Marokko
Via Mala zum bösen Pascha
Zur französischen Kolonialzeit war der mächtigste Mann im Süden Marokkos der Pascha Tahmi El Glaoui. Er paktierte mit den Franzosen, stellte ihnen seine Privatarmee zur Verfügung und spielte für sie den Büttel. Er war ein im Volk unbeliebter, böser Pascha, wie Redouan mehrfach betonte. Unter ihm wurde geraubt, geplündert, gefoltert und sogar der Sklavenhandel lebte wieder auf. Die Franzosen waren jedoch mit ihm zufrieden und sicherten ihm die Macht, da seine Schergen jeden Widerstand im Volk brutal niederknüppelten. Seine Stammburg, die Kasba Telouet, auf halbem Weg zwischen Ouarzazate und Marrakesch gelegen, ließ er prächtig ausbauen und feierte dort rauschende Feste mit der High Society aus aller Welt. Nach dem Abzug der Franzosen zerbrach die Macht des El Glaoui und seine Kasbas zerfielen.
Telouet liegt hoch in den Bergen und der Weg dahin durch ein enges Tal war äußerst schön, mit farbigen steilen Felswänden und einem schmalen grünen Band in der Mitte. Die Straße war aber auch äußerst schlecht und eine Herausforderung für die Geländewagen. Als wir an einer besonders unübersichtlichen und schmalen Stelle auf Gegenverkehr stießen, ausnahmslos Toyotas mit Touristen, musste der Fahrer sein ganzes Können beweisen. Er ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen und schaffte es in wahrer Zentimeterarbeit, zwischen der steilen Felswand rechts und dem Abgrund von zwei- dreihundert Metern links, an dem anderen Wagen vorbeizukommen.
Die Ruine der Kasba, die bewusst nicht renoviert wird, liegt in einem flachen Tal. Zum Teil stehen nur noch die Lehmmauern und die Reste der Türmen. Das zentrale Gebäude ist aber noch relativ gut erhalten. Prächtige Stuckarbeiten und Mosaiken, geschnitzte Türen und sogar noch Seidenteppiche an den Wänden künden davon, welch illustre Gesellschaft einst hier hauste und sich ein Stelldichein gab. Telouet ist ein eindrucksvolles Zeugnis dafür, wie unglaublicher Reichtum und Luxus in kurzer Zeit verfallen kann, wenn die Macht, die sich auf Gewehrläufe stützt, dahin ist.
Aufbruch: | 07.04.2008 |
Dauer: | 12 Tage |
Heimkehr: | 18.04.2008 |