Kummerkasten, Schnürsenkelbinderin, Zopfflechterin, Anziehhilfe und Zuhörerin.

© Isabel Rabe, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
..oder der Aufbruch zu einem 5-monatigen Praktikum an einer deutschen Schule in der Hauptstadt Ägyptens. Ich werde so oft wie möglich versuchen von meinem Leben, meiner Arbeit und dem "Kulturschock" Kairo zu berichten.
Details:
Aufbruch: 31.08.2007
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 02.02.2008
Reiseziele: Ägypten
Der Autor
 
Isabel Rabe berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.