das feuerrote spielmobil
Der Kontinent der Extreme: WIR FRIEREN!
Für uns sollte unser Aufenthalt in Burkina Faso (welches übrigens früher mal Obervolta hieß - für alle die noch im Besitz etwas veralteter Schulatlanten sind...) zu Ende gehen um erneut nach Mali (welches im Übrigen auch nicht "auf Mali" heißt, da es sich um ein Land im Herzen Westafrikas handelt und nicht um eine Insel wie die guten Damen beim Notfallbargeldservice es immer wieder formulieren) einzureisen und noch ein paar Sehenswürdigkeiten abzuklappern.
Kaum hatten wir Ouagadougou in Richtung Norden auf guter Teerstraße verlassen, begann der Sahel und uns eröffnete sich eine dürre, weitläufige Steppe:
Der Sahel sah einfach genauso aus wie ihn man sich vorstellt und wir bekamen nach sehr langer Zeit mal wieder Dromedare zu sehen.
Wir kamen schneller voran als geplant und Ouahigouya bot dann auch nicht die für uns passende Übernachtungsmöglichkeit (das Kriterium Pool konnte einfach nicht geboten werden), so dass wir einfach weiter fuhren und die Grenze, welche mitten im Nichts lag und auch sehr unspektakulär verlief, einen Tag früher als geplant passierten. Wir kamen auch noch bis zum südlichen Zipfel des Dogonlandes und wie wir uns erhofft hatten, blieb hier die ganz große Touristenwelle aus. Nichtsdestotrotz fanden sich auch an unserem Auto sehr bald ein paar Männer ein, die sich als Führer für das Dogonland anboten. Lars und ich kamen mit einem von ihnen etwas mehr ins Gespräch und äußerten dann doch unseren Plan einer Ein-Tages-Tour mit eigenem Fahrzeug. Mamadou, der selbst ein Dogon ist, stellte uns in Windeseile eine Route zusammen und da er uns von Anfang an sehr sympathisch war und er auch das Beisein der Kinder in seiner Planung stark berücksichtigte ließen wir uns dann doch auf einen Deal ein. So starteten wir am nächsten Tag am frühen Morgen mit Führer an Bord in Richtung 'Falaise de Bandiagara'. Die Dogons haben sich vermutlich im 15.Jh. rund um diese Felswand angesiedelt, welche sich über 140km erstreckt. Am Sehenswertesten sind die Dörfer welche direkt in die Klippe gebaut sind:
Manche Häuser und Wohnungen sind nur mit Hilfe von Seilen zu erreichen. Im Zuge der Islamisierung -welche aber laut Mamadou nur auf dem Papier stattfand- verließen die meisten die alten Dörfer und siedelten unten in der Ebene an. Die Dogon haben immer noch einen monotheistisch geprägten Glauben, welcher vier verschiedene Kulte vereinbart.
Seit 1998 ist das Dogonland in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen, was ein großer Anstieg an Touristen bedeutete und ebenso zu einer Veränderung des ursprünglichen Lebens führte. Trotz allem sind viele der Mythen und Gebräuche des traditionellen Lebens erhalten geblieben. Die
befinden sich weiterhin in den alten Dörfern, hierin werden Segnungs- und Opferrituale zelebriert, jedes Tier wird dort geschlachtet und einer vorherigen "Reinigung" unterzogen und der Dorfälteste lebt weiterhin dort, in einer Art meditativem Zustand, um gegebenenfalls die Götter um Rat fragen zu können.
In jedem Dorf gibt es auch ein "Haus der Gerechtigkeit", eine Rundhütte, die nur 1,20m hoch ist. Dadurch müssen sich alle Verhandlungsmitglieder setzen und auf einer Augenhöhe unterhalten, auch enorme Wutausbrüche werden somit unterbunden.
Am meisten beeindruckt hat mich allerdings das Vorhandensein des Frauenhauses. Hierin halten sich die Frauen des Dorfes auf während sie ihre Periode haben, erst danach kehren sie wieder zu ihren Familien zurück. Lars erster Kommentar war, das da "ja die Hölle los sein" muss, doch nach genauerer Überlegung kamen wir zu dem Ergebnis, dass da wahrscheinlich gar nicht so viel los ist, da die Afrikanerin zum Einen ständig schwanger ist und zum Anderen auch noch jahrelang stillt!
Doch auch wir konnten beeindrucken:
Dogonfrauen sind zwar auch gepierct -in Ohren, Nase, Lippe, ?- aber ein Zungenpiercing hatten sie noch nie gesehen.
Wir erlebten einen wunderschönen, interessanten Tag -alle außer Jaris, der eine Magen-Darm-Infektion aus zu kurieren hatte; er hat wahrscheinlich beim Schwimmen lernen zu viel Wasser geschluckt...-
erwies sich als echter Glücksgriff. In zurückhaltender Art und Weise versorgte er uns mit vielen interessanten Informationen und konnte alle unsere Fragen beantworten. Nachdem wir zuvor auch schon einige Geschichten von den angeblichen Führern des Dogonlandes gehört hatten, waren wir mit unserer Wahl erst recht zufrieden...
Wir verbrachten noch einen Tag in Bandiagara, wo es weit aufdringlicher und agressiver zuging als im südlichen Teil um dann die 75km weiter nach Mopti zu fahren. Hier ein paar Eindrücke von unterwegs:
zu einer der Touristenzentren gehört und wir so gar keine Lust auf touristische Anmache haben, nisten wir uns bei
in Sévaré ein. Sie wird in unserem Reiseführer als Institution bezeichnet und betreibt in Sévaré seit 17 Jahren ein Restaurant, sowie ein Bed and Breakfast. Auf den Hof passen wir mit unserem LKW leider nicht, doch wir dürfen gerne auf dem Parkplatz vor dem Haus über Nacht stehen bleiben. Jutta gibt uns auch direkt noch einige gute Tipps für Mopti bevor wir uns ein Taxi organisieren um dorthin zu gelangen. Wir haben Glück, es ist Freitag, viele der Händler und Schlepper befinden sich in der Moschee und Mopti wirkt etwas verschlafen. Wir können in aller Ruhe ein paar nette Souvenirs erwerben und
das Treiben am Bani -ein Zufluss des Niger- beobachten:
Zurück bei Jutta erleben wir noch einen geselligen Abend mit ihr und einem Paar aus Wien und wir essen gemeinsam in Juttas Restaurant.
Am nächsten Tag steht für uns Djenné, die nächste Stadt mit einer sehenswerten Moschee, auf dem Programm. Leider muss
wie so viele Lehmbauten mal wieder restauriert werden und
Nach einem Gang über den Markt und ein paar Schritten durchs Städtchen erklären wir unser Djenné-Programm für beendet und fahren weiter in großen Schritten gen Bamako, wo uns die Vorstellung vom Pool im Hotel Djoliba und dessen Abkühlung lockt. Tagsüber erreichen wir nämlich immer noch grundsätzlich über 40 Grad und nachts "kühlt" es auf ca. 30 Grad ab...
Vorher übernachten wir aber noch einmal in San. Kaum angekommen wollen sich Dejan und Jaris mal wieder ihrem Nähprogramm widmen, doch in nullkommanix sind sie umringt von zahlreichen afrikanischen Kindern, welche sie dann in ihrem Tun tatkräftig unterstützen. Aus den angefangenen Handytaschen werden plötzlich Puppenkleidchen, doch die Jungs nehmen's locker und glauben, das sich die vielleicht auch ganz gut vermarkten lassen...
Mit Pizzapause in Segou erreichen wir am nächsten Abend den heiß ersehnten Pool und
Da es auch den Afrikanern so langsam zu warm wird findet diese von nun an täglich statt. Unser lauschiges Plätzchen unterm Mangobaum ist nicht mehr so ganz wieder zu erkennen, doch für 'nen Pool nehmen wir das Treiben in Kauf. Ansonsten fühlen wir uns sofort wieder heimisch, besuchen täglich den Markt, werden vom
begrüßt, suchen auch den Schneider erneut auf, beantragen mal wieder Notfallbargeld und erledigen das Mauretanien-Visum, wo uns der Konsul persönlich in seinem Büro empfängt und zu einem Getränk einlädt. Auch die letzten Souvenirs werden auf dem völlig überfüllten Markt in Bamako besorgt.
Eines Abends stand dann auch
da, ein 16-jähriger Tuareg, der zum ersten mal in Bamako ist und bei seinem Onkel lebt. Seine Familie hatte ihn aus Timbouktou geschickt um Handwerkssachen der Tuaregs zu verkaufen und dafür Reis, Zucker und Tee zurück zu bringen. Wir saßen gerade beim Abendessen -es gab Tajine- und luden ihn spontan zum mitessen ein. Es war seine erste Tajine im Leben, doch am allermeisten faszinierte ihn unser Salzstreuer - so etwas hatte er noch nie gesehen! O-Ton: "It's magic!". Er erklärte uns, dass er auch zum ersten Mal Jeans und T-shirt trug. Sein Cousin hatte ihm diese Klamotten geliehen, da er Boubou und Turban für das städtische Leben etwas unangebracht hielt. Im Gegenzug lud uns Mohammed zu sich zum Tee ein. Wir besuchten ihn am nächsten Tag in seiner Hütte:
und Mohammeds Nachtlager. Er kennt das Schlafen zwischen Mauern nicht und zieht diese Behausung dem Haus seines Onkels vor.
Mohammed kochte einen Abend noch ein richtiges Tuaregessen für uns und machte auch hierbei neue Erfahrungen. Sein Kochen auf dem Gasherd verschaffte uns erstmal ein nettes Feuerchen in der Küche, doch dank Lars schnellem Eingriff in dem er den brennenden Topf erstmal aus dem Auto schmiss, ist außer einem kleinen Schock nichts weiter passiert. Das Reis-Fleisch mit Kamelöl schmeckte dann doch sehr lecker!
Nach einer Woche mussten wir auch von hier scheiden -Arjun und Mohammed, die einander sehr ins Herz geschlossen hatten, fiel die Trennung besonders schwer- um unsere Weiterreise nach Senegal anzugehen. Die Strecke bis Kita lief problemlos (bester Asphalt), doch dann mussten wir feststellen, dass man uns auf eine falsche Piste Richtung Kayes geschickt hatte, welche ein wenig Umweg bedeutete. Dies erkannten wir leider etwas spät, so dass es sich auch kaum mehr lohnte umzukehren, außerdem war die Piste ganz passabel und wer weiß was uns auf der anderen Strecke erwartet hätte. Die Landschaft war sehr reizvoll, wir sahen nochmal eine Menge Affen und die Kinder vertrieben sich die Zeit mit Esel zählen. Nach einer Übernachtung im Busch waren wir aber trotzdem froh, als wir 150km später die Asphaltstraße wieder erreichten. Die Kinder gingen vom 'Esel zählen' zum
Wir fuhren bis Kayes, wo wir auf dem Busbahnhof parkten und übernachteten, um am nächsten Morgen früh die 90km bis zur Grenze hinter uns zu bringen und alsbald die Grenze in den Senegal (jetzt könnte ich mal eure Hilfe brauchen; heißt es "in" oder "im" Senegal?) zu überqueren. Wie die Senegalesen nun mal so sind, dauerte dieser Grenzübertritt mal wieder etwas länger, doch schließlich war auch das geschafft und unsere Fahrt konnte fortgesetzt werden. Gegen Abend stellten wir uns mal wieder ins Gelände und wurden lediglich von ein paar Hirten freundlich begrüßt.
Auch der nächste Tag sollte ein Fahrtag werden. 400km waren es noch bis St.Louis, welches wir dann auch am Nachmittag erreichten. Wir hatten die ca.1300km von Bamako bis St.Louis in 4 Tagen geschafft, was für afrikanische Verhältnisse und der Tatsache Kinder an Bord zu haben, eine enorme Leistung ist. Man muss allerdings dazu sagen, dass wir hierfür die Osterferien etwas vorgezogen haben und auf das Schulprogramm von Dejan und Jaris verzichteten. Aber liebe Schulkinder, ihr müsst nicht neidisch sein, wenn ihr Ferien habt, wird hier fleißig gearbeitet!
Mit der Hamburger Familie, die drei Tage vor uns ankam und mit der ein Treffen eingeplant war, gab es ein großes 'Hallo' und man tauschte die neuesten Erlebnisse aus. Wir wechselten nun nochmal vom Campingplatz in St.Louis zur Zebrabar, wo die Kinder die Möglichkeit haben mit ihren Schweizer Freunden zu spielen. Bereits eine halbe Stunde nach unserer Ankunft waren sie nicht mehr gesehen...
In St.Louis warten die Hamburger auf uns, damit wir Anfang April gemeinsam, und dies sehr zügig, durch Mauretanien fahren können.
Bliebe noch die Überschrift: seit wir hier sind, sieht man uns vorwiegend in längerer Kleidung. Die tagsüber erreichten 30 Grad lassen uns ein wenig frösteln (unglaublich wie sehr man doch schon verafrikanisiert ist!) und abends sitzen wir mit Lammfell, Fleecejacke und Wolldecke am Auto. Außerdem könnten wir den ganzen Tag nur schlafen und essen. Dass das Thermometer nachts aber auf unter 20 Grad fällt ist sehr angenehm. Sehr gemütlich sich mal wieder in seine Decke einzukuscheln und Arjun schläft endlich auch mal wieder etwas besser!
Und da wäre noch der Verlust der Woche. Dieser wurde beim letzten Mal leider vergessen. Daher nun einfach zwei:
Wir beenden somit unsere Tour durch Westafrika genauso wie wir sie begonnen haben -in Saint-Louis.
Einen letzten Gruß aus Schwarzafrika senden Mamadou, Farma, Lamine, Malo, Bubu und Barfou!
Aufbruch: | August 2009 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | Juni 2010 |
Frankreich
Spanien
Portugal
Marokko
Mauretanien
Senegal
Gambia
Mali
Burkina Faso