Viva Argentina !!!
Perito Moreno
16.04.2009:
Ich nehme es vorweg: Dieser und der morgige Tag sind verantwortlich dafür, dass ich behaupte, "Argentinien toppt alles, was ich bisher gesehen habe !" (Und das ist nicht gerade wenig...)
Zunächst werde ich allerdings in einem Hotel abgeladen, das mir einfach zu weit ab vom Schuss liegt, es ist einfach nichts drumherum, der Weg in die Innenstadt zu Fuss zu weit, dafür der See direkt vor der Haustür. Und ich bin der einzige Gast. Sowas habe ich auch noch nie erlebt, ein Hotel ganz für mich alleine ! Zum Abendessen muss ich mich also per Taxi, bzw. Rimese ins Zentrum kutschieren lassen. Rimese, das ist ein privates Taxi, es hat kein Taxischild auf dem Dach und kann auch nicht auf der Strasse herbeigewunken werden. Diese Wagen fahren nämlich nicht einfach in den Strassen herum, sondern müssen herbeitelefoniert werden. In der Innenstadt haben die Rimese-Firmen allerdings auch Taxistände, kein Problem, also.
Im großen Frühstücksbereich des Hotels ist am nächsten Morgen genau ein Tisch gedeckt, meiner. Daher weiss ich, dass ich allein hier bin ! Trotzdem ist das volle Programm angerichtet - auf eine Person heruntergebrochen. Sieht schon irgendwie lustig aus ! Ich hätte dieses 1-Person-Frühstücksbüfett fotografieren sollen ! Aus dem Obstkorb greife ich alles ab und stopfe es in meinen Rucksack, Proviant gesichert.
Ein Minibus steuert auf das Hotel zu, ich kann ihn schon aus weiter Ferne sehen, versperrt ja sonst nichts die Sicht ! Nachdem wir weitere ca. 10 Leute in El Calafate eingesammelt haben, fahren wir ca. 80 KM. Und kurz vor einer bevorstehenden Kurve, informiert uns unser weiblicher Tourguide, sie würde gleich ein bestimmtes, internationales, kollektiv geäussertes Wort aus unser aller Munde erwarten ! Hä ??? Ausser mir sind fast nur Argentinier im Bus, ok auch 2 Amerikaner, aber welches Wort erwartet die Tussi denn jetzt von uns unisono ???
Der allererste Blick auf dieses Wunder der Natur ! Das Wort lautet "WOW", es kommt automatisch und wirklich unisono !
Ich fasse es nicht ! Gott, ist das schön ! Sowas habe ich noch nie, nie, nie gesehen ! Das ist gewaltig ! Boah, es schüttelt mich, ich habe so eine Gänsehaut und es läuft mir eiskalt den Rücken herunter. Das ist sooo irre, so wunder-wunderschön. Ich glaube es nicht ! Passiert das gerade wirklich ? Ich könnte auf die Knie sinken und mich bedanken, dass es mir vergönnt ist, das live und in echt zu sehen. Womit habe ích das verdient ? Man erstarrt in Ehrfurcht für einen Moment, wirklich. Das ist so einer der wenigen Momente in meinem Leben, wo ich mir heimlich eine Träne aus den Augenwinkeln wische, weil ich soooo hingerissen bin.
Mit einem Boot fahren wir sehr dicht an den Gletscher heran, wir sind auf der Nordseite des Gletschers. In dieser einen Stunde, die wir hier herumdümpeln vor dem Gletscher, werden vermutlich Millionen von digitalen Fotos gemacht. Ich selbst bin mit meiner neuen Kamera ja noch gar nicht soo vertraut, aber ich schiesse hunderte von Fotos. Eis hat keine Farbe, es ist das Sonnenlicht, das uns die verschiedenen Blautöne beschert und mal wieder danke ich dem Wettergott für den strahlenden Sonnenschein !!!
Dieses Eis fasziniert ohne Ende, man kriegt nicht genug davon. Und es knirscht und knackt ständig, manchmal kracht es auch ziemlich laut, aber hier auf der Nordseite sehe ich kein Stück abbrechen. Wie fast überall in Argentinien an den touristischen Highlights steht auch hier an Bord des Schiffes ein professioneller Fotograf bereit, der gegen Geld schöne Fotos von einem macht, sie anschliessend in eine DVD mit jede Menge anderem Fotomaterial einbettet und sie zuverlässig noch am gleichen Abend ins Hotel liefert. Diesen Service nutze ich an diesem besonderen Ort auch gern.
Wir gehen von Bord und werden im Bus an die Südseite des Gletschers gefahren. Hier gibt es Rundwege, auf denen man immer nah des Gletschers spazieren gehen kann. Und es gibt 3 Aussichtsplattformen, von wo man aus unterschiedlichen Perspektiven auf das Eis sehen kann. Wir haben hier ein paar Stündchen zur freien Verfügung und ich stärke mich erstmal im Schnell-Restaurant vor Ort. Das kostet mich persönlich so ca. 10 Minuten, mit Essen habe ich mich noch nie lange aufgehalten. Nahrungsaufnahme, mehr ist das in meinem Fall nicht, das war schon immer so, da bin ich ein Banause ! (Hey, das wird sich überraschenderweise aber noch hier in Argentinien ändern !) Ich betrete den Pfad zum 1. Aussichtspunkt. Die Pfade sind aus Stahlgitter, es ist sehr gut darauf zu laufen und teilweise rollstuhlgerecht. Echt vorbildlich !
Ausgerüstet mit Krampen kann man auch einen Mini-Trek direkt auf dem Gletscher machen, aber mir reicht der Anblick völlig. Hier auf der Südseite, wo jetzt mittags volle Pulle die Sonne draufknallt, knírscht, kracht und ballert es jetzt wirklich dauernd und ich sehe auch Stücke abbrechen, nur hab´mal da jeweils genau in dem richtigen Zeitpunkt die Kamera schussbereit ! Kunststück !!! Ich wandere alle vorhandenen Wege ab. Zuletzt 2006 ist ein riesiges Stück Eis abgebrochen und das kann man sich auf www.youtube.com ansehen. Suchbegriff: Perito Moreno.
Schweren Herzens reisse ich mich los von diesem grandiosen Anblick ! Warum nur bricht kein großes Stück ab vom Gletscher jetzt, ich hätte das zu gern miterlebt ! Aber ich muss zurück zum Parkplatz, nützt nichts. Ich will niemanden warten lassen.
Hola, die Waldfee ! Da kracht es aber plötzlich hinter mir !Reflexartig schalte ich die Kamera an und drehe mich um. Ich sehe eigentlich nichts und halte nur mit der Kamera drauf, von wo ich es meine, krachen zu hören. Es ist ein echt winziges Stück im Verhältnis, was da abbricht, aber ich sehe es und kriege es auf Speicherkarte gebannt.
Der Rest des Tages ist gar nicht mehr erwähnenswert. Essen, einkaufen, lunch-paket für morgen ordern. Ich sinke ins Bett und träume augenblicklich nur noch von Eis...
Aufbruch: | 10.04.2009 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 27.04.2009 |
Brasilien