Über die Alpen, zu Fuß von München nach Venedig

Reisezeit: Juli / August 2009  |  von Sepp Gmeinwieser

Das Gewitter (Tag 22-23)

Mitten in der Nacht wurden wir wach. Irgendetwas grummelte so stark, dass der Boden vibrierte. Kurz darauf fing es an sehr stark zu regnen. Das geballer wurde immer lauter, dann passierte es. Das Gewitter zo über den Berg rüber in unseren Talkessel. Platzregen, der so stark war, dass das Wasser uns von unten in das zelt spritzte, fiel über uns her. Das Donnern war mittlerweile so laut, dass er in den Ohren schmerzte und alle 3 Sekunden erhellte unser Zelt. Ich bekam Panik, so ein Gewitter kannte ich nicht. Ein kurzer Blick aus dem Zelt: Klatschnass, aber was noch viel schlimmer war, die Blitze hauten ununterbrochen in kurzer Entfernung in die Bäume. Ich schrie Patrick an, dass wir hier wegmüssen, runter ins Dorf irgendwo Schutz suchen. Also liefen wir in unterwäsche barfuss den steinigen Pass runter, um uns rum hauten die Blitze in den Boden. Scheisse hatte ich Angst ! Im Dorf angekommen verkrochen wir uns vor einer überdachten Haustür. Klitschnass, es war richtig kalt und wir zitterten. Nach ungefähr einer Stunde zog das Gewitter weiter. Wir gingen zurück zum zelt und wollten uns grade wieder hinlegen, als es erneut anfing zu grummeln. Ich schmiss meinen klitschnassen Rucksack ins Zelt, zog die Heringe und rannte mit dem Paket zurück ins Dorf Haben uns in eine Bushaltestelle gesetzt, die etwas höher lag als das Dorf. Dann gings wieder los, nur diesmal konnten wir alles sehen. Von allen Ecken schwappte das Gewitter gleichzeitig über die Berge und preschte ins Dorf. Man sah nur noch Nebel da unten und Lichtblitze. Dann stieg der Nebel an, bis auch wir nichts mehr sehen konnten und starker Hagel knallte auf die Bushaltestelle. Es war nur noch hell am Blitzen und am knallen und ich wollte wieder mal sterben Ging wieder ziemlich lange, der komplette Inhalt des Rucksacks war klitschnass. Zum Sonnenaufgang verzog sich das Gewitter wieder. Himmel grau, schlechtes Wetter ging wieder los. Wir waren so geschockt, dass wir die nächste Gebirgswanderung cancelten, so ein Gewitter wollten wir nicht in 2500 Metern höhe erleben. Never !! Wir entschieden uns, die Wanderung im Flachland richtung Venedig fortzusetzen. Zum Glück waren die wichtigen Dokumente, Kamera und Handy immer in wasserdichter Folie verpackt.

Die Bushaltestelle

Die Bushaltestelle

Ich vergaß zu erwähnen, dass wir pleite waren. Noch 5 Euro für den Bus nach Belluno gehabt, dann empty. Rückfahrticket nach Venedig hatten wir aber, es geht jetzt ums Überleben bis dahin ! Habe zwar eine Mastercard, aber den pincode wusste ich nicht. Im Laden bezahlen ist möglich, abheben jedoch nicht, und in diesen Minidörfern wissen die nichtmal was ne Mastercard ist. Also erneute Planung im Bus auf der Fahrt nach Belluno.

Alles grau

Alles grau

Fanden relativ schnell eine Unterkunft, in der wir von einem Pastor empfangen wurden. Aha, darum war der Preis so günstig ! Aber bis auf eine Bibel und ein Kreuz an der Wand wurden wir von dem ganzen imaginären Schnickschnack verschont. Sind direkt schlafen gegangen, gab ja auch was aufzuholen.

© Sepp Gmeinwieser, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wandertrip von 30 Tagen und insgesamt 500 Kilometern. Mit Zelt und Gaskocher irgendwo im nirgendwo
Details:
Aufbruch: 16.07.2009
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 16.08.2009
Reiseziele: Deutschland
Österreich
Italien
Der Autor
 
Sepp Gmeinwieser berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.