USA 2006 - 2 Monate durch USA
North Dakota, Montana,
36. bis 39. Tag
Freitag, 9. Juni 2006 36. Tag Belfield, North Dakota Cowboy Inn (53)
Wir sind zwar schon früh auf, aber Kaffee gibt es im Motel erst ab 8 Uhr. Daher lädt Rolf das Motorrad vorab und dann frühstücken wir, Kaffee, Brot, Bananen. Wir ernähren uns eigentlich sehr gesund und gut. Es regnet und wir warten den Regen ab. Gegen 9 Uhr starten wir Richtung Sturgis. Dieser Ort ist jedem Biker bekannt, denn er ist berühmt wegen seiner Bike Week im August.
Ein kleiner verschlafener Ort, 12.000 Einwohner weit verstreut über viele kleine Ortschaften, aber ca. 550.000 Biker aus USA und Übersee verwandeln im August den Ort in einen Rummelplatz. Selbst Vorgärten werden für Zelte gebraucht, jeder Zentimeter wird vermietet und im Umkreis von 150 Meilen steigen die Motelpreise um ein Vielfaches. Alle leben im Motorradrausch. Wir fahren die Mainstreet entlang, sehen uns die Bars, Saloons, die nur im August zum Leben erwachen, von außen an und fahren dann zum Harley Dealer. Dort erstehen wir Hemd und T-Shirt für Rolf und 2 Shirts für mich im Ausverkauf. Es wundert mich immer wieder, wie Rolf alles auf dem Motorrad unterbringt. Wir trinken beim Harley Dealer Kaffee und haben eine nette Unterhaltung mit holländischen Bikern, die 2 Wochen rumreisen. Sie haben ihre Bikes gemietet. Später kommen noch zwei kalifornische Biker hinzu und nach Photoshooting geht es weiter. Wir fahren durch ein Fort (kein Zaun!) und bewundern die schönen alten Bauten dort. Irgendwie ist es sehr schwül geworden, ich ziehe mein langärmeliges Shirt aus, ist mir zu warm. Dann fahren wir die 85 gen Norden, North Dakota. Die Landschaft verändert sich: nur noch ganz sanfte Hügel, grüne Äcker und Wiesen, Kühe, Schafe und wilde Antilopen. National Grasslands schließt sich hier an, die Gegend ist menschenleer mit riesigen Farmen. In Buffalo machen wir im Park Mittagspicknick. Ich habe mir inzwischen wieder mein langärmeliges Shirt angezogen und auch die dicke Lederjacke. Gestern hatten wir fast 30 Grad und heute nur noch 15 Grad. Ist kalt und noch kälter durch den Fahrtwind. Es geht immer schnurgerade gradaus und Rolf fährt im Schnitt 70 Meilen, ca. 115 km/h. Dann überqueren wir die Grenze nach North Dakota und es wird noch einsamer. Manche Orte scheinen wie ausgestorben. Kein Cafe hat auf. Dann, gegen 16 Uhr sind in Belfield. Im Trapper's Inn wärmen wir uns auf, trinken Kaffee, nur die Zimmerpreise sind uns dort zu hoch (72 Dollar). Aber der Kaffee ist günstig, 0,95 $ für einen, nachschenken so oft man will. Ich besichtige noch den Shop, eine echte ausgestopfte Rattlesnake hat es mir angetan, aber zu groß, zu teuer um sie auf dem Motorrad mitzunehmen. Wir fahren weiter nach Medora, dort wollen wir übernachten und morgen in den Theodore Roosevelt National Park gehen. Aber der Ort ist total kommerzialisiert, alles überteuert und das einzige riesige Motel, nichts Besonderes wohlgemerkt, kostet 150 Dollar.
Medora wurde im Jahr 1883 von einem französischen Adeligen, dem Marquis de Mores gegründet Er nannte die Stadt nach seiner Braut, Medora von Hoffmann, der Tochter eines New Yorker Bankers. Mit finanzieller Hilfe seines Schwiegervaters gründete der Marquis Medora, östlich des Flusses. Er baute eine Fleischfabrik, ein Hotel, Geschäfte und ein großes Haus (Chateau de Mores) für sich, auf einem Hügel gelegen, mit einem schönen Ausblick über die ganze Stadt. Aber die Träume des Marquis endeten in einem finanziellen Fiasko im Herbst 1886. Der Marquis kehrte mit seiner Frau und seinen Kindern nach Frankreich zurück. Er versuchte später in verschiedenen Gegenden auf der ganzen Welt, seine Träume zu verwirklichen, bis er getötet wurde von Einheimischen in der Sahara im Jahr 1896.
Thedore Roosevelt kam im September 1883 erstmalig als Büffeljäger in diese Gegend und er verliebte sich in dieses Land. Er investierte in zwei große Viehfarmen, Maltese Cross und Elkhorn. 1909 wurde Roosevelt mit 42 Jahren der jüngste Präsident der USA. Er nannte seine Jahre in den "Badlands" die Romanze seines Lebens. Und er sagte, ohne die Erfahrungen, die er in Dakota machte, wäre er nicht Präsident geworden. 1947 wurde der Thedore Roosevelt National Park eröffnet, der relativ unbekannt ist, aber sehr schön sein soll. Es regnet und ist windig, aber wir fahren die 15 Meilen nach Belfield zurück und finden ein privates kleines Motel, Zimmer zu 53 Dollar. Rolf heizt ein, wir duschen und machen es uns im Zimmer gemütlich, denn es windet stark und regnet! Wir hoffen morgen auf besseres Wetter!
Samstag, 10. Juni 2006 37. Tag Belfield, North Dakota Cowboy Inn (53)
Es regnet und stürmt, kein Wetter zum Motorradfahren. Wir entschließen uns, noch einen Tag zu bleiben. Wir machen Kaffee im Zimmer und gehen dann, warm eingepackt zu Fuß ins Trapper's Inn zum Frühstück: - eines für uns beide - Rühreier, Bratkartoffeln, Toast, Marmelade, Kaffee. Es ist eine große Portion. Wir sitzen gemütlich im warmen und beobachten die Leute. Das Restaurant ist sehr schön eingerichtet, die Bar ist ein Segelschiff, die Salatbar eine Barke, dann viele Trapperfallen, ausgestopfte Rentiere, Elche, Bären, Wölfe. Und ein Terrarium mit lebendigen Klapperschlagen. Ich bin fasziniert. Gegen Mittag gehen wir zurück zum Motel. Unser Zimmer ist gemütlich warm und so machen wir es uns gemütlich und sehen fern. Relaxen tut auch mal gut. Gegen 14 Uhr haben wir Brot, Ölsardinen, Tomaten und Bier. Die Motel Besitzerin schenkt uns selbstgebackene Plätzchen, dazu haben wir Kaffee. Und es regnet und regnet! Gegen 18 Uhr gehen wir wieder ins Trapper's Inn zum Essen. Rolf hat Suppen- und Salatbar, ich Burger und Pommes. Wir teilen uns alles, denn die Portionen sind riesig. Wir haben diverse interessante Unterhaltungen mit allen möglichen Leuten und um 20 Uhr wandern wir zurück in unser gemütliches Zimmer und hoffen auf besseres Wetter.
Sonntag, 11. Juni 2006 38. Tag Watford City, North Dakota Makenzie Inn (53)
Der Regen hat - oh Wunder - aufgehört, es scheint auch wieder wärmer zu werden. So frühstücken wir und fahren dann in den Theodore Roosevelt Park, in den südlichen Teil des Parkes. Wir fahren einen Rundweg durch den Park, 36 Meilen, ca. 60 km. Wir sehen Büffel, wilde Pferde und große Kolonien von Präriehunden, sie haben viele Junge. Diese Tiere sind sehr putzig anzusehen, wenn sie auf ihren Hinterbein stehen, sehen sie aus wie Wachsfiguren. Dann pfeifen sie und schwupp sind sie in ihren Erdlöchern verschwunden, um aber sofort neugierig wieder herauszusehen.
Auf der Straße sehen wir eine tote Rattlesnake. Der Park ist landschaftlich sehr schön. Das Wetter ist gut, es wird sonnig und wärmer, wir können unsere warmen Sachen wieder ausziehen. Gegen Mittag machen wir in Medora Picknick mitten im Park. Es gibt nur Fisch und Brot, Reserven sind verbraucht, wir müssen erst einkaufen. Es wird immer wärmer und wir fahren weiter nach Norden. Unterwegs halten wir in Grassy Bute, ein uraltes Postoffice ist dort als Museum zu sehen. Es gibt nur 2o Einwohner in dem kleinen Ort und wir unterhalten uns lange mit einer alten Dame im Museum. Ich erstehe zwei selbstgemachte Topflappen und bin happy. Dann geht es weiter, dieses Mal in den nördlichen Teil hinein. Uns gefällt es hier noch besser. Schöne Felsformationen und viel Grasland sind zu sehen. Mehr als 20 verschiedene Sorten Gräser kann man hier bewundern. Wir sehen Büffel und die Spur eines Berglöwen. Und von überall hat man tolle Ausblicke über den Little Missouri River. Die Felsformationen haben viele schöne Farben, u. a. rot. Die Farbe kommt von der Kohle, die verbrannte und dann rote Ziegelerde hinterließ. Ein Ranger, den wir zufällig treffen, erzählt und erklärt uns vieles. Der Park selbst wird nur von wenigen Menschen besucht, denn er ist sehr abgelegen. Als wir aus dann Park herausfahren, stehen dort 6 Büffel, um uns zu verabschieden. Rolf macht schöne Fo-tos, aus sicherer Entfernung, denn die gewaltigen Tiere machen mir doch ein bisschen Angst. Wir fahren weiter gen Norden und landen in einem verschlafenen Städtchen, Watford City. Ein kleines Motel, mit Bänken zum draußen sitzen. Unser Essen fällt mager aus, Fisch, Tomaten, Brot. Morgen müssen wir einkaufen.
Montag, 12. Juni 2006 39. Tag Miles City, Montana Budget Inn (34)
Die Zeit, eine Stunde früher, geht mitten durch North Dakota. So stehen wir relativ früh auf, packen und laufen in den Ort, um eine Birne für Rolfs Motorrad zu besorgen und einzukaufen. Wir trennen uns, ich suche einen Supermarkt, um einzukaufen. Aber ich finde nichts, obwohl es ein kleiner Ort ist, nur 1.000 Einwohner. Doch ein netter alter Herr, zeigt mir den Weg und ich finde einen netten Krimskramsladen und kaufe ein; Brot, Bananen, Möhren, Snickers, Wurst, Erdnüsse. Dann zurück zum Motel. Wir machen Kaffee und Rolf hat Brot zum Tunken. Der Abend gestern war schön: Unsere Zimmernachbarn, ein Ehepaar aus dem Staat New York, hat uns den ganzen Abend unterhalten. Der Mann, polnischer Abstammung, war 37 Jahre in einer Firma, dann wurde er gefeuert (mit 54 Jahren), zwangspensioniert. Aber trotzdem leben sie gut, die Frau arbeitet noch. Sie haben 6 Kinder, 3 verheiratete. In Sohn hat wechselnde Freundinnen aus dem Internet, aus Rumänien, Guatemala etc. Sie hassen den Verkehr und die Bevölkerungsdichte in New York und wollen daher nach North Dakota umziehen. Die Häuser sind hier günstig und das Leben ist nicht teuer, ähnlich wie bei uns in Niederbayern. Aber es ist schon eine Entscheidung, die Entfernung von der Familie und den Freunden. Wir haben bei dem Gespräch den Eindruck, dass das Ehepaar wirklich Interesse an einem Ge-spräch hat, nicht nur Small Talk. Während Rolf das Motorrad repariert, gehe ich ins neue, hochmoderne Vistitor Center des Ortes: sie haben Computer mit Internet Zugang. Ich sende div. Freunden SMS und unterhalte mich mit einer Dame, die das Museum verwaltet. Es leben viele deutschstämmige Amis hier. Man erkennt es an den Namen. Dann gehe ich ins Motel zurück, das Motorrad ist fertig, wir trinken Kaffee mit Brot und Banane. Die Besitzerin ist eine sehr nette Lady. Nach letztem Gespräch fahren wir los, Rolf geht noch kurz ins Visitor Center, sieht seine Mails an etc. Doch dann geht es endgültig weiter nach Fort Union. Es ist schwül geworden. Wir machen eine kurze Rast in Williston, einem größeren Ort, aber sehr gepflegt, schöne Gärten und Häuser. Im Albertson kaufen wir richtig ein und fahren dann nach Fort Union.1828 wurde dieses Fort von der American Fur Company gebaut, nahe dem Missouri und dem Yellowstone River. Der Posten wurde Hauptumschlagsplatz für den Fellhandel (Biber und Büffel) mit den Indianern im Norden, den Crow Indianern an den Flüssen und den Black Feet am Missouri. Der Erfolg des Forts lag in den Händen von Kenneth Mc Kenzie, geboren in Schottland, ausgewandert nach Kanada und später in North Dakota "the King of Upper Missouri" genannt. Das Land verdankt ihm viel. Er dominierte die verschiedenen Fellhandelsgesellschaften, viele wollten es mit ihm aufnehmen, aber es war ihnen kein Glück beschieden. Fort Union stand auf Grassland, umringt von genügend Platz für die Indianer, die den Fellhandel betrieben. The American Fur Company brachte viele Menschen in den Norden Dakotas: Abenteurer, Wissenschaftlicher, Künstler, Priester. Karl Bodmer war einer von ihnen. Er hat sehr authentische Gemälde der damaligen Zeit gefertigt. Der Handel wurde abgebrochen im Jahr 1857, der Krieg begann vier Jahre später. Und 1864 betitulierte General Sully Fort Union als überholt. Im Jahr 1866 wurde eine Infanterie Kompanie entsandt, um einen Armeestützpunkt zu bauen. 1867 gab die American Fur Company Fort Union auf und verkaufte es an die Armee. Diese baute mit den Materialien aus Fort Union das neue Fort Buford. Zwischen 1985 und 1991 wurde Fort Union wieder aufgebaut nach dem alten Grundriss und wir können es heute besichtigen. Man sieht die Eingangshalle, wo die Waren der Trapper und Indianer gelagert wurden. Dann den Verhandlungsraum, wo über die Ver-käufe palavert wurde. Das Fort ist wirklich sehenswert und es kostet - oh Wunder - keinen Eintritt. Es gibt im Innern viele Hasen und Prärie Dogs, die, an Menschen gewöhnt, einen nah herankommen lassen. Uns hat das Fort sehr gut gefallen, u. a. auch durch einen älteren Mann, der uns vieles erklärte und zeigte. Anschließend fahren wir zum Fort Buford, aber dort: Eintritt, obwohl es eigentlich nichts zu sehen gibt, außer Baracken. Das ist eben auch Amerika. Wir fahren also lieber ein Stück am Missouri entlang und machen dort Picknick: Leberwurst, Brot, Möhren. Aber es ist schrecklich, es gibt Unmengen von Stechmücken dort und so flüchten wir und fahren weiter. Es ist warm geworden. Unsere Fahrt geht weiter am Yellowstone River entlang bis Miles City. Dort finden wir ein supergünstiges Hotel. Aber als wir, wie gewohnt, vor unserem Zimmer draußen essen wollen, bekommen wir ein Schild vor die Nase gehalten: Draußen zu sitzen und Bier, Wein zu trinken, ist verboten und wird bestraft! Und der Motelbesitzer (ein unangenehmer Pakistani) untersagt uns, überhaupt draußen zu sitzen und zu essen! Das ist die erste negative Erfahrung, die wir hier in USA machen. Wir packen also unser Essen (Huhn, Radieschen und Brot) zusammen und gehen ins Zimmer, um zu essen. Trotzdem, es war ein schöner Tag und wir sind happy.
Weitere Bilder zu diesem Bericht unter www.harley-rolf.de
Postamt (Museum) Grassy Bute (20 Einwohner) in North Dakota. Hier lernt man das "richtige" Amerika kennen!
Aufbruch: | 04.05.2006 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 28.06.2006 |