Mit dem VW-Bus durch Marokko
Die Königsstadt Rabat
Es regnet in Strömen als wir uns im dichten Verkehr zur jenseits des Oued Bou Regreg gelegenen alten Königsstadt Salé durchfragen. Laut unserem Reiseführer soll es hier einen Campingplatz geben, doch der existiert nicht mehr. Nun erst mal den Bus geparkt und Salé besichtigt! Das aus dem 13. Jahrhundert stammende Bab el Mrisa ist wirklich sehenswert, doch die dahinter liegende Altstadt macht einen, durch das graue Regenwetter noch verstärkten, recht heruntergekommenen Eindruck. Hier beginnt das Judenviertel, die Mellah. Wir wandern durch die Altstadt, entlang der Rue de la Grande Mosquée, vorbei an der Großen Moschee aus dem 12. Jahrhundert, ebenso wie an der Medersa und erreichen über die Koubba des Marabout Sidi Abdallah Ben Hassoun den islamischen Friedhof. Inzwischen ist der Regen so stark geworden, dass wir die Besichtigung abbrechen.
Über die Brücke fahren wir zurück nach Rabat. Wir wollen versuchen, in einem der Hotels, die an der außerhalb der Medina entlang führenden Hauptstraße Boulevard Hassan II. liegen, ein Zimmer zu finden. Doch die Antwort lautet immer: "No chien!" Armer Wolfi! Um das weitere Vorgehen zu beratschlagen, gehen wir erst mal Kaffeetrinken. Als wir zum Bus zurückkommen, trauen wir unseren Augen nicht: eine orangefarbene Parkkralle ist am linken Vorderrad unseres Buses befestigt! In heller Aufregung suchen wir nach dem Parkwächter, der uns in diesen Parkplatz eingewiesen hat. Wir hätten keinen Parkschein gelöst, meint der, und das würde jetzt eine Strafe von 10 € kosten. Wenn wir zahlen, dann würde die Parkkralle entfernt und wir dürften auch den Rest des Tages hier stehen bleiben. Erst einmal erleichtert, so schnell und unbürokratisch die Parkkralle wieder loszuwerden, zahlen wir natürlich gern. Erst anschließend ärgern wir uns, dass uns der Parkwächter nicht vorher informiert hatte, dass wir einen Parkschein lösen müssen.
An einem Taxistand fragen wir, wo sich der nächste Campingplatz befindet. Der Taxler sagt, der sei ca. 15 Kilometer außerhalb. Aber es gäbe noch eine andere Möglichkeit. Der große Parkplatz des Einkaufszentrums Margianne sei nachts bewacht und es würde toleriert, wenn sich dort Camper aufhielten. Wir gönnen uns in der Stadt noch ein gutes Kuskus-Essen, bevor wir uns auf die Suche nach dem Einkaufszentrum machen.
Das stellt sich wirklich als ein guter Tipp heraus! Das Margianne hat bis 22 Uhr geöffnet und verfügt über saubere Toiletten. Wir stellen uns in eine dunkle Ecke des Parkplatzes, gehen noch ein bisschen shoppen und lassen dann unseren Schlaf von den Parkwächtern bewachen.
Am nächsten Morgen geht's los zur Besichtigung von Rabat. Entlang der Rue Soukia und vorbei an der Großen Moschee schlendern wir durch die Medina und bewundern die in den Läden zum Kauf angebotene exotisch-bunte Warenwelt. Beim Marché biegen wir nach links in die Neustadt ab, folgen der modernen Rue Mohammed V. Vorbei am Tor des Windes (Bab er Rouah), der Universität und der Moschee es Sunna erreichen wir den Königspalast. Darin residiert der jetzige König von Marokko, Mohammed VI., dessen Person laut Verfassung "heilig" ist. Auch wenn im Land nicht mehr jegliche Opposition mit Kerker und Folter verfolgt wird, so wie es noch unter dem Vater des seit zehn Jahren amtierenden Königs der Fall war, so ist der 46-jährige Monarch doch der Alleinherrscher, Parlament und Regierung praktisch bedeutungslos. Die Wirtschaft wächst, doch kommt der Reichtum nur einer kleinen Schicht zugute, während die Mehrheit bitterarm bleibt. Es heißt, der König liebe Rockmusik, Sport und Designer-Klamotten, lebe aber sehr zurückgezogen.
Es hat wieder stark angefangen zu regnen und die Torwache sagt uns, mit Hund dürften wir hier sowieso nicht rein und der Touristeneingang befände sich auch ganz woanders. Hellmut gibt auf. Er will mit Wolfi im Café warten. Doch ich will unbedingt sehen, wo der heilige Monarch residiert. Also wandere ich im strömenden Regen - Schirm habe ich natürlich nicht dabei - entlang der Palastmauer zum Tor für Touristen. Von einem Tor kann man nicht sprechen, es ist nur eine Pforte mit viel Polizei. Als ich neugierig auf das Gelände spähe, werde ich sofort gefragt, was ich hier möchte. Als ich meinen Besichtigungswunsch äußere, bringt mich der Uniformierte in ein kleines Kämmerchen zu einem Zivilbeamten. Den Pass bitte! Ach du Schreck! Meine ganzen Papiere sind bei Hellmut im Café! So stehe ich tropfnass vor diesem Mann, kann mich nicht ausweisen. In meiner Börse finde ich zu guter Letzt noch einen alten Münchner Bibliotheksausweis. Ich wirke so touristisch harmlos, dass der Mann, nachdem er meinen Namen und meine Herkunft in eine Liste eingetragen hat, mich in den weitläufigen Schlossgarten entlässt. Zur Besichtigung habe ich überhaupt keine Lust mehr, aber jetzt gleich wieder gehen, geht auch nicht. Nur keinen Verdacht erregen. Also stapfe ich tapfer durch den strömenden Regen und unter Sturm gepeitschten Palmen in Richtung Palast und Moschee. Die wachhabenden Soldaten beäugen mich neugierig. Andere Touristen sind ja auch nicht unterwegs. Natürlich darf ich keines der Gebäude betreten. Genervt trete ich den Rückzug an, melde mich bei dem Herrn im Kämmerchen wieder ab und wärme mich später im Café bei einer Tasse Tee auf. Das war genug Rabat!
Aufbruch: | 04.12.2008 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 10.01.2009 |
Marokko