Einhandsegeln zum Weichseldelta und zurück
Ein rasanter Rücksegeltörn
Nur 2 Stunden später trifft Wolfgang ein, der mich auf der Rückreise begleiten will. Er strotzt von Unternehmungslust und kann sich vielleicht noch gar nicht vorstellen, wie lange es dauert, 33 Meilen von Hafen zu Hafen gegenanzukreuzen.
Das Wetter am Montag, dem 21.Juli ist alles andere als einladend, es ist Flaute zwischen den Schauern, die rundherum um uns niedergehen. Nach Hel müssen wir motoren. Ein Landgang dort in Gummistiefeln hebt die Stimmung nur wenig, es wimmelt hier von Touristen, aber es wird ihnen auch einiges geboten: Meeresmuseum einer Umweltstiftung, davor ein Mahnmal: Eine Skuptur eines Fisches mit lauter Müll im Magen..
Es wird wieder Zeit, die Wetterberichte anzuhören. Viel Wind ist nicht zu erwarten, aber das bißchen soll ausgerechnet aus Nordwest kommen.
Dienstag, 22.Juli. Zumindest die Sonne läßt sich wieder sehen und der Wind ist westlicher als befürchtet, so dass wir parallel zur Halbinsel Hela anliegen können bis wenige Meilen vor Wladyslawowo, und für diese wenigen Meilen brauchen wir in der Kreuz noch bis 16 Uhr, um in den Hafen zu kommen, gerade noch rechtzeitig, um uns beim Fischhändler mit Räucherlachs vom feinsten einzudecken.
Was meine Stimmung aber erst richtig hebt, ist der Trend im Seewetterbericht: Ein Hoch baut sich über Skandinavien auf, morgen sollen wir leichten Nordwind bekommen, der in den nächsten Tagen auf Ost drehen und zunehmen soll. So gut meint es Petrus nur mit Leuten, die es auch verdient haben!
Am nächsten Morgen können wir es beide nicht erwarten. Wir motoren gegen die leichte Nordflaute an, aber schon nach 4 Stunden dreht der Wind weit genug, um mit halbem Wind nach Leba segeln zu können. Ich genieße es, Wolfgang an die Pinne zu lassen und mal richtig zu faulenzen und dabei trotzdem flott voranzukommen.
Von nun an gleicht die Rückfahrt der Hinfahrt: die nächsten Tage schiebt uns ein kräftiger Ost von Hafen zu Hafen, Ustka lassen wir wieder aus und surfen gleich die 49 Meilen bis Darlowo. Dort kommen wir so früh an, dass wir sogar noch auf dem Binnenfleet bis Rügenwalde weitersegeln können. Das Einholen des Spinnakerbaums vor der Mole in Darlowo wird zur Routine, weil wir zu zweit sind.
Leider wuchte ich den Spinnakerbaum anschließend in die Kajüte, wo er unglücklich auf die Kamera trifft. Nun gibt es keine Bilder mehr, und das, wo wir das fotogenste Wetter haben, das man sich wünschen kann.
Am nächsten Tag der Ritt nach Kolberg.
Dieser Ritt bricht unseren bisherigen Geschwindigketsrekord: Auf einer Welle surfend, schaffen wir 11,5 Knoten für etwa 20 Sekunden. Mittags weht es so stark, dass wir sogar gerefft Mühe haben, trocken die Hafeneinfahrt zu erwischen. Dafür brät uns anschließend im Yachthafen die Sonne: 48,5 Grad zeigt das Thermometer, im Schatten immerhin noch 32 Grad.
Tags darauf nach Dievenow, heute weht es nicht ganz so stark, aber nachmittags legt es wieder zu.
Dann, am Sonntag, dem 27.7. folgt der große Sprung von Dievenow nach Lohme, ein genüßlicher Raumschotskurs von 53 Meilen bei stetigem Ostnordost Stärke 4.
So ein Segeln kann süchtig machen, für Montag nehmen wir uns weitere 58 Meilen bis zum Grönsund vor und schaffen die unter Segeln, obwohl wir nur 3 Windstärken von achtern haben.
Nun wollen wir es sachter weitergehen lassen, aber der Wind schiebt so schön, dass wir erst nach 40 weiteren Meilen bei Omö am Nordausgang des Langelandbelts vor Anker gehen.
Hier ist Hauptsaison, wer nicht bis 15 Uhr im Hafen ist, bekommt keinen Platz mehr, aber bei so einem Wetter sparen wir gern das Hafengeld und baden ausgiebig in der See.
Erst am Mittwoch zeigt das Hoch erste Schwächeerscheinungen, aber der Ostwind schiebt uns noch über den großen Belt und durch den Svendborgsund.
Bei Avernakö ankern wir wieder im Windschatten einer Halbinsel und der 31.Juli 2008, unser letzter Reisetag, ist auch der letzte Tag mit Ostwind.
Wir rauschen noch einmal bis Fynshav, dem Heimathafen unseres Bootes, das uns in 43 Tagen 963 Meilen weit gebracht hat, davon 127 Stunden unter Segeln und 66 Stunden unter Motor, ohne dass wir einmal Wasser in der Bilge oder der Backskiste hatten.
Kann man sich eine gelungenere Bootsreise vorstellen ?
Aufbruch: | 04.06.2008 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 31.07.2008 |
Polen