Lima, Peru und wer weiss, wo sonst noch...
Ein Eindruck von Lima
So langsam, nachdem ich jetzt 3 Tage in Lima verbracht habe, habe ich das Gefuehl, anzukommen. Das sommerliche Wetter draussen fuehlt sich nicht mehr ganz so komisch an, ich gewoehne mich ein wenig ans Spanisch sprechen und die immernoch staunende Lydi laeuft nicht mehr ganz so perplex durch die Strassen.
In meinem Hostel stellte ich bald fest, dass man dort zwar unheimlich viele nette Englaender, Deutsche und Kanadier kennen lernt, leider allerdings keinen einzigen Peruaner. Dafuer bin ich nun nicht ueber den Ozean geflogen...
So kontaktierte ich gestern eine Frau namens Erika aus Lima, die ich ueber das Internet im Hospitalityclub kennen gelernt hatte. Sie lud mich zu ihrer Familie ein. Als ich nach einer Taxifahrt bei dem Haus ankam, oeffnete mir ein schuechtern wirkendes Maedchen. Ich ueberlegte, das konnte unmoeglich die lebendige Frau vom Telefon sein! Mit meinem bis dahin wenig geuebten Spanisch bekam ich immerhin schliesslich heraus, dass Erika nicht zu Hause war, ich aber richtig war. Die Mutter von Erika kam schliesslich im Nachthemd herein. Mit ihr hatte ich meine erste laengere spanische Konversation (... wieder stolz... ).
Die Familie nahm mich sehr herzlich in ihrem Haus auf. Bald wusste ich, dass ich ihnen vertrauen konnte und erst einmal einen sicheren Ort gefunden hatte. Mit Erika verstehe ich mich recht gut. Sie ist eine 34jaehrige, offene Peruanerin. Zusammen mit ihrem Sohn und der Mutter bewohnen sie ein kleines Haus in einer recht ruhigen und sicheren Gegend von Lima.
Das Maedchen, das mir die Tuer geoeffnet hatte, arbeitet fuer die Familie zusammen mit ihrer Schwester, die sie anlernt. Sie schlafen in einer Kammer in dem Haus. Fuer mich ist es schon recht fremd, von ihnen beim Fruehsteuck bedient zu werden, sie beim Mittagessen erst zu sehen, wenn wir fertig gegessen haben und meine Waesche von ihnen gewaschen zu bekommen.
Am Nachmittag fuhr ich zusammen mit Erika ins Zentrum von Lima. Schon die Busfahrt ist ein Erlebnis und ich war froh, jemanden dabei zu haben, der sich auskennt. Ein Schaffner steht in der Tuer, kassiert Geld, ruft nach draussen, wo es hingeht und versucht die Leute hereinzu winken. Busfahrplaene oder Bushaltestellen gibt es nicht und meine Gastgeberin erkannte den Bus zurueck nach Hause nur daran, ob sie ihn schon einmal in der Naehe des Hauses gesehen hatte oder nicht (die Busse sehen alle anders aus).
Das Zentrum von Lima ist unglaublich bevoelkert. Alles ist bunt, die Haeuser, die Leute, und selbst alle Ampeln sind gelb angestrichen. Der ueberall in der Stadt wahrnehmbare Smog haengt hier noch aufdringlicher und unertraeglicher in den Strassen.
Am Plaza de Arma in der Naehe des Praesidentenhauses kam uns eine Menschenmasse entgegen. Die Demonstranten zogen vor die Regierung um gegen die kurrupte Regierung zu demonstrieren, die versprochene Lebensmittel nicht ausgegeben hatte. In der Zeitung am naechsten Tag lass ich 20000 Menschen, ein Peruaner erzaehlte mir 3000 Demonstranten. Wie auch immer - nichts besonderes in Lima, sondern vielmehr etwas alltaegliches.
Ein Mann warb uns fuer einen Touristenbus, mit dem wir auf den Berg San Christol fuhren. Die steile Strasse liess natuerlich keinen Gegenverkehr zu... aber dafuer gibt es ja schliesslich Hupen! Oben bei der Kirche angekommen, hatte wir eine Aussicht auf die ganze Stadt, was fuer mich wieder unglaublich war. Die Stadt ist in die Berge hinein und bis ans Meer gebaut. Riesig gross mit 10 Millionen Einwohnern. So viele Menschen auf einem Ort! Immerhin fast die Haelfte der Einwohner Perus...
Von dort oben konnte man erst die ganzen Vororte und Slums von Lima sehen, die in meinem Reisefuehrer gar nicht mehr als Stadt erkenntlich waren. Tausende von Huetten und verfallene Haeuser. Da wirkte das in riesigen Buchstaben in den Berg geschriebene "PERU MODERNA" schon recht obskur auf mich!
An diesem Tag bekam ich einen ersten Eindruck von Lima. So war ich am Abend, als wir wieder im Haus ankamen, voellig overskilled und froh, mich fuer einige Zeit im Internet verziehen zu koennen. Ohne mich umzudrehen und die lauten Autos, gelben Bordsteine, den untypischen peruanischen Sommerregen draussen und die kleinen, in diesem Augenblick mir doch recht fremd wirkenden Peruaner drinnen zu sehen, blickte ich auf den Bildschirm. So gelang es mir, fuer einige Zeit zu vergessen, wie weit weg ich von dem, was bis jetzt mein Zuhause gewesen ist, bin.
Nachdem ich heute einen weiteren halben Tag in der Naehe des Zentrums verbracht habe, bin ich froh, morgen weiter in den Sueden zu reisen. Zwar wuerde ich meine liebe Gastfamilie gerne noch weiter kennenlernen, doch langsam bekomme ich Uebelkeit von dem Smog.
Aufbruch: | 11.01.2005 |
Dauer: | 10 Wochen |
Heimkehr: | 23.03.2005 |