Vietnam - Eine andere Welt

Reisezeit: Dezember 2009 - Januar 2010  |  von Hartmut Millarch

Sapa - Der Norden Vietnams / Teil 1

Sapa 04.01.2010

Die naechste Etappe ist geschafft. Gestern habe ich mir noch das Wasserpuppentheater in Hanoi angeschaut.

Das war total witzig. Augsburger Puppenkiste, aber nur im Wasser eben.

Ich habe davon die Haelfte auf Video aufgenommen. Zum Glueck habe ich einen Tag zuvor gebucht und somit einen Platz in der zweiten Reihe erwischt. Fuer 60 000 Dong, also um die 2,50 Euronen.

Danach noch ein Bier in einem mit am hoechst gelegenen Restaurant Hanois mit Superblick auf den Loan Kiem See und den tobenden Strassenverkehr gehabt. War ganz schoen sich das mal von oben anzuschauen. Dann noch mal zur Blumenschau gewesen und einige Bilder wiederholt die beim ersten mal nichts geworden sind. Dann gings zum Nachtzug nach Lao Cai. Ein Viererabteil im Schlafwagen habe ich mir mit drei Englaendern geteilt. Der ganze Zug bestand nur aus Schlafwagen. Einerseits recht praktisch weil man sich dann eine Unterkunft erspart und morgens ausgeschlafen ist, aber andererseits gibts dort keine Plattform oder offene Tuer um die Landschaft zu geniessen. Also steht es jetzt 2:2 im direkten Vergleich.

In Lao Cai wurde ich wie versprochen abgeholt und es ging auf einer super angelegten Strasse nach Sapa. Immer hoeher ging die Fahrt, die Sonne gerade auf und es bot sich ein Anblick der mich fast erschlagen hat. So schoen ist das auf Fotos alles nicht wie in Natur. Hier bleibe ich ein paar Tage.

Nun warte ich darauf das ich endlich hier im Hotel einchecken kann. Internet wie gewohnt bei der Rezeption und der Zugang doch gar nicht mal so langsam. Voellig okay. Die wenigen Deutschen welche ich bisher getroffen habe wollten nicht nach Sapa weil es ihnen zu kalt ist. Momentan ist aber strahlender Sonnenschein und krachig warm.

Am Markt die ersten Kontakte geknuepft. Sicher wollen auch hier alle ihren Kram verkaufen und ich nehm wie fast immer nichts. Jedoch war das eben so lustig gewesen das ich mich vielleicht doch noch breit schlagen lass. Die beiden Frauen welche ich traf gehoeren zum Bergvolk der Red Dao und sind wohl nur halb so gross wie ich. Wir haben uns auf Anhieb praechtig verstanden. Auch als ich nichts gekauft hab gabs trotzdem jede Menge Spaesschen. Sehr vieles geht ueber ein Mixmax aus mehreren Sprachen. Irgendwie wussten wir dann doch was der andere meint. Auf jeden Fall wollen sie mir morgen ihr Dorf und die ganze Umgebung zeigen. Sie drucksen noch ein bisschen rum was sie dafuer an Geld haben wollen. Denke aber mal so um die 6 Euro fuer den Tag. Das gibt Fotos.

Sapa 05.01.2010

Mein neues zu Hause im "Fansipan View Hotel" mitten im Zentrum dieser kleinen Stadt ist fuer die 20 USD einfach spitzenmaessig. Ein riesiges Zimmer mit einem Bett wo ich auch hinein passe, (ca. 2,50x3 Meter), ein Bad der Luxusklasse und ein Service vom feinsten. Einfach nur Super !!!

Fuer heute morgen um neun Uhr war ich ja mit meiner kleinen neuen Freundin am Markt verabredet. Ich wollte mir doch ihr Dorf anschauen und sie wollte es mir zeigen. Dazu muss ich sagen das sie von der ethnischen Minderheit der Red Daos kommt. In Vietnam rund um Sapa leben nur noch etwa 3500 von ihnen. Sie heiraten nur untereinander. Deswegen wird es sie auch nicht mehr lange geben. Sie gehoeren trotz ihre Farbenpraechtigkeit zur mit aermsten Bevoelkerungsschicht Vietnams. Wenn nicht sogar zur alleraermsten.

Jedenfalls ist mein kleiner Spassvogel mit dem sonnigen Gemuet puenktlich erschienen. Und schon gings los. Auf gerader Strecke war ich ihr weit ueberlegen, aber sobald es bergig wurde, war sie mit ihren kurzen Beinen und einem grossen Korb auf dem Ruecken klar im Vorteil. Es gab fast nur bergige Strecken. Da ging mir ziemlich die Puste aus. Sie hatte immer noch ein Spaesschen auf den Lippen das ich zwar nicht immer ganz verstanden habe, aber lachen mussten wir beide. Die Landschaft wodurch sie mich gelotst hat, verschlaegt einem mehr als den Atem. Davon wird es noch massenhaft Fotos geben. So etwas schoenes habe ich weltweit selten gesehen. Gesten liess ich uebrigens die ersten 156 zur Sicherheit auf Papier bannen und folieren. So mach ichs bei diesen auch.

Jedenfalls sind wir nach drei Stunden in ihrem Dorf angekommen und haben kurz davor ihre drei Kinder von der Schule eingesammelt. Das letzte Stueck Weg war der haerteste. Dann war es geschafft und der Kochtopf wurde angeworfen. Ich sollte doch unbedingt etwas mit essen. Dies abzulehnen waere eine Beleidigung. Zusammen mit ihrem Mann haben sie gekoechelt und ich bekam eine Lehrstunde geboten wie mit einfachsten Mitteln ein fabelhaftes Gericht gezaubert wird. In der Zwischenzeit konnte ich mich umschauen. Bekam auch die Erlaubnis die Kinder zu fotografieren. Dazu sollte man wissen das man dieses ungefragt besser nicht tun sollte. Auch die alten Menschen auf den Maerkten sehen das nicht gerne. Es zieht die boesen Geister an.

Nachdem wir uns jedoch etwas kennen gelernt haben, war das kein Thema mehr. Dazu muss ich erwahnen das ich ihr bis zu dem Zeitpunkt weder etwas abgekauft noch sonst etwas bezahlt habe. Irgendwie war das Vertrauen da. Jedenfalls hat mir das Gericht mit einfachsten Mitteln besser geschmeckt als alles andere was ich hier in Vietnam bisher geboten bekam.

Auf dieser Welt habe ich schon so viel Elend gesehen, aber das war das mit haerteste ueberhaupt. Im Grunde genommen besitzen sie gar nichts ausser ihres natuerlichen Frohsinns. Das hat mich schwer beeindruckt. Dann ging es auf zum Rueckweg. Zwar auf einer einfacheren, jedoch weitaus laengeren Strecke. Zum Schluss endete es an der Anbindung nach Lao Cai mit Abzweigung nach Sapa. Nach einer weiteren Stunde waren wir wieder dort wo wir her gekommen sind. Am Markt von Sapa.

Ich wusste nicht was ich ihr fuer diesen tollen Tag an Geld geben sollte. Sie hat auch nichts gefordert. Immerhin konnte sie heute ja nichts verkaufen und hat mich noch mit durchgefuettert. Hab mich dann fuer 200 000 Dong (etwa acht Euro) und zwei Fotos wo sie drauf ist und ich gestern ausdrucken liess entschieden. Da haben die Augen geleuchtet. Fuer uns ist es kein Geld und in jeder Reiseagentur haette ich das dreifache fuer solch eine tolle Tour bezahlt. Fuer sie und ihre Familie bedeutet es ein ganzes Vermoegen. Warum soll ich es den dortigen Reisebueros in den Rachen schieben? Sollen es doch die bekommen, welche es sich hart erarbeitet und schwer verdient haben.

Es wird nicht gerne gesehen wie ich mit einer Red Dao alleine durch die Gegend ziehe. Weder von den Vietnamesen die um ihre Pfruende fuerchten, noch von den Black Hmong, einer anderen ethischen Minderheit. Die beiden moegen sich nicht sonderlich. Leben zwar friedlich zusammen, gehen sich sonst aber aus dem Wege. Ehrlich gesagt mag ich die Black Hmongs auch nicht so sehr. Wie diese Touristen bombardieren welche einmal angebissen haben, laesst sich sehr bald auf einigen Fotos erkennen.

Die Red Dao sind zwar ueberwiegend aermer aber viel bunter, witziger und einfallsreicher.

Auf meine Frage ob wir beide morgen gemeinsam den naechsten Trip unternehmen und sie mich wieder begleitet, folgte nur glueckliches Laecheln. Nine o clock? Yes, sure.

Ich weiss noch nicht wie lange ich hier in Sapa bleibe. Ich lass es das Wetter entscheiden. Heute gab es jedenfalls einen ganz heftigen Sonnenbrand. Jedoch werden mich nachts dafuer keine Moskitos quaelen. Diese gibt es hier nicht und Sonne tagsueber mehr als satt.

Die Red Daos koennen uebrigens sehr schwer ein R aussprechen. Ihre Vorfahren kommen ja aus China. Da klingt das bischen englischer Sprache noch lustiger. Macht aber nichts.

Meine Sprachkenntnisse in der Hinsicht sind ja auch nicht die besten.

Trotzdem verstehen wir uns praechtig.

Hunde und Katzen essen sie wegen ihrer eigentlichen chinesischen Herkunft trotzdem nicht. Ganz im Gegenteil. Sie werden dort als Haustiere gehalten wie bei uns auch.

Sapa 06.01.2010

Ganz sicher war meine neue Freundin puenktlich. Heute wollte ich mit ihr den hoechsten Punkt von Sapa sehen. Er liegt 300 Meter ueber dieser kleinen Stadt. Klingt nicht viel, kann aber an die Leistungsgrenze treiben. 30 000 Dong (bisschen mehr als ein Euro) Eintritt fuer einen Haufen Stress. Fuer sie hat es nichts gekostet. Was fuer ein Gekraxel. Mir ist jede Kippe einzeln aus dem Hals gefallen. Trotzdem gab es immer wieder Zwischenstationen zum ausruhen und wurde mit einem phantastischen Ausblick belohnt. Die ganze Anlage gibt es erst seit etwa zwei Jahren. Ich zeige sie Euch spaeter von Fotos her.

Danach sofort die Bilder zum Ausdruck gebracht (mittlerweile habe ich innerhalb einer Woche ueber 200) und meine langsam beliebte Garkueche besucht. Man muss es sich als kleinen Markt vorstellen wo nur gegessen wird.

Black Hmongs, Ur-Vietnamesen und Red Daos essen zwar auch dort gemeinsam, nur gibt es trotzdem feine Unterschiede. Ich bin und bleibe auf der Seite der Red Daos. Das bringt natuerlich einerseits Symphatien, auf der anderen Seite zornige Blicke. Damit kann ich leben.

Danach hab ich mir noch das Museum von Sapa angeschaut. Ist aber nichts besonderes. Viele Fotos aus vergangener und heutiger Zeit Darunter befindet sich das Touristen-Office der Stadt. Auch dort ist wie fast ueberall Internet vorhanden und komplett kostenlos.

Moechte man also mal schnell eine Mail checken, so geht man ins naechste Hotel, setzt sich an den naechstbesten Computer und muss nicht mal fragen. So etwas kenne ich sonst aus keinem Land.

Ich freu mich immer noch zu meiner tollen Unterkunft. Besser konnte meine Wahl nicht sein. Heute hat man mir die prepaid-Karte meines Vietnam-Handys wieder aufgeladen. Auch sonst wird jeder Wunsch erfuellt.

© Hartmut Millarch, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nun ist es bald so weit. Nach vielen Ländern im asiatischen Raum möchte ich jetzt endlich auch mal Vietnam entdecken. In den letzten Jahren war ich sehr oft auf der schönen Insel Sri Lanka. Leider spielen ausgerechnet in diesem, wo ich mich schon so riesig auf meinen 50. Geburtstag dort gefreut habe die Preise völlig verrückt. Entgegen dem wurden Flüge nach Vietnam um so günstiger. Also auf nach Vietnam !!!
Details:
Aufbruch: 29.12.2009
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 28.01.2010
Reiseziele: Vietnam
Der Autor
 
Hartmut Millarch berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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