China 2007
Die verbotene Stadt
27.11.2007
"Gespickt" hatte ich ja schon, denn bis hin zum kostenpflichtigen Eingang zur Verbotenen Stadt durch´s Tor des Himmlischen Friedens, war ich ja auf eigene Faust schon spaziert. Heute machten wir uns zu Fuß auf vom nahegelegenen Hotel durch einen hübschen Park, in dem es noch herrlich grün durch die Trauerweiden überall war, auf in die inneren Bereiche der Verbotenen Stadt. Die Palastanlage ist riesig und ich konnte mir einfach nicht wirklich vorstellen, wie es dort vor Jahrhunderten zugegangen sein mag. Es ist einfach so ungewöhnlich ! Hallen, Tore, Paläste. Nur ist alles so leer ! Und auch irgendwie kalt. Haben sich die Kaiser von China und deren Konkubinen dort wirklich wohlgefühlt ? Aber darum ging´s wohl nicht. Die Verbotene Stadt ist eine Manifestation von Macht und dazu gehört einfach nur überdimensionale Größe.
In einer kleinen Galerie in einer der hintersten Gebäude der Verbotenen Stadt sitzt eine lebendige "Sehenswürdigkeit" und malt Kalligraphien: Ein Neffe des letzten Kaisers Pu Yi. Er ist angeblich einer der letzten noch lebenden Verwandten der kaiserlichen Familie und muß sich heute selbst vermarkten und mit seinen Kalligraphien seinen Lebensunterhalt verdienen. Wer will, kann sich von ihm seinen Namen auf chinesisch zeichnen lassen. Wer´s braucht ?
Ich brauchte es nicht und ich brauchte auch absolut kein "lilr" heute mittag. Hunger hatte ich nicht und außerdem wollte ich schnellstmöglich mein eigenes Peking-Nachmittags-Programm starten. So ließ ich mich am Hotel absetzen, bewaffnete mich mit U-Bahn-Plan und Lonely Planet und stieg an der Wanfujing-Station in die U-Bahn. Mein Ziel ? Silk Street, ein lt. Lonely Planet nerviges, aber ergiebiges Einkaufspflaster für Schnäppchenjäger mit Fähigkeit zum "hardcore"-Handeln. Das traute ich mir zu ! An der Station Yonganli stieg ich aus und fand sofort das gewünschte Ziel. Ich sah echt keinen anderen Ausländer und entsprechend wurde ich "umworben". Ich verlor keine Sekunde die contenance und schlenderte seelenruhig durch die shops. Immerhin wusste ich sehr genau, was ich wollte, z.B. eine Laptop-Tasche. Ich sah eine, die mir gefiel und nun begann das Handeln. Die Damen des Shops waren echt abgekocht ! Der zuerst genannte Preis war astronomisch ! Ich konterte mit 20 % dieses Preises, sie lachten mich aus. Das war zu erwarten: Ruhe bewahren und keine Miene verziehen. Noch ignorierte ich den Taschenrechner und nahm die Laptop-Tasche auseinander. Nö, die gefiel mir dann doch nicht, zu klein. Hatten sie eine größere ? Klar, sie hatten. Größer, also teurer "swiss army, good quality, bigger, no difference to original, even better, only 680 Yuan!" "No, by far too expensive, not original, cheap copy, poor quality and not even exactly, what I wanted ! 140 Yuan !" "Okay, first customer, no money, good price for you, 500 Yuan!" "No, sorry, still too much money, I can buy a laptop-bag in Germany for 200 Yuan!" "Not this one! This is swiss army, very good copy, good quality, look !" "Yes, i looked at it, but your price is not acceptable !" "See, first customer, just for you, don´t tell anybody, 450 Yuan!" "Look, i´m well informed about prices for laptop-bags and your price is still too high, i won´t buy it, thank you." "What´s your last price ?" "200, not more." "350, ok ?" "No, i said 200, not more, bye, bye." "250 ???" "thanks and good bye" Ich drehe mich um, um zu gehen. "Ok, ok ! 200 Yuan ! It´s all right ! Come back !"
Ich kaufte die Laptop-Tasche zu 200 Yuan und nach ähnlich harten Verhandlungen auch noch gefälschte Kaschmir-Pullis von Ralph Lauren und T-Shirts. Es machte nämlich so langsam echt Spaß !
Am Abend bummelte ich noch einmal durch die Wanfujing und hatte am Ende runde Füße. Müde ging ich zu Bett, nachdem ich meine Reisetasche zusammengepackt hatte.
Aufbruch: | 24.11.2007 |
Dauer: | 13 Tage |
Heimkehr: | 06.12.2007 |