Thailand nach dem Tsunami

Reisezeit: Januar / Februar 2005  |  von Sybille P.

Ko Jum (oder die vergessene Insel)

Nach 7 Nächten haben wir eigentlich noch nicht genug von Koh Lanta, entschließen uns aber doch weiterzuziehen.

Als spontane Idee kommt ein Zwischenstopp auf Ko Jum in Frage. Ko Jum liegt auf der Hälfte der Fährstrecke zwischen Lanta und Krabi.
Auf unsere Erkundungen, wie stark denn Ko Jum vom Tsunami betroffen ist, kann uns leider keiner so richtig Auskunft geben. So dass wir beschließen, einfach hinzufahren und dann weiterzusehen.
Gesagt getan, wir packen unsere Sachen und am nächsten Morgen in aller Früh bringt uns der "Papa" vom Sayang zum Bootsanleger. Auf dem Fährschiff treffen wir dessen Neffen, der uns eine Adresse eines Hotels auf Ko Jum gibt. Er meint, es wären einige Hotels auf Ko Jum zerstört, aber das "Ko Pu Valley" hätte seit gestern wieder offen. Es befindet sich auf dem nördlichen Teil der Insel, welcher Ko Pu genannt wird.
Nach ca. 1 Stunde hält die Fähre kurz vor der Insel an und die wenigen Touristen, die nach Ko Jum wollen, werden von Longtailbooten abgeholt.
Wir sind die einzigsten Gäste im Boot, welches uns zum "Ko Pu Valley" bringt.
Wegen der stark ausgeprägten Ebbe muss der Bootsfahrer in einiger Entfernung vom Land anlegen. Wir schnallen uns die Rücksäcke auf den Rücken und los geht's durch knietiefe Wasser an Land. Dort angekommen erwartet uns eine lärmend arbeitende Planierraupe am Strand. Wir gehen zum nächstgelegenen Gebäude (oder was davon noch übrig ist), treffen aber niemanden vor.
Ziemlich schockiert wollen wir zurück zum Bootsmann der uns vielleicht an einen anderen Strand bringen kann. Plötzlich kommt eine Frau mit Hund auf uns zu und fragt uns, wo wir hinwollen. Wir antworten, dass wir eigentlich ein Hotel suchten, aber jetzt lieber wieder umkehren wollten. Sie meint, wir sollten doch erst mal mit ihr kommen, der Bootsfahrer könnte uns nachher noch wegbringen.
So gelangten wir dann auf Umwegen doch noch ins "Ko Pu Valley" wo wir uns erst mal für's Frühstück niederlassen. Außer der netten "Empfangsdame", einer Französin mit ihrem Mann, die wie wir später erfahren werden, schon jahrelang nach Ko Jum kommt, ist noch ein deutsches Paar aus Hamburg dort.
Das Frühstück schmeckt prima. - O.K. dann schauen wir uns doch mal einen Bungalow an. Der recht spartanisch eingerichtete Holzbungalow liegt erhöht mit schöner Sicht auf die Bucht und wir entschließen uns, zumindest eine Nacht zu bleiben, was die Gesichter unserer Gastgeber freudig erstrahlen lässt.

Unsere "Luxusunterkunft"

Unsere "Luxusunterkunft"

Das Ko Pu Valley ist die einzige Anlage der Bucht, die relativ unversehrt geblieben ist. Es wurde "nur" ein Bungalow, die Küche und das Inventar des Restaurants weggespült. Die anderen Bungalows sind glücklicherweise alle erhöht in den Hang gebaut worden.
Bei einem späteren Spaziergang stellen wir fest, dass alle benachbarten Bungalow-anlagen teilweise total zerstört sind, bei einer Anlage steht nur noch die Theke und es ist kein Mensch zu sehen.

Woanders wird ziemlich langsam wieder aufgebaut. Eine Holländern sitzt mit hoffnungsloser Miene bei den arbeitenden Thais. Sie erzählt uns, die Thais hätten extra einen Bungalow für sie gebaut, er war noch nicht mal bezogen und wurde von der Welle weggespült. Jetzt hat sie eine provisorische Unterkunft über den Resten der ehemaligen Bar gefunden und versucht die Thais zu unterstützen.
Sie war am 26. Dezember in Khao Lak gewesen und zeigt uns Fotos, welche sie kurz nach dem Tsunami aufgenommen hat.

- Die Überreste einer Bungalowanlage auf Ko Pu -

- Die Überreste einer Bungalowanlage auf Ko Pu -

Als wir zurück ins Ko Pu Valley kommen, sind die beiden Hamburger und die Franzosen fleißig am Aufräumen. Der Strand wird vom Abfall befreit, hingespülte Steine werden entfernt etc.
Hier können wir uns natürlich nicht so einfach an den Strand legen und relaxen, also helfen wir mit. Die Thais können es kaum glauben, dass wir als Touristen ihnen helfen und wir freuen uns wiederum über ihre Freude.

Die fleißigen Helferlein

Die fleißigen Helferlein

Die Hoteleigentümerin ist heute morgen mit dem Fährboot nach Krabi gefahren, um neue Gäste anzuwerben. Als sie (leider ohne Gäste) zurück kommt, glaubt sie ihren Augen nicht: So schön war der Strand ja noch nie!
Nach oder während getaner Arbeit gönnen wir uns natürlich auch mal ein Bad im strahlend blauen Meer. Wir versuchen uns vorzustellen, wie es hier vorher ausgesehen hat. Es war mit Sicherheit eine sehr schöne ruhige Bucht. Unser Blick fällt auf die nicht weit entfernt liegenden PhiPhi Inseln. Unvorstellbar, dort muss noch wesentlich mehr zerstört worden sein, als auf Ko Jum. Hier hat es wenigstens keine Toten gegeben.

Abends erzählt uns die Besitzerin, dass von der Küche nach dem Tsunami lediglich ein Löffel übrig geblieben ist.
Zum Glück gibt es am anderen Ende der Bucht einen Deutschen, der dort ein Privathaus hat. Und der hat jedem der 5 Ressortbesitzer 50.000 Baht (ca. 1.000 €) gegeben. Damit hat sie ihre Küche wieder aufgebaut. Bei den anderen Ressorts war es leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Wir fragen, ob Sie denn keine finanzielle Hilfe vom Staat erhalten hätten. Worauf sie antwortet, dass alle Besitzer der insgesamt 5 Ressorts dieser Bucht zur Verwaltung aufs Festland gefahren seien, mit einer Liste aller Dinge, welche vom Tsunami zerstört oder weggetragen wurden (Küche und Restaurant mit Einrichtung, Stühle, Boot, Bargeld, Moped etc.). Die Leute auf der Verwaltung hätten gefragt, ob sie Belege dafür hätten. Das hatten sie natürlich nicht und so bekamen sie keinerlei Unterstützung.
Da fragt man sich doch wirklich, wo die ganzen gespendeten Gelder hingehen???

Trotzdem verbringen wir noch einen schönen Abend in netter Gesellschaft mit einigen Beer-Chang. Und als wir im Bett liegen und das Stromaggregat ausgeschaltet ist, hören wir nur noch das Rauschen des Meeres und die Geräusche des Dschungels.

Mit betrübter Stimmung fahren wir am nächsten Morgen weiter nach Krabi. Was wird aus den Leuten auf Ko Jum werden? Sie kommen uns irgendwie vergessen vor.
Wir nehmen uns jedenfalls vor, bei einer nächsten Thailandreise auf jeden Fall im Ko Pu Valley vorbeizuschauen um zu sehen, was daraus geworden ist.

© Sybille P., 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
4 Wochen nach der zerstörerischen Flut sind wir zunächst überhaupt nicht sicher, ob wir nach Thailand fahren sollen. In unserem Bericht erfahrt ihr, wieso wir es keine Minute bereut haben, doch ins "Land of Smile" gefahren zu sein.
Details:
Aufbruch: 27.01.2005
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 25.02.2005
Reiseziele: Thailand
Der Autor
 
Sybille P. berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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