Die Geschichte mit der Russland - Reise

Reisezeit: Mai 2008  |  von Volker Xylander

Nach und in Moskau

Teil 3 - Nach und in Moskau

Nach dem Frühstück mussten nur noch das kleine Übernachtungsgepäck und die am Trinkwasserbehälter frisch gefüllten Flaschen ins Auto. Wir selbst natürlich auch.
Dann ging es noch einmall den Newski - Prospekt von einem Ende zum anderen und weiter nach dem Stadtplan davon. Mehrere Wegweiser bestätigten unsere Route und wir wurden etwas leichtsinnig. Als es in einem riesigen Kreisverkehr kein oder ein übersehenes Schild gab, fuhr ich nach Gefühl geradeaus. Ein schlechtes Gefühl, wie sich zeigte. Die Ausfallstraße führte nach dem Schild am Ende der bebauten Zone nicht nach Moskau, sondern nach Kiew. Wir wurden aber am Abend nach noch offenen ca. 750 km in Moskau von Freunden erwartet. Die in Gegenrichtung gesehenen Staus verboten ganz einfach eine Umkehr. Also doch wieder nach Gefühl und Kartengedächtnis links abgebogen. Richtung Osten konnte nur passen. Es ging in die Ausflugsvorstädte Puschkin und Pawlowsk, an schönen Parkanlagen vorbei und nach mehreren Nachfragen bis zur gesuchten M 10 in Richtung Hauptstadt. Dieser ungewollte Ausflug enthob uns dann der Entscheidung, ob wir der alten Hansestadt Nowgorod noch einen Besuch abstatten. Jetzt war uns die Zeit dann doch etwas ein zu unsicherer Faktor. Besser erst einmal Kilometer machen.

Im Prinzip war es eine recht gute Straße. Oft Wechsel zwischen ein oder zweispurig, so dass es Chancen gab, die zahlreichen LKWs zu überholen. Viele Autotransporter gab es in beiden Richtungen, voll ins Land und leer zurück. Aber Fahrzeuge mit nichtrussischem Kennzeichen haben wir auf der ganzen Strecke nicht gesehen. Auch für uns hat sich niemand interessiert und bei den vielen Verkehrskontrollen durch die Miliz fielen wir mit bedachtsamen Fahren und Glück nicht auf. Kein einziges Mal wurden wir herausgeholt.

Schon nach etwa 100 km kam ein Straßenstück, auf dem man das Auto lieber tragen sollte. Dieser Europastraßen - Feldweg von vielleicht 20 km Länge blieb aber an diesem Tag der einzige Wehrmutstropfen für die Stoßdämpfer und Federn. Interessant war auch die körperliche Erfahrung, anhalten und hinter einem Busch verschwinden, ist nicht. Alles nass und sumpfig und die Büsche weit weg von der Straße. Also mit Bedacht Ausschau halten und einen passenden Wegabzweig suchen, wo man dann trockenen Fußes einen geschützten Platz erreichen kann.
In den kleinen Dörfern entlang der Straße scheint im Gegensatz zu den Städten die Zeit stehen geblieben zu sein. Viele alte Leute, die nicht mehr genügend Kraft zum Erhalten haben oder verlassene Grundstücke sind allgegenwärtig.
Nachdem wir die Waldeihöhen überquert hatten, ging es dann durch eine ganze Reihe von Orten, bei deren Glaswerken ich schon berufliche Spuren hinterlassen haben. Aber das waren dann schon Erinnerungen.

Im Dunstkreis der Riesenstadt Moskau das erste Telefongespräch des Tages mit Stefan, der am Nachmittag aus Deutschland eingeflogen war. Hiobsbotschaft - Gabi ist noch in Berlin, weil etwas mit dem Visum nicht passte. Wenn alles klappt, kommt sie am Abend geflogen, aber auch mit dem Flugzeug. Wir stimmten nochmals unseren vereinbarten Treffpunkt ab und quälten uns dahin durch den täglichen Moskauer Feierabendstau. Aber auch das war zu schaffen, nur die Ruhe behalten. Nachdem wir Stefan von seiner Warterei erlösen konnten, lief alles wie am Schnürchen und auch seine Frau erreichte, zwar geschafft aber wohlbehalten, den heimischen Moskauer Herd. Alles war bestens.

Der 9. Mai ist in russischen Landen der Tag des Sieges. Als in Deutschland 1945 kapituliert wurde, war es in Moskau schon einen Tag weiter. Aber an diesem Tag waren die Militärparaden und sonstige wichtige Dinge. Also verbot es sich aus Platzgründen, am Vormittag ins Zentrum zu wollen. Stefan schlug deshalb einen Besuch von Zarskoje Selo, einem wunderschönen Park mit den entsprechenden Baulichkeiten vor. Auch das Wetter spielte mit. Der "musikalische" Springbrunnen mit seinen im Takt spielenden Fontänen war allein schon einen Besuch wert. Der anschließende Spaziergang war es nicht weniger.

Bild 5 080509 Musikalischer Springbrunnen

Bild 6 080509 Kirche in Zarskoje Selo

Anschließend war Herrenpartie mit Damenbegleitung. Stefan hatte für uns ein neu eröffnetes Technikmuseum mit großer Oldtimerabteilung erkundet. Von ganzen sowjetischen Repräsentationskolonnen über deutsche, englische und andere internationale Schmuckstücke ein sehr reichhaltiges Angebot. Bis zum zumindest äußerlich hervorragend restaurierten Mercedes 300 SL als Coupe und auch als Roadster war sehr viel vorhanden. Die Restaurierungswerkstatt gehört zum Museum und auch ein Clubrestaurant für die Oldtimerfreunde. Nach dem dortigen Mittagessen wussten wir auch etwas über die Preisklasse. Aber das ganze Drumherum und die liebevolle und umfangreiche Ausgestaltung der Gasträume zum Thema alte Fahrzeuge und Entwicklung des Motorsports konnten schon Neidgefühle erwecken.
Am späten Nachmittag ging es dann auf die Tverskaja und den Roten Platz. Wir wollten schon ein wenig den Volksfestcharakter des Tages erleben. Alle 200 m Personenkontrollen wie auf dem Flughafen und sehr viele Sicherheitskräfte zeigten die Sorge vor Anschlägen. Außerdem bestand im Innenbereich völliges Alkoholverbot - und das in Russland. Aber fröhlich und gut gelaunt waren im Prinzip alle. Besondere Attraktion waren die gemeinsamen Fotos mit Veteranen, die stolz ihre Ordensbrust präsentierten. Irgendwelche Vorbehalte gegen uns Deutsche oder auch deutsche Künstler auf einer der vielen Freiluftver- anstaltungen waren nicht spürbar.

Zuerst noch etwas Appetit geholt. Man muss eben nur genügend von dem richtigen Geld haben. Wer hier kauft, will das auch den Touristen zeigen.

Bild 7 080509 Delikatessengeschäft Jeliseew

Der Rote Platz mit dem Kreml, dem Kaufhaus GUM, dem Kasaner Tor und seiner Kirchen ist immer wieder beeindruckend, auch wenn ich schon oft dort gestanden habe.

Bild 8 080509 Basilius Kathedrale vom Roten Platz

Bild 9 080509 Kasaner Kirche am Roten Platz

Am Abend gab es für uns vier noch einen gemütlichen Kneipenbesuch. Innerhalb der zumindest bewachten Wohnsiedlung für Ausländer hat eine rustikale Gaststätte mit typisch deutschen Gerichten ihr Domizil. Erbseneintopf, Bratwurst mit Sauerkraut und Eisbein (aber an verschiedenen Abenden) haben mir zumindest missbilligende Blicke meiner Regierung eingebracht.
Zwischendurch haben wir noch in aller Ruhe das abschließende Feuerwerk auf den Sperlingsbergen vor der Lomonossow - Universität bewundert. Auch für uns ein abschließendes Erlebnis für den Tag in Moskau.
Den nächsten Tag haben wir geteilt. Nach einer ausgiebigen Stadtrundfahrt mit Stefan im großen Ford Explorer auf dem Gartenring und an der Moskwa waren Monika und ich noch einige Stunden Alleinunterhalter. Natürlich ging es noch einmal zum Roten Platz, aber mit viel weniger Leuten als gestern, ins GUM und ein wenig zum Kreml. Dann stand aber eine ausgiebige Metrofahrt mit einigen gewollten Umsteigemanövern auf dem Programm. Inzwischen wollen Historiker ja wissen, dass Stalin deren Ausgestaltung bewusst als Gegenpol zur Pracht der Kirchen in Auftrag gegeben hat, eben proletarische Ruhmeshallen. Der Charakter ist zwar deutlich anders, aber nicht weniger beeindruckend. Der Abend klang dann mit deutschem Essen und russischem Bier als Abschied aus. Auch diese Kombination ist in Maßen sehr verträglich.

Nochmals vielen Dank an Gabi und Stefan für all die Mühen!

Bild 5  080509 Musikalischer Springbrunnen

Bild 5 080509 Musikalischer Springbrunnen

Bild 6  080509 Kirche in Zarskoje Selo

Bild 6 080509 Kirche in Zarskoje Selo

Bild 7  080509  Delikatessengeschäft Jeliseew

Bild 7 080509 Delikatessengeschäft Jeliseew

Bild 8 080509 Basilius Kathedrale vom Roten Platz

Bild 8 080509 Basilius Kathedrale vom Roten Platz

Bild 9 080509 Kasaner Kirche am Roten Platz

Bild 9 080509 Kasaner Kirche am Roten Platz

© Volker Xylander, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem PKW von Lübeck über die Ostsee nach St. Petersburg, nach Moskau und weiter bis quer durch den Ural; weiter durch Kasachstan nach Kirgistan,
Details:
Aufbruch: 03.05.2008
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 17.05.2008
Reiseziele: Russland / Russische Föderation
Kasachstan
Kirgisistan
Der Autor
 
Volker Xylander berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.