Südostasien, nur wohin?

Reisezeit: Februar / März 2003  |  von Martin Gädeke

BANGKOK: Erste Schritte

"... willkommen am Don Muang Airport, Bangkok ... die Außentemperatur beträgt 31 Grad, es ist leicht windig ..."

Breit grinsend - und also de facto nicht lächelnd - passiere ich nach einem Jahr wieder den thailändischen Zoll und habe mit meinem debilen Grinsen wirklich Glück, nicht wegen Drogenbesitzes verhört zu werden. Ziemlich übermüdet wähle ich den Weg des geringsten Widerstands und suche mir ein Zimmer in der Thanon Khao San - die einfachste Art, in Bangkok als Tourist unter seinesgleichen zu bleiben ...

Thanon Khao San, der vermutlich touristischste Ort in Asien.
Verglichen mit anderen Fußgängerzonen weltweit ist dies höchstwahrscheinlich die Strasse mit dem höchsten Anteil an wirklich kaputten Typen.

Thanon Khao San, der vermutlich touristischste Ort in Asien.
Verglichen mit anderen Fußgängerzonen weltweit ist dies höchstwahrscheinlich die Strasse mit dem höchsten Anteil an wirklich kaputten Typen.

Auf dem Weg durch die Hinterhöfe, immer noch beladen mit meinem Gepäck, stolpere ich mitten auf der Straße in eine Thai-Boxing-Arena. Waschbrettbäuchige Thais tun hier Dinge miteinander, die man besser nicht daheim probiert. Ich unterhalte mich mit einem der Trainer, der mich nach längerer Zeit zu einem Abend mit "traditional Thai dancing" einlaedt. Nachdem er mehrmals freundlich, aber nicht aufdringlich gefragt hat, ob ich nicht mitkommen will, sage ich zu. Wird schon kein Versuch sein, mich übers Ohr zu hauen.
Nun ja, letztendlich ist es wohl auch nicht die schräge Tour, aber zumindest eine nicht ganz billige Veranstaltung exklusiv für Touristen. Da sitze ich nun zusammen mit 50 Holländern und weiteren 50 Litauern und schaue 8 bunt-(nicht leicht-)gekleideten Mädels zu, wie sie verschiedene geschichtliche Ereignisse nachtanzen. Der krönende Abschluss ist, dass ein paar der Gäste Blumenkränze überreicht bekommen und dafür auf der Bühne unbeholfen tanzen dürfen. Davon gibt's zum Glück kein Foto - ich hatte genug damit zu tun, lächerlich, aber bemüht auszusehen.

Die ersten Erlebnisse mit thailändischen Sanitäranlagen sind hier aus Jugendschutzgründen nicht nachzulesen, bei Interesse bitte Mail an mich mit Altersnachweis. Aber - so viel sei verraten - nicht der Tanz war der Höhepunkt des Abends.

Da kann man noch so weit fahren: diese Leute trifft man überall!

Da kann man noch so weit fahren: diese Leute trifft man überall!

Beim Friseur:

Einen manierlichen Haarschnitt muss ich mir noch zulegen, man will ja aussehen wie ein Mensch.
Die Thais bilden sich ihr Urteil sehr stark anhand des Äußeren. Da die Gesellschaft hierarchisch aufgebaut ist - wenn auch nicht in Kasten, sondern eher nach Einkommen - ist es für Thailänder unerlässlich zu wissen, wie viel Respekt sie ihrem Gegenüber entgegenbringen müssen. Und ein vermutlich reicher Europäer mit Rastalocken, Jutehemd und Kalkutta-Latschen mag da schon verwirrend wirken.
Ich also ins erstbeste Friseurgeschäft. 3-mal Haarewaschen, im Liegen, dazu Nackenmassage. Anschließend darf ich mir aus einem Katalog eine Frisur aussuchen, bekomme die auch. Noch mal Waschen, obskure Lotionen rein, Nackenmassage, pudern, stylen, Nackenmassage, fertig. 3 Euro, vermutlich Touri-Preis.

Aus einem Katalog darf ich mir Frauen aussuchen, für daheim in Deutschland. Die Gerüchte stimmen also. Ich habe die in der Mitte gewählt, die mit dem roten Top. Jetzt habe ich schulterlange braune Haare, sieht sehr seltsam aus.

Aus einem Katalog darf ich mir Frauen aussuchen, für daheim in Deutschland. Die Gerüchte stimmen also. Ich habe die in der Mitte gewählt, die mit dem roten Top. Jetzt habe ich schulterlange braune Haare, sieht sehr seltsam aus.

Meinen ersten Tag verbringe ich anschließend mit sehr großen Augen, laufe ein bisschen durch die Stadt und versuche, nicht ganz so offensichtlich wie ein Farang - ein Wessi - auszusehen. Auf einem gigantischen Platz in der Nähe des Königspalastes gelingt es mir: Niemand schaut mir mehr nach oder versucht, etwas zu verkaufen. Dies mag damit zusammenhängen, dass der Platz sehr groß ist und dazu menschenleer, doch ich bin weiterhin zuversichtlich.

Der Grand Palace - der ehemalige Königspalast steht auch noch auf meiner Liste, aber erst morgen.

Der Grand Palace - der ehemalige Königspalast steht auch noch auf meiner Liste, aber erst morgen.

Thai Massage:

Es wird Zeit, meinen Flugzeug- und Jetlag-Stress hinter mir zu lassen, darum entschließe ich mich zu einer Thai Massage. Nicht zu verwechseln mit Body Massage ("Touchy-touchy, looky-looky, boum-boum, beautiful Thai women, velly cheap!!!").
Eine Thai Massage sollte man sich nicht entgehen lassen, wenn man die Chance dazu hat. Für Touristen sicherlich empfehlenswert und einfach zugänglich ist das Angebot des Wat Pho, des wichtigsten Tempels Thailands. Für thailändische Verhältnisse ist es dort, denke ich, nicht ganz billig, aber das Personal ist geschult und verzichtet in den meisten Fällen auf Halswirbelsäulen-Traumata. Obwohl mich der Kerl schon ganz schön durchknetet.

Davon träume ich nachts: Essen bis zum Horizont.

Davon träume ich nachts: Essen bis zum Horizont.

Zu Fuß geht's weiter durch Bangkoks Straßen. Dies ist eine Fortbewegungsart, die bei den meisten Thais (und nicht nur bei Taxifahrern) Unverständnis hervorruft. Wer Geld hat, zeigt das auch und versucht vor allem, sich das Leben so bequem wie möglich zu machen. Dem Fahrer eines Tuk-Tuks - eines kleinen Motortaxis - zu erklären, man wolle die zwei Kilometer nach Hause lieber laufen, ist der falsche Weg, ihn loszuwerden. Effizienter ist es, ihm ein fiktives Ziel in einer Entfernung von nur 100 Metern zu nennen, und zwar am besten auf Französisch.

Für die Daheimgebliebenen: Die Früchte links heißen "Nuo", sind arschteuer und schmecken scheiße.
Für alle anderen: war gelogen.
By the way: Abgesehen vom Namen gilt dasselbe auch fürs Bier.

Für die Daheimgebliebenen: Die Früchte links heißen "Nuo", sind arschteuer und schmecken scheiße.
Für alle anderen: war gelogen.
By the way: Abgesehen vom Namen gilt dasselbe auch fürs Bier.

© Martin Gädeke, 2003
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nachdem offenbar vor wenigen Stunden die thailändische Botschaft in Kambodscha abgebrannt ist - offenbar nicht ohne Fremdeinwirkung - stehe ich nun vor dem Scherbenhaufen meiner hochtrabenden Kambodscha-Pläne. Sicher scheint im Augenblick nur die Landung in Bangkok - die Frage nach dem "Wohin" wird sich dann wohl dort lösen.
Details:
Aufbruch: 08.02.2003
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 23.03.2003
Reiseziele: Katar
Thailand
Kambodscha
Phnom Penh
Laos
Kambodscha-Packliste
Der Autor
 
Martin Gädeke hat www.umdiewelt.de vor über 23 Jahren gegründet, ist aber nur einer von tausenden Aut­oren - und bei Weitem nicht der Aktivste. Dafür ist er für alles andere auf der Seite zuständig und immer für Dich erreichbar!
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