Chile - mit dem Fahrrad von Santiago nach Feuerland
Punta Arenas - am Ziel der Reise angekommen
Mit dem Wind ist es so eine Sache. Unberechenbar! Da hat man mal eine Strecke von 240km, die eigentlich nur Rueckenwind bedeuten sollen und dann ist es ausnahmsweise fast windstill. Besser so als von vorn. Jedenfalls habe ich die letzten Kilometer - mit einem kleinen Umweg ueber eine Nebenstrecke und einem Abstecher zu der kleinen Pinguinkolonie Seno Otway sind es denn doch 350km bis Punta Arenas geworden - hinter mich gebracht und bin jetzt an meinem Ziel angekommen. Mir bleiben noch ein paar Tage zum Ausruhen, meine Sachen packen und die Stadt und Umgebung zu erkunden.
Der Wind kann hier auch ganz anders...
Auf dem Weg hierher traf ich Dagmar und Jens aus Kiel, die gerade in Suedamerika angekommen waren, aber schon ein halbes Jahr mit dem Rad unterwegs sind. Bei einem netten gemeinsamen Abendessen hatten sie mir den Tipp gegeben, die Nebenstrecke zu fahren und auch eine Uebernachtungsmoeglichkeit auf einer Estancia erwaehnt. Was sie nicht gesagt hatten, war der abendliche Besucher, der mir dort am Zelt auf die Pelle rueckte. Sonst (fast) keiner Begegnung mit der fremden Fauna abgeneigt, war dieser Gast denn doch ein bisschen aufdringlich: Ein Stinktier zeigte grosses Interesse. Dabei weiss ich nicht, ob es in meinen Socken Artverwandte entdeckt zu haben glaubte oder ob ihm die gerade geoeffnete Thunfischdose in die Nase gestiegen war. Jedenfalls habe ich am Abend alles etwas sorgfaeltiger verstaut als ueblich. Und dass mein Abfall am naechsten Morgen verstreut um das Fahrrad lag, bestaetigt wohl, dass der Fisch die groessere Anziehungskraft hatte.
Im Bewusstsein der Kampfkraft seiner chemischen Waffen zeigt das Stinktier nur wenig Scheu vor dem Menschen
Punta Arenas ist die suedlichste Stadt auf dem amerikanischen Festland. Noch weiter im Sueden liegt nur noch Ushuaia im argentinischen Teil Feuerlands. Die alten Palaeste im Stadtzentrum zeugen von dem Reichtum, den die Schafzuechter hier in frueheren Zeiten auf Estancias von unglaublicher Groesse erwirtschaftet haben. Eine der Hauptattraktionen der Stadt ist bezeichnender Weise der Friedhof, wo die Darstellung des Reichtums bis ueber den Tod hinaus fortgesetzt wurde.
Palaeste fuer die Toten - die imposanteste Familiengruft einer Dynastie von Schafbaronen auf dem Friedhof von Punta Arenas
80 km Umweg hatte ich schon auf mich genommen, um die Pinguinkolonie Seno Otway zu besuchen und war einigermassen enttaeuscht. Obwohl ich zu frueh am Tag da war, die Piguine kommen abends aus dem Meer zurueck, waren zwar einige Voegel dort, aber insgesamt hatte ich mehr erwartet und wurde so in meinem Entschluss bekraeftigt, die Tour zur Pinguinkolonie auf der Isla Magdalena zu buchen. Fuer 20.000 Pesos kann man taeglich auf das zwei Bootsstunden von Punta Arenas entfernte Schutzgebiet fahren.
Es ist nicht vorstellbar, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Ausser einem Leuchtturm und ca. 200.000 Pinguinen gibt es hier nichts. Pinguine wohin man schaut und manchmal ist nicht sicher, wer hier wen betrachtet. Jedenfalls stoeren sich die Pinguine nicht am Menschen. Nicht zu beschreiben ist auch - und das ist ganz gut so - der Gestank, der ueber der Insel liegt. Aber alles hat nun einmal seinen Preis.
Pinuine wohin man schaut! Die Massen sind nicht vorstellbar
Begruessungsritual nach der abendlichen Rueckkehr vom Meer...
...und? Hast du auch was fuer mich mitgebracht? Das schon ganz propere Kueken erbettelt Futter.
Ich habe noch ein paar Fotos mehr gemacht, fuer einen kleinen Eindruck soll es aber reichen.
Ich werde mich hier noch ein bisschen in der Stadt umsehen, es mir gut gehen lassen und nach einem Karton fuer mein Fahrrad Ausschau halten. Vielleicht gibt's noch mal eine kleine Bilanz der Reise, ansonsten denke ich, dass ich hiermit den Bericht ueber meine Tour in Chile und Argentinien beende. 2700 km mit dem Fahrrad liegen hinter mir, die zu den schwersten gehoerten, die ich auf meinen bisherigen Reisen zurueckgelegt habe. Das Fahrrad hat bis auf eine weggeklapperte Schraube problemlos mitgemacht, bis auf die zwei kleinen Aussetzer der Koerper auch. Landschaftlich war es eine wunderschoene, abwechselungsreiche Reise und die Menschen ueberall sehr nett, hilfsbereit und entgegenkommend. Bis heute habe ich die Warnungen der Chilenen am ersten Tag nach meiner Ankunft vor Dieben nicht nachvollziehen koennen. Ich hatte immer das Gefuehl, mich hier sehr sicher und unbeschwert bewegen zu koennen. Ich habe zwei Laender - wenn auch nur in kleinen Ausschnitten - kennen gelernt, die ich jedem nur empfehlen kann, selbst zu bereisen und sich ein eigenes Bild zu machen. Das, was die Medien bei uns transportieren, hat nicht immer sehr viel mit der Wirklichkeit zu tun.
Bedanken moechte ich mich bei allen, die mich auf diesem Weg auf meiner Reise begleitet haben und mir auch ihre Gruesse und guten Wuensche ins Gaestebuch (das natuerlich weiter zur Verfuegung steht) geschrieben haben. Wenn ihr Lust habt, behaltet einfach das Abo fuer den Newsletter, denn die naechste Reise kommt bestimmt und ich werde wieder in Wort und Bild berichten.
Bis dann - Joern
Nicht jedem Reisen wird hier in Punta Arenas ein Denkmal gesetzt, ihm schon: Die Statue fuer Hernando do Magallanes auf der Plaza de Armas
Aufbruch: | 29.12.2008 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 10.02.2009 |
Argentinien