Mit dem VW-Bus durch Marokko
Durch den Hohen Atlas an die Atlantikküste
Wir nehmen die Landstraße von Marrakesch nach Imi-n' Tahoute. Kurz bevor wir dort auf die Autobahn stoßen, werden wir in dem Dorf Bou-Laouana von wild maskierten Jugendlichen, die immer noch Hammelfest feiern, angehalten und um einen kleinen Obolus gebeten, den wir natürlich gerne entrichten.
Nur ein kurzes Stück fahren wir auf der neu gebauten Autobahn, bevor wir rechts zum Ort Irohalen abbiegen, um dann dem zwischen der Autobahn und dem Flusstal Ait Moussa verlaufenden Sträßchens nach Süden zu folgen. Schon bald finden wir auf einem kleinen Plateau unterhalb eines leer stehenden Bauernhauses einen hübschen Lagerplatz. Es weht nur so etwas von einem saukalten Wind, dass man sich außerhalb des Busses überhaupt nicht aufhalten kann. Als wir unterhalb unseres Lagerplatzes bei einem Brunnen Wasser abzapfen, frieren uns fast die Finger weg. Belohnt werden wir dafür mit einem überwältigend schönen Sonnenuntergang vor einem fantastischen Bergpanorama!
Am nächsten Morgen geht es auf Nebenstraßen weiter Richtung Tissiane. Fast verpassen wir die Abzweigung, denn nur eine große Felstafel dient als Wegemarke. Während wir bisher so gut wie alleine auf der Straße unterwegs waren, strömen jetzt immer mehr Menschen zu Fuß und auf Eseln in Richtung des nächsten Ortes, denn dort ist heute großer Markt.
Zurück auf der Autobahn fahren wir schon bald wieder ab, diesmal bei Boulbaz in westliche Richtung, nach Immouzzer-des-Ida-Outanane und von dort weiter durch eine wunderbar wilde Berglandschaft, der Ausschilderung zur Grotte Wintimdoune folgend. Es geht sehr steil den Berg hinauf und unterwegs nehmen wir zwei junge Anhalter mit. An einem kleinen Parkplatz angekommen, geht es ein gutes Stück zu Fuß weiter. Der Aufstieg lohnt in jedem Fall! Ein grandioser Ausblick in die Bergwelt, davor ein großes Becken, das Quellwasser fasst. Nur ein kleiner Teil der Grotte ist zugänglich. Außerhalb campieren einige Jugendliche und einheimische Familien, die wohl die Feiertage für einen Ausflug hierher genutzt haben und uns freundlich zum Tee einladen. Für den Rückweg steckt man uns noch Orangen zu.
Oberhalb der viel Wasser führenden und landschaftlich wunderschönen Asif-Tamrhalcht-Schlucht finden wir nicht weit neben der Straße einen ruhigen Lagerplatz. Am nächsten Morgen führt uns der Weg noch ein Stück weit entlang der malerischen Schlucht, bevor wir zuerst die Hauptstraße, dann die Atlantikküste und zuletzt die Touristenhochburg Agadir erreichen.
Agadir ist eine moderne Stadt, die nach dem schweren Erdbeben im Jahre 1960, das 15.000 Tote forderte und die Stadt fast vollständig zerstörte, ganz neu aufgebaut wurde. Es gibt nur noch wenige Reste der auf einem Felsen gelegenen Kasbah zu besichtigen. Wir parken im Zentrum, gehen Kaffeetrinken, kaufen ein paar Sandalen und überqueren dann die Avenue Hassan II., um durch die Hotelviertel zum langen Sandstrand zu gelangen. Die steife Brise hat Badegäste vom Besuch des Strands abgehalten und so hindert Wolfi nichts daran, wie wild durch den Sand zu düsen.
Nachdem wir Agadir in Richtung Süden verlassen haben, legen wir bei dem großen Einkaufszentrum Margianne einen Stopp ein. Hier gibt es alles, was ein Käuferherz begehrt. Traditionell gekleidete Marokkaner stehen staunend vor der Wunderwelt des westlichen Konsumangebots, unter anderem hier vertreten in Form von buntem Plastikspielzeug aus China oder Luxuskosmetik aus Frankreich. Da decke ich mich lieber mit wohlriechender Argane-Seife und Argane-Crème de Jour ein. Äußerst leckeres marokkanisches Olivenöl muss auch noch mit und in dem angrenzenden Weinladen erstehen wir zwei Kistchen guten marokkanischen Rotweins.
Weiter geht es nach Tiznit und dort zum Campingplatz, der direkt am Tor zur Medina liegt, der wir abends einen Besuch abstatten. Hellmut lässt sich von einem Barbier die Haare schneiden und den Bart stutzen. Der junge Mann fühlt sich durch den Besuch sichtlich geehrt und bietet sein ganzes Können auf, um seinen ausländischen Kunden zufrieden zu stellen. Während dessen stocke ich auf dem Markt unsere Gemüse-, Obst- und Teevorräte auf. Die Bananen sind ganz frisch und lecker, ebenso die Orangen und Avocados. Anschließend pilgern wir vorbei an der Moschee zum Place Mechouar. In den dahinter angesiedelten Souks findet sich ein Gold- und Schmuckladen neben dem anderen; heute sind die meisten - leider oder glücklicher Weise? - geschlossen.
Am nächsten Tag fahren wir weiter nach Sidi Ifni. Die Fahrt entlang der Atlantikküste ist wunderschön. Hohe, mit Gischt bekrönte Wellen schlagen an die rötliche Felsküste, die immer wieder von langen Sandstränden durchbrochen wird. Vor uns kommt das malerisch auf einem Felsen gelegene Mirleft in Sicht. Bei mir ist eine Erkältung im Anzug und so machen wir uns in dem hoch auf Klippen gelegenen Sidi Ifni gleich auf die Suche nach dem Campingplatz. Von einer Aussichtsplattform aus sieht man hinunter auf den Sandstrand und dort befindet sich auch der Campingplatz. Heute ist es so stürmisch, dass man sich an der Brüstung festklammern muss, um nicht weggeweht zu werden. Unten am Strand ist es noch viel schlimmer. Den Insassen der wenigen Wohnmobile dürfte es schwerlich möglich sein, diese bei dem Wind überhaupt zu verlassen. Zu unserem Glück kommt aus einem Restaurant ein junger Mann und meint, wir sollten doch auf den zweiten, windgeschützten Campingplatz gehen, der sich hier oben, in der Nähe des Hospitals befände. Diesen Ratschlag befolgen wir gerne.
Eigentlich war nur eine Nacht Aufenthalt eingeplant, aber meine Erkältung übernimmt jetzt das Kommando und so werden es insgesamt drei Nächte, die wir auf dem Campingplatz von Sidi Ifni verbringen. Wir schließen Bekanntschaft mit den französischen, italienischen und deutschen Nachbarn, meist Rentner, die zum Überwintern hierher gekommen sind und uns gerne mit Insider-Tipps versorgen, so zum Beispiel in welcher Seitenstraße sich der Bäcker versteckt hält. Am gegenüber liegenden Markt können wir frisches Obst und Gemüse einkaufen. Zum Essen gehen wir in den Ort. Um einen zentralen Häuserblock gibt es mehrere Restaurants. Wir wählen gleich jenes, aus dem der junge Mann kam, der uns den guten Tipp mit dem windgeschützten Campingplatz gab. Es handelt sich um ein einfaches Einheimischenlokal, in dem der frisch zubereitete Kuskus vorzüglich schmeckt. Hellmut beschließt, alle auf der Karte angebotenen Drinks hintereinander auszuprobieren - Orangensaft, Bananenmilch, Avocadomilch - und wundert sich dann sehr, als seine Gedärme rebellieren.
Am nächsten Abend besuchen wir das Restaurant an der Rückseite des Blocks. Es ist geschmackvoll eingerichtet und hat eine ganz wunderbare Küche. Die Speisen werden in Gastraum selbst zubereitet und heute leisten wir uns das volle Programm: Avocados mit Meeresfrüchten, gebratenen Fisch, Orangensalat mit Zimt. Lecker! Der sehr zuvorkommende Wirt bietet uns an, wir könnten selbst Wein mitbringen, da er keine Lizenz für den Ausschank von Alkohol hat. Unter diesen Umständen kommen wir gerne wieder!
Aufbruch: | 04.12.2008 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 10.01.2009 |
Marokko