Indien 2004
Unfall
Auf der Fahrt von Delhi nach Jaipur schlief ich und träumte gerade davon, dass wir eine heilige Kuh angefahren hätten. Plötzlich tat es einen lauten Schlag und ich dachte, wir seien auf eine Kuh aufgefahren. Schnell wurde ich aber von meinen Mitreisenden aufgeklärt. Ein Junge, ca. 12 Jahre alt, war in unseren Bus gelaufen. Trotz eindringlicher Bitten unsererseits, fuhr der Fahrer einfach weiter. Das Ganze war umso schlimmer, da unter uns ein Arzt war und er verständlicherweise unbedingt erste Hilfe leisten wollte. Aber es half alles nichts, die Fahrt ging weiter. Unser indischer Führer schimpfte mit dem Fahrer und versuchte ständig uns zu beruhigen. Sein stetig besorgter Blick nach hinten sagte uns, dass er (wie auch wir) die Hosen gestrichen voll hatte. Nach ca. 20 km unwahrscheinlich riskanter Fahrt (auf den Straßen sind ständig Menschen und Tiere unterwegs), kamen wir in ein Städtchen indem es von Leuten nur so wimmelte. Plötzlich fuhr uns ein Bus entgegen. Auf einmal war ein LKW neben uns. Es konnte eigentlich nur noch krachen. Wie durch ein Wunder passierte nichts und wir standen. Kapiert hatten wir immer noch nichts. Plötzlich setzte ein unsagbarer Lärm ein. Die Leute schrieen durcheinander und drohten uns. Jetzt wurde uns bewusst, der Bus und der LKW waren abgesprochen, das Ganze organisiert. Die Menschen hatten uns in der Zange. Plötzlich gab der Busfahrer Gas und versuchte durchzubrechen. In diesem Moment krachte es und der LKW rammte uns voll von der Seite. Jetzt konnten wir natürlich nicht mehr weiter und die Angst breitete sich aus. Irgendwann stand dann ein Polizist mit MP im Anschlag im Bus und hielt das Ganze unter Kontrolle. Nach viel Damdam ging es dann weiter. Ungefähr 20 km später kam so etwas wie eine Polizeistation am Straßenrand in Sicht. Dort hielten wir und unsere drei Mann Besatzung (Fahrer, Helfer und Führer) wurden in einen Verschlag abgeführt. 2 Stunden später kam der Reiseführer und erzählte, mit viel Geld habe er es geschafft, dass wir mit dem Bus und dem Fahrer nach Jaipur (über 2 Std. Fahrzeit) weiter fahren können. Der Helfer müsse aber als Pfand zurückbleiben, da der Fahrer in der Nacht zurück fahren und den Sachverhalt klären müsse. Mit viel Glück können wir dann am nächsten Tag weiterfahren. Ob dies wirklich Glück bedeutet hätte, mit einem verschlafenen Fahrer unterwegs zu sein, schien mir zweifelhaft. Die Sache ging - zumindest für uns - noch gut aus. Wie durch ein Wunder war der Fahrer am nächsten Tag topfit. Eine Nachfrage ergab, dass sich durch Nachlegen von etwas Kohle die Angelegenheit scheinbar erledigt hat und der Helfer wohl einen Tag später wieder bei uns sein würde. Genauso war es dann auch. Was aus dem verletzten oder vielleicht sogar toten Jungen geworden ist, haben wir nie erfahren. Man sagte uns lediglich, dass er leicht verletzt sei, was ich allerdings auf Grund der immensen Blechschäden nicht glauben konnte.
Aufbruch: | 06.02.2004 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 23.02.2004 |