Die Geschichte mit der Russland - Reise
Radebeul bis St. Petersburg
Teil 2 - Radebeul bis Sankt Petersburg
Gegen 09:30 Uhr verließen wir am Sonnabend, dem 3. Mai sogar dreißig Minuten vor unserer Zielstellung bei einem Kilometerstand von 222.070 Radebeul. Natürlich hatte sich der Vectra schon am Vorabend mit einem von mir getrunkenem Bier von seiner Garage verabschiedet. Tja, so ist das Leben.
Ein letztes Hupen an der Grenze zu Brandenburg und die sächsischen Straßen waren für das Auto Geschichte.
Lübeck zu erreichen und das Schiff finden, war gar kein Problem. Die Zollabfertigung eine einzige Enttäuschung. Völlig uninteressant, was im Auto ist, nur weg zum Sonnabendnachmittag. Schließlich gibt es noch LKW abzufertigen.
Das Einschiffen verlief reibungslos und wir erhielten eine hervorragende Kabine, geräumig, passende Ausstattung und eine Aussicht, wie sie nur auf der Kommandobrücke besser sein kann. Die Besatzung war gemischt deutsch/russisch, aber mit einem deutschen Kapitän und 1. Offizier. Nach einer kurzen Eingewöhnung suchten wir uns einen Weg auf das oberste Außendeck, von dem wir gleichzeitig die Aktivitäten auf der Kommandobrücke und die Durchfahrt auf der Trave bis Travemünde beobachten konnten. Sehr beeindruckend, wenn man die Größe der Schiffe mit unseren Autos vergleicht und auch nicht viel breiter als manche Autobahn.
Bild 1 Auf der Trave zur Ostsee
Bild 2 Viermaster "Passat" an der Trave
Nach einem rustikalen Abendessen mit deutschen und russischen Anteilen gingen wir recht schnell zu Bett. An Bord galt Moskauer Zeit und wir waren auf einen Schlag zwei Stunden älter geworden.
Die Überfahrt dauerte von Samstagabend bis Dienstag früh. Sie hielt eine ganze Menge bereit: Sonnenschein im Liegestuhl, Regen, Küstenbeobachtung bei viel Wind und in der letzten Nacht auch etwas Schaukelei. Für mich gab es als Sahnehäubchen noch zweimal ordentliches Schwitzen in der Mannschaftssauna und am letzten Abend ein Wellenbad durch die Schiffsbewegung im Kaltwasserbecken.
Dienstag früh war zeitiger Frühstück und anschließend die Passkontrolle in der Bar. Danach durfte ich meine Zollpapiere abgeben. Nach einem wohlwollenden Nicken dachte ich, wird sicher flott gehen. Doch trotz meiner langjährigen Russlanderfahrungen hatte ich mich schwer getäuscht. Verlassen durften wir das Schiff schnell, aber nur wenige hundert Meter bis zum Zollparkplatz. Dann begann für uns 6 PKWfahrer eine 9-stündige Abfertigungstortour, die ich in dieser Form nicht für möglich gehalten habe. Viele Anlaufpunkte, jeder begann wieder von Null und auch mit 2 Begleitpersonen von der Reederei ging es nicht vorwärts. Nur die Pausen wurden exakt eingehalten. Als besonderen Höhepunkt konnte Monika noch eine stark genutzte russische Toilette kennen lernen. Ein Besuch reichte aber für den ganzen Tag!
Am Abend gegen 18:30 Uhr konnten wir mit den 6 Fahrzeugen dann das Hafengelände verlassen. Probleme gab es bei keinem Auto, aber das richtige Eingewöhnen viel doh schwer. Am Nachmittag habe ich auch das erste und eigentlich einzige Mal richtig mein Vorhaben hinterfragt. Aber ein Zurück gab es nicht mehr, der Vectra hatte sich doch bereits von Deutschland verabschiedet.
Nach Stadtplan fuhren wir problemlos bis an das untere Ende des Newski - Prospekt. Dort hatte uns eine Mitarbeiterin meines Freundes dankenswerter Weise in einem fast in Sichtweite zum Winterpalais liegenden Hotel ein Zimmer reserviert. So konnten wir doch noch einen Abendbummel durch die Siegesbogen zum Winterpalais, jetzt Eremitage, machen. Obwohl ich schon einmal dort war, wieder sehr beeindruckend. Als Abschluss ging es noch in eine schöne Kellergaststätte neben dem Hotel zum Abendessen mit Knoblauchbrot bester Sorte. Wir mussten uns auch etwas über den verlorenen Tag trösten.
Der Mittwoch ging dann recht zeitig los. Erst wieder zum Winterpalais und dann zu Fuß weiter bis zur Peter und Pauls Festung. Wir hatten im Stadtführer nachgelesen und schließlich gehöre ich zu den Fußkranken, also wollten wir uns möglichst viel zum Boot aus ansehen. Es zeigte sich auch als gute Lösung, denn so gut zusammengefasst kann man die Sehenswürdigkeiten gar nicht erlaufen. Alles sehr beeindruckend und auf Museumsbesuche wollten wir eh verzichten.
Bild 3 Eremitage (Winterpalais)
Bild 4 Isaak - Kathedrale von der Newa
St. Petersburg ist schon beeindruckend und jederzeit eine Reise wert. Die Newa und das unter Katharina II. angelegte Kanalsystem laden neben allen Spaziergängen auch zu bequemeren Besichtigungstouren ein. Die Dauer und das gewünschte Programm sind dann für jeden selbst abzustimmen. Sehr zu empfehlen ist ein Quartier in der Nähe vom Newski - Prospekt, was man zu Fuß erreichen kann. Sinnvoll ist ein Reisetermin ab Ende Mai, weil dann erst Springbrunnen und andere Sehenswürdigkeiten in den Parkanlagen in Betrieb sind.
Sicher sind für Ostgermanen auch mit dem in der Schulzeit unter dem Namen Leningrad und Revolution Oktober 1917 gelernten noch spezielle Gedanken verbunden, dazu das Wissen, zu dem früher gehörten jetzt verschiedene Orte sehen und begehen zu können. Daneben kamen für meine Frau und mich noch verschiedene historisch handelnde Bücher über die Entstehung der Stadt, die nun einen besseren örtlichen Hintergrund fanden.
Sobald wir uns in der Stadt aber sich einmal außerhalb der touristischen Bereiche bewegten, fühlte man sich deutlich an Dresden - Neustadt oder Teile Leipzigs während der Vorwendezeit erinnert. Aber auch das war den Weg des Tages wert.
Was ich noch nicht hatte, war die konkrete Antwort, wo ich die Grenze nach Kasachstan passieren darf. Mein Ziel südlich von Orenburg war mir zu unsicher, also hatte ich nachgefragt. Aber wer wusste das schon.
Aufbruch: | 03.05.2008 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 17.05.2008 |
Kasachstan
Kirgisistan