Myanmar - Birma - Burma November 2005

Reisezeit: November 2005  |  von Sabine H.

Goldener Felsen

07.11.05

Sehr früh am Morgen erschien K. und - wie besprochen - in Begleitung zweier Freundinnen, die mir ja aus dem gestern gekauften Stoff Blusen nähen sollten. Sie hatten Maßbänder mitgebracht und wir verschwanden in der Damentoilette der Hotel-Lobby. Dort wurde ich unter viel Gekicher und Gegacker vermessen, wir hatten einen Mörder-Spaß dabei ! Die zierlichen Burmesinnen fanden wahrscheinlich lustig, welche Maße sie da nahmen, für deren Verhältnisse wohl Zelt-Größe...Aber sie notierten alles ordentlich und dann quetschten wir uns alle 4 zu unserem Fahrer ins Auto und fuhren die beiden Freundinnen nach Hause. Selbstverständlich durfte ich nicht gehen, ohne noch zu einem grünen Tee eingeladen zu werden. Ich mag das Zeug eigentlich nicht, aber aus Höflichkeit habe ich natürlich die Tasse ausgetrunken.

Anschließend begaben K., der Fahrer und ich uns auf den Weg nach - wieder Zungenbrecher - Kyaiktyo, von wo es noch 20 KM Serpentinenstrecke bis zum Goldenen Felsen sind. Wir rumpelten stundenlang über schlechte Straßen und ich sog die Athmosphäre auf dem Lande auf. Die Leute leben von Landwirtschaft und alles ist noch sehr, sehr einfach und arm. Wir kamen auch an einem Gefängnis vorbei und sahen Gefangene, die Zwangsarbeit im Straßenbau machen mußten. Das ist ein sehr beunruhigender Anblick, denn in diesem Land sind leider sehr viele politische Gefangene interniert. Regimegegner verschwinden einfach für Jahre irgendwo und tauchen möglicherweise nie wieder auf. Ich wiederhole es nur zu gern: Die Militärdiktatur, die hier seit Jahrzehnten an der Macht ist, ist menschenverachtend. Das Geld, das heute mit dem zarten Pflänzchen Tourismus verdient wird, fließt auch zu einem großen Teil in die Taschen der zweifelhaften Machthaber, es wird daher zu Recht kontrovers diskutiert, ob man deswegen Myanmar als Tourist überhaupt besuchen sollte, weil man ja somit Devisen ins Land bringt, die die Militär-Junta für ihre Machterhaltung dringend benötigt. Andererseits verdienen auch viele Privatleute schon recht viel an Touristen und Tourismus bedeutet auch zwangsläufig, daß sich der Bambusvorhang in diesem Land langsam öffnet. Die Burmesen bekommen mit, was sich im Rest der Welt tut und die Touristen tragen in die Welt, was sich in Burma abspielt. Wie auch immer, wir trudelten in Kyaiktyo ein und gönnten uns ein Mittagessen. Irgendjemand meinte, ich bräuchte dringend einen Hut für die Fahrt zum Goldenen Felsen und so erstand ich einen. K. geleitete mich zu unserem Gefährt und wir bestiegen die Ladefläche eines LKW. Ein uralter Nissan.

Ich bin nicht eitel, deswegen veröffentliche ich dieses grauenhafte Foto ! Zur Entschuldigung: Es war brüllend heiß, ich war mit 43 anderen Leuten auf der Ladefläche eines Viehtransporters eingepfercht und ich hatte Angst !!!

Ich bin nicht eitel, deswegen veröffentliche ich dieses grauenhafte Foto ! Zur Entschuldigung: Es war brüllend heiß, ich war mit 43 anderen Leuten auf der Ladefläche eines Viehtransporters eingepfercht und ich hatte Angst !!!

Die Fahrt ging los. Anfangs war´s noch harmlos, aber dann kamen die Serpentinen, Abgrund auf der einen Seite, Dschungel auf der anderen. Der LKW gab komische Geräusche von sich und fuhr meiner Ansicht nach viel zu schnell. K. bemerkte, daß ich Panik schob und beruhigte mich. Sie sagte: "Hier fahren die besten Fahrer der Welt, Du brauchst keine Angst haben !" Hatte ich aber ! Außerdem war es so eng, die Sonne brannte (ich dankte innerlich schon 1000 mal dem Typen, der mir unbedingt den Hut andrehen wollte !)und ich schwitzte wie ein Schwein. Endlich waren wir oben - oder halboben. Jedenfalls da, wo die LKW die meisten Leute von der Ladefläche kippten. Vor allem die Touris, denn die dürfen nicht ganz nach oben fahren, weil der letzte Streckenabschnitt zu gefährlich ist. Träger stehen parat, die einem das Gepäck für ganz kleines Geld ins Hotel ein paar 100 m weiter hoch tragen. Am frühen Nachmittag checkten wir also im Golden Rock Hotel ein. Ein supersüßes Hotel ! Nach einer kurzen Siesta wollten wir uns um 15.00 Uhr aufmachen zum Felsen.

Die LKW-Nummer

Die LKW-Nummer

Nordic walking auf burmesisch: Eine andere Technik - nur ein Stock und man will dabei offensichtlich nicht beobachtet werden !

Nordic walking auf burmesisch: Eine andere Technik - nur ein Stock und man will dabei offensichtlich nicht beobachtet werden !

Nach unserer verabredeten Siesta-Zeit war ich rechtzeitig wieder auf den Beinen, K. fehlte. Ich fragte an der Rezeption nach ihrem Zimmer. Zufällig war gerade eine größere deutsche Reisegruppe eingetroffen mit einer ebenfalls weiblichen Reiseleiterin, die K. offenbar kannte. Sie hatte mitbekommen, wie ich mich nach K.´s Verbleib erkundigte und versprach mir, K. zu holen. Sie hatte schlicht verpennt, was ich überhaupt nicht schlimm fand. K. entschuldigte sich aber ungefähr 3 Millionen mal dafür und hatte offenbar Angst, ich würde das ihrer Agentur gegenüber erwähnen. Es ist bezeichnend, wieviel Angst die Leute hier haben, vor Spitzeln, vor dem eigenen Arbeitgeber, der sie kurzerhand hinauswerfen könnte und somit auch vor Touristen, die ein paar Kreuzchen falsch setzen im unvermeidlichen Fragebogen, der am Ende der Reise vorgelegt wird. K. tat mir wirklich leid und ich vericherte ihr, daß es mir wirklich scheiß-egal war, ob wir nun um 15.00 Uhr oder 16.00 Uhr den Aufstieg zum Goldenen Felsen begannen.

Per Sänfte konnte man sich hochtragen lassen - das fand ich abartig. Ich wollte laufen. Ich machte mir zu diesem Zeitpunkt aber nicht klar, daß die Sänften-Träger kein Einkommen haben, wenn sich niemand tragen läßt. Also lief ich erstmal.

Per Sänfte konnte man sich hochtragen lassen - das fand ich abartig. Ich wollte laufen. Ich machte mir zu diesem Zeitpunkt aber nicht klar, daß die Sänften-Träger kein Einkommen haben, wenn sich niemand tragen läßt. Also lief ich erstmal.

Ich fühlte mich absolut nicht wohl dabei, aber die Jungs ließen nicht locker, sie liefen permanent nebenher und boten ihre Dienste an. Der Weg nach oben war nicht soooo anstrengend, es wäre nicht nötig gewesen, sich tragen zu lassen, aber letzten Endes gab ich auf und bestieg das 1. Mal in meinem Leben eine Sänfte. Mein schlechtes Gewissen beruhigte ich durch eine sehr generöse Entlohnung der 4 !

Ich fühlte mich absolut nicht wohl dabei, aber die Jungs ließen nicht locker, sie liefen permanent nebenher und boten ihre Dienste an. Der Weg nach oben war nicht soooo anstrengend, es wäre nicht nötig gewesen, sich tragen zu lassen, aber letzten Endes gab ich auf und bestieg das 1. Mal in meinem Leben eine Sänfte. Mein schlechtes Gewissen beruhigte ich durch eine sehr generöse Entlohnung der 4 !

Und da ist er ! Ich war überwältigt !

Und da ist er ! Ich war überwältigt !

Man darf ihn als Frau nicht anfassen !

Man darf ihn als Frau nicht anfassen !

Das Teil ist echt unglaublich...

Das Teil ist echt unglaublich...

Es gibt ein ganzes Dorf dort oben und leckere Pfannkuchen gibt es auch !

Es gibt ein ganzes Dorf dort oben und leckere Pfannkuchen gibt es auch !

Zum Vergleich: K. graziös wie stets...

Zum Vergleich: K. graziös wie stets...

...und ich. Das sieht nicht wirklich elegant aus. Oma mit Stock und Pfannkuchen, schietige Füße und auch sonst...na,ja. K. war mir haushoch überlegen !

...und ich. Das sieht nicht wirklich elegant aus. Oma mit Stock und Pfannkuchen, schietige Füße und auch sonst...na,ja. K. war mir haushoch überlegen !

Abwärts ging´s schon im Dunkeln mit Taschenlampe. Jetzt wurde es auch schon ganz schön kühl. Aber runter geht´s ja immer schneller, wie hoch und so waren wir bald wieder im Golden Rock Hotel. K. war müde und zog sich bald in ihr Zimmer zurück, ich setzte mich noch an die Bar, guckte ein wenig Fernsehen und widmete mich der Malaria-Prophylaxe mit Chinin in Form von Gin Tonic. Ich hatte entschieden, daß diese Art der Prophylaxe ausreichen sollte für diese Reise. Nix anderes hatte ich dabei - deswegen waren 1 bis 2 Gin Tonic extrem gesundheitsfördernd - fand ich einfach mal so.

Was für ein Tag !!!!!

Was für ein Tag !!!!!

© Sabine H., 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Rundreise durch das exotische Burma mit der "besten Reiseleiterin der Welt". Erlebt bereits im November 2005, aber durch den gebliebenenen Kontakt zu eben der erwähnten "Besten der Welt" ihrer Zunft - bis heute unvergessen und unvergesslich...
Details:
Aufbruch: 05.11.2005
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 21.11.2005
Reiseziele: Myanmar
Der Autor
 
Sabine H. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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